Lasurit

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Lasurit
Lasurit in weißem Marmor mit etwas Pyrit aus Ladjuar Medam, Distrikt Sar-e-Sang, Badachschan, Afghanistan (Größe: 7,5 × 5,9 × 3,9 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

2021 s.p.[1]

IMA-Symbol

Lzr[2]

Andere Namen
  • Lasurstein
  • englisch: Lazurite (Cyanus)
Chemische Formel
  • Na3Ca(Si3Al3)O12S[1]
  • (Na,Ca)8[S2|(AlSiO4)6][3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/J.11
VIII/J.11-040

9.FB.10
76.02.03.04
Kristallographische Daten
Kristallsystem kubisch
Kristallklasse; Symbol hexakistetraedrisch; 43m[4]
Raumgruppe siehe Kristallstruktur
Gitterparameter siehe Kristallstruktur
Formeleinheiten siehe Kristallstruktur
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 5,5
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,38 bis 2,45; berechnet: 2,39 bis 2,42[5]
Spaltbarkeit unvollkommen nach {110}
Bruch; Tenazität uneben, spröde
Farbe blau, azurblau, violettblau bis grünblau
Strichfarbe blau
Transparenz durchscheinend bis undurchsichtig
Glanz Glasglanz, matt
Kristalloptik
Brechungsindex n = 1,502 bis 1,522[6]
Doppelbrechung keine, da isometrisch[6]

Lasurit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung Na3Ca(Si3Al3)O12S[1] und damit chemisch gesehen ein Natrium-Calcium-Alumosilicat mit zusätzlichen Schwefelionen.

Lasurit kristallisiert überwiegend im kubischen Kristallsystem. Bekannt, wenn auch selten, sind allerdings auch orthorhombische bzw. trikline Lasurite (siehe Kristallstruktur).

Lasurit findet sich insbesondere als farbgebender Bestandteil des Lapislazuli, kommt aber auch in reiner Form als körnige bis massige und eingewachsene Mineral-Aggregate oder als Einkristalle mit rhombendodekaedrischer und seltener kubischer Tracht vor.

Etymologie und Geschichte

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Lasurit wurde in der Lapislazuli-Lagerstätte Ladjuar Medam nahe Sar-e-Sang im Bezirk Kuran va Munjan (Provinz Badachschan) in Afghanistan entdeckt und 1890 durch Waldemar Christofer Brøgger und H. Bäckström erstmals wissenschaftlich beschrieben. Sie benannten das Mineral in Anlehnung an seine Farbe nach dem persischen Wort لاژورد / lāžward für Blau bzw. „Himmelsblau“.

Der georgische Prinz Vaxushti Batonishvili (Wakuschti Batonischwili, 1696–1757) beschrieb in seiner Geschichtschronik Das Leben Kartlis ein seit der Frühen Bronzezeit existierendes Bergbaugebiet im Südosten Georgiens südlich der Stadt Bolnissi, wo demnach zu seiner Zeit Eisen, Kupfer und Lasurit verarbeitet wurden.[7]

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Lasurit zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur allgemeinen Abteilung der „Gerüstsilikate (Tektosilikate)“, wo er zusammen mit Bicchulith, Haüyn, Kamaishilith, Nosean, Sodalith, Tsaregorodtsevit und Tugtupit die eigenständige „Sodalithgruppe“ mit der System-Nr. VIII/J.11 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Lasurit ebenfalls in die Klasse der „Silikate und Germanate“, dort allerdings in die bereits feiner unterteilte Abteilung der „Gerüstsilikate (Tektosilikate) ohne zeolithisches H2O“ ein. Diese Abteilung ist zudem weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit weiterer Anionen in der Formel, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Gerüstsilikate (Tektosilikate) mit zusätzlichen Anionen“ zu finden ist, wo es zusammen mit Bicchulith, Danalith, Genthelvin, Haüyn, Helvin, Kamaishilith, Nosean, Sodalith, Tsaregorodtsevit und Tugtupit die „Sodalith-Danalith-Gruppe“ mit der System-Nr. 9.FB.10 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Lasurit in die Klasse der „Silikate und Germanate“, dort allerdings in die Abteilung der „Gerüstsilikate: Al-Si-Gitter“ ein. Hier ist er ebenfalls als Mitglied der „Sodalithgruppe“ mit der System-Nr. 76.02.03 innerhalb der Unterabteilung „Gerüstsilikate: Al-Si-Gitter, Feldspatvertreter und verwandte Arten“ zu finden.

Kristallstruktur

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Lasurit kommt in drei Modifikationen unterschiedlicher Kristallstruktur vor, wobei die kubische Modifikation Lasurit-1C die häufigste Ausbildungsform darstellt und in der Raumgruppe P43n (Raumgruppen-Nr. 218)Vorlage:Raumgruppe/218 mit dem Gitterparameter a = 9,10 Å sowie einer Formeleinheit pro Elementarzelle kristallisiert.[3]

Die anderen beiden Polymorphe sind:

Bildung und Fundorte

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Lasurit mit Muskovit aus Sar-e-Sang, Badachschan, Afghanistan (Größe: 3,5 × 2,4 × 1,7 cm)

Lasurit bildet sich durch Kontaktmetamorphose in Kalkstein, wo er neben Calcit unter anderem noch mit Diopsid, Forsterit, Haüyn, Humit, Muskovit und Pyrit vergesellschaftet zu finden ist.

Als seltene Mineralbildung konnte Lasurit bisher (Stand: 2011) nur an weniger als 50 Fundorten nachgewiesen werden.[8] Neben seiner Typlokalität Ladjuar Medam trat das Mineral in Afghanistan noch an anderen Stellen in der Provinz Badachschan sowie in der Provinz Panjshir auf.

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Chile, Kanada, Italien, Myanmar, Russland, Schweden, Slowakei, Tadschikistan und in verschiedenen Bundesstaaten der Vereinigten Staaten von Amerika.[6]

  • W. C. Brögger, H. Bäckström: Die Mineralien der Granatgruppe, in P. Groth (Hrsg.): Zeitschrift für Krystallographie und Mineralogie, Band 18, Leipzig 1891, S. 209–276 (PDF 4,3 MB)
  • Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 786.
  • Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie. Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7. vollständige überarbeitete und aktualisierte Auflage. Springer Verlag, Berlin u. a. 2005, ISBN 3-540-23812-3, S. 125.
  • Henri Brasseur: Sur les structures de l'azurite et de la malachite, Brüssel, Hayez, 1933; zugleich Lüttich (Dissertation)
Commons: Lasurit – Sammlung von Bildern und Videos

Einzelnachweise

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  1. a b c Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 699.
  4. David Barthelmy: Lazurite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 9. September 2019 (englisch).
  5. Lazurite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 71 kB; abgerufen am 9. September 2019]).
  6. a b c Lazurite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 9. September 2019 (englisch).
  7. Thomas Stöllner, Irina Gambaschidze, Andreas Hauptmann, Giorgi Mindiašvili, Giorgi Gogočuri, Gero Steffens: Goldbergbau in Südostgeorgien – Neue Forschungen zum frühbronzezeitlichen Bergbau in Georgien. Deutsches Bergbaumuseum Bochum auf bergbaumuseum.de, S. 5
  8. Localities for Lazurite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 9. September 2019 (englisch).