Henrik Rödl

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Basketballspieler
Basketballspieler
Henrik Rödl
Spielerinformationen
Geburtstag 4. März 1969
Geburtsort Offenbach, Deutschland
Größe 201 cm[1]
Position Small Forward / Shooting Guard
College North Carolina
Vereine als Aktiver
1989–1993 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten University of North Carolina
1993–2004 Deutschland Alba Berlin
Nationalmannschaft1
1987–2002 Deutschland Deutschland 178 Spiele
Vereine als Trainer
2004–2005 Deutschland TuS Lichterfelde
2005–2007 Deutschland Alba Berlin
2007–2010 Deutschland Alba Berlin (NBBL)
2010–2015 Deutschland TBB Trier
2014–2017 Deutschland Deutschland (A2)
2017–2021 Deutschland Deutschland 43 Spiele
2021–2022 Turkei Türk Telekomspor
2022–2023 Agypten Al-Ittihad
seit 2024 Agypten Ägypten
1Stand: 31. August 2021
Henrik Rödl
Medaillenspiegel

Basketball (Männer)

Deutschland Deutschland
Weltmeisterschaft
Bronze 2002 Vereinigte Staaten Deutschland
Europameisterschaft
Gold 1993 Deutschland Deutschland

Henrik Markus Rödl (* 4. März 1969 in Offenbach am Main)[2] ist ein deutscher Basketball-Trainer und ehemaliger Basketballnationalspieler. Er war von September 2017 bis Ende August 2021 Bundestrainer der deutschen Herren-Nationalmannschaft. Während seiner Spielerlaufbahn gehörte der Flügelspieler zur deutschen Europameister-Mannschaft von 1993 und gewann mit Alba Berlin sieben Mal in Folge als Spieler die Deutsche Meisterschaft.

Spielerkarriere

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rödl, dessen Vater Helmut Basketballtrainer war,[3] spielte in der Jugend des EOSC Offenbach und wurde dort von seinem Vater gefördert.[4] Als 17-Jähriger ging Rödl als Austauschschüler für ein Jahr nach Chapel Hill in den US-Bundesstaat North Carolina.[5] Dort lernte er seine spätere Ehefrau kennen.[6] Rödl spielte für die Schulmannschaft der Chapel Hill High School, gewann mit ihr die Meisterschaft in North Carolina[7] und wurde 1987 als Mr. Basketball des Bundesstaats ausgezeichnet.[8] Anschließend ging er vorerst nach Deutschland zurück. Ende Oktober 1987[9] debütierte der damals erst 18-jährige Spieler des EOSC Offenbach als erster Regionalligaspieler in der deutschen Nationalmannschaft.[10]

1989 gewann er mit der bundesdeutschen Studentennationalmannschaft Bronze bei der Universiade in Duisburg,[11] ehe er im selben Jahre dann in die USA ging, wo er für die „Tar Heels“, die Basketball-Mannschaft der University of North Carolina, spielte. Rödl stand in 140 Spielen für die Hochschulmannschaft auf dem Feld und kam auf 3,4 Punkte, 2,2 Korbvorlagen und 1,3 Rebounds je Begegnung. 1993 feierte Rödl zwei seiner größten Erfolge: Er gewann mit den „Tar Heels“ die US-Collegemeisterschaft, erzielte in der Saison 4,3 Punkte, 3,6 Korbvorlagen und 1,5 Rebounds je Begegnung. Im Endspiel gegen die University of Michigan Anfang April 1993 kam Rödl auf elf Minuten Einsatzzeit, in welcher er auf zwei Punkte und zwei Ballgewinne kam.[12] Im selben Jahr wurde er mit der deutschen Nationalmannschaft vor eigenem Publikum überraschend Europameister. Rödl erzielte während des EM-Turniers 5,6 Punkte je Begegnung,[13] im Endspiel gegen Russland blieb er ohne Punkte.[14]

