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Charbrowo (deutsch Charbrow, seit 29. Dezember 1937 Degendorf;[2] slowinz. Ꭓãbrɵvɵ[3]) ist ein Dorf in der Gemeinde Wicko (Vietzig) bei Lębork (Lauenburg i. Pom.) in der polnischen Woiwodschaft Pommern.

Charbrowo
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Charbrowo (Polen)
Charbrowo (Polen)
Charbrowo
Basisdaten
Staat: Polen

Woiwodschaft: Pommern
Powiat: Lębork,
Gmina: Wicko
Geographische Lage: 54° 41′ N, 17° 36′ OKoordinaten: 54° 40′ 40″ N, 17° 35′ 47″ O
Einwohner: 746 (31. März 2011[1])
Postleitzahl: 84-352 (Wicko)
Telefonvorwahl: (+48) 59
Kfz-Kennzeichen: GLE
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DW 214: WickoŁeba
Nächster int. Flughafen: Danzig

Geographische Lage

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Das Kirchdorf liegt in Hinterpommern, etwa acht Kilometer südöstlich von Leba und 18 Kilometer nordnordwestlich von Lauenburg in Pommern.

Nachbardörfer sind Krakulice (Karlshof) im Nordwesten, Wrzeście (Freist) im Osten und das etwa zwei Kilometer entfernte Wicko (Vietzig) im Süden.

 
Charbrow, Kirchdorf, ostnordöstlich der Stadt Stolp (früher Stolpe geschrieben), nordnordwestlich von Lauenburg i. Pom. und südsüdöstlich der Stadt Leba, auf einer Landkarte von 1794
 
Charbrow, nordnordwestlich von Lauenburg in Pommern und südsüdöstlich der Stadt Leba, auf einer Landkarte von 1910

Geschichte

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Ehemaliges Gutshaus der Familie Somnitz (Aufnahme 2010)
 
Gutshaus (2010), Eingangsfassade

In alten Urkunden, so auch noch zur Zeit des Olivaer Friedens 1660, als Lorenz Christoph von Somnitz hier Erbherr war, wurde die Ortschaft Gerberow genannt. Das spätere Charbrow war ein altes Kirchdorf mit einem Vorwerk, das früher ein Adelssitz war.

Im Jahr 1286 schenkte Herzog Mestwin II. von Pommerellen Charbrow dem Kujavischen Domkapitel[4] in Leslau.[5] Im Jahr 1564 kaufte der Lauenburger Landeshauptmann Ernst von Weiher, der ältere Bruder des Camminer Bischofs Martin von Weiher, die Dörfer Charbrow, Labenz und Ossecken, die zuvor zum Kloster Zuckau gehört hatten, von dem Leslauer Bischof Jakub Uchański für 12.000 Taler.[6] Im 17. Jahrhundert fiel Charbrow an die Familie Krockow.[7] Um die Mitte des 18. Jahrhunderts wurde das Landgut von der Adelsfamilie von Somnitz aufgekauft, die es bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs im Frühjahr 1945 verwaltete. Um 1780 gab es in Charbrow:[8] ein Vorwerk mit einem repräsentativen Herrschaftshaus, das Schloss Charbrow, eine Wassermühle, eine Kirche mit einem Prediger und einem Küster, elf Bauern, fünf Halbbauern, fünf Kossäten, einen Gasthof, eine Schmiede und insgesamt 43 Feuerstellen (Haushalte). Die Dorfbewohner betrieben neben Landwirtschaft auch Fischerei auf dem Lebasee und in drei Teichen. Zweimal jährlich wurde in dem Dorf ein Markt abgehalten. In den Jahrhunderten vor der Bodenreform in Hinterpommern Anfang des 19. Jahrhunderts hatte sich das Dorf im Besitz der Familie Somnitz befunden.

Am 1. April 1927 hatte das Gut Chabrow eine Flächengröße von 2450 Hektar, und am 16. Juni 1925 hatte der Gutsbezirk 477 Einwohner.[9] Am 30. September 1928 wurde der Gutsbezirk Charbrow in die Landgemeinde Charbrow eingegliedert.[2]

Anfang der 1930er Jahre hatte die Landgemeinde Charbrow eine Flächengröße von 30,5 km². Innerhalb der Gemeindegrenzen standen insgesamt 68 bewohnte Wohnhäuser an sechs verschiedenen Wohnstätten:[10]

  1. Abbau Ziegelei
  2. Charbrow
  3. Heide
  4. Karlshof
  5. Ringofenziegelei
  6. Ziegelei

Um 1935 gab es in Charbrow unter anderem einen Gasthof, einen Gemischtwarenladen, eine Bäckerei, eine Gärtnerei, eine Tischlerei und eine Ziegelei.[11]

Charbrow wurde am 29. Dezember 1937 in Degendorf umbenannt.[2]

