Harald Seewann
Harald Seewann (* 20. November 1944 in Graz; † 19. Oktober 2023 ebenda[1]) war ein österreichischer Studentenhistoriker. Durch Jahrzehnte widmete er sich der Geschichte der Grazer Korporationen und der jüdischen Studentenverbindungen in Österreich.
Leben
BearbeitenNach der Matura am Realgymnasium Graz studierte Seewann an der Ludwig-Maximilians-Universität München Betriebswirtschaft. Er kehrte 1965 nach Graz zurück und durchlief eine Journalistenausbildung. Er war als Verlagskaufmann bei der Kleinen Zeitung des Katholischen Preßvereins der Diözese Graz-Seckau und nebenbei als freier Journalist tätig. Seit 1964 Mitglied der Grazer akademischen Burschenschaft Marko-Germania (i. d. ArGe Grazer B!B!), widmete er sich seit 1977 der österreichischen Studentengeschichte. Er gehörte 1979 zu den Gründern des Steirischen Studentenhistoriker-Vereins und war Mitglied zahlreicher studentengeschichtlicher Vereine. Er gründete 1995 das Archiv Historia Academica Judaica und war Herausgeber des gleichnamigen Periodikums.[2] Im Mittelpunkt steht das (frühere) jüdisch-nationale Korporationsstudententum.
Ehrungen
Bearbeiten- Alter Herr h. c. der pennalen Burschenschaft Saxo-Libertas Czernowitz
- Ehrenmitglied der Akademischen Tafelrunde Weststeiermark zu Deutschlandsberg
- Ehrenmitglied des IGUL – Ring der Altherrenverbände zionistisch-akademischer Verbindungen (als einziger Nichtjude)
- Ehrenmitglied des Steirischen Studentenhistoriker-Vereins (2021)[3]
- Professor (Berufstitel) (2007)
- Bürger der Stadt Graz
Publikationen
BearbeitenSchriftenreihe des Steirischen Studentenhistoriker-Vereins
Bearbeiten- Studentische Umtriebe in Graz in den Jahren 1819–1821 und ihre behördliche Verfolgung. Ein Beitrag zur Geschichte der frühburschenschaftlichen Bewegung in Graz. Graz 1981, 96 Seiten. GoogleBooks
- Die „Freya“ und das Verbrüderungsfest von 1849. Ein Beitrag zur Grazer Studentengeschichte. Graz 1982, 54 Seiten, 2 Abbildungen (davon 1 Faksimile). GoogleBooks
- Für Licht und Wahrheit. Daten, Fakten und Unterlagen zur Chronik der Grazer Akademischen Legion 1848. Graz 1983, 156 Seiten, 3 Abbildungen.
- Der deutsche Student im Jahr der Volkserhebung 1813. Aula (Graz), Nr. X.1983, 159 Seiten, 5 Abbildungen.
- mit Th. Weichmann: Die Jüdisch-Akademische Verbindung Charitas Graz 1897–1938. Ein Beitrag zur Geschichte des Zionismus auf Grazer Boden. 1986, 106 Seiten, 12 Abbildungen (Faksimilia).
- Die JAV Charitas Graz 1897–1938 (mit einer Auswahl von Beiträgen zur Geschichte und zur Selbstdarstellung des bis zum Jahre 1938 bestandenen jüdisch-nationalen Waffenstudententums in Österreich). 1987, 54 Seiten, 32 Abbildungen (davon 7 Faksimilia).
- Die baltischen studentischen Zusammenschlüsse in Graz. Eine Dokumentation. 1988, 42 Seiten, 11 Abbildungen (davon 9 Faksimilia).
- Die Korporationen an den Höheren technisch-gewerblichen, landwirtschaftlichen und forstlichen Lehranstalten in Österreich. Ein Beitrag zur Geschichte des Korporationswesens an Höheren berufsbildenden Fachschulen. Graz 1989, 148 Seiten, 97 Abbildungen (davon 18 Faksimilia, 5 Zirkeltafeln).
- Hochschulpolitik in Graz in den Jahren 1919 bis 1938 und das nationale Korporationsstudententum. Eine Quellensammlung. 1999, 96 Seiten, 9 Abbildungen, 31 Faksimilia.
- mit R. Reimann: 25 Jahre StStV. Der Steirische Studentenhistoriker-Verein 1979/80–2005. 2005, 60 Seiten, 11 Abbildungen, 8 Faksimilia.