Nachbildung von Rödls Trikot unter dem Hallendach der Mercedes-Benz Arena

In der folgenden Saison debütierte Rödl in der Bundesliga für Alba Berlin, wo er sich im Laufe der Jahre insbesondere als vielseitiger Spieler mit Stärken in der Verteidigung und Mannschaftskapitän einen Namen machte. Er blieb dem Verein elf Jahre treu und erzielte in dieser Zeit 5228 Punkte in 534 Spielen. In seiner ersten Berliner Saison 1993/94 erzielte Rödl in der Bundesliga 10,9 Punkte pro Spiel, steigerte sich 1994/95 auf 13,5 und 1995/96 auf 15,6 Punkte je Begegnung, den Bestwert seiner Berliner Zeit.[15] 1996 war er Deutschlands Basketballer des Jahres. In der Ära Rödl gewann der Hauptstadtklub sieben Mal hintereinander die Deutsche Meisterschaft (1997–2003), viermal den nationalen Pokalwettbewerb und einmal den Korać-Cup.

2002 verabschiedete er sich mit dem Gewinn der Bronzemedaille bei der Weltmeisterschaft aus der Nationalmannschaft. Insgesamt erzielte Rödl, der auch an den Olympischen Spielen 1992 teilnahm, in 15 Jahren 1.749 Punkte in 178 Länderspielen.

In der Bundesliga erzielte Rödl insgesamt 3686 Punkte.[16] Ihn zeichneten während seiner Laufbahn die Zuverlässigkeit, eine gute Verteidigung und die Fähigkeit, mehrere Spielpositionen zu besetzen, aus. Rödls Leistungen und sein Wert für die Mannschaft blieben oft unbemerkt, da er schnörkellos spielte.[17]

Trainerkarriere

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Ausscheiden mit Alba Berlin im Play-off-Halbfinale gegen Bamberg erklärte Rödl am 25. Mai 2004 seinen Rücktritt als Spieler und spielte am 27. Mai 2004 sein letztes Spiel.[18] Seit der Saison 2004/05 war er als Trainer beim TuS Lichterfelde, der Internationalen Berliner Basketball Akademie (IBBA) und als Co-Trainer Alba Berlins tätig.[19] Rödl bezeichnete Svetislav Pešic, unter dem er bei Alba Berlin spielte, und Dean Smith (University of North Carolina) als die Trainer, von denen er am meisten für seine eigene Trainerkarriere mitnahm.[20]

Von Januar 2005 bis Juni 2007 war er Cheftrainer von Alba Berlin. In dieser Funktion wurde er 2006 Deutscher Pokalsieger. Nach dem Ausscheiden im Viertelfinale 2007 gegen die Artland Dragons wurde Rödl in seiner Position als Headcoach durch Luka Pavicevic ersetzt. Er wurde daraufhin sportlicher Leiter der gesamten Nachwuchsabteilung von Alba Berlin sowie Trainer der NBBL-Mannschaft und des Regionalligateams[21] von Alba Berlin.

Vom Oktober 2008 bis zum Saisonbeginn 2009/10 war Rödl zudem Trainer der deutschen U20-Nationalmannschaft.[22]

Mit der Berliner NBBL-Mannschaft wurde Rödl in der Saison 2007/2008 Vizemeister und 2008/2009 Meister. Während der Saisons 2008/2009 und 2009/2010 blieb das NBBL-Team unter Rödls Führung saisonübergreifend in 39 Spielen unbesiegt und verlor erst das Finale um den NBBL-Titel 2010 gegen das Team Alba Urspring (Kooperationspartner von Alba Berlin). Die Regionalliga-Mannschaft wurde mit Rödl als Trainer in der Saison 2009/10 mit 19:1-Siegen Meister der 1. Regionalliga Nord (RLN) und schaffte den Aufstieg in die ProB-Liga.

Mit Beginn der Saison 2010/11 übernahm Henrik Rödl den Posten des Cheftrainers beim Bundesligisten TBB Trier[23]. Im Dezember 2012 verlängerte Rödl vorzeitig seinen Vertrag in Trier bis zum Ende der Saison 2015/2016.