Bis 1945 bildete Degendorf eine Landgemeinde im Landkreis Lauenburg in Pommern im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern des Deutschen Reichs. Degendorf war Amtssitz des Amtsbezirks Degendorf.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs besetzte im Frühjahr 1945 die Rote Armee die Region. Bald darauf wurde Hinterpommern zusammen mit Westpreußen und der südlichen Hälfte Ostpreußens von der Sowjetunion der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. In Degendorf trafen danach polnische Zivilisten ein, von denen die einheimischen Dorfbewohner aus ihren Häusern und Gehöften gedrängt wurden. Degendorf wurde unter der polonisierten Ortsbezeichnung ‚Charbrowo‘ verwaltet. Bis etwa 1947 wurden die einheimischen Dorfbewohner von der polnischen Administration aus Degendorf vertrieben.

Demographie

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Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1818 270 davon 264 Einwohner im Kirchdorf und sechs auf der Ziegelei[12]
1867 645 am 3. Dezember, davon 194 im Dorf und 451 im Gutsbezirk[13]
1871 676 am 1. Dezember, davon 241 im Dorf (240 Evangelische, ein Katholik) und 435 im Gutsbezirk (sämtlich Evangelische)[13]
1910 715 am 1. Dezember, davon 186 Einwohner im Dorf und 529 im Gutsbezirk[14]
1925 661 darunter 653 Evangelische und acht Katholiken[10]
1933 612 [15]
1939 584 [15]
Anzahl Einwohner nach dem Zweiten Weltkrieg
Jahr 2008 2011
Einwohner 560 ca. 750

Dorfkirche

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Von Lorenz Christoph von Somnitz (1612–1678) gestiftete Dorfkirche (Aufnahme 2010), bis 1945 Gotteshaus der evangelischen Pfarrgemeinde Degendorf
 
Dorfkirche (2010), Rückansicht
 
Innenraum (2010), mit nach 1945 dem katholischen Ritus angepassten Sitzbänken

Die von Lorenz Christoph von Somnitz (1612–1678) gestiftete Dorfkirche stand seit Mitte des 18. Jahrhunderts unter dem Patronat der Familie von Somnitz-Charbrow. Wie ebenfalls in Osseken und einigen anderen Orten des kaschubischen Winkels, wurde in der Dorfkirche noch im 19. Jahrhundert außer auf Deutsch auch auf Kaschubisch gepredigt.[16]

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das evangelische Gotteshaus von der polnischen Administration zugunsten der Römisch-katholischen Kirche in Polen zwangsenteignet und vom polnischen katholischen Klerus ‚neu geweiht‘.

Kirchspiel bis 1945

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Das evangelische Kirchspiel war in Degendorf. Seit der Reformation hatten bis zum Jahr 1671 lutherische Pfarrer die Kirchengemeinde betreut. Anschließend waren in der Gemeinde bis 1736 evangelisch-reformierte Geistliche tätig gewesen, danach bis 1945 wieder lutherische. Der Bestand an Kirchenbüchern reichte bis 1673 zurück.[17]

Pfarrer bis 1945
  • Paul Caßius (* 5. Oktober 1667, † 25. Januar 1727), war von Juli 1690 bis Mitte Oktober 1701 Pfarrer in Charbrow.[18]
  • Johann Behnke (* 1739), war um 1780 Pfarrer in Charbrow.[19]
  • August Bechthold, war um 1870 Pfarrer in Charbrow[20]
  • Kurt Trowitzsch, letzter deutscher Pfarrer vor 1945[21]

Polnisches Kirchspiel seit 1945

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Die seit 1945 und Vertreibung der einheimischen Dorfbewohner anwesende polnische Einwohnerschaft ist größtenteils katholisch.

Hier lebende evangelische Polen sind dem Pfarramt in Stolp in der Diözese Pommern-Großpolen der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen zugeordnet, das eine gottesdienstliche Außenstation in Lauenburg i. Pom. unterhält.

An das Straßennetz ist das Dorf über die Woiwodschaftsstraße 214 angeschlossen, die ehemalige Poststraße zwischen Lauenburg und Leba.

