Karl Friedrich August Kahnis
Karl Friedrich August Kahnis (* 22. Dezember 1814 in Greiz (Vogtland); † 20. Juni 1888 in Leipzig) war ein deutscher evangelisch-lutherischer Theologe.
Leben
BearbeitenKahnis studierte an den Universitäten Halle und Berlin. 1844 wurde er außerordentlicher Professor an der Universität Breslau. Dort sollte er die konservativ-lutherische Position repräsentieren, die am Preußischen Hof vor allem von dem Kreis um die Gebrüder Gerlach vertreten wurde.
1848 trat Kahnis aus der Kirche der Altpreußischen Union aus und in die Evangelisch-lutherische Kirche in Preußen über. Ab 1850 lehrte er als Nachfolger von Adolf Harleß auf dem Lehrstuhl für Dogmatik an der Universität Leipzig. 1864/65 war er Rektor dieser Universität. Sein Nachfolger wurde Theodor Brieger. Als Vertreter der Leipziger Universität war er 1857 bis 1864 Abgeordneter der I. Kammer des Sächsischen Landtags.[1] 1883 erhielt er von der Universität Leipzig den Ehrendoktortitel.[2]
Seine Ehefrau[3] war die Gutsbesitzerstochter Elisabeth von Schenckendorff aus Wulkow im Kreis Ruppin, ihr Vater war der Landrat und Rechtsritter[4] des Johanniterordens Friedrich Wilhelm von Schenckendorff und der Luise Elisabeth von Kircheisen (1794–1850).
Lehre
BearbeitenKahnis war, obwohl er dem Neuluthertum zugerechnet werden kann, kein Vertreter einer Repristinationstheologie. Er verstand das Dogma als Ergebnis einer historischen Entwicklung und war dementsprechend der Meinung, dass auch das lutherische Bekenntnis fortentwickelt werden müsse. So kam es, dass er in Fragen der Trinitätstheologie, der Lehre von der Heiligen Schrift und vom Heiligen Abendmahl von den orthodox-lutherischen Positionen abwich. Dies brachte ihm auch Anfeindungen von anderen neulutherischen Theologen wie Hengstenberg und Dieckhoff ein.
Werke (Auswahl)
Bearbeiten- Dr. Ruge und Hegel. Ein Beitrag zur Würdigung Hegel'scher Tenzen. Verlag Franke, Quedlinburg 1838. (Digitalisat)
- Die moderne Wissenschaft des Dr. Strauß und der Glaube unserer Kirche. Verlag Oehmigke, Berlin 1842. (Digitalisat)
- Die Lehre vom hl. Geist. Schmitt, Halle 1847 (nur Bd. 1 erschienen) (Digitalisat)
- Die Lehre vom Abendmahle. Verlag Dörffling & Franke, Leipzig 1851. (Digitalisat)
- Der innere Gang des deutschen Protestantismus. 3. erw. u. überarb. Aufl. Verlag Dörffling & Franke, Leipzig 1874 (2 Bde.) (Digitalisat Teil 1), (Digitalisat Teil 2)
- Die Sache der lutherischen Kirche gegenüber der Union. Sendschreiben an K. I. Nitzsch. Verlag Dörffling & Franke, Leipzig 1854. (Digitalisat)
- Die lutherische Dogmatik. Verlag Dörffling & Franke, Leipzig 1874–75.
- Bd. 1 Prolegomena. Die Lehren von Gottes Wesen, Dreieinigkeit, Schöpfung, Vorsehung, Sünde. (Digitalisat Band 1)
- Bd. 2 Die Lehre von Christi Person und Werk; Gnade, Gnadenmittel, Taufe, Abendmahl, Kirche, Leben nach dem Tode und den letzten Dingen. (Band 2)
- Bd. 3 (Digitalisat Band 3)
- Zeugnis von den Grundwahrheiten des Protestantismus gegen Dr. Hengstenberg. Verlag Dörffling & Franke, Leipzig 1862.
