Kastellaun
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 50° 4′ N, 7° 27′ O | |
Bundesland: | Rheinland-Pfalz | |
Landkreis: | Rhein-Hunsrück-Kreis | |
Verbandsgemeinde: | Kastellaun | |
Höhe: | 430 m ü. NHN | |
Fläche: | 8,47 km2 | |
Einwohner: | 5759 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 680 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 56288 | |
Vorwahl: | 06762 | |
Kfz-Kennzeichen: | SIM, GOA | |
Gemeindeschlüssel: | 07 1 40 064 | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Kirchstraße 1 56288 Kastellaun | |
Website: | stadt-kastellaun.de | |
Stadtbürgermeister: | Marlon Bröhr | |
Lage der Stadt Kastellaun im Rhein-Hunsrück-Kreis | ||
Die Kleinstadt Kastellaun (amtliche Schreibweise bis zum 6. Dezember 1935: Castellaun)[2] liegt in der Mittelgebirgslandschaft des Hunsrücks im Rhein-Hunsrück-Kreis, Rheinland-Pfalz. Sie ist Sitz der Verwaltung der gleichnamigen Verbandsgemeinde.
Geographie
Geographische Lage
Kastellaun liegt im vorderen Hunsrück etwa gleich weit entfernt von Rhein, Mosel und Nahe . Der Stadtkern liegt zwischen einer Talsenke im Norden und der Hochfläche des Hunsrücks, über die die B 327, die sogenannte Hunsrückhöhenstraße, verläuft.
Klima
Der Jahresniederschlag beträgt 755 mm. Die Niederschläge liegen im mittleren Drittel der in Deutschland erfassten Werte. An 53% der Messstationen des Deutschen Wetterdienstes werden niedrigere Werte registriert. Der trockenste Monat ist der April, die meisten Niederschläge fallen im Juni. Im Juni fallen 1,4 mal mehr Niederschläge als im April. Die Niederschläge variieren nur minimal und sind extrem gleichmäßig übers Jahr verteilt. An nur 1% der Messstationen werden niedrigere jahreszeitliche Schwankungen registriert.
Nachbarorte
Uhler und Korweiler | Beltheim | Roth und Gödenroth |
Buch und Bell | Hollnich | |
die Pydna und Hundheim | Hasselbach | Spesenroth und Laubach |
Geschichte
Aus dem Jahre 1226 datiert die erste urkundliche Erwähnung von „Kestilun“. Die gleichnamige Burg Kastellaun wurde von den Grafen von Sponheim errichtet und gehörte bis 1417 zur vorderen Grafschaft.
1301 wurden Burg und Stadt Residenz von Simon II. von Sponheim und seiner Frau Elisabeth. Graf Simon II. verlieh Kastellaun 1305 Stadtrecht und erwirkte von Kaiser Heinrich VII., dem Bruder von Balduin von Luxemburg, Erzbischof zu Trier, am 8. November 1309 das Marktrecht. Belagert wurde Burg und Stadt 1321 durch den Trierer Erzbischof Balduin von Luxemburg. Balduin baute gegen Kastellaun die Burg Balduinseck bei Buch 1325. Im Jahr 1340 verließ Walram von Sponheim Kastellaun und ging nach Bad Kreuznach.
Die Grafen von Sponheim starben 1437 aus, und das Erbe fiel mit dem Amt Kastellaun an die Herren von Pfalz-Zweibrücken und Baden, die es gemeinsam verwalteten. Friedrich I. erhielt das Fürstentum Simmern und den Anteil der Grafschaft Sponheim aus dem Veldenzer Erbe, das er nach dem Tod des letzten Veldenzer (1444) von Kastellaun aus regierte. Er war somit eigentlicher Begründer der Linie Pfalz-Simmern. Friedrich I. und sein Bruder Ludwig teilten 1459 die väterlichen Besitzungen wiederum auf. Ludwig erhielt das Herzogtum Zweibrücken und Friedrich I. residierte in Simmern. Der pfalz-simmerische Anteil der Hinteren Grafschaft Sponheim fiel 1560 an Pfalz-Zweibrücken beziehungsweise 1569 an Pfalz-Birkenfeld unter Zweibrücker Hoheit.
Auf der Burg lebten bis 1594 verschiedene Amtmänner, die die Interessen der Gemeinherren Grafschaft Veldenz, Markgrafschaft Baden, Pfalzgrafschaften Simmern und Zweibrücken vertraten. Markgraf Eduard Fortunatus wurde 1594 aus Baden-Baden vertrieben und nahm auf der Burg, die damit erneut Residenz wurde, Zuflucht. Im Zuge des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) besetzten Spanier, Schweden, Lothringer, Hessen und Franzosen die Stadt. Große Pestepidemien wüteten.