Im Jahr 2014 übernahm er im Sommer das Training der deutschen A2-Basketballnationalmannschaft.[24]

Nach Punktabzug wegen fehlerhafter Angaben im Lizenzierungsverfahren und wegen Stellung eines Insolvenzantrages stieg die TBB Trier im April 2015 aus der 1. Liga ab. Nach der Insolvenz der Treveri Basketball AG wurden zum 1. Mai 2015 alle Mitarbeiter entlassen, darunter auch Henrik Rödl. Im Juni 2015 gab Rödl bekannt, dass er für die Saison 2015/2016 nicht Trainer bei der neugegründeten Trierer Ballsportbewegung UG sein würde.[25]

Im Sommer 2015 führte er die deutsche Studierendennationalmannschaft (identisch mit der A2-Nationalmannschaft) zur Silbermedaille bei der Universiade in Südkorea.[26]

Im Januar 2016 gab der Deutsche Basketball Bund bekannt, Rödl als hauptamtlichen Bundestrainer verpflichtet zu haben. Sein Aufgabengebiet wurde wie folgt beschrieben: Wie bislang die Betreuung der A2-Nationalmannschaft als Cheftrainer sowie die Tätigkeit als Assistent von Bundestrainer Chris Fleming bei der A-Nationalmannschaft. Darüber hinaus gehörte zu Rödls Tätigkeiten, als „Koordinator des Perspektivkaders 2020“ zu wirken.[27]

Im Juli 2016 betreute er die deutsche U20-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft und führte die DBB-Auswahl auf den vierten Rang.[28]

Am 18. September 2017 wurde er vom DBB zum neuen Bundestrainer der Herren-Nationalmannschaft bestellt.[29] Er führte die deutsche Mannschaft 2021 zur Teilnahme an den wegen der COVID-19-Pandemie verspätet ausgetragenen Olympischen Sommerspielen 2020, dort schied man im Viertelfinale gegen Slowenien aus.[30] Ende August 2021 endete seine Amtszeit als Bundestrainer. Insgesamt kam die deutsche Mannschaft unter Rödl zu 27 Siegen und 16 Niederlagen.[31]

Mitte Dezember 2021 wurde Rödl Cheftrainer des türkischen Erstligisten Türk Telekomspor.[32] Im Mai 2022 wurde er dort entlassen.[33] Von den vorangegangenen sechs Spielen unter Rödls Leitung hatte die Mannschaft fünf verloren.[34] Im Oktober 2022 wurde er Trainer von Al-Ittihad in der ägyptischen Stadt Alexandria.[35] Er blieb bis zum Ende des Spieljahres 2022/23 im Amt.[36]

