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Illusion

falsche Wahrnehmung der Wirklichkeit

Im engeren Wortsinn ist eine Illusion eine falsche Wahrnehmung der Wirklichkeit. In einem weiteren Wortsinn werden auch falsche Interpretationen und Urteile als Illusion bezeichnet.

Eine Illusion als falsche Wahrnehmung: Scheinbar schwebt der Flying-Tap-Brunnen in Ahmedabad in der Luft, tatsächlich wird er aber durch ein Rohr gestützt, das sich – schlecht sichtbar – in der Mitte des Wasserstrahls befindet

Psychologie / Psychiatrie

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In der psychiatrischen Fachsprache wird unter einer Illusion eine Sinnestäuschung verstanden. In Fällen, in denen bei der Wahrnehmung wirklich Vorhandenes als etwas anderes erlebt oder für anderes gehalten wird, als es allgemein angenommen zu sein scheint, wird von „illusionärer Verkennung“ gesprochen. Illusionen stellen damit eine verfälschte wirkliche Wahrnehmung dar. So wird z. B. ein Baumstumpf als eine sich hinkauernde Gestalt verkannt oder die zweidimensionale Abbildung eines Gegenstandes mit dem dreidimensionalen Gegenstand selbst verwechselt.[1] Illusionen unterscheiden sich deutlich von Halluzinationen, die Wahrnehmungserlebnisse darstellen und damit wie Sinneseindrücke erlebt werden, obwohl sie auf keine entsprechende Reizquelle bezogen werden können. Als Wahn bis hin zur Wahnwahrnehmung wird dagegen nicht eine Wahrnehmung, sondern eine Fehlbeurteilung der Realität bezeichnet, sozusagen eine falsche Meinung darüber, die – ähnlich einer festen Überzeugung oder fixen Idee – mit einer von der konkreten Erfahrung unabhängigen Gewissheit vertreten wird. An dieser wird gleichzeitig mit unbeeinflussbarer, unerschütterlicher Sicherheit festgehalten, auch wenn sie im Widerspruch zur Wirklichkeit und selbst zur bisherigen eigenen Erfahrung einschließlich der von anderen Menschen und deren gesamten Denken und Meinen steht.[2][3]

Theorie der Illusion

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Zur Theorie der Illusion hat Wilhelm Wundt (1832–1920) auf den psychophysiologischen Mechanismus der Assimilation hingewiesen.

Literatur, Literaturtheorie, Literaturwissenschaft

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Bei der Verwendung von Begriffen wie Illusionstheater wird nicht streng zwischen einer falschen Wahrnehmung (einer Illusion im engeren Wortsinn) und einem falschen Urteil (einem Wahn) unterschieden.

Laut Aristoteles liegt das Wesen der dramatischen Kunst darin, dass literarische Stoffe nicht durch Erzählen, sondern durch die Nachahmung und Vergegenwärtigung einer Handlung, also durch Spiel vermittelt wird. Der Begriff der Nachahmung suggeriert, dass sich die nachgespielte Handlung in etwa so, wie sie durch Schauspieler dargestellt wird, wirklich (historisch) ereignet habe, obwohl in Dramen oft nur Möglichkeiten des Handelns von Menschen in Form von Gedankenexperimenten dargestellt werden.[4] Darüber hinaus neigen Zuschauer im Illusionstheater dazu, während des Spiels zu vergessen, dass das Geschehen auf der Bühne sich nicht „wirklich“ ereignet, sondern nur von Schauspielern gespielt wird. Dieser Effekt wird von Anhängern des Illusionstheaters befürwortet.

Erzählungen

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Ein Problem bei der Rezeption fiktionaler Erzähltexte besteht darin, dass bei stories, die nicht offensichtlich fantastische Züge aufweisen, die Gefahr besteht, dass Leser bzw. Hörer der Geschichte diese für faktual halten, d. h. glauben, sie enthielten nur Aussagen über reale (historische) Ereignisse. Inwieweit eine derartige Rezeption durch einen „Fiktionsvertrag“ zwischen dem Autor und seinen Lesern bzw. Hörern ausgeschlossen wird bzw. werden kann, ist in der Literaturtheorie und -wissenschaft umstritten.

