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Zierfahren zur Herstellung von Tabakfolien Bei der Herstellung von
Zigarren, Zigarillos und Stumpen ist die Verwendung eines sogenannten Umblattes
erforderlich. Es dient dazu, die Einlage zusammenzuhalten, und ermöglicht die Formgebung
des Tabakfabrikats.
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Als Umblatt verwendet man von Natur aus gut glimmende Tabaksorten
oder durch umständliche Behandlung mit Brandsalzen brauchbar gemachte Inlandtabake.
Sie müssen zudem Reißfestigkeit, Zügigkeit und einen weichen, milden Geschmack und
Geruch beim Verglimmen aufweisen.
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Es ist oft versucht worden, das Umblatt durch anderes Material zu
ersetzen. Bekanntgeworden ist vor allem das Papierumblatt, das aus einer geeigneten,
braungefärbten Papiermasse besteht. Der hohe Cellulosegehalt des Papiers macht sich
aber hinsichtlich des Geschmacks der damit bereiteten Tabakwaren ungünstig bemerkbar.
Aus diesem Grunde konnte es sich nur in Notzeiten oder nur für billige Zigarren-,
Zigarillos- und Stumpensorten durchsetzen.
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Versuche, eine Folie allein aus Tabakfasern zu bereiten, haben sich
bisher nicht realisieren lassen, da durch die Aufbereitung des Tabaks zu einer verarbeitungsfähigen,
papierartigen Masse die Geschmacksqualität erheblich herabgesetzt wird. Auch Papier
mit einem bestimmten Tabakgehalt in der Papiermasse brachte keine Vorteile, denn
die Anteile an Tabak konnten in solch einem Papier nicht die Höhe erreichen, die
zum Überdecken des Cellulosegeschmacks erforderlich ist. Auch die Beschichtung von
dünnen Papierbahnen mit Tabakmehl hat sich nicht durchgesetzt.
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Weiterhin ist es bekannt, wasserlösliche OOuellmittel auf Celluloseätherbasis,
unter anderem auch Methylcellulose, oder Polysaccharidverbindungen, wie alginsaure
Alkalisalze, Pektine und Pflanzengummiarten zur Bindung des Tabaks zu benutzen.
Die wäßrigen Aufquellungen dieser Stoffe werden mit feingemahlenem Tabak angeteigt,
unter einer Schutzschicht von Wachspapier zu Folien ausgerollt oder auch durch einen
Schlitz auf Drahtgeflecht ausgepreßt und mit Hilfe von auf 50° C vorgewärmter Luft
getrocknet.
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Die unter Verwendung von wäßrigen Lösungen hergestellten Folien haben
zwar den Vorteil eines hohen Tabakanteils; aber sie sind stark wasserempfindlich
und nur auf Spezialmaschinen verarbeitbar. Auch ist die Reißfestigkeit nicht befriedigend,
wenn man den Tabakgehalt auf die aus geschmacklichen Gründen erforderliche Menge
von 90 % bringt. Es ist auch bekannt, derartige beispielsweise mit Celluloseglykolat
bereitete Folien nachträglich wasserunempfindlicher zu machen, indem man sie mit
zwei- und mehrwertigen Metallsalzlösungen nachbehandelt. Als Metallionen werden
solche von Aluminium, Calzium und Magnesium genannt. Abgesehen davon, daß diese
Nachbehandlung umständlich ist, leidet die Glimmfähigkeit und der Verbund der getrockneten
Iiunstumblattmasse ganz erheblich durch diese Maßnahme. Die ebenfalls vorgeschlagene
Einarbeitung anorganischer Füllsubstanzen zum Zwecke der Verbesserung der mechanischen
Eigenschaften ist unvorteilhaft, da sie den Tabakgehalt herabsetzen und den flotten
Brand des ILunstumblattes verschlechtern.
