Czarne
Czarne | ||
---|---|---|
Basisdaten | ||
Staat: | Polen
| |
Woiwodschaft: | Pommern | |
Powiat: | Człuchowski | |
Gmina: | Czarne | |
Fläche: | 46,39 km² | |
Geographische Lage: | 53° 41′ N, 16° 57′ O
| |
Höhe: | 136 m n.p.m. | |
Einwohner: | 6030 (31. Dez. 2016) | |
Postleitzahl: | 77-330 | |
Telefonvorwahl: | (+48) 59 | |
Kfz-Kennzeichen: | GCZ | |
Wirtschaft und Verkehr | ||
Straße: | DW201 Gwda Mała–Debrzno | |
DW202 Czarne–Rzeczenica | ||
Eisenbahn: | PKP-Linie 210 Runowo Pomorskie–Chojnice | |
Nächster int. Flughafen: | Danzig
| |
Stettin |
Czarne [kaschubisch Czôrné) ist eine Kleinstadt mit Sitz der gleichnamigen Stadt-und-Land-Gemeinde im Powiat Człuchowski der Woiwodschaft Pommern in Polen mit etwa 6000 Einwohnern.
] (deutsch Hammerstein;Geographische Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Stadt liegt im ehemaligen Westpreußen am linken Ufer des Flusses Czernica (Zahne) in einem ausgedehnten Waldgebiet in 136 Metern über Meereshöhe, etwa 16 Kilometer ostsüdöstlich von Szczecinek (Neustettin) und 40 Kilometer westlich von Chojnice (Konitz). Nordwestlich verläuft die Draheimer Seenplatte.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Spätmittelalter
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Deutsche Orden verlegte in den 1380er Jahren einen befestigten Hof, ein sogenanntes Wildhaus, von Falkenwalde in die Nähe der heutigen Stadt, um hier den Übergang über den Fluss Zahne zu sichern. Die Burg erhielt den Namen Hammerstein, wohl nach einem dort vorhandenen Eisenhammer. Bereits 1388 und 1389 ist Hammerstein als Ort von Verhandlungen zwischen dem Orden und den Herzögen von Pommern genannt. 1395 verlieh der Hochmeister des Ordens Konrad von Jungingen für die zu besetzende Stadt das Kulmer Stadtrecht. Burg und Stadt gehörten zur Komturei Schlochau des Ordens.
Nach der Schlacht bei Tannenberg (1410) kam Hammerstein kurzzeitig an den mit Polen verbündeten pommerschen Herzog Bogislaw VIII., der es aber bereits mit dem Thorner Frieden von 1411 wieder an den Deutschen Orden herausgeben musste. Der Hochmeister Heinrich von Plauen bestätigte der Stadt ihre Rechte und verlieh ihr zusätzlich das Recht, sich eine Walkmühle zu bauen. Im Dreizehnjährigen Krieg (1454–1466) zwischen dem Preußischen Bund und dem Deutschen Orden stand die Stadt auf der Seite des Ordens, wurde zwar 1454 von den Truppen des Bundes besetzt, aber 1455 durch den Ordenshauptmann Kaspar Nostitz durch eine Kriegslist – er ließ zehn seiner Männer als Frauen verkleidet in die Stadt gehen – noch einmal für den Deutschen Orden zurückerobert.