Kunst, Technik und Zauberkunst

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Ein Eckspiegel erzeugt eine Illusion auf Basis einer optischen Realität, die vom Gehirn falsch interpretiert wird. Der wenige Meter lange Raum scheint nach hinten nicht zu enden.[5]
 
Schwerkraft umgekehrt – ein durch nachträgliche Fotobearbeitung möglicher Effekt

Auch eine mit technischen Mitteln herbeigeführte Sinnestäuschung wird oft als Illusion bezeichnet.[6] In einem weiteren Wortsinn handelt es sich auch um eine Form der Illusionsbildung, wenn auf bewegten oder unbewegten „realistischen“ Abbildungen nicht mögliche bzw. simulierte Situationen zu sehen sind, die aber dennoch für „real“ gehalten werden (vgl. z. B. das nebenstehende Foto). Maler und Zeichner benutzen bestimmte visuelle Darstellungsverfahren (Trompe-l’œil), um Eindrücke ungewöhnlicher und damit überraschender Art zu kreieren, mit denen Verblüffung und Erstaunen, Verwunderung gar bis hin zu nachhaltigerem Staunen und Wundern zu erreichen ist. Beispielsweise verwendet der Maler und Zeichner Maurits Cornelis Escher gezielt optische Täuschungen (optische Illusionen[7]).

In Spielfilmen wird die Möglichkeit, in Zuschauern Illusionen zu erzeugen, durch den Fortschritt in der Technik, vor allem durch Computer animierte Simulationen, perfektioniert. So gewinnen auch Zuschauer mit scharfer Beobachtungsgabe in einem Film wie Jurassic Park den Eindruck, die Figuren würden „wirklich“ von Sauriern verfolgt. Spätestens seit Einführung des Tonfilms, durch den die „unnatürliche“, pantomimenartige Spielweise des Stummfilms aufgegeben wurde, wird in Mainstream-Filmen „eine in sich geschlossene Darstellung von Illusionen“ gesehen.[8]

Illusionisten wie Zauberkünstler verwenden gegenüber ihrem physisch anwesenden Publikum technische Tricks, mit denen sie psychische Täuschungsmöglichkeiten ausnutzen. Berühmt für solche Effekte ist z. B. der Illusionist David Copperfield.

Allgemeiner Sprachgebrauch

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Falsche Vorstellungen werden in der Umgangssprache durch eine große Zahl von Ausdrücken und Redewendungen bezeichnet, was der Häufigkeit und der Reichweite illusionären Denkens entspricht. So wird von Einbildung gesprochen oder Imagination, Erdichtung, Fiktion und Gaukelspiel, von Fata Morgana, Trugbild, Schimäre, Ausgeburt der Phantasie und Hirngespinst, von Wunschtraum oder Seifenblasen, von Wolkenkuckucksheim, Luftschloss, Phantasmagorie, Träumerei, schönem Schein bis hin zu trügerischer Hoffnung – wie es auch möglich ist, von verlorenen Illusionen zu sprechen, von gefährlichen, schädlichen, vergeblichen bis hin zu jugendlichen und romantischen Illusionen oder Illusionen der Jugend.

Auch eine große Zahl von Redewendungen hält die Alltagssprache bereit: danach kann man sich Illusionen nicht nur machen, man kann sie haben, wecken und nähren, in ihnen leben, sich der einen oder anderen Illusion sogar hingeben, für seine Illusionen gelegentlich aber auch teuer bezahlen müssen, an seinen Illusionen festhalten, sich gar an sie klammern, sie sich nicht nehmen lassen, aber auch aus seinen Illusionen gerissen werden oder erleben, dass sie einem genommen, wenn nicht sogar zerstört oder völlig zunichtegemacht werden.

