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Schachblume

Art aus der Familie der Liliengewächse

Die Schachblume (Fritillaria meleagris), auch Schachbrettblume oder Kiebitzei genannt, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Liliengewächse (Liliaceae). Sie wird als Zierpflanze verwendet und wurde zur Blume des Jahres 1993 gewählt.

Schachblume

Schachblumen (Fritillaria meleagris) in Mecklenburg

Systematik
Monokotyledonen
Ordnung: Lilienartige (Liliales)
Familie: Liliengewächse (Liliaceae)
Unterfamilie: Lilioideae
Gattung: Fritillaria
Art: Schachblume
Wissenschaftlicher Name
Fritillaria meleagris
L.

Beschreibung

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Erscheinungsbild und Blatt

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Die Schachblume wächst als ausdauernde krautige Pflanze. Dieser vorsommergrüne Geophyt[1] bildet als Überdauerungsorgan eine runde, im Durchmesser 1 bis 2 Zentimeter große Zwiebel, die aus wenigen Zwiebelschuppen besteht.[2] Im zeitigen Frühjahr treibt sie einen etwa 15 bis 20 Zentimeter langen unverzweigten und beinahe runden Stängel. Die oberirdischen Pflanzenteile sind kahl.[2]

Am Stängel stehen wechselständig meist vier bis sechs (drei bis acht)[2] graugrün gefärbte Laubblätter. Die einfache Blattspreite ist maximal 1 Zentimeter breit, linealisch und schmal-rinnig.[3]

Blüte und Frucht

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Illustration von Jacob Sturm (1796)

Die Blütezeit reicht von April bis Mai. Die meist einzelnen, selten zu zweit stehenden Blüten sind nickend[3] bis nach unten hängend. Die zwittrigen, dreizähligen Blüten sind fast geruchlos und breit glockenförmig. Die sechs gleichgestaltigen, etwa 4 Zentimeter langen Perigonblätter, deren stumpfe Spitze meist etwas umgebogen ist, sind schachbrettartig purpurrot-weiß oder grünlich-weiß gefleckt. Selbst bei der völlig weißen Form Fritillaria meleagris f. alba ist die namensgebende Musterung noch schwach zu erkennen. Die sechs Staubblätter werden deutlich von den Perigonblättern überragt. Die 10 bis 13 mm langen freien Staubfäden sind weiß und die Staubbeutel sind gelb. Es sind auffällige Nektarien vorhanden. Drei Fruchtblätter sind zu einem oberständigen, dreikammerigen Fruchtknoten verwachsen. Der Griffel ist dreispaltig.[2]

Die aufrechte, bis 15 mm lange, kantige, dreifächerige Kapselfrucht enthält zahlreiche Samen pro Fruchtfach.[4][3]

Chromosomensatz

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Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 24.[2] Ausgehend von der Chromosomengrundzahl der Gattung Fritillaria von x = 12[5] liegt Diploidie vor.

Ökologie

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Blüte im Längsschnitt: zu erkennen sind weiße Staubfäden und gelbe Staubbeutel, grüner Fruchtknoten und dreispaltiger Griffel
 
Reife dreifächerige Kapselfrucht

Die Schachblume vermehrt sich über Samenbildung und vegetativ durch Brutzwiebeln. Die Schachblume ist ein Kaltkeimer. Die Bestäubung erfolgt über Insekten, wobei Hautflügler wie Hummeln und Bienen eine zentrale Rolle spielen.

Standort und Pflanzensoziologie

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Die Schachblume ist eine Lichtpflanze, das heißt, sie wächst in vollem Licht und erträgt nur in Grenzen eine Beschattung. Ihr ökologischer Schwerpunkt liegt auf nassen, zum Teil überschwemmten, luftarmen, mäßig stickstoffreichen, neutralen Lehm- und Tonböden.[6] Die Schachblume kommt besonders in Gesellschaften der Ordnung Molinietalia, aber auch in denen der Ordnung Arrhenatheretalia vor.[7]

Verbreitung

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Die Schachblume ist ein subatlantisch-submediterranes Florenelement.[7] Nach Krausch erstreckt sich ihr natürliches Verbreitungsgebiet von der Normandie über Mittel- und Südfrankreich, das Alpenvorland, Kroatien, Serbien, Ungarn und bis nach Rumänien. In Mitteleuropa dürfte die Art nicht ursprünglich sein und die Vorkommen auf Verwilderungen und absichtliche Auspflanzungen[8] zurückgehen. Die Schachblume gilt in Deutschland somit als Stinsenpflanze.[9]

In England ist die Schachblume erst seit 1736 wild nachgewiesen.[10] Ein größeres Vorkommen wächst zum Beispiel auf einer Wiese des Magdalen College, Oxford. Weitere englische Vorkommen befinden sich in Ducklington, einer „Site of Special Scientific Interest“,[11] und Cricklade im Tal der oberen Themse.[10]