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Es ist auch versucht worden, wasserunlösliche Cellulosederivate in
Form der Acetylcellulose, Viskose oder Nitrocellulose zur Herstellung von tabakhaltigen
Folien oder Zigarettenhülsen zu verwenden. Die Nitrocellulose ist schon aus gesundheitlichen
Gründen nicht brauchbar. Es entstehen bei der Verschwelung nitrose Gase, die schwere
gesundheitliche Schäden verursachen. Darüber hinaus beeinträchtigen die eben genannten
Stoffe den Geschmack der damit hergestellten Tabakfolien in ungünstiger Weise.
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Es wurde gefunden, daß eine in technischer und geschmacklicher Hinsicht
einwandfreie Tabakfolie aus feingemahlenem Tabak mit einer viskosen Lösung von Methylcellulose
erzeugt werden kann, wenn eine Lösung von Methylcellulose mit einem Methylierungsgrad
von mindestens 1,6 in einem organischen Lösungsmittel wie einem Gemisch aus Methylenchlorid
und Methylalkohol verwendet wird.
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Es hat sich überraschenderweise gezeigt, daß unter Verwendung dieser
speziellen Mittel eine Tabakfolie entsteht, die dem natürlichen Tabakblatt mit seinen
günstigen Eigenschaften gleichwertig ist. Ein aus diesen Mitteln hergestellter Schleim
vermag im Gegensatz zu wäßrigen Schleimen sehr hohe Tabakpuderanteile aufzunehmen.
Das wirkt sich bereits auf die mechanischen Eigenschaften der erzeugten Folie in
überraschend günstiger Weise aus. Diese Folien sind
sowohl von Hand
als auch maschinell leicht verarbeitbar. Vorteilhaft ist dabei weiter, daß anorganische
Zusätze, wie faserige Verfestigungsmittel, nicht erforderlich sind. Die Einarbeitung
eines Weichmachers - z. B. Zuckersirup - ist zusätzlich möglich, aber nicht notwendig.
Ebenso können alle Arten von Aromastoffen zugesetzt werden.
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Die Herstellung der Folie kann durchAusziehen der nach vorstehenden
Ausführungen bereiteten Mischung in einer Schicht von etwa 0,5 bis 1 mm auf einem
glatten, gegebenenfalls gekühlten Untergrund, der starr oder biegsam sein kann,
entweder eben oder gekrümmt ist, erfolgen, wie es bei der Herstellung anderer Folien
und Filme üblich ist. Die Lösungsmittel lassen sich sehr rasch durch Warmluft austreiben
und durch Absorption oder andere geeignete Maßnahmen zurückgewinnen. Die Folie löst
sich ohne Schwierigkeit von der Unterlage, ist flexibel und sofort verarbeitbar.
Das ist deshalb besonders bemerkenswert, weil sich erwiesen hat, daß sich Filme
aus anderen Cellulosederivaten - z. B. Äthylcellulose und Acetylcellulose - bei
dieser Arbeitsweise unter einer derartig hohen, aber notwendigen Anreicherung mit
Tabak nicht mehr von der Unterlage lösen.
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Zur Vermittlung eines Bildes über die mengenmäßige Anwendung der verschiedenen
Stoffe möge folgendes Beispiel dienen: 16,5 Teile getrockneten und gemahlenen Blatt-Tabaks,
der in der Hauptsache aus Teilchen, welche Siebe von 100 bis 200 Maschen pro qcm
passieren, werden in einen Schleim, bestehend aus 24 Teilen Methanol, 58 Teilen
Methylenchlorid und 1,5 Teilen von Methylcellulose mit einem über 1,6 liegenden
Methylierungsgrad, eingerührt. Die so erhaltene homogene dickflüssige Masse wird
mittels einer Ausziehvorrichtung auf eine glatte Unterlage gebracht und durch einen
geschlossenen Warmluftkanal geführt. Nach dem Verflüchtigen der Lösungsmittel, die
wieder zurückgewonnen werden, wird die verarbeitungsfertige Folie abgerollt und
zugeschnitten.
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Die Folie enthält nach dem Abtrocknen 91 17c Tabakanteile und kann
zu Tabakwaren verarbeitet bzw. als Umblatt verwendet werden.