„Yachay“ bedeutet in Quechua, der Sprache der Indianer im Norden von Ecuador, Wissen, Lernen, Herausfinden und/oder Realisieren. Das Wort umfasst ein Verständnis, wie die Welt funktioniert sowie die Befähigung, diese zu gestalten. Die jetzige ecuadorianische Regierung unter dem Präsidenten Rafael Correa hat nun unter diesem Namen ein Programm lanciert, welches folgende drei Schwerpunkte aufweist: Erstens, die Gründung einer Universität für erneuerbare Energien, Life Science sowie ICT; zweitens, die Ansiedlung von Hightech-Firmen und drittens, die Entwicklung einer grünen Stadt. Im Frühjahr 2014 zogen dazu die ersten Studierenden nach Yachay, der „Stadt des Wissens“ in der Provinz Imbabura. Zudem haben sich bereits erste Firmen auf dem Campus niedergelassen. Es wird also durch geschickte Kombination der Schwerpunkte intensiv daran gearbeitet, aus dem „Nichts“ eine Smart City zu errichten.

Europäische Großstädte sind über Jahrhunderte zu dem gewachsen, was sie heute sind. Einige Stadtverwaltungen haben zudem beschlossen, zusammen mit Bürgern, Organisationen und Firmen den urbanen Lebensraum smarter zu machen. Was heißt das? Zum einen soll beispielsweise Trinkwasser nicht wie in London einfach versickern und zum anderen soll Wärme vom Abwasser genutzt und Straßen mit LED beleuchtet werden. Idealerweise verschwinden auch gleich die lästigen Ampeln, da sich der Verkehr inzwischen selbst regulieren kann (siehe z. B. Beitrag zu „Smart Traffic Flow“).

Nicht ganz überraschend sind einige dieser Städteprogramme kritisiert worden, da sie die Bewohner zu wenig miteinbeziehen. Wie steht es mit der Bürgerbeteiligung? Wie gehen wir um mit der Überalterung? Wie wird der Digital Divide überwunden?

Das Schwerpunktheft zu Smart City möchte Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, ein ausgewogenes Bild über die Vielfalt von Smart Cities vermitteln. Sie finden darin Vorschläge, wie die Bürger stärker in die politischen Entscheide miteinbezogen werden. Smart Living kann beispielsweise für die älteren Bewohner bedeuten, dass erweiterte Pflege- und Betreuungsdienstleistungen genutzt werden (siehe z. B. Beitrag „Selbstbestimmtes Leben trotz Demenz“). Zudem werden die Optionen des Sharing ausgelotet und auf städtische Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion ausgedehnt. „Mit der Kraft der Sonne“ soll, im Sinne der Nachhaltigkeit, Energie gespart werden.

Wir stehen noch ganz am Anfang der Entwicklung zu Smart oder Cognitive Cities, wie es die Autoren des Einführungsbeitrags aufzeigen. Gerade oder eben deshalb sollte möglichst früh darüber nachgedacht werden, wie die „Privatsphäre in smarten Interaktionsräumen“ gestaltet werden kann. Die beiden Soziologinnen der TU Berlin fordern dazu in ihrem Beitrag eine Kultur des Vertrauens auf drei Ebenen: Die individuelle Ebene baut auf einem Mindestmaß an Informiertheit und Entscheidungsmöglichkeit, während die institutionelle Ebene die Kompetenz, die smarten Systeme überprüfen, verstehen und bewerten zu können voraussetzt, so dass eine Wahrung der Persönlichkeitsrechte des Einzelnen möglich ist. Die dritte, gesellschaftliche Ebene, setzt zudem einen regen Diskurs voraus.

Studieren Sie unser Schwerpunktheft und zögern Sie nicht, mit den Autorinnen und Autoren dieser Beiträge, mit den Entscheidungsträgern Ihrer Stadtverwaltungen, mit Familienangehörigen und Freunden in einen solchen Diskurs zu treten.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen eine anregende und weiterführende Lektüre,

Andreas Meier und Edy Portmann

P.S.: Edy Portmann ist als Spezialist für Smart Cities an der Universität Bern tätig und hat sein Knowhow als Gastherausgeber in dieses Schwerpunktheft miteingebracht.