Im Januar 2024 wurde Rödl ägyptischer Nationaltrainer.[37]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. „Das sind unsere 12 Riesen“, Sport-Bild vom 23. Juni 1993, S. 32 f.
  2. Henrik Rödl profile, European Championship for Men 2003. Abgerufen am 14. Januar 2021.
  3. Wie der Vater so der Sohn. In: Mitteldeutsche Zeitung. Abgerufen am 25. Mai 2020.
  4. Henrik Rödl im Munzinger-Archiv, abgerufen am 16. April 2023 (Artikelanfang frei abrufbar)
  5. Talkin' Basketball – Folge1: Bundestrainer Henrik Rödl. In: talkin-basketball.podigee.io. 15. März 2021, abgerufen am 23. März 2021.
  6. Dietmar Wenck: Es geht nicht ohne Basketball. In: Berliner Morgenpost. 17. März 2018, abgerufen am 23. März 2021.
  7. Cedars History Report: The Role-Player At UNC. In: goheels.com. Abgerufen am 23. März 2021 (englisch).
  8. North Carolina Mr. Basketball Awards – RealGM. Abgerufen am 23. März 2021.
  9. Spiele von Henrik Roedl (178). In: mahr.sb-vision.de. Abgerufen am 23. März 2021.
  10. Henrik Rödl war das Herz des Nationalteams. In: www.basketball-bund.de. Deutscher Basketball Bund, abgerufen am 27. Februar 2016.
  11. Christoph Büker: Es war einmal... Bronze vor 25 Jahren. In: Deutscher Basketball Bund (Hrsg.): DBB Journal. Nr. 41, Oktober 2014, S. 36, 37.
  12. North Carolina vs. Michigan Box Score, April 5, 1993. Abgerufen am 30. Dezember 2020 (englisch).
  13. Henrik Rödl profile, European Championship for Men 1993. Abgerufen am 30. Dezember 2020 (englisch).
  14. archive.fiba.com: 1993 European Championship for Men. Abgerufen am 30. Dezember 2020 (englisch).
  15. 25 Jahre Alba Berlin Basketball. Eine Chronik. Alba Berlin, abgerufen am 30. Dezember 2020.
  16. Die 200 besten Korbjäger der Bundesliga seit 1975. In: Basketball Bundesliga GmbH (Hrsg.): 50 Jahre Basketball Bundesliga. Köln, ISBN 978-3-7307-0242-0, S. 212.
  17. Sebastian Gehrmann: Goldene Jungs. Das Lehrbuch. In: Basketball Bundesliga GmbH (Hrsg.): 50 Jahre Basketball Bundesliga. Köln, ISBN 978-3-7307-0242-0, S. 145.
  18. Das letzte Spiel des Henrik Rödl. In: tagesspiegel.de, 27. Mai 2004.
  19. schoenen-dunk.de – Rödl beendet Spielerkarriere und verstärkt den Trainerstab (Memento vom 5. Februar 2015 im Internet Archive), 26. Mai 2004.
  20. Henrik Rodl Leading German Basketball. Abgerufen am 30. Dezember 2020 (amerikanisches Englisch).
  21. Sportlicher Leiter des Regionalligateams (Memento vom 29. August 2010 im Internet Archive)
  22. Rödl übernimmt U20, Website des DBB
  23. Henrik Rödl heuert bei TBB Trier an, Trierischer Volksfreund, abgerufen am 21. Mai 2010
  24. Archivierte Kopie (Memento vom 21. August 2017 im Internet Archive)
  25. Basketball: TBB Trier verzichtet auf Wildcard und verliert Coach Rödl. In: Zeit Online. 16. Juni 2015, archiviert vom Original am 25. März 2016;.
  26. Universiade in Südkorea: A2-Nationalteam des DBB unterliegt USA. In: sport1.de. 13. Juli 2015, abgerufen am 29. Februar 2024.
  27. Henrik Rödl wird hauptamtlicher Bundestrainer. In: www.basketball-bund.de. Deutscher Basketball Bund, abgerufen am 27. Februar 2016.
  28. Archivierte Kopie (Memento vom 10. August 2016 im Internet Archive)
  29. http://www.sportschau.de/weitere/basketball/henrik-roedl-trainer-basketball-nationalmannschaft-100.html
  30. Basketball – Team Germany. In: olympics.com. Archiviert vom Original am 4. August 2021; abgerufen am 4. August 2021 (englisch).
  31. DBB und Henrik Rödl beenden Zusammenarbeit. Deutscher Basketball Bund, abgerufen am 20. August 2021.
  32. Henrik Rödl Türk Telekom'da. In: Türk Telekom Basketbol. Abgerufen am 14. Dezember 2021.
  33. Türk Telekom, başantrenör Henrik Rödl ile yollarını ayırdı. In: haberler.com. 9. Mai 2022, abgerufen am 10. Mai 2022 (türkisch).
  34. Turk Telekom Ankara, Games 2021–2022. In: eurobasket.com. Abgerufen am 10. Mai 2022.
  35. Ex-Bundestrainer Rödl wird Trainer in Ägypten. In: Süddeutsche Zeitung. 20. Oktober 2022, abgerufen am 20. Oktober 2022.
  36. Henrik Rodl. In: Afrobasket.com. Abgerufen am 17. Oktober 2023.
  37. Rödl nommé à la tête de l'équipe d'Égypte. In: FIBA. 25. Januar 2024, abgerufen am 2. Februar 2024 (französisch).