Petzit
Petzit | |
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Silbriggoldener Petzit mit rötlich irisierendem Coloradoit aus Kalgoorlie-Boulder, Westaustralien (Größe: 7,8 cm × 5,8 cm × 4,5 cm) | |
Allgemeines und Klassifikation | |
IMA-Symbol |
Ptz[1] |
Andere Namen |
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Chemische Formel | Ag3AuTe2[3][4] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Sulfide und Sulfosalze |
System-Nummer nach Strunz (8. Aufl.) Lapis-Systematik (nach Strunz und Weiß) Strunz (9. Aufl.) Dana |
II/A.03 II/B.07-060[5] 2.BA.40a 02.04.03.03 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | kubisch |
Kristallklasse; Symbol | pentagon-ikositetraedrisch; 432 |
Raumgruppe | I4132 (Nr. 214)[6] |
Gitterparameter | a = 10,38 Å[6] |
Formeleinheiten | Z = 8[6] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 2,5 bis 3 (VHN10 = 48 kg/mm2)[7] |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 8,7 bis 9,4; berechnet: 8,47[7] |
Spaltbarkeit | nach {001}[7] |
Bruch; Tenazität | schwach muschelig; leicht sektil (schneidbar) bis spröde[7] |
Farbe | stahlgrau, eisengrau bis eisenschwarz[7] |
Strichfarbe | grauschwarz |
Transparenz | undurchsichtig (opak)[7] |
Glanz | Metallglanz[7] |
Petzit ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ mit der chemischen Zusammensetzung Ag3AuTe2[3] und damit chemisch gesehen ein Silber-Gold-Tellurid. Als chemisch verwandte Verbindungen sind die Telluride in die gleiche Klasse wie die Sulfide und Sulfosalze eingeordnet.
Petzit kristallisiert im kubischen Kristallsystem, konnte bisher jedoch nur in Form körnigen Mineral-Aggregaten und derben Massen sowie unregelmäßig geformten Blasen bis etwa zwei Millimeter Größe gefunden werden. Das Mineral ist in jeder Form undurchsichtig (opak) mit einem metallischen Glanz auf den Oberflächen. Frische Proben sind von stahlgrauer oder eisengrauer bis eisenschwarzer Farbe, wobei diese mit der Zeit bronzegelb bis rußschwarz anlaufen können.
Etymologie und Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Entdeckt wurde Petzit bei Nagyág (heute Săcărâmb, auch Sacarimb) im Kreis Hunedoara im heutigen Rumänien und beschrieben von Wilhelm von Haidinger, der das Mineral nach dessen Entdecker, dem ungarischen Chemiker, Pharmazeuten und Mineralsammler Karl Wilhelm Petz (1811–1873),[8] benannte. Dieser hatte das Mineral auch zuerst analysiert.[7]
Das Typmaterial des Minerals wird in der Mineralogischen Sammlung der Harvard University in Cambridge (Massachusetts) unter der Katalog-Nummer 99348 und im National Museum of Natural History in Washington, D.C. (USA) unter der Katalog-Nummer R9556 aufbewahrt.[7] Diese Aufbewahrungsorte werden allerdings im Typmineral-Katalog der International Mineralogical Association (IMA) nicht bestätigt.[9]
Da der Petzit bereits lange vor der Gründung der International Mineralogical Association (IMA) bekannt und als eigenständige Mineralart anerkannt war, wurde dies von ihrer Commission on New Minerals, Nomenclature and Classification (CNMNC) übernommen und bezeichnet den Petzit als sogenanntes „grandfathered“ (G) Mineral.[4] Die seit 2021 ebenfalls von der IMA/CNMNC anerkannte Kurzbezeichnung (auch Mineral-Symbol) von Petzit lautet „Ptz“.[1]
Klassifikation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der zuletzt 1977 überarbeiteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Petzit zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur Abteilung „Sulfide etc. mit M : S > 1 : 1“, wo er zusammen mit Aguilarit, Akanthit (>173 °C: Argentit), Hessit und Naumannit sowie im Anhang mit Argyrodit, Billingsleyit, Canfieldit, Empressit und Stützit die „Argentit-Naumannit-Gruppe“ mit der Systemnummer II/A.03 bildete.
In der zuletzt 2018 überarbeiteten Lapis-Systematik nach Stefan Weiß, die formal auf der alten Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage basiert, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer II/B.07-060. Dies entspricht ebenfalls der Abteilung „Sulfide, Selenide und Telluride mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : S,Se,Te > 1 : 1“, wo Petzit zusammen mit Criddleit, Fischesserit, Kurilit, Muthmannit, Penzhinit, Petrovskait und Uytenbogaardtit eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer II/B.07 bildet.[5]
Auch die von der IMA zuletzt 2009 aktualisierte[10] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Petzit in die Abteilung der „Metallsulfide, M : S > 1 : 1 (hauptsächlich 2 : 1)“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „mit Kupfer (Cu), Silber (Ag), Gold (Au)“ zu finden ist, wo es nur zusammen mit Fischesserit eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer 2.BA.40a bildet.
