Tanezrouftpiste
Die Tanezrouftpiste ist eine Nord-Süd-Route für Fahrzeuge durch das weitgehend ebene und unbewohnte Tanezrouftgebiet der Zentralsahara.
Lage und Zustand
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Tanezrouftpiste verbindet Reggane in Algerien mit Gao in Mali und verläuft über 1.337 km[1] durch die Tanezrouft-Wüste. Die Strecke war lange Zeit unbefestigt und über weite Strecken nur schwach markiert. Die Versorgung mit Treibstoff war auf der gesamten Strecke und selbst in den wenigen Oasen unsicher. Mittlerweile ist die Strecke bis zum algerischen Grenzort asphaltiert.[2]
Innerhalb Algeriens verläuft die Tanezrouftpiste entlang der Nationalstraße 6. Dort sind zur Streckenmarkierung im Abstand von 5 km sogenannte Balises solaires aufgebaut. Dabei handelt es sich um Signalmasten, die über mit Solarzellen betriebene Lampen verfügen und für die Orientierung nachts blinken.
In Mali verläuft die Tanezrouftpiste als unbefestigte Nationalstraße RN19 bzw. RN18. Zwischen Tessalit und Gao ist sie während der Regenzeit von Juni bis September sehr schwierig zu befahren.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schon im Mittelalter wurde die Tanezrouft von Kamelkarawanen für den Transsaharahandel durchquert. Die Stadt Timbuktu südlich der Tanezrouft war damals das wichtigste Handelszentrum in der Sahelzone.
Im 19. Jahrhundert gab es den Plan, eine Eisenbahnstrecke – die Transsaharabahn – von Bechar im Norden Algeriens nach Ouagadougou in Burkina Faso zu bauen.[3] Dieser Plan wurde jedoch nie verwirklicht.
Der französische Offizier Maurice Cortier durchquerte 1913 als erster Europäer die Tanezrouft mit Kamelen.[4][5]
Mit Automobilen wurde die Sahara erstmals im Jahr 1922 im Rahmen der von André Citroën initiierten Expedition La traversée du Sahara durchquert, allerdings auf einer östlich der Tanezrouft gelegenen Route im Hoggargebiet.[6] Zwei Jahre später wurde in einer weiteren, längeren Expedition – der Croisière Noire – die Sahara über die Tanezrouft von Adrar bis Gao durchquert.[7] Beide Expeditionen nutzten Halbkettenfahrzeuge Typ B2 10HP (Kégresse) der Marke Citroën.
Im Jahr 1936 durchquerte der Saharaforscher Théodore Monod die Tanezrouft erstmals zu Fuß.[8]
Bis zum Beginn der Tuareg-Revolte Anfang der neunziger Jahre war die Tanezrouftpiste für Touristen eine beliebte Route zur Durchquerung der Sahara. Unter anderem wurde die Route genutzt, um Gebrauchtwagen aus Europa nach Westafrika zu überführen und dort zu verkaufen. Besonders gefragt waren dafür Fahrzeuge französischer Hersteller, insbesondere die Modelle 404 und 504 der Marke Peugeot.[9]
Aktuelle Situation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wegen der anhaltenden Konflikte in Nordmali ist die Grenze zwischen Algerien und Mali geschlossen und die Tanezrouftpiste für Touristen zumindest im Grenzgebiet nicht mehr zugänglich.[10]
Zubringerstraßen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Tanezrouftpiste hat folgende Zubringerstraßen:
- Von Norden: Nationalstraße N6 von Oran in Algerien.
- Von Nordosten: Nationalstraße N51 von El Meniaa in Algerien.
- Von Osten: Piste von Tamanrasset
- Von Südwesten: Route National RN15 von Mopti in Mali.
- Von Südosten: Route National RN17 in Mali und Nationalstraße N1 von Niamey in Niger
Routenverlauf
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Reggane bis Bordj Badji Mokhtar (660 km)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Am südlichen Stadtrand von Reggane beginnt die Tanezrouftpiste. Dies ist mit einem Steinmonument 26° 42′ 28,2″ N, 0° 10′ 29,4″ O markiert.
- Das Motel Agoudil 25° 1′ 45,5″ N, 0° 35′ 3,6″ O wird bei Kilometer 200 erreicht.
- Poste Weygand 24° 34′ 6,5″ N, 0° 44′ 17,2″ O bei Kilometer 250 ist ein seit 1960 verlassener Stützpunkt der Franzosen.
- Der Wendekreis des Krebses wird bei Kilometer 400 passiert und ist mit einer Metalltafel markiert.
- Bidon V (Poste Cortier) 22° 19′ 14,8″ N, 1° 7′ 3,6″ O bei Kilometer 530 ist ein ehemaliger französischer Stützpunkt. 1935 wurde hier ein circa 30 m hoher Funk- und Leuchtturm in Form eines Stahlgittermastes errichtet. Der Name (französisch für "Fass 5") nimmt Bezug auf die im Jahre 1923 im Abstand von 100 km zur Streckenmarkierung aufgestellten und durchnummerierten leeren Fässer.
- Der algerische Grenzort Bordj Badji Mokhtar (früher auch Bordj Perez und Bordj Le Prieur) 21° 19′ 57,6″ N, 0° 57′ 12″ O wird bei Kilometer 650 erreicht. Bordj bezeichnet in Algerien ein kleines Fort.