Das größte zusammenhängende Vorkommen in Deutschland befindet sich in den Feuchtwiesen der beiden aneinander angrenzenden Naturschutzgebiete Sinngrund (Unterfranken) und Sinnwiesen von Altengronau (Hessen) an der Sinn. Der größte Bestand östlich der Elbe kommt in der unmittelbaren Nähe der Stadt Ziesar in Brandenburg vor. Daneben kommt die Schachblume in Deutschland noch an der unteren Elbe bei Hetlingen (dort stehen auf 145 Hektar ca. 80.000 Exemplare)[12],[13] im Naturschutzgebiet Untere Seeveniederung nahe der Mündung des Elbzuflusses Seeve, in einem mittelgroßen Bestand in den Glimmeroder Wiesen bei Hessisch Lichtenau, sowie vereinzelt in den Naturschutzgebieten Heuckenlock (an der Süderelbe bei Moorwerder), Duvenstedter Brook und Wittenbergen, bei Sassenberg in Westfalen (NSG Schachblumenwiesen), am Main (z. B. in Bayreuth)[14] und im Naturschutzgebiet Juliusplate an der Unterweser vor.

In Österreich findet sie sich beispielsweise in der Oststeiermark (Gemeinde Großsteinbach) und im Südburgenland (Schachblumenwiesen Hagensdorf-Luising).

Gefährdung

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Die Schachblume ist in Deutschland stark gefährdet und gilt nach der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV)[1] ebenso wie in Österreich in den einzelnen Bundesländern als besonders geschützt. 1993 wurde sie als Blume des Jahres ausgewählt. Sie ist hauptsächlich durch die Zerstörung ihrer natürlichen Lebensräume in Feucht- und Nasswiesen, Auwäldern und Überschwemmungsbereichen von Flüssen (Flussauen) bedroht. Weiter wirkt sich die anhaltende Eutrophierung der Böden durch Düngemittel ursächlich bestandsmindernd aus. In Österreich gilt die Schachblume als vom Aussterben bedroht. In der Schweiz ist sie seit 2000 vollständig geschützt.[3]

Systematik

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Fritillaria meleagris wurde 1753 von Carl von Linné in Species Plantarum erstbeschrieben.[15] Das Artepitheton meleagris bedeutet „Perlhuhn“ und bezieht sich auf das typische Muster der Blüte.

Nicht mehr zu Fritillaria meleagris gehört[16] Fritillaria tubiformis var. burnatii (Planch.) Rouy (Syn.: Fritillaria meleagris subsp. burnatii (Planchon) Rix[2]).

Giftigkeit

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Wie die meisten Fritillaria-Arten ist die Schachblume für den Menschen giftig. Vor allem die Zwiebel enthält eine Reihe von giftigen Alkaloiden, darunter Fritillin[17] und das Steroidalkaloid Imperialin,[17] das zu Kreislaufbeschwerden, Erbrechen und Krämpfen führen kann –, bei hohen Dosen (besonders bei Kindern) auch zum Herzstillstand.[18] Zur Behandlung werden Spasmolytika verabreicht.

Verwendung als Zierpflanze

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Die erstmals 1572 in botanischer Literatur erwähnte Schachblume wurde in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts als Gartenpflanze nach Mitteleuropa eingeführt. Ein Stillleben des Holländers Jakob de Gheyn II., das zwischen 1600 und 1603 entstand, zeigt Schachbrettblume, Gretchen-im-Grünen, Rosen, Akelei, Maiglöckchen, Stiefmütterchen und eine Schrenk-Tulpe.[19] Sie zählte im 17. Jahrhundert zu den beliebtesten Zierpflanzen der Barockgärten. Im Laufe des 19. Jahrhunderts geriet sie aus der Mode.

Die Schachblume wird, wenn auch wohl seltener als früher, in Gärten zur Bepflanzung von Rabatten und Steingärten und als Schnittblume[20] gezogen. Es existieren Sorten mit weißen, dunkelroten, hellrosafarbenen, rötlichvioletten oder braunpurpurnenen Blütenhüllblättern mit unterschiedlich ausgeprägtem Schachbrettmuster.[20] Sie benötigt feuchten Boden[20] und übersteht trockene Sommer häufig nicht.