- Die Kirche nach ihrem Ursprung, ihrer Geschichte, ihrer Gestalt. Vorträge im Winter 1865 in Leipzig. Verlag Hinrichs, Leipzig 1865 (zusammen mit Christoph Ernst Luthardt und Bruno Brückner). (Digitalisat)
- Christenthum und Lutherthum. Verlag Dörffling & Franke, Leipzig 1871. (Digitalisat)
- Die deutsche Reformation. Verlag Dörffling & Franke, Leipzig 1872 (Bd. 1, mehr nicht erschienen) (Digitalisat)
- Über das Verhältniß der alten Philosophie zum Christenthum. Verlag Dörffling & Franke, Leipzig 1883. (Digitalisat)
- Der Gang der Kirche in Lebensbildern. Verlag Dörffling & Franke, Leipzig 1881. (Digitalisat)
- Predigten. Verlag Dörffling & Franke, Leipzig 1866–1877 (3 Bde.)
Literatur
Bearbeiten- Volker Stolle: Festhalten und Fortschreiten. Karl Friedrich August Kahnis (1814–1888) als lutherischer Theologe, in: Kontexte. Neue Beiträge zur historischen und systematischen Theologie, Band 43, Edition Ruprecht, Göttingen 2011. ISBN 978-3-7675-7153-2.
- Klaus-Gunther Wesseling: KAHNIS, Karl Friedrich August. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 3, Bautz, Herzberg 1992, ISBN 3-88309-035-2, Sp. 945–948 .
- Helmar Junghans: Kahnis, Karl Friedrich August. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 11, Duncker & Humblot, Berlin 1977, ISBN 3-428-00192-3, S. 29 (Digitalisat).
- Johannes Kunze: Kahnis, Karl Friedrich August. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 50, Duncker & Humblot, Leipzig 1905, S. 749–751.
- Friedrich Julius Winter: D. Karl Friedrich August Kahnis. Ein theologisches Lebens- und Charakterbild seinen ehemaligen Schülern dargeboten. Festschrift, Dörffling & Franke, Leipzig 1896. Digitalisat
- Erinnerungen von Johannes Dittrich an Kahnis in: Teil 4 - Leipzig, 1870 bis 1873, Kapitel 5: Professor Kahnis/ Digitalisat
Weblinks
Bearbeiten- Literatur von und über Karl Friedrich August Kahnis im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- The New Schaff-Herzog Encyclopedia of Religious Knowledge
- Karl Friedrich August Kahnis im Professorenkatalog der Universität Leipzig
- Übersicht der Lehrveranstaltungen von Karl Friedrich August Kahnis an der Universität Leipzig (Sommersemester 1851 bis Wintersemester 1885)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Josef Matzerath: Aspekte sächsischer Landtagsgeschichte – Präsidenten und Abgeordnete von 1833 bis 1952, Hrsg. Sächsischer Landtag, Selbstverlag, Dresden 2001, S. 44.
- ↑ Verzeichnis der Ehrenpromotionen, Ordnung nach Graduierungsjahr; Hrsg. Archiv der Universität Leipzig, Stand 25. Oktober 2020.
- ↑ D. Luthardt: Professor Kahnis †, in: Daheim. Ein deutsches Familienblatt mit Illustrationen, XXIX. Jahrgang, 21. Juni 1888, №. 42, Verlag der Daheim-Expedition, Leipzig 1888, S. 668.
- ↑ L. Freiherr von Ledebur: Wochenblatt der Johanniter-Ordens-Balley Nr. 10. Druck und Verlag G. Hickethier, Berlin, den 6. März 1861, S. 41.
Personendaten | |
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NAME | Kahnis, Karl Friedrich August |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher evangelischer Theologe |
GEBURTSDATUM | 22. Dezember 1814 |
GEBURTSORT | Greiz (Vogtland) |
STERBEDATUM | 20. Juni 1888 |
STERBEORT | Leipzig |