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Niema Movassat

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Niema Movassat (2016)

Niema Movassat (* 22. August 1984 in Wuppertal) ist ein deutscher Politiker (Die Linke) und Jurist. Er war von 2009 bis 2021 Mitglied des Bundestages.

Leben und Beruf

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Movassat wurde als Sohn eines iranischen Ingenieurs und einer iranischen Röntgenassistentin in Wuppertal geboren. In seinem dritten Lebensjahr zog seine Familie mit ihm nach Oberhausen. Hier besuchte er zunächst die Adolf-Feld-Grundschule und legte 2004 sein Abitur am Elsa-Brändström-Gymnasium ab. Im Anschluss absolvierte er an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf ein Studium der Rechtswissenschaft. Er schloss die Erste juristische Prüfung im April 2009 mit der Note „gut“ ab[1] und ist seitdem Diplom-Jurist. Im selben Jahr wurde er auf Vorschlag der Linksjugend solid NRW auf Platz acht der Landesliste Nordrhein-Westfalen der Partei Die Linke gewählt, über die er dann in den Bundestag einzog. Gleichzeitig kandidierte er als Direktkandidat im Wahlkreis 118 Oberhausen/Wesel III.[2]

2014 begann Movassat an der FernUniversität in Hagen den Studiengang zum Master of Laws, den er 2016 erfolgreich beendete. Nach seinem Ausscheiden aus dem Deutschen Bundestag begann er 2021 das Rechtsreferendariat am Kammergericht Berlin. 2023 wurde er aufgrund seiner Dissertation „Das Gebot politischer Neutralität für Amtsträger – eine kritische Betrachtung“[3] durch die FernUniversität in Hagen zum „Dr. iur.“ promoviert. 2024 erlangte Movassat die Zulassung als Rechtsanwalt.[4]

Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Niema Movassat trat im Juni 2000 in den Jugendverband [’solid] – die sozialistische jugend und im August desselben Jahres in die PDS ein. Anlass für den Eintritt in die Partei war der erste Kriegseinsatz deutscher Soldaten seit 1945, der 1999 im Kosovo stattfand.[5] Im Jugendverband war er von 2002 bis 2005 Landessprecher in Nordrhein-Westfalen. 2003 wurde er in den Landesvorstand der PDS NRW gewählt. Auch in der Linkspartei.PDS und der Linken gehörte er weiterhin bis zum Herbst 2008 dem Landesvorstand als jugendpolitischer Sprecher an. Zugleich war er ab 2007 auch innen- und rechtspolitischer Sprecher des Landesverbandes. Vom Mai 2008 bis zum Mai 2010 gehörte Niema Movassat als jugendpolitischer Sprecher dem Parteivorstand der Linken an. Im September 2018 kritisierte er seine Parteikollegin Sahra Wagenknecht für ihren Versuch, DIE LINKE zu einer restriktiveren Migrationspolitik zu bewegen, und für die Gründung der Sammlungsbewegung aufstehen. Beides könne der Linken schaden und sei gefährlich.[6][7]

Niema Movassat ist Mitbegründer des innerparteilichen Zusammenschlusses Bewegungslinke.[8] Beim Bundesparteitag am 27. Februar 2021 wurde er in den Parteivorstand gewählt, dem er bis zum 8. Parteitag im Juni 2022 angehörte.[9]

Video-Vorstellung (2014)

Vom Januar 2007 bis Oktober 2009 war er Mitglied der Bezirksvertretung Oberhausen-Sterkrade.

Am 27. September 2009 wurde Movassat über die Landesliste Nordrhein-Westfalen in den 17. Bundestag gewählt und war seitdem bis September 2021 Mitglied des Deutschen Bundestages. Er war der jüngste Abgeordnete seiner Fraktion, bis Yvonne Ploetz im Februar 2010 für den zurückgetretenen Oskar Lafontaine nachrückte. Movassat war bis 2017 Obmann im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie Stellvertreter im Auswärtigen Ausschuss sowie Sprecher für Welternährung für die Fraktion Die Linke. Von 2009 bis 2013 war er Obmann seiner Fraktion im Unterausschuss Gesundheit in Entwicklungsländern.

Bei der Bundestagswahl 2017 zog er über den Listenplatz 6 der Partei Die Linke NRW erneut in den Deutschen Bundestag ein. Er war Obmann seiner Fraktion im Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz. Movassat gehörte als ordentliches Mitglied außerdem dem Wahlausschuss an. Zudem war er verfassungspolitischer und drogenpolitischer Sprecher seiner Fraktion. Er war Mitglied im 1. Untersuchungsausschuss der 19. Wahlperiode des deutschen Bundestages.

