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Ben Whishaw

britischer Theater- und Filmschauspieler

Benjamin John Whishaw (* 14. Oktober 1980 in Hitchin, Hertfordshire[1][2]) ist ein britischer Theater- und Filmschauspieler. Neben seiner Theaterarbeit hat er seit Ende der 1990er-Jahre in mehr als 20 Film- und Fernsehproduktionen mitgewirkt, für die er unter anderem mit dem Golden Globe und Emmy ausgezeichnet wurde. Internationale Bekanntheit erlangte er durch seine Hauptrolle des Jean-Baptiste Grenouille in der Literaturverfilmung Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders. Vorwiegend wurde er im Film und Theater mit der Darstellung von verletzlichen und androgynen Figuren betraut.[3][4]

Ben Whishaw (2008)

Ausbildung und erste Theaterrollen

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Ben Whishaw entstammt einer Familie aus Bedfordshire, die keinen Bezug zur Kunst beziehungsweise zum Theater hatte. Sein Vater, ein ehemaliger Fußballspieler, arbeitet in der IT-Branche und ist deutsch-russischer sowie französischer Herkunft.[3] Whishaws Großvater väterlicherseits war 1922 als Sohn eines Deutschen und einer Russin unter dem Namen Jean Vladimir Stellmacher in Istanbul geboren worden und war während des Zweiten Weltkrieges als Spion für die Briten tätig gewesen. Später heiratete er die Französin Olga Bernard und siedelte nach Großbritannien über, wo er sich anschließend in John Victor Whishaw umbenannte.[5] Seine Mutter war bei der britischen Ladenkette John Lewis angestellt. Er hat einen zweieiigen Zwillingsbruder,[4] der in der Finanzbranche tätig ist.[3] Whishaw, der sich in seiner Kindheit als scheu beschrieb, übernahm Rollen in Schulaufführungen und besuchte ab dem 14. Lebensjahr das Jugendtheater in Hitchin, woraufhin er sich für eine Karriere als Schauspieler zu interessieren begann. „Was ich am Theater mochte, war, dass es ein geordneter Platz war, wo du gehört wirst. Wo deine Worte dir gegeben werden. Wo du Dinge ausdrücken kannst, die du normalerweise nicht ausdrücken würdest. Ich denke, ich fühlte mich dort selbstsicherer als im wahren Leben“, so Whishaw.[4]

Whishaw besuchte das Samuel Whitbread Community College in Clifton, bevor er an die renommierte Royal Academy of Dramatic Art wechselte. Der 175 cm große Schauspieler agierte in der traditionsreichen Londoner Schauspielschule in so unterschiedlichen Rollen wie die des Konstantin/Yakov bzw. Don Pedro in John Beschizzas Inszenierungen von Tschechows Die Möwe bzw. William Shakespeares Komödie Viel Lärm um nichts, sowie den Stanley in dem von Richard Williams inszenierten Stück The Birthday Party. Nach dem Abschluss seines Schauspielstudiums im Jahr 2003 war er im selben Jahr in Nicholas Hytners His Dark Materials am Royal National Theatre zu sehen. 2004 spielte Whishaw unter der Regie von Trevor Nunn die Titelrolle des Hamlet im Old Vic Theatre. Whishaw teilte sich in der vor allem mit jungen Darstellern besetzten Produktion der Big Spirit Theatre Company die Hauptrolle mit Al Weaver, was den beiden jungen Schauspielern laut Trevor Nunn den Druck nehmen sollte. Whishaw, der an allen Abenden außer montags und an Matinées einen der jüngsten Hamlets gab, bekam großartige Kritiken[4] und die Produktion wurde für mehrere Theaterpreise nominiert. Whishaw selbst wurde 2005 für vier verschiedene Darstellerpreise nominiert, darunter den renommierten Laurence Olivier Award und den Evening Standard Award. Weitere Auftritte mit der Big Spirit Theatre Company hatte Whishaw in den Stücken If This is a Man und I licked a slag’s Deodorant.

