Mittel zur Haarbehandlung, um die Haare zu befähigen, die ihnen einmal gegebene
Form zu behalten.
Es sind sehon verschiedene Präparate be- kannt zur Behandlung von tierischen keratin- haltigen Fasern, um diese Fasern zu befähi- ,, en, die ihnen einmal gegebene Form zu belialten. In erster Linie dienen diese PrÏparate zur Behandlung des menschlichen Haares zweeks Anfertigung von Dauerwellen nach dem Warm-oder Kaltverfahren.
Als Mittel für diesen Zweek sind insbesondere selon alkalisehe Substanzen in wäs- seriger Losung vorgesehlagen worden, wie zum Beispiel Borax, verschiedene Carbonate und Phosphate alkalischer. Stoffe, Ammoniak und Ammoniumsalze, welche aber für die Form gebung gewöhnlieh die Anwendung von'Temperaturen verlangen, die bis in die Nähe des Siedepunktes des Wassers reichen.
Für die Herstellung von sogenannten Kaltdauerwel len, welche einen grossen Fortschritt auf dem Gebiete der Haarbehandlung mit sich brachten, wurden als unsehädliehe und gut wirkende Stoffe Lösungen von Sulfitverbindungen verwendet, welche aber sehr langsam wirken und daher eine erhebliehe Zeit zur Er- stellung der Dauerwellen benötigen, wÏhrend die ebenfalls hierfür in Verwendung befind lichen Losungen von Sulfidverbindungen, insbesondere das Ammoniumhydrosulfid, schlecht rieehend und giftig waren. Die Sulfite muss- ten auch in verhältnismässig starken Konzen- trationen verwendet werden, was die Haare schÏdigt.
Ferner neigen die Haare dazu, Sul fidverbindungen trotz wiederholter naehträg- licher Spülung lange Zeit zurückzuhalten, was zu einem unangenehmen Geruch der Haare Anlass gab, und zudem verloren die Haare stets einen beträchtlichen Anteil ihrer Wellen- form, wenn sie nachträglich na¯ wurden.
Es ist schon ein Produkt für die Formgebung der Haare vorgeschlagen worden, durch welches ein grosser Teil der den bisherigen Mitteln anhaftenden Nachteile beseitigt werden konnte. Dieses Präparat enthÏlt ausser mindestens einem Mereaptan noch eine alkalische Substanz und Wasser in solehen Mengen, dass sein pH-Wert nicht oberhalb 1. 0 liegt. Dieses Präparat brachte entscheidende Fortschritte in der Technik der Herstellung von Kaltdauerwellen. Die mereaptanhaltigen Dauerwellenlösungen verdrängten alle frühe ren Kaltdauerwellenlosungen des Handels, da sie geruchlos und ungiftig sein können und es ermöglichen, die Haare raseh und mit gutem Erfolg zu ondulieren.
Ein sehwerwiegender Nachteil der irn Handel befindlichen mercaptanhaltigen Dauer wellenmittel ist jedoch die Tatsache, dass diese alle in Form flüssiger Lösungen vorliegen.
Die flüssige Form dieser Mittel verunmöglieht es, sie nur genau auf die gewünschten, der Behandl. ung zu unterwerfenden Teile der Haare aufzubringen ; ferner sind Flüssigkei- ten wenig handlich für Lagerung und Versand.
Vorliegende Erfindung bezweckt, ein mer captanhaltiges Dauerwellenmittel in Creme oder Geleeform vorzusehen, welches in Tuber. abgefüllt und direkt auf die zu behandeln- den Haarteile angewendet werden kann. Die vorliegende Erfindung betrifft ein Mittel zur Haarbehandlung, um die Haare zu befähigen, die ihnen einmal gegebene Form zu behalten, und welches mindestens ein Mereap- tan und mindestens eine alkalisehe nu in einem wasserhaltigen Milieu enthält. Das erfindungsgemässe mereaptanhaltige Mittel ist gekennzeichnet durch den Gehalt an solchen Mengen eines Zellulosederivates, dass das Mittel eine creme-oder geleeartige Konsistenz besitzt.
Als Mereaptane, welche in dem erfindungs- gemässen Mittel enthalten sind, werden alle Verbindungen der allgemeinen Formel R-SIT verstanden, in welcher R eine organische Gruppe bedeutet, wie zum Beispiel die Äthylgruppe, die Benzylgruppe usw. Da viele Mercaptane den gleichen Naehteil wie die Sulfide besitzen, das heisst da sie unangenehm riechen, werden vorteilhaft geruchlose oder nur schwachriechende Mercaptane verwendet. Zu diesem Zweeke benutzt man daher hauptsäehlich Mercaptane, welche au¯er der HS-Gruppe noch gewisse sorgfältig ausgewählte andere Gruppen im Molekül enthalten, die den Geruch dieser Körper beträchtlich vermindern.