- mit Th. Weichmann (Hrsg.): Karl Hugelmann: Geschichte der Akademischen Verbindung „Orion“ Graz 1864–1875. Graz 2009, 110 Seiten, 22 Abbildungen. GoogleBooks
- Das frühe Mensurwesen in (Alt-)Österreich (1860–1880) und das „konservative Prinzip“ – eine Quellensammlung. Graz 2011, 180 Seiten, 39 Abbildungen.
Einst und Jetzt
Bearbeiten- Ergänzung zum Beitrag „Das war der Herr von Rodenstein“. Bd. 22 (1977), S. 273.
- Dem Andenken des Studentenhistorikers Dr. Oskar Scheuer. Bd. 33 (1988), S. 239–242.
- Teutonia Dorpat/Tübingen – eine Verbindung deutscher studierender Kolonistensöhne aus Rußland (1908–1933). Bd. 34 (1989), S. 197–203.
- „Mit Wort und Wehr für Judas Ehr!“ Jüdisch-nationale Studentenverbindungen als Wegbereiter des Zionismus auf akademischem Boden in Österreich. Bd. 38 (1993), S. 207–215.
- Max Aub – Spurensuche nach einem Münchner 1848er. Ein Fallbeispiel incorporierter jüdischer Emanzipation. Bd. 39 (1994), S. 155–162.
- Die pennale Burschenschaft Quercus in Freistadt/Oberösterreich (1880–1884). Ein Beitrag zur Geschichte des österreichischen pennalen Korporationsstudententums. Bd. 39 (1994), S. 269–280.
- „Dem Freunde Freund!“ Ein Göttinger Stammbuchblatt aus dem Jahre 1825. 39 (1994), S. 285–292.
- Das „Waidhofener Prinzip“. Die versuchte Ehrabsprechung Juden gegenüber als Manifestation von studentischem Antisemitismus an österreichischen Hochschulen im Jahre 1896. Bd. 40 (1995), S. 149–190.
- Das nationale Selbstverständnis der studentischen Korporationen in Polen 1921–1928. Ein Beitrag zur Geschichte nichtdeutschen Farbenstudententums. Bd. 41 (1996), S. 135–154.
- Tübinger SC-Bierkommission vom Sommersemester 1888. Bd. 42 (1997), S. 157–158.
- Burschentum in St. Petersburg und Moskau. Eine Übersicht über die ehedem in diesen Städten gegründeten Korporationen. Bd. 43 (1998), S. 157–178.
- Der Akademische Verein „Nord-Club“ an der Bergakademie Freiberg/Sa. 1902 bis 1935. Bd. 43 (1998), S. 251–260.
- Theodor Herzl. Vom Burschenschafter zum Vater des Judenstaats. Bd. 45 (2000), S. 121–138.
- Korporatives im Leben des Nobelpreisträgers Otto Loewi [Burschenschaft Germania Straßburg]. Bd. 49 (2004), S. 251–263.
- Für Volkes Ehr und Wohl. Die jüdisch-nationale akademische Verbindung Hasmonaea Czernowitz (1891–1940) und der Kampf um die Anerkennung der jüdischen Nationalität. Bd. 61 (2006), S. 163–198.
- Licaria München (1895–1933). Eine Verbindung deutscher Studenten jüdischen Glaubens im waffenstudentischen Spannungsfeld. Bd. 52 (2007), S. 177–221.
- Jüdisches Burschentum im Baltikum. Der Couleurcomment der Verbindung jüdischer Studenten Hasmonaea Dorpat. Bd. 61 (2016), S. 103–114.
Historia Academica Judaica
Bearbeiten- Folge 1: Zirkel und Zionsstern. Bilder aus der versunkenen Welt des jüdisch-nationalen Korporationsstudententums. Ein Beitrag zur Geschichte des Zionismus auf akademischem Boden. Graz 1990, 283 Seiten.
- Folge 2: Zirkel und Zionsstern. …. Graz 1990, 372 Seiten.
- Folge 3: Zirkel und Zionsstern. …. Graz 1992, 418 Seiten.
- Folge 4: Zirkel und Zionsstern. …. Graz 1994, 651 Seiten.
- Folge 5: Zirkel und Zionsstern. …. Graz 1996, 654 Seiten.