Etymologie

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Illusion und das ältere, heute ungebräuchliche und praktisch unbekannte Verb illudieren ist eine Ableitung vom lateinischen Verb illudere. Dieses wiederum ist eine Zusammensetzung des Verbs ludere für „spielen“ mit der lokalen Präposition in.

Eine hierauf bezogene Bedeutung von illudere reicht nach Schullexikonangaben dabei von spielend hinwerfen und ins Spiel werfen über sein Spiel treiben, veralbern und verspotten bis zu verhöhnen, täuschen und betrügen.

In anderer Auffassung von „in“-ludere als „innerlich“ spielen gerät Illusion in die Nähe des ähnlich gebildeten deutschen Ausdrucks Gedankenspiel. Von hier leiten sich vielfältige Bedeutungen von Illusion ab, die sämtlich mit Selbsttäuschungen aller Art bis hin zum Selbstbetrug zu tun haben. Dann kann ein täuschender oder (in des Wortes ursprünglicher lateinischer Bedeutung) falscher Eindruck ebenso gemeint sein wie genauso falsche und damit wie immer unrealistische Vorstellungen, die man „sich machen“ oder „bilden“ kann, indem man „sich etwas einbildet“ oder auch „vormacht“. Sigmund Freud, der Begründer der Psychoanalyse, schrieb:[9]

„Illusionen empfehlen sich dadurch, daß sie Unlustgefühle ersparen und uns an ihrer Statt Befriedigungen genießen lassen.“

Sigmund Freud

Ähnliche Fachausdrücke

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Verwandte Fachausdrücke sind: Aura, Phantasma, optische Täuschung, Wissens-Illusion

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Wiktionary: Illusion – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikiquote: Illusion – Zitate

Einzelnachweise

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  1. Mit diesem Effekt spielt z. B. René Magritte in seinem Gemälde La trahison des images. Auf diesem Gemälde ist der Spruch „Ceci n'est pas une pipe“ („Das ist keine Pfeife“) unter der Abbildung einer Pfeife zu lesen. Viele Betrachter, die die französische Sprache beherrschen, verstehen den Satz trotzdem nicht (auf Anhieb), da sie auf dem Bild eine fotorealistisch gemalte Pfeife erkennen.
  2. nach Das AMDP-System – Manual zur Dokumentation psychiatrischer Befunde. Springer, Heidelberg 1978 S. 62f und 67
  3. Uwe Henrik Peters: Lexikon Psychiatrie, Psychotherapie, Medizinische Psychologie. Urban & Fischer, München 62007; ISBN 978-3-437-15061-6, S. 261; (online)
  4. Bayerischer Rundfunk: Nachgefragt - Was heißen Illusion und Nachahmung?. Telekolleg Deutsch. 17. Januar 2013
  5. Der Effekt, dass man zudem nicht zuordnen kann, ob der Mann auf dem Foto auch der Fotograf ist (trifft zu), kommt von einer Art verschachtelter optischer Täuschung: Das Originalfoto (Quellbild) ist etwas größer und zeigt noch einen Teil der Vorderseite des Kamera-Smartphones (das der Mann in der Hand hält) als Spiegelung. Dieser Teil wurde im obigen Bild weggeschnitten.
  6. Der Autor der Sammlung optischer Täuschungen weist in einer Anmerkung allerdings darauf hin, dass er den Ausdruck visuelle oder „Optische Illusionen“ für verfehlt hält.
  7. Vgl. etwa Al Seckel: Optische Illusionen. Tosa, Wien 2003.
  8. Mediengeschichte des Films@1@2Vorlage:Toter Link/www.slm.uni-hamburg.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.. Aussage Harro Segebergs in einem Interview mit Malte Hagener
  9. Zeitgemäßes über Krieg und Tod (1915), S. 331