Im Juni 2020 kündigte Niema Movassat in einer öffentlichen Erklärung an, 2021 nicht erneut für den Deutschen Bundestag zu kandidieren und führte als Grund u. a. an, dass ihm drei Legislaturperioden genügen.[10]

Politische Positionen

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In seiner Zeit als Entwicklungspolitiker setzte sich Niema Movassat dafür ein, dass die Bundesrepublik Deutschland sich für den durch das Deutsche Reich begangenen Völkermord an den Herero und Nama entschuldige und Entschädigungsleistungen erbringe.[11] Auch kritisierte er, dass Deutschland die international zugesagte Entwicklungshilfequote nur durch Tricks erbringe.[12] Nach seinem Wechsel 2017 in den Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz widmete er sich unter anderem dem Thema Schwarzfahren. Er brachte einen Antrag in den Bundestag ein, in welchem seine Fraktion DIE LINKE forderte, das Schwarzfahren als Straftatbestand zu streichen.[13] Movassat begründete dies damit, dass vor allem arme Menschen, die kein Geld für Tickets haben, von dem Straftatbestand betroffen seien und auch das Parken ohne Parkschein keine Straftat, sondern nur eine Ordnungswidrigkeit darstellt. Auch forderte er, die Ersatzfreiheitsstrafe, wie in anderen europäischen Ländern bereits geschehen, abzuschaffen.[14] Hinsichtlich des Containerns – dem Retten von Lebensmitteln aus Supermarktcontainern – forderte er, dies nicht länger als Straftat zu behandeln.[15] Er verwies darauf, dass angesichts des massiven Wegwerfens von Lebensmitteln Containern ein Beitrag zur Ressourcenschonung sei.

Movassat nahm 2014 als prominenter Redner an einer umstrittenen Demonstration in Essen gegen den Gaza-Krieg teil. Die Veranstaltung, die von der Linksjugend Solid Ruhr organisiert wurde, stieß auf scharfe Kritik aufgrund antisemitischer Parolen und Vorfälle im Zusammenhang mit der Kundgebung, was zu einer breiten Debatte über Antisemitismus innerhalb der Linkspartei führte. Movassat erklärte rückblickend, es sei ein „Fehler“ gewesen, „dass im ersten Aufruf zur Demonstration auf Kritik an den Hamas-Raketen verzichtet wurde“. Bei der Kundgebung selbst sagte er: „Wir kritisieren hier und heute den israelischen Staat für seine Angriffe gegen den Gaza-Streifen wie wir auch die Angriffe der Hamas gegen Israel kritisieren.“[16]

Als drogenpolitischer Sprecher der Linksfraktion im Bundestag macht sich Niema Movassat besonders für die Legalisierung von Cannabis[17] und die Entkriminalisierung von Drogenkonsumenten[18] stark. Als scharfer Kritiker der Prohibitionspolitik vertritt er die Auffassung, dass illegale Drogenmärkte nur über eine staatliche Regulierung zurückgedrängt werden können.

Commons: Niema Movassat – Sammlung von Bildern und Videos

Einzelnachweise

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  1. https://www.lto.de/recht/feuilleton/f/niema-movassat-der-youngster/
  2. Pegida-Bewegung - Politiker klagen über Hassmail-Flut , auf spiegel.de
  3. Niema Movassat: Das Gebot politischer Neutralität für Amtsträger – eine kritische Betrachtung. 2023, ISBN 978-3-631-90738-2 (peterlang.com [abgerufen am 12. November 2023]).
  4. Niema Movassat: Heute bei der Rechtsanwaltskammer Berlin auf die verfassungsmäßige Ordnung geschworen und nun als Rechtsanwalt zugelassen. In: X. 28. März 2024, abgerufen am 1. April 2024.
  5. Gil Eilin Jung: Niema Movassat – Der Youngster In: Legal Tribune Online (abgerufen am 21. Juni 2010)
  6. Paul Starzmann: Linken Politiker kritisiert Sammlungsbewegung – „Sahra macht die Linke schlecht“. In: Der Tagesspiegel. 5. September 2018, abgerufen am 17. September 2019.
  7. Anna Lehmann: Nach Kritik an #Unteilbar-Aufruf: Wagenknecht fühlt sich gemobbt. In: Die Tageszeitung. 15. Oktober 2018, abgerufen am 17. September 2019.
  8. Bewegungslinke: Aufruf: Solidarität ist unteilbar – bewegungslinke.org. Abgerufen am 9. Dezember 2020 (deutsch).
  9. Parteivorstand: Gewählt auf der 1. Tagung des 7. Parteitages. Die Linke, abgerufen am 29. Juni 2022.
  10. Niema Movassat: Zeit für Veränderung - Persönliche Erklärung von Niema Movassat zur Bundestagswahl 2021. In: www.movassat.de. 15. Juni 2020, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. Juni 2021; abgerufen am 6. Juli 2020.
  11. Linke stellt Völkermord-Antrag, auf n-tv.de
  12. Deutschland rechnet sich hoch, auf taz.de
  13. Schwarzfahren bleibt kriminell, auf haz.de
  14. Wegen Armut im Gefängnis, auf www.nd-aktuell.de (abgerufen am 9. April 2024)
  15. Karlsruhe macht den Deckel zu, auf nd-aktuell.de (abgerufen am 9. April 2024)
  16. Demonstration gegen Gaza-Krieg in Essen: Linke umgibt sich mit Antisemiten. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 7. November 2024]).
  17. Niema Movassat, DIE LINKE: Cannabis endlich legalisieren! Abgerufen am 9. Dezember 2020.
  18. Bundeseinheitliche geringe Drogenmengen festlegen und Harm Reduction erleichtern. Abgerufen am 9. Dezember 2020.