Persönlichkeiten

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In älterer Zeit sollen ein an der weiß getünchten Schloss-Außenwand sichtbar gewesener dunkler Flecken und ein in eine Eiche neben der Kirchenpforte eingewachsener eiserner Haken Gegenstände lokaler Erzählungen gewesen sein.[22]

Literatur

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  • Charbrow, Rittergut, Kreis Lauenburg Pomm., Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Charbrow (meyersgaz.org)
  • Pommersches Güter-Adressbuch, Friedrich Nagel (Paul Niekammer), Stettin 1892, S. 116–117 (Google Books).
  • P. Ellerholz: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche, Band 2: Provinz Pommern, 2. Auflage, Nicolai (Stricker), Berlin 1884, S. 42–43 (Google Books).
  • Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, 2. Band, Stettin 1784, S. 1066–1067, Ziffer (12) (Google Books).
  • O. Knoop: Die Abnahme der kassubischen Bevölkerung im Kirchspiel Charbrow. In: Baltische Studien, Hrsg. Gesellschaft für Pommersche Geschichte und Alterthumskunde, Jg. 33, Hercke & Lebeling, Stettin 1883, S. 368–370. (Digitalisat).
  • Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser 1901. Der in Deutschland eingeborene Adel (Uradel), Jg. 2, Justus Perthes, Gotha 1900. Digitalisat
  • Franz Schultz: Geschichte des Kreises Lauenburg in Pommern. H. Badengoths Buchdruckerei, Lauenburg 1912, S. 339–343. (ub.uni-greifswald.de).
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Commons: Charbrowo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. GUS 2011: Ludność w miejscowościach statystycznych według ekonomicznych grup wieku (polnisch), 31. März 2011, abgerufen am 26. Juni 2017
  2. a b c Amtsbezirk Degendorf (Territorial.de)
  3. Eintrag im „Slowinzischen Wörterbuch“ von Friedrich Lorentz. Zum System der Slowinzisch-Lautschrift von Lorentz, vgl. „Slowinzische Grammatik“, S. 13–16 (scan 40–43), anschließend die Lautlehre.
  4. August Karl Holsche: Geographie und Statistik von West-, Süd- und Neu-Ostpreußen. Nebst einer kurzen Beschreibung der Geschichte des Königreichs Polen bis zu dessen Zerteilung. 2. Band, Berlin 1804, S. 249.
  5. Johann Jakob Sell: Geschichte des Herzogtums Pommern von den ältesten Zeiten bis zum Tode des letzten Herzogs, oder bis zum Westfälischen Frieden. 1. Teil, Berlin 1819, S. 349-350, Fußnote b).
  6. Reinhold Cramer: Geschichte der Lande Lauenburg und Bütow. Teil I, Königsberg 1858, S. 183.
  7. Czesław Biernat (Hrsg.): Staatsarchiv Danzig: Wegweiser durch die Bestände bis zum Jahr 1945. Oldenbourg, München 2000, S. 515.
  8. Ludwig Wilhelm Brüggemann (Hrsg.): Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern: II. Teil, 2. Band, Stettin 1784, S. 1066-1067, Nr. 12.
  9. Kurt Albrecht: Die preußischen Gutsbezirke, in: Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts, 67. Jahrgang, Berlin 1927, S. 344–477, insbesondere S. 398 (Google Books).
  10. a b Die Gemeinde Charbrow im ehemaligen Kreis Lauenburg in Pommern (Memento vom 22. August 2018 im Internet Archive) (Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft, 2011)
  11. Klockhausʼ Kaufmännisches Handels- und Gewerbe-Adressbuch des Deutschen Reichs, Band 1 A, Berlin 1935, S. 1002 (Google Books).
  12. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des Preussischen Staats. Band 1: A–F, Karl August Kümmel, Halle 1821, S. 223, Ziffern 53 und 54.
  13. a b Königl. Preußisches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Berlin 1874, S. 164-165, Ziffer 10, und S. 168-169, Ziffer 84
  14. gemeindeverzeichnis.de
  15. a b Michael Rademacher: Provinz Pommern – Landkreis Lauenburg i. Pom. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  16. Georg von Viebahn (Hrsg.): Statistiken des zollvereinten und nördlichen Deutschlands. II. Teil: Bevölkerung, Bergbau, Bodenkultur. Berlin 1862, S. 78 (Google Books).
  17. Martin Wehrmann: Die Kirchenbücher in Pommern, in: Baltische Studien, Band 42, Stettin 1892, S. 201–280, insbesondere S. 223 (Google Books).
  18. Johann Christoph Strodtmann und Ferdinand Stosch (Hrsg.): Das neue gelehrte Europa. 17. Teil, Wolfenbüttel 1763, S. 919-920.
  19. Georg Christoph Hamberger und Johann Georg Meusel (Hrsg.): Das gelehrte Teutschland. Lexikon der jetzt lebenden Teutschen. Band 1, Lemgo 1796, S. 215.
  20. August Bechthold: Chronik der Kirche zu Charbrow, Kreis Lauenburg in Pommern. 1869.
  21. Kurt Trowitzsch: Chronik der Kirchengemeinde Charbrow. 1951.
  22. O. Knoop: Allerhand Scherz, Neckereien, Reime und Erzählungen über pommersche Orte und ihre Bewohner. In: Baltische Studien, Jg. 41, Léon Saunier, Stettin 1891, S. 99–203, insbesondere S. 113, Ziffer 29 (Digitalisat).