Filmkarriere

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Whishaw mit Judi Dench

Sein Leinwanddebüt gab Ben Whishaw 1999 in einer Nebenrolle in William Boyds Kriegsdrama The Trench an der Seite von u. a. Daniel Craig, mit dem er im Jahr 2004 zwei weitere Filme drehte und 2012, 2015 und 2021 in einer Bond-Verfilmung auftrat. 1999 folgte Michel Blancs Drama Mauvaise passe mit Daniel Auteuil und Stuart Townsend. Nachdem der Schauspieler den zwischen Masturbation und Drogen pendelnden Little Joe in dem zwölfminütigen Kurzfilm Baby gab, folgte ein erster Achtungserfolg. In dem Drama Mein Bruder Tom von Dom Rotheroe mimt Whishaw die Titelrolle, einen Jugendlichen, der von seinem Vater missbraucht und einer Gang schikaniert wird, bis er sich mit der gleichaltrigen Jessica (gespielt von Jenna Harrison) anfreundet. Für seine Darstellung des Tom erhielt Whishaw den British Independent Film Award als bester Nachwuchsdarsteller und wurde auf dem Filmfestival von Sotschi ebenfalls als bester Darsteller gewürdigt.

Es folgten weitere Nebenrollen in u. a. Michael Radfords Filmversion des Shakespeare-Klassikers Der Kaufmann von Venedig und Matthew Vaughns Krimidrama Layer Cake, ehe er im Jahr 2005 überraschend die Hauptrolle des Parfumeurgesellen und Mörders Jean-Baptiste Grenouille in Tom Tykwers Historien-Thriller Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders erhielt. Beim Casting zur Verfilmung des gleichnamigen erfolgreichen Romans von Patrick Süskind hatte sich Whishaw u. a. gegen prominente Konkurrenten wie Leonardo DiCaprio oder Orlando Bloom durchgesetzt. In Deutschland resümierte die Süddeutsche Zeitung, dass Whishaw zwar „ansehnlicher als der Junge im Buch“ sei, „aber durchaus dreckig und verstörend“ wirke.[6] Der Schauspieler erhielt gemeinsam mit Filmproduzent Bernd Eichinger und Tom Tykwer den von Hubert Burda Media verliehenen Fernsehpreis Bambi in der Kategorie Film – National und Nominierungen für den Nachwuchsdarstellerpreis des British Academy Film Award und den Europäischen Filmpreis.

2005 war Whishaw unter anderem als Keith Richards in Stephen Woolleys Biopic Stoned zu sehen, dem 2007 Todd Haynes’ Musikfilm I’m Not There folgte, in dem er gemeinsam mit unter anderem Christian Bale, Cate Blanchett, Richard Gere und Heath Ledger als Bob Dylan vor der Kamera stand. Nach seiner Hauptrolle als mutmaßlicher Mörder in dem BBC-Fernsehmehrteiler Criminal Justice (2008) agierte er im selben Jahr an der Seite von Matthew Goode und Hayley Atwell als zu Männern und Alkohol hingezogener Sebastian Flyte in der Verfilmung von Evelyn Waughs bekanntem Roman Wiedersehen mit Brideshead. 2009 war er gemeinsam mit Abbie Cornish in den Hauptrollen von Jane Campions romantischem Historiendrama Bright Star zu sehen, das von der Liaison des jung verstorbenen englischen Dichters John Keats mit Fanny Brawne handelt. Campion, die sich zu Anfang unsicher über Whishaws Besetzung war,[7] beschrieb ihn später als „schön wie eine Katze […] fast nicht wirklich“. Der Schauspieler selbst verglich die Erfahrung beim Dreh mit den Theaterproben von Hamlet. „Ich suche immer nach einer gefühlsbetonten Antwort und Keats tat das für mich“, so Whishaw.[3] 2009 erschien er am Londoner Royal Court Theatre in Mike Bartletts Stück Cock als junger Homosexueller, der sich von seinem Liebhaber trennt und das Mädchen seiner Träume trifft. Anfang 2010 gab Whishaw an der Seite von Hugh Dancy und Andrea Riseborough in New York Off-Broadway sein dortiges Theaterdebüt in The Pride, in dem er als homosexueller Schriftsteller der 1950er-Jahre und als neuzeitlicher Sexsüchtiger zu sehen war.