- Folge 6: Theodor Herzl und die akademische Jugend. Eine Quellensammlung über die Bezüge Herzls zum Korporationsstudententum. Graz 1998, 223 Seiten.
- Folge 7: JAV Charitas Graz 1897–1938. Die Geschichte einer jüdischen Studentenverbindung in Worten, Bildern und Dokumenten. Graz 2001, 319 Seiten. GoogleBooks
- Folge 8: Erloschenes Burschentum in der Bukowina. Streiflichter auf das Leben und Wirken der jüdisch-nationalen akademischen Verbindung Hebronia Czernowitz (1900–1936). Graz 2016, 92 Seiten Text, 23 Seiten Anhang.
- Folge 9: Korporatives Leben der Czernowitzer jüdisch-akademischen Verbindungen Hasmonaea, Hebronia und Zephira in den Jahren 1897–1914 im Spiegel der Presse. Graz 2016, 133 Seiten.
- Folge 10: A.V. Kadimah. Fundstücke zur Chronik der ältesten jüdisch-nationalen Studentenverbindung (Wien 1882–1938), Bd. 1. Eine Dokumentation, 488 Seiten. Graz 2017.[4]
- A.V. Kadimah. Fundstücke zur Chronik der ältesten jüdisch-nationalen Studentenverbindung (Wien 1882–1938), Bd. 2. Eine Dokumentation, 767 Seiten. Graz 2022.
Sonstiges
Bearbeiten- Der Richard-Wagner-Trauerkommers. Wien, 5. März 1883. Eine Dokumentation (134 Seiten). Graz 2016.
- Die Beschlussfassung des „Waidhofener Prinzips“ von 1896. Eine Dokumentation (189 Seiten). Graz 2017.
- Bewegte Jahre. Studentische Auseinandersetzungen an der Wiener Universität in der Zeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts bis zum Jahre 1925. Eine Dokumentation (261 Seiten). Graz 2018.[4]
- „Allzeit voran!“ Streiflichter auf die Geschichte der Akademischen Verbindung Libanonia Wien (1894–1938). Eine Dokumentation. Graz 2019.
- „Freundschaft, Freiheit, Ehre!“ Die Burschenschaft Budovisia im B.C. zu Wien (1894–1938). Ein Beitrag zur Geschichte des deutsch-freiheitlichen Verbindungswesens in Wien, 569 Seiten (mit Abbildungen und Faksimiles). 2019.
- Das Corps Cimbria Wien. Materialien zur Geschichte eines altösterreichischen Corps (1870–1899). Graz 2020.
- Student – Offizier – k.u.k. Diplomat. Vom Corpsstudenten zum Diplomaten – Stationen im außergewöhnlichen Lebensweg des Fürsten Raoul Wrede. Eine Dokumentation. Graz 2021.
- Zwei namens Freud in der A.V. Kadimah Wien (AKSt)
- Die Denkschriften des Senioren-Conventes der jüdisch-akademischen Verbindungen Wiens von 1919 und des Ringes der Alt-Herren-Verbände der zionistischen Verbindungen von 1930. Ein Beitrag zur verwehrten Gleichberechtigung jüdisch-nationaler Korporationen an österreichischen Hochschulen. Graz 2021.
Literatur
Bearbeiten- Seewann, Harald, in: Friedhelm Golücke: Verfasserlexikon zur Studenten- und Hochschulgeschichte. Ein bio-bibliographisches Verzeichnis. SH-Verlag, Köln 2004. ISBN 978-3-89498-130-3, S. 306–308.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Kleine Zeitung, 25. Oktober 2023
- ↑ Nachruf auf den Studentenhistoriker Professor Harald Seewann – Arbeitskreis der Studentenhistoriker – AKSt. 7. Oktober 2023, abgerufen am 1. November 2023 (deutsch).
- ↑ Hohe Ehrung für Professor Seewann: Ehrenmitgliedschaft des StStV – Arbeitskreis der Studentenhistoriker – AKSt. Abgerufen am 8. Februar 2023 (deutsch).
- ↑ a b A. V. Kadimah: Harald Seewann legt große, neue Dokumentation vor (bruecklmeierverein.de)
Personendaten | |
---|---|
NAME | Seewann, Harald |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Studentenhistoriker |
GEBURTSDATUM | 20. November 1944 |
GEBURTSORT | Graz |
STERBEDATUM | 19. Oktober 2023 |
STERBEORT | Graz |