So werden vorzugsweise Mercaptane mit ioni- sierbaren Gruppen, zum Beispiel sauren oder basischen Gruppen, verwendet. Als besonders geeignet haben sieh dabei Mereaptane mit Carboxylgruppen, wie zum Beispiel Thioglv- kolsäure (Mereaptoessigsäure), erwiesen. Als andere ionisierbare Gruppen kommen Sulfon- gruppen, Sulfatgruppen, Aminogruppen usw. in Frage.
Weitere sehr vorteilhafte.GliedervonMer- captanen sind solche, welche nicht ionisierbare funktionelle Gruppen enthalten, wie zum Beispiel Alkohol-, Aldehyd-, Keto-, Esterund ¯thergruppen. Die formgebende Wir kung auf die Haare ist bei Mercaptanen mit ionisierbaren sauren Gruppen verhältnismässig schwach, und solche Mereaptane sind naehher schwer auswaschbar. Mit Mercaptaner., welche nicht ionisierbare funktionelle Gruppen enthalten, werden die besten Resaltate für die dauernde Formveränderung der Haare erzielt ; zudem sind solche Mereaptane fast geruchlos.
Als besonders geeignet haben sich fiir die Kaltdauerwellenherstellung Mono-, Di-und Polythiopolyoxyverbindungen, insbesondere das Thioglyzerin, erwiesen, welches sehr wirksam, sozusagen geruehlos und mit Wasser allein gut auswasehbar ist.
Als alkalische Substanz im erfindungsge- mässen IIaarbehandlungsmittel wird vorteilhaft Ammonial verwendet. Es können auch noch andere alkalische Substanzen, wie Na triumhydroxyd, Kaliumhydroxyd usw., zug'e- gen sein.
Die Wirksamkeit der Mercaptane als Agen- tien für eine dauernde Formveränderung keratinhaltiger Fasern (Haare) ist besonders gnt bei pH-Werten zwisehen 7 und 10 und d insbesondere zwischen 9, 0 und 9, 5. Wenn der pH-Wert zu niedrig ist, wird nur eine un- genügende Formgebung erzielt, wogegen bei zu hohen pH-Werten ( ber 10) die Haare ge sehädigt oder gar zerstört werden. Der Prl¯ Wert des erfindungsgemässen Mittels soll vor- teilhaft zwischen 9, 3 und 9, 5 liegen. Dies kann zweckmässigerweise dadureh erreicht werden, dass man dem erfindungsgemässen Mittel ein als Puffer wirkendes Gemiseh einverleibt.
ALs Puffer hat sieh insbesondere die Kombination von Aminoessigsäure (Glyko- koll) mit Natriumchlorid und Natriumhydr- oxyd als geeignet erwiesen, mit welcher durch Wahl der Mengen dieser Bestandteile je naeh Art des Produktes das pf, zwisehen 9, 3 und 9, 5 beliebig eingestellt werden kann. An Stelle von Glykokoll kann auch eine andere Aminosäure verwendet werden. Das Natriumehlorid hat zudem einen günstigen Einfluss auf die Durchblutung der Kopfhaut und äussert sich so im positiven Sinne f r den Haarwuehs ; zudem weist es eine gewisse antiseptisehe Wirkung auf.
Das Glykokoll hat die Eigenschaft, mit Mereaptanen (SH-Gruppen) labile Addi tionsverbindungen einzttgehen. Es besitzt also stabilisierende Eigenschaften auf den Gerueh des Präparates. Zudem wird die Lagerfähigkeit aus dem oben erwähnten Grunde bei Anwesenheit von Glykokoll verbessert. Im weiteren stellt das Glykokoll sowie eventuell andere Aminosäuren einen wichtigen Baustein des Haares dar und beeinflusst das Haar nur im positiven Sinne.
Im erfindungsge matit, Haarbehandlungsmittel dient das eventuell verwendete Glykokoll in erster Linie als Stahilisator des Geruches und verhindert eine frühzeitige Oxydation mit dem Luftsauer- stoff.
Das erfindungsgemässe Haarbehandlungs- mittel enthÏlt ferner Wasser und eine solche Menge eines Zellulosederivates, dass es eine creme-oder geleeartige Konsistenz bekommt.
Das Zellulosederivat wirkt also als Verdickungsmittel. Vorteilhaft wird als Zellulose- derivat die Natrium-Carboxymethylcellulose (Tylose) verwendet. Dieses Verdickungsmittel liegt in kolloidalem Zustand im Endprodukt vor und erweist sich als gut hautschützend.
Aus diesem Grunde ist es möglieh, mit dem das genannte Zellulosederivat enthaltenden IIaarbehandlungsmittel ohne Gummihandschuhe zu arbeiten, da es dermatologiseh nicht schädlich wirkt. Vorteilhaft enthält das erfindungsgemässe Mittel einen Oxydationskataly- sator für das Mercaptan, welcher es ermöglieht, das nach der Behandlung im Haar verbleibende Mercaptan mit Wasser allein auszuwaschen, wobei dieses Mercaptan durch den Luftsauerstoff bei Anwesenheit des Oxyda tionskatalysators momentan oxydiert und zerstört wird.
