Das wichtigste Kapital einer Intensivstation und eines Notfallzentrums ist das dort arbeitende Personal. In keinem anderen Bereich sind Interprofessionalität und Interdisziplinarität so eng verwoben wie in der Intensiv- und Notfallmedizin.

Die Arbeitsbedingungen sind dabei geprägt von hoher Verantwortung für kritisch kranke Patienten, der Notwendigkeit einer breiten Fachkompetenz und – im Vergleich zu anderen Bereichen eines Krankenhauses – ungünstigen Arbeitszeiten mit vielen Schicht‑, Nacht- und Wochenenddiensten.

Aufgrund der hohen Kompetenzanforderungen sind langfristige Arbeitsverhältnisse für die Qualität der Versorgung unerlässlich, aber aktuell sind – anders als in der Pflege – langjährige Arbeitsverhältnisse in Notfallzentren und Intensiveinheiten für viele ärztliche Kolleg*Innen eher die Ausnahme als die Regel. Damit diese Einheiten nicht nur Weiterbildungsetappen in der beruflichen, ärztlichen Laufbahn sind, sondern auch über viele Jahre ein befriedigender Arbeitsplatz, ist ein umfassendes Personalmanagement erforderlich. Der Artikel von Prof. Dr. W. Behringer und Prof. Dr. C. Dodt beleuchtet die harten Fakten der Personalstärkenberechnung ebenso wie die weichen Faktoren im „human resource management“, die bedacht werden müssen, damit die Intensiveinheiten und Notfallzentren auch über viele Jahre attraktive Arbeitsbereiche bleiben. Was dabei klar wird, ist, dass die Interessenvertretungen der in diesen Bereichen arbeitenden Ärzt*Innen in Deutschland noch viel politische Überzeugungsarbeit leisten müssen.

Ebenfalls von großer Bedeutung ist, wie die Intensiv- und Notfallmedizin in die Weiterbildungscurricula der einzelnen Kliniken eingebunden ist. Eine Rotation von jeweils 6 Monaten ist verpflichtend für beide Bereiche im Rahmen der internistischen Weiterbildung vorgeschrieben. Um eine qualitativ hochwertige Versorgung auf der Intensivstation und in der Notaufnahme gewährleisten und alle dort anfallenden Dienste mit ausreichend qualifizierten Mitarbeitern abdecken zu können, sind diese Rotationszeiten häufig jedoch nicht ausreichend. Ein entsprechendes Konzept, wie auch längere Weiterbildungszeiten auf der Intensivstation und in der Notaufnahme in die internistischen Weiterbildung sinnvoll integriert werden können, stellen Prof. Dr. R. Riessen, Prof. Dr. H.-J. Busch und Prof. Dr. S. John in ihrem Beitrag dar. Längere Weiterbildungszeiten in diesen Bereich würden helfen, die im Weiterbildungskatalog geforderten Kompetenzen zu erwerben, und zudem an der Intensiv- und Notfallmedizin interessierten jungen Kolleginnen und Kollegen in diesen Bereichen ggf. sogar eine einem Schwerpunkt ähnliche Ausbildung ermöglichen. Auf diese Weise und in Kombination mit einer Zusatzweiterbildung Intensivmedizin oder klinisch Notfall- und Akutmedizin, die derzeit in den Bundesländern eingeführt wird, könnten junge Internistinnen und Internisten besser wie bisher für Führungspositionen auf Intensivstationen und in Notfallzentren ausgebildet werden.

Der 3. Beitrag von K. Blanck-Köster, Prof. Dr. M. Roes und Prof. Dr. U. Gaidys zeigt neue Berufsbilder und Formen der Zusammenarbeit im Bereich der Pflege auf. Zahlreiche strukturelle und organisatorische Modelle werden für die erfolgreiche Zusammenarbeit seit vielen Jahren diskutiert. Ein für Deutschland auf den ersten Blick neuer vielversprechender Ansatz ist das „clinical leadership“. Aufgrund der bereits gelebten Praxis der engen Zusammenarbeit eignet sich die Intensivstation für die Erprobung in besonderem Maße. Dabei kommt es zu einer Art Trennung zwischen organisatorischer und fachlicher Führung im Team. Dieser Ansatz wird von manchen „Magnetkrankenhäusern“ bereits verfolgt. Für die Bundesrepublik gibt es erste Ansätze, diese im europäischen und angloamerikanischen Ausland schon gängige Praxis auch zu erproben. Hierbei eignen sich insbesondere Advanced Nurse Practitioners (ANP), die auf einem Masterniveau ausgebildet wurden. Wenn auch viele der gelebten Ansätze auf Intensivstationen bereits dieses Modell vorweisen, so fehlt es oftmals an einer Rechtssicherheit in der Zuschreibung bestimmter Tätigkeiten. Dies könnte durch die neuen ANP gegeben werden und die Schritte hin zu Vorbehaltsaufgaben der Pflege weiter unterstützen. Auch zu diesem Thema geben wir Ihnen eine kleine Übersicht und einen Einblick in dieser Ausgabe der Zeitschrift Medizinische Klinik – Intensivmedizin und Notfallmedizin.

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R. Riessen

figure b

C. Dodt

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C. Hermes