In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Petzit die System- und Mineralnummer 02.04.03.03. Dies entspricht ebenfalls der Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort der Abteilung „Sulfidminerale“, wo das Mineral zusammen mit Fischesserit und Uytenbogaardtit in einer unbenannte Gruppe/die „Uytenbogaardtitgruppe“ mit der Systemnummer 02.04.03 innerhalb der Unterabteilung „Sulfide – einschließlich Seleniden und Telluriden – mit der Zusammensetzung AmBnXp, mit (m+n) : p = 2 : 1“ zu finden ist.
Kristallstruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Petzit kristallisiert in der kubischen Raumgruppe I4132 (Raumgruppen-Nr. 214) mit dem Gitterparameter a = 10,38 Å sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]
Bildung und Fundorte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Petzit bildet sich in ganggebundenen Gold-Lagerstätten, wo er meist in Paragenese mit anderen Telluriden wie unter anderem Hessit, Sylvanit, Calaverit, Altait, Melonit, Vulcanit, Krennerit, Frohbergit und Rickardit sowie den Tellursulfiden Montbrayit, Pyrit und Tetradymit auftritt.[7]
Als eher selten vorkommende Mineralbildung kann Petzit an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein, insgesamt ist er aber wenig verbreitet. Weltweit sind bisher rund 550 Vorkommen dokumentiert (Stand 2024).[11] Außer an seiner Typlokalität in Săcărâmb trat das Mineral in Rumänien noch an weiteren Stellen im Kreis Hunedoara wie beispielsweise in der Gemeinde Certeju de Sus, bei Bucium und Roșia Montană im Kreis Alba, im Bergbaurevier Băița (Bihor), in der Gemeinde Ocna de Fier (Caraș-Severin) sowie bei Cavnic und bei Tăuții-Măgherăuș im Kreis Maramureș auf.
In Österreich konnte Petzit bisher nur im historischen Bergbaugebiet Knappenstube nahe der Gemeinde Irschen in Kärnten und in einem natürlichen Aufschluss am Haidbachgraben in der Gemeinde Felben (Mittersill) im Salzburger Land gefunden werden.
Weitere Fundorte liegen unter anderem in Ägypten, Äthiopien, Argentinien, Armenien, Australien, Aserbaidschan, Bolivien, Brasilien, Bulgarien, Burkina Faso, Chile, China, Dschibuti, der Dominikanischen Republik, in Ecuador, auf den Fidschi-Inseln Vanua Levu und Viti Levu, in Finnland, Georgien, Ghana, Griechenland, Guyana, Indonesien, Italien, Japan, Kanada, Kasachstan, Kirgisistan, Kuba, Malaysia, Mali, Mauretanien, Mexiko, der Mongolei, in Myanmar, Neuseeland, Nigeria, Nordmazedonien, Papua-Neuguinea, Peru, auf den Philippinen, in Russland, Saudi-Arabien, Schweden, Serbien, der Slowakei, in Spanien, Südkorea, Tadschikistan, Tansania, Tschechien, der Ukraine, in Ungarn, im Vereinigten Königreich (Schottland, Wales) und den Vereinigten Staaten von Amerika (Alaska, Arizona, Colorado, Georgien, Idaho, Kalifornien, Montana, Nevada, New Mexico, Oregon, South Carolina, Utah, Virginia, Washington, Wisconsin).[12]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Wilhelm von Haidinger: Handbuch der Bestimmenden Mineralogie. Braumüller und Seidel, Wien 1845, S. 556–559, Zweite Klasse: Geogenide. XII. Ordnung. Metalle. II. Tellur. Petzit (rruff.info [PDF; 233 kB; abgerufen am 5. August 2024]).
- Alfred J. Frueh: The crystallography of petzite, Ag3AuTe2. In: American Mineralogist. Band 44, 1959, S. 693–701 (englisch, rruff.info [PDF; 554 kB; abgerufen am 1. August 2024]).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Petzit. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung
- David Barthelmy: Petzite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 1. August 2024 (englisch).
- IMA Database of Mineral Properties – Petzite. In: rruff.info. RRUFF Project (englisch).
- Petzite search results. In: rruff.info. Database of Raman spectroscopy, X-ray diffraction and chemistry of minerals (RRUFF) (englisch).
- American-Mineralogist-Crystal-Structure-Database – Petzite. In: rruff.geo.arizona.edu. (englisch).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 351 kB; abgerufen am 1. August 2024]).
- ↑ a b Charles Palache, Harry Berman, Clifford Frondel: The System of Mineralogy of James Dwight Dana and Edward Salisbury Dana. Elements, Sulfides, Sulfosalts. 7. Auflage. Band 1. John Wiley & Sons, New York u. a. 1949, S. 186.
- ↑ a b c Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X (englisch).
- ↑ a b Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
- ↑ a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
- ↑ a b Alfred J. Frueh: The crystallography of petzite, Ag3AuTe2. In: American Mineralogist. Band 44, 1959, S. 693–701 (englisch, rruff.info [PDF; 554 kB; abgerufen am 1. August 2024]).
- ↑ a b c d e f g h i j Petzite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 49 kB; abgerufen am 1. August 2024]).
- ↑ Petzite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 1. August 2024 (englisch).
- ↑ Catalogue of Type Mineral Specimens – P. (PDF 296 kB) Commission on Museums (IMA), 10. Februar 2021, abgerufen am 1. August 2024 (Gesamtkatalog der IMA).
- ↑ Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
- ↑ Localities for Petzite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 1. August 2024 (englisch).
- ↑ Fundortliste für Petzit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 1. August 2024.