Es ist also keine zusätzliche Spülung mit aktiven'Sauerstoff entwiekelnden Substanzen, wie Losungen von Chloriten, Bromaten, Peroxyden (Wasserstoffsuperoxvd' mehr notig. Als Oxydationskatalysator kommen insbesondere Manganverbindungen, wie Mangansulfat, sowie Verbindungen des Ko balts, Nickels, Kupfers und Platins in Frage.
Das erfindungsgemässe Haarbehandlungs mittel kann aueh noch geringe Mengen Chlorophyll enthalten. Es wurde gefunden, dass gewisse Chlorophyllfraktionen den Ge ruch schlechtriechender, neutraler, basischer oder saurer Substanzen vernichten. Der Zu satz eines speziellen Chlorophyllpräparates ergibt ein praktisch geruchloses Dauerwellen mittel. Es ist ferner erwiesen, dass Chloro phyll und andere Porphyrine eine gewebean- regende Wirkung besitzen, so dass die An wesenheit des Chlorophylls noch zusätzlich pliysiologisch günstig ist.
Man kann dem erfindungsgemässen Mittel auch noeh Fettsäure-Eiweisskondensationspro- dukte einverleiben, wie zum Beispiel das unter der Markenbezeichnung ¸Maipon¯ (¸Lame pon Oc) bekannte Produkt, welches die Haut nicht reizt. Dieses Produkt erhöht in den an gewandten Mengen die Auswaschbarkeit des
Mercaptans mit Wasser aus dem Haar und wird als Netz-und Sehaummittel verwendet.
Das Haarbehandlungsmittel gemäss der Erfin dung kann auch noch Mineral¯le, ölsäure und Äthylenglykol sowie die notigen Mengen
Parfüme enthalten. Mit einigen dieser Stoffe werden dem Haar die notwendigen Mengen Íle und Fette wieder zugeführt, die durch den
Dauerwellenprozess ausgelaugt wurden. Das
Haar erhält durch diese Stoffe wieder seine Geschmeidigkeit und seinen natürlichen Glanz.
Im naehfolgenden Beispiel wird eine vor teilhafte Zusammensetzung des erfindungs- gemässen Haarbehandlungsmittels angegeben, welches als Kalt-DauerwellenprÏparat verwendbar ist :
Glykokoll 9, 0 bis 13, 6 Gewichtsteile Natriumehlorid 7, 5 bis 11, 2 Gewiehtsteile
Natriumhydroxyd 1, 3 bis 1, 9 Gewichtsteile Wasser (destilliert) 155 bis 185 Gewiehtsteile
Chlorophyll spez.
0, 2 bis 0, 3 Gewichtsteile ¸Maipon¯ (FettsÏure-Eiwei¯ kondensationsprodukt) 3, 2 bis 4, 8 Cewiehtsteile Mangansulfat 0, 8 bis 1,2 Gewichtsteile
Thioglyzerin (50%ig) 30 bis 45 Gewichtsteile WässrigeAmmoniaklösung(3 /dg)4,8 bis 7, 2 Gewichtsteile Tylose (Natrium-Carboxymethylcellulose) 9, 6 bis 14, 4 Gewichtsteile Parfum (Freseo) notige Menge
Zur Herstellung von kalten Dauerwellen mit einem Präparat der oben gegebenen Zusammensetzung kann man wie folgt verfahren : Man teilt die Haare in verschiedene Büsehel und verbindet die freien Enden der Haare eines jeden Büschels unter sich.
Die so erhaltenen Maschen werden dann vorteilhaft auf einen Lockenwickler aufgerollt und in die gewünschte Form gebracht. Das oben besehriebene cremeartige Produkt kann vor oder nach dieser mechanischen Formgebung auf die entspreehenden Haarpartien aufgebracht werden. Nach einer genügenden Zeitspannc f r die Wirkung des Präparates werden die Haare dann mit reinem Wasser gespült, wobei infolge der Anwesenheit des Oxydationskatalysators (Mangansulfat) das für die dauernde Formveränderung des Haares verantwortliche Thioglyzerin durch den Luftsauerstoff oxydiert und so entfernt und 1111- wirksam gemacht wird. Auf diese Weise sind die Haare in ihren neuen Formen fixiert und der Kaltdauerwellenprozess ist beendet.
Das erfindungsgemässe Haarmittel hat folgende Vorteile gegenüber den vorher bekannten flüssigen Produkten : Es ist als Creme oder Gelee handlich im Gebrauch und lϯt sich in Tuben abfüllen ; es ist wesentlich mil cler als die bis heute bekannten Produkte und lässt sich genau auf die gewünsehten Partien der Haare aufbringen. Wenn das Mittel einen Oxydationskatalysator enthält, kann das für die dauernde FormverÏnderung des Haares verantwortliche und in ihm enthaltene Mercaptan bei der nachfolgenden Spülung mit Luftsatierstoff allein oxydiert und so entfernt werden. Es können Produkte vorgesehen werden, welche praktisch geruchlos sind und ferner noch physiologisch wichtige Substanzen für den Haarwuchs enthalten.