Bordj Badji Mokhtar bis Tessalit (160 km)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Von Bordj Badji Mokhtar bis zur Staatsgrenze (49 km) ist die Tanezrouftpiste alle 10 km mit Steinpyramiden markiert. Es beginnt die Sahelzone. Eine Blechtafel markiert die Staatsgrenze zwischen Algerien und Mali.
- Bei Kilometer 733 zweigt eine Piste nach Osten Richtung Timiaouine ab.
- Bei Kilometer 774 biegt eine Piste nach Osten Richtung Timiaouine und Tamanrasset ab. Dieser Abzweig ist durch ein Blechschild markiert.
- Der malische Grenzort Tessalit 20° 12′ 5″ N, 1° 0′ 49″ O wird bei Kilometer 780 erreicht.
Tessalit bis Gao (517 km)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Das Dorf Aguelhok befindet sich bei Kilometer 875 19° 28′ 0″ N, 0° 51′ 0″ O . Ungefähr 1 km südlich zweigt eine Piste nach Osten Richtung Kidal ab.
- Bei Kilometer 978 beginnt der Aufstieg zur Macouba-Ebene.
- Der kleine Ort Anéfis (auch Anefis In Daran oder In Daran) 18° 2′ 24″ N, 0° 36′ 4″ O befindet sich bei Kilometer 1068.
- Das Dorf Tabankort 17° 50′ 54″ N, 0° 19′ 18″ O befindet sich bei Kilometer 1110. Weitere Orte in Richtung Süden sind Agamor und das am linken Ufer des Niger liegende Bourem 16° 57′ 10″ N, 0° 21′ 10″ W .
- Südlich von Bourem verläuft die Tanezrouftpiste am Ufer des Niger entlang bis nach Gao 16° 16′ 0″ N, 0° 3′ 0″ W . Hier endet die Tanezrouftpiste bei Kilometer 1337.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Afrika Nord und West. Verlag für Wirtschafts- und Kartographie-Publikationen, Obertshausen 1989.
- Afrique Nord et Ouest. (Michelin-Karte 953). Michelin Travel Publications, 2000, ISBN 2-06-700953-2 (französisch).
- Uwe Karstens: Traumreise ins große Abenteuer. In: GEO Special Sahara. Gruner & Jahr, Hamburg 1992, ISBN 3-570-01089-9, S. 139–140.
- Klaus und Erika Därr: Durch Afrika – Streckenbeschreibungen & GPS-Koordinaten. 10. Auflage. Reise Know-How-Verlag, Hohenthann 2000, ISBN 3-89662-011-8, S. 92–94 und 311–315.
- Ariane Audouin-Dubreuil: La première traversée du Sahara en autochenille: Sur les pistes de Tombouctou. ISBN 2-7234-6581-0 (französisch).
- Georges Estienne: Naissance de «bidon V». Publications du Comité de L'Afrique Française, Paris 1937 (französisch).
- Arlette Estienne-Mondet: La route du Tanezrouft et le duel Citroën / Renault. In: Le Saharien. Nr. 199, 2011, S. 56–81 (französisch).
- Robert Coquard: AU SAHARA - De Colomb-Béchar au Niger. In: Bibliothèque de travail. Institut Cooperatif de l'Ecole moderne - Pédagogie Freinet, 1. April 1953, abgerufen am 14. September 2022 (französisch).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Camions des sables: Les voies de communication au sahara auf fondationberliet.org. (französisch)
- Les débuts de l’automobile au SAHARA auf 3ème GROUPE DE TRANSPORT (französisch)
- Informationen zu Bidon V (französisch)
- Forts du Sahara Central – Bidon V und Poste Weygand (französisch)
- Forts du Sahara Central – Bordj Le Prieur (französisch)
- Georges Estienne: NAISSANCE DE «BIDON V» (PDF, französisch)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Afrika Nord und West, Verlag für Wirtschafts- und Kartographie-Publikationen, Obertshausen, 1989.
- ↑ Algérie - Lancement projet Réhabilitation de la RN-6 "Bordj Badji Mokhtar - Reggane". (video) centurion.dz, 1. Mai 2019, abgerufen am 11. März 2021 (französisch).
- ↑ Uwe Karstens: Traumreise ins große Abenteuer in GEO Special Sahara, Gruner & Jahr, Hamburg 1992, S. 139.
- ↑ Maurice Cortier. Académie française, abgerufen am 24. März 2021 (französisch).
- ↑ Georges Estienne: NAISSANCE DE «BIDON V». (PDF) 1937, abgerufen am 24. März 2021 (französisch).
- ↑ Durchquerung der Sahara mit dem Automobil auf doublechevron.de. Abgerufen am 2. April 2020.
- ↑ Croisière Noire – Die schwarze Kreuzfahrt auf doublechevron.de. Abgerufen am 2. April 2020.
- ↑ Satellitenbild der Woche: Schimmernde Einöde Spiegel Online. Abgerufen am 18. März 2014.
- ↑ Rainer Falk: Abenteuer Sahara Pietsch Verlag, Stuttgart 1988, S. 227. ISBN 3879434433
- ↑ Sicherheitshinweis des Auswärtigen Amts, abgerufen am 10. März 2014.