Frühe Neuzeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach dem Dreizehnjährigen Städtekrieg kam Hammerstein im Zweiten Frieden von Thorn 1466 vom Deutschordensstaat Preußen zum autonomen Preußen Königlichen Anteils, das sich freiwillig der Oberhoheit der polnischen Krone unterstellt hatte. Die Ordensburg wurde der Sitz einer Starostei. Die Starosten wurden in den folgenden Jahrhunderten von den Familien von Konarski, Sapieha, von Weiher, von Raczynski, von Wedelstädt und von Unruh gestellt. Anlässlich der Errichtung der Union von Lublin auf dem Lubliner Sejm kündigte König Sigismund II. August am 16. März 1569 die Autonomie des Königlichen Preußens (Westpreußen) unter Androhung herber Strafen einseitig auf,[1][2] weshalb die Oberhoheit des polnischen Königs in diesem Teil des ehemaligen Gebiets des Deutschen Ordens von 1569 bis 1772 als Fremdherrschaft empfunden wurde.[3]
Zur Mitte des 16. Jahrhunderts hatte Hammerstein etwa 700 Einwohner; acht Tuchmacher, sechs Schuhmacher und fünf Schmiede gingen ihrem Gewerbe nach. Es gab ein Sägewerk, und an der Zahne wurde eine Wassermühle betrieben. 1624 suchte die Pest Hammerstein erstmals heim, die Mehrzahl der Einwohner starb. Drei Jahre später litt die Stadt unter den Überfällen der am Polnisch-Schwedischen Krieg beteiligten Truppen. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts hatte sich auch in Hammerstein die Reformation ausgebreitet, und die Stadtkirche war evangelisch geworden. Es blieb aber bei Spannungen zwischen beiden Konfessionen. 1600 errangen die katholischen Einwohner wieder das Nutzungsrecht für die Stadtkirche. 1645 wurde der katholische Lehrer Jakob Büttner erschlagen, und Kirche, Pfarrhaus und Schule wurden demoliert. Die Stadt wurde zum Schadenersatz verurteilt. 1653 fielen die meisten Häuser einem großen Brand zum Opfer. Eine eigene evangelische Kirche wurde erstmals 1676 errichtet; sie wurde 1716, 1755 und 1819 jeweils neu erbaut.
Infolge der ersten polnischen Teilung kam Hammerstein 1772 zur neugeschaffenen Provinz Westpreußen des Staates Preußen.
19. Jahrhundert
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Rahmen der preußischen Territorialreformen wurde die Stadt 1818 dem westpreußischen Landkreis Schlochau zugeordnet. 1819 wurde für die evangelische Gemeinde am Markt eine Kirche errichtet. Noch immer war Hammerstein eine Stadt der Schuh- und Tuchmacher, 1850 gab es dort fast 200 Schuhmacher. Daneben lagen in der Stadt aber auch mehrere größere Bauernhöfe. In diesem Jahr entstand auf dem Gelände der inzwischen verfallenen Ordensburg als Dienst- und Wohnsitz des Amtsrats George von Livonius das sogenannte Schloss Hammerstein. Der Anschluss an die Pommersche Centralbahn erfolgte mit der Inbetriebnahme des Streckenabschnitts von Neustettin nach Schlochau im Jahr 1878. Das war der Startschuss für die Ansiedlung größerer Industriebetriebe des Baustoffgewerbes und der Holzverarbeitung. Zu einem weiteren bedeutenden Wirtschaftsfaktor entwickelte sich der von Preußen ab 1885 angelegte Truppenübungsplatz.
20. Jahrhundert
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Hammerstein eine evangelische Kirche, eine katholische Kirche, eine Synagoge und ein Amtsgericht.[4] Im Ersten Weltkrieg gab es hier ein großes Lager für russische Kriegsgefangene.
Nach dem Ersten Weltkrieg verblieb Hammerstein, anders als der Großteil Westpreußens, beim Deutschen Reich. Der schmale, weiterhin deutsche Streifen im Westen Westpreußens wurde in die neu eingerichtete Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen eingegliedert, und damit auch Hammerstein. Als nach dem Ersten Weltkrieg viele deutsche Bewohner aus den an das wiedererstandene Polen abgetretenen Gebieten nach Deutschland auswanderten, entstanden in Hammerstein in Richtung Süden und zum Truppenübungsplatz hin neue Siedlungen, sodass die Bevölkerungszahl um über 30 Prozent anstieg. Im Jahr 1925 wurden in Hammerstein 4122 Einwohner gezählt, die auf 1111 Haushaltungen verteilt waren.[5]
Anfang der 1930er Jahre hatte die Gemarkung der Stadt Hammerstein eine Flächengröße von 43,9 km², und in dem Stadtgebiet standen zusammen 439 Wohnhäuser an 14 verschiedenen Wohnorten:[5]
- Bahnhof Hammerstein (Kreis Schlochau)
- Birkenwäldchen
- Bürgershof
- Forsthaus Hardelbruch
- Forsthaus Jägersberg
- Forstsekretärgehöft Hasselberg
- Hammerstein
- Heinrichsburg
- Karlsberg
- Louisenhöh
- Neumannshof
- Schießplatz Hammerstein
- Walkmühle
- Ziegelei
Im April 1933 richtete die NS-Diktatur das kurzzeitig bestehende Konzentrationslager Hammerstein ein. Es wurde im Juni 1933 wieder aufgelöst; dessen Häftlinge wurden in andere Lager verlegt.[6]
Mit der Auflösung der Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen wurde Hammerstein 1938 in die Provinz Pommern eingegliedert. 1939 errichteten die Nationalsozialisten ein großes Strafgefangenenlager, später kam noch ein Kriegsgefangenenlager (Stalag II-B) hinzu.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs eroberte am 26. Februar 1945 die Rote Armee Hammerstein. Während der Kämpfe wurden 40 Prozent der Stadt zerstört. Im März 1945 unterstellte die Rote Armee Hammerstein der Verwaltung der Volksrepublik Polen. Die polnische Administration führte für Hammerstein die polnische Ortsbezeichnung Czarne ein, vertrieb in der Folgezeit die einheimischen Stadtbewohner und besiedelte den Ort mit Polen.
Demographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jahr | Einwohner | Anmerkungen |
---|---|---|
1772 | 670 | [7] |
1780 | 876 | bei 138 Feuerstellen, fast alle Deutsche lutherischer Konfession[8] |
1816 | 1188 | [7] |
1831 | 1586 | größtenteils deutsche Evangelische[9] |
1852 | 2120 | [10] |
1871 | 2612 | darunter 2100 Evangelische und 260 Katholiken[11] |
1875 | 2790 | [12] |
1880 | 2856 | [12] |
1900 | 3025 | meist Evangelische[4] |
1925 | 4122 | davon 3594 Protestanten, 411 Katholiken und 61 Juden[5] |
1933 | 4423 | [12] |
1934 | 4420 | [7] |
1939 | 4387 | [12] |
1983 | 5892 | [13] |
Balkendiagramm der Einwohnerzahlen bis 2004
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Stadt ist über die Woiwodschaftsstraße 201 oder mit der Eisenbahn (Staatsbahnlinie von Chojnice (Konitz) nach Runowo Pomorskie (Ruhnow)) zu erreichen.
Partnerstädte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es besteht eine Städtepartnerschaft mit der niedersächsischen Gemeinde Langlingen.
Gemeinde
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zur Stadt-und-Land-Gemeinde (gmina miejsko-wiejska) Czarne gehören 21 Ortschaften, die zehn Dörfern mit einem Schulzenamt (sołectwo) zugeordnet sind.
Mit der Stadt verbundene Personen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- August Kummer (1790–1876), Rittergutsbesitzer und Abgeordneter
- George von Livonius (1792–1867), Rittergutsbesitzer und Abgeordneter
- Rudolf Hellgrewe (1860–1926), Landschaftsmaler und Illustrator von Reiseliteratur
- Willy von Livonius (1871–1946), preußischer Offizier, zuletzt Generalmajor
- Alexander Beer (1873–1944), Architekt, Gemeindebaumeister in Berlin
- Hans Klatt (1876–1936), Landschaftsmaler
- Franz Mahlke (1885–1957), deutscher Lyriker und Schriftsteller
- Maria Seidler (1888–1972), Schauspielerin
- Klaus-Peter Lietz (* 1943), genannt Lord Leo, Sänger und Gitarrist der Beat- und Rockband The Lords.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hammerstein, Stadt, Kreis Schlochau, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Hammerstein (meyersgaz.org).
- Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Zweiter Theil, welcher die Topographie von West-Preussen enthält. Kantersche Hofdruckerei, Marienwerder 1789, S. 73–74, Nr. 5; Textarchiv – Internet Archive.
- August Eduard Preuß: Preußische Landes- und Volkskunde oder Beschreibung von Preußen. Ein Handbuch für die Volksschullehrer der Provinz Preußen, so wie für alle Freunde des Vaterlandes. Gebrüder Bornträger, Königsberg 1835, S. 380, Nr. 12; archive.org.
- Manfred Vollack, Heinrich Lemke: Der Kreis Schlochau – Ein Buch aus preußisch-pommerscher Heimat. Kiel 1974, ISBN 3-9800051-1-9.