Im Jahr 2012 war Whishaw im James-Bond-Film Skyfall erstmals in der Rolle des Q zu sehen.[8] Im selben Jahr übernahm er anlässlich der kulturellen Feierlichkeiten zu den Olympischen Sommerspielen in London in Rupert Goolds Fernsehfassung von Shakespeares Richard II. die Titelrolle.

2018 wurde er in die Academy of Motion Picture Arts and Sciences berufen, die jährlich die Oscars vergibt.[9]

Privates

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Seit August 2012 lebte Ben Whishaw in einer eingetragenen Partnerschaft mit dem australischen Komponisten Mark Bradshaw.[10] 2022 hat sich das Paar laut Medienberichten getrennt.[11]

Whishaw, der sich u. a. für Musik, das Physical Theatre und Tanz interessiert, zählt nach einem abgebrochenen Kunststudium auch das Malen zu seinen Hobbys.[3]

Filmografie (Auswahl)

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Bühnenstücke (Auswahl)

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  • 2003: His Dark Materials
  • 2004: Hamlet
  • 2005: Mercury Fur
  • 2006: Die Möwe (The Seagull)
  • 2007: Leaves of Glass
  • 2008: … Some Trace of Her
  • 2009: Cock
  • 2010: The Pride
  • 2013: Peter and Alice
  • 2013: Mojo
  • 2015: Bakkhai (Die Bakchen)[12]
  • 2016: The Crucible (Hexenjagd)[13]

Auszeichnungen (Auswahl)

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Einzelnachweise

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  1. Sony: Presseheft Skyfall, 15. Oktober 2012, S. 37: „BEN WHISHAW wurde am 14. Oktober 1980 in Hitchin, Hertfordshire, geboren.“
  2. Warner: Presseheft Cloud Atlas, 2012, S. 33: „Ben Whishaw … wurde in der englischen Kleinstadt Hitchin geboren“
  3. a b c d e Gray, Marianne: In love with Hamlet, Dylan, Keats …. In: The Spectator, 31. Oktober 2009, S. 50.
  4. a b c d Preston, John: It’s always the quiet ones. In: The Sunday Telegraph, 17. Juni 2012, S. 14–15.
  5. Ingrid Stellmacher und Patrick Foster: Ben Whishaw reveals that his grandfather was a British spy with a double identity. In: The Telegraph. 23. Oktober 2015, abgerufen am 13. Juni 2024 (englisch).
  6. Fritz Göttler: Duftbilder mit Fehlfarben. In: Süddeutsche Zeitung. München 12. September 2006.
  7. Jung, Irene: Kino: „Bright Star“ – Jane Campion meldet sich mit einem Historienfilm zurück. In: Hamburger Abendblatt, 23. Dezember 2009, Nr. 299, S. 6.
  8. bbc.co.uk – Ben Whishaw cast as Q in new James Bond film Skyfall (englisch) 25. November 2011
  9. Academy invites 928 to Membersphip. In: oscars.org (abgerufen am 26. Juni 2018).
  10. queer.de: Schauspieler Ben Whishaw seit einem Jahr verpartnert.
  11. Charlotte Griffiths: Ben Whishaw splits from husband of 10 years due to 'hectic schedules'. 23. April 2022, abgerufen am 7. April 2024.
  12. ALMEIDA GREEKS BAKKHAI EURIPIDES | A NEW VERSION BY ANNE CARSON | DIRECTED BY JAMES MACDONALD (Memento vom 28. September 2015 im Internet Archive)
  13. Bewitched, newyorker.com