Trivialnamen

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Für die Schachblume bestehen bzw. bestanden auch die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen: Fritillariablum, Kiewitsei (Unterweser), Kiwitzei, Kukukstulpe (Pommern) und Perlhuhntulpe (Pommern).[21]

Literatur (alphabetisch sortiert)

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  • Herbert Hollmann: Verbreitung und Soziologie der Schachblume Fritillaria meleagris L. (= Abhandlungen und Verhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins in Hamburg. Neue Folge. Supplement. Band 15). Paul Parey, Hamburg/Berlin 1972.
  • Heinz-Dieter Krausch: Kaiserkron und Päonien rot … Von der Entdeckung und Einführung unserer Gartenblumen. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 2007, ISBN 978-3-423-34412-8, S. 169–171.
  • Ummo Lübben: Die Schachblume: Fritillaria meleagris L. In: Ökoporträt. Band 43, 2007, ISSN 0176-4926, S. 1–4 (PDF-Datei; 778 kB).
  • Edward Martin Rix: Fritillaria L. In: T. G. Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. Volume 5: Alismataceae to Orchidaceae (Monocotyledones). Cambridge University Press, Cambridge 1980, ISBN 0-521-20108-X, S. 31 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Gabriele Russell: Hommage an eine kleine Lilie. Die Schachbrettblume eine kulturhistorische Spurensuche. Heimatverein Sassenberg. Harlinghausen-Druck, Lippstadt 2019.
  • Loki Schmidt: Die Blumen des Jahres. Hoffmann und Campe, Hamburg 2003, ISBN 3-455-09395-7.
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Commons: Schachblume (Fritillaria meleagris) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Schachblume. auf FloraWeb.de
  2. a b c d e f Edward Martin Rix: Fritillaria L. In: T. G. Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. Volume 5: Alismataceae to Orchidaceae (Monocotyledones). Cambridge University Press, Cambridge 1980, ISBN 0-521-20108-X, S. 31 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. a b c d Fritillaria meleagris L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora.. Abgerufen am 26. Juli 2014.
  4. Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2000, ISBN 3-8001-3364-4, S. 693.
  5. Bryan Ness: Fritillaria. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 26: Magnoliophyta: Liliidae: Liliales and Orchidales. Oxford University Press, New York / Oxford u. a. 2002, ISBN 0-19-515208-5, S. 164 (englisch, online).
  6. Heinz Ellenberg, Heinrich E. Weber, Ruprecht Düll, Volkmar Wirth, Willy Werner, D. Paulißen: Zeigerwerte von Pflanzen in Mitteleuropa. (= Scripta Geobotanica. Band 18). 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Erich Goltze, Göttingen 1992, ISBN 3-88452-518-2, S. 107.
  7. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 131.
  8. Werner Hempel: Die Pflanzenwelt Sachsens von der Späteiszeit bis zur Gegenwart. Weißdorn, Jena 2009, ISBN 978-3-936055-57-3, Die Frühneophyten des 18. und 19. Jahrhunderts (1750–1870). S. 182–196.
  9. Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands – Band 7: Pflanzen Landwirtschaftsverlag Münster 2018, ISBN 978-3-7843-5612-9, S. 22.
  10. a b Andy Byfield: A chequered history. Auf: guardian.co.uk, 26. April 2013.
  11. Ducklington Fritillaries. auf: ducklingtonparishcouncil.gov.uk
  12. Wedel-Schlauer Tageblatt vom 18. April 2011.
  13. Vor dem Aussterben bewahren. In: Uetersener Nachrichten. 19. April 2011:
  14. Schutzgrundstücke – Schachblumenwiesen bei Bayreuth. In: bund-naturschutz.de. Bund Naturschutz in Bayern, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. Mai 2012; abgerufen am 24. April 2012: „Nur noch an zwei Stellen Bayerns kann man im Frühjahr die Schachblume (Fritillaria meleagris) bewundern: im unterfränkischen Sinn-Tal und an fünf Stellen in und um Bayreuth.“
  15. Carl von Linné: Species Plantarum. Band 1, Lars Salvius, Stockholm 1753, S. 304, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fwww.biodiversitylibrary.org%2Fopenurl%3Fpid%3Dtitle%3A669%26volume%3D1%26issue%3D%26spage%3D304%26date%3D1753~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D.
  16. Fritillaria meleagris. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 25. Februar 2014.
  17. a b Uwe Lochstampfer: Schachblume, auf: Botanikus. Abgerufen am 22. November 2020.
  18. Schachbrettblume (Fritillaria meleagris). In: giftpflanzen.com. Abgerufen am 24. Juli 2014.
  19. Florence Hopper Boom: An early Flower Piece by Jacques de Gheyn II. In: Simiolus, Netherlands Quarterly for the History of Art. Band 8, Nr. 4, 1975/76, S. 198.
  20. a b c Eckehart J. Jäger, Friedrich Ebel, Peter Hanelt, Gerd K. Müller (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Begründet von Werner Rothmaler. Band 5: Krautige Zier- und Nutzpflanzen. Springer, Spektrum Akademischer Verlag, Berlin/Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8274-0918-8, S. 686–687.
  21. Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, S. 155. (online).