- Ernst Bahr: Hammerstein. In: Erich Weise (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten. Band: Ost- und Westpreußen (= Kröners Taschenausgabe. Band 317). Unveränderter Nachdruck der 1. Auflage 1966. Kröner, Stuttgart 1981, ISBN 3-520-31701-X, S. 80.
- Johannes Hinz: Pommern. Wegweiser durch ein unvergessenes Land. Augsburg 1996, ISBN 3-86047-181-3, S. 149–150.
- Peter Johanek, Franz-Joseph Post (Hrsg.); Thomas Tippach, Roland Lesniak (Bearb.): Städtebuch Hinterpommern. (Deutsches Städtebuch, Band 3) 2. Auflage. W. Kohlhammer, Stuttgart 2003, ISBN 3-17-018152-1, S. 85–88.
- Martin Zeiller: Hammerstein. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae (= Topographia Germaniae. Band 13). 1. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1652, S. 29 (Volltext [Wikisource]).
- Isaak Gottfried Gödtke: Kirchengeschichte der Stadt Hammerstein. In: Archiv für vaterländische Interessen oder Preußische Provinzial-Blätter, Neue Folge, August-Heft, Marienwerder 1845, S. 867–876 (Google Books).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Stadt Hammerstein (Territorial.de)
- Gunthard Stübs und die Pommersche Forschungsgemeinschaft: Die Stadt Hammerstein im ehemaligen Kreis Schlochau in Pommern (2011).
- Website der Gemeinde
Fußnoten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Hans Prutz: Geschichte des Kreises Neustadt in Westpreußen. Danzig 1872, S. 104. (books.google.de)
- ↑ A. Reusch: Westpreussen unter polnischem Scepter. Festrede gehalten am Elbinger Gymnasium am 13. Spt. 1872. In: Altpreußische Monatsschrift, Neie Folge, Band 10 (Königsberg 1873), S. 140–154, insbesondere S. 146. (books.google.de)
- ↑ Hans Prutz: Geschichte des Kreises Neustadt in Westpreußen. Danzig 1872, S. 104 ff. (books.google.de)
- ↑ a b Hammerstein. [1]. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 8: Glashütte–Hautflügler. Bibliographisches Institut, Leipzig / Wien 1907, S. 704 (Digitalisat. zeno.org).
- ↑ a b c Pommersche Forschungsgemeinschaft (Hrsg.), Gunthard Stübs: Die Stadt Hammerstein im ehemaligen Kreis Schlochau in Pommern. ( des vom 13. Oktober 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (2011)
- ↑ Andrea Rudorff: »Anhäufung vaterlandsfeindlicher Elemente«. Das Konzentrationslager Hammerstein im Regierungsbezirk Schneidemühl. In: Barbara Distel, Wolfgang Benz (Hrsg.): Terror ohne System. Die ersten Konzentrationslager im Nationalsozialismus 1933–1935 (= Geschichte der Konzentrationslager 1933–1945, Bd. 1). Metropol Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-932482-61-1, S. 179–185.
- ↑ a b c Manfred Vollack, Heinrich Lemke: Der Kreis Schlochau – Ein Buch aus preußisch-pommerscher Heimat. Kiel 1974, ISBN 3-9800051-1-9, S. 308–310.
- ↑ Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Zweiter Theil, welcher die Topographie von West-Preussen enthält. Kantersche Hofdruckerei, Marienwerder 1789, S. 73–74, Nr. 5; Textarchiv – Internet Archive.
- ↑ August Eduard Preuß: Preußische Landes- und Volkskunde oder Beschreibung von Preußen. Ein Handbuch für die Volksschullehrer der Provinz Preußen, so wie für alle Freunde des Vaterlandes. Gebrüder Bornträger, Königsberg 1835, S. 380, Nr. 12; archive.org.
- ↑ Kraatz: Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats. Berlin 1856, S. 220; Textarchiv – Internet Archive.
- ↑ Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage, Band 2, Berlin 1874, S. 55–56, Ziffer 11.
- ↑ a b c d Michael Rademacher: Pommern - Kreis Schlochau. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- ↑ Johannes Hinz: Pommern. Wegweiser durch ein unvergessenes Land. Würzburg 1996, S. 150.