Die Sponheimische Herrschaft um Kastellaun endete 1687 vorübergehend mit der Besetzung vieler linksrheinischer Gebiete durch die Truppen Ludwigs XIV. im Pfälzischen Erbfolgekrieg. In dessen Folge wurden im Jahr 1689 Burg und Stadt zerstört. 1776 endete die Gemeinherrschaft, Amt und Stadt Kastellaun fielen an Pfalz-Zweibrücken.
Während der Koalitionskriege wurde die Region 1793/94 durch französische Revolutionstruppen besetzt, 1798 dem Departement Rhin-et-Moselle angegliedert und damit bis zum Wiener Kongress 1815 französisch. In Folge der Neuregelung der Territorien wurde Kastellaun Teil der preußischen Rheinprovinz.
Die Burg wurde 1820 Privatbesitz. Die Stadt kaufte das Gelände 1884 und sanierte das Gemäuer erstmals.
Seit 1946 ist der Ort Teil des damals neu gegründeten Landes Rheinland-Pfalz. Am 14. September 1969 erhielt er wieder das Stadtrecht.
Der Burgberg und das Gemäuer wurden 1990–1993 erneut saniert und restauriert. 1999 wurden das erste Burghaus und 2005 das zweite Burghaus wieder errichtet. Am 9. September 2007 wurde dort ein Dokumentationszentrum eingeweiht, das als „Haus der regionalen Geschichte" eingerichtet ist.
Stadtrat
Der Stadtrat in Kastellaun besteht aus 22 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 7. Juni 2009 in einer Verhältniswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Stadtbürgermeister als Vorsitzenden.
Sitzverteilung im gewählten Stadtrat:[3]
SPD | CDU | FDP | FWG | Gesamt | |
2009 | 6 | 9 | 1 | 6 | 22 Sitze |
2004 | 6 | 10 | – | 6 | 22 Sitze |
Infrastruktur
Schulen
Im Stadtgebiet von Kastellaun gibt es eine Grundschule, die Integrierte Gesamtschule (IGS) mit gymnasialer Oberstufe, die Theodor-Heuss-Schule für Geistigbehinderte / Schule für Körperbehinderte sowie die Freie Waldorfschule Kastellaun.
Sonstige Einrichtungen
Das Julius-Reuß-Wohnheim, eine Einrichtung der Schmiedelanstalten, ist in einem Wohngebiet zwischen dem Stadtkern und dem Industrie-Gebiet angesiedelt. Es kooperiert mit den weiteren vor Ort ansässigen unterschiedlichen Einrichtungen der Behindertenhilfe: der Theodor-Heuss-Sonderschule mit Sonderkindergarten für Menschen mit geistigen Behinderungen, Werkstatt und Tagesförderstätte der Rhein-Mosel-Werkstätten und dem Wohnheim des Vereins Betreutes Wohnen Hunsrück e.V. für Menschen mit psychischer Erkrankung.
Freizeit
Am südöstlichen Stadtrand befindet sich ein Hallenbad mit integriertem Reha-Zentrum angegliedert an einen Sport- und Fitnessbereich. In dessen unmittelbarer Nähe schließt eine Minigolfanlage das Gelände ab.
Seit Mai 2008 gibt es den Kyrillpfad. Ein Teil der Waldfläche, die vom Orkan Kyrill verwüstet worden war, wurde für Besucher zugänglich gemacht. Auf einem 800 Meter langen Pfad durch 1,5 Hektar Windwurffläche kann man sich ein Bild von den Sturmschäden machen und dabei etwas über den neu entstehenden Wald erfahren. Zehn Informationsstationen beschäftigen sich detailliert mit der Geologie, Bodenkunde, der Wurzelentwicklung, Klima und Wetter, dem Leben im Totholz, der Gefräßigkeit des Borkenkäfers, der natürlichen und künstlichen Waldverjüngung, der maschinellen Holzernte und der modernen Forstwirtschaft.
In der Nachbarschaft des Kyrillpfades wurde im Mai 2008 ein Hochseilklettergarten und ein Barfußpfad eröffnet.
Am südlichen Stadtrand von Kastellaun verläuft auf der Trasse der ehemaligen Hunsrückbahn der Schinderhannes-Radweg. Dieser startet in Simmern und führt an Kastellaun vorbei nach Emmelshausen.
In der Nähe der Stadt Kastellaun liegt die ehemalige Raketenbasis Pydna. Hier findet jedes Jahr das Techno-Festival Nature One statt.
Neben vielen anderen Vereinen gibt es den Turnverein Kastellaun. Er ist Teil der überörtlich bekannten Handballspielgemeinschaft (HSG) Kastellaun-Simmern.
Tourismus
Die Stadt bemüht sich um die Förderung des Tourismus. Führungen durch die Altstadt und zur Burgruine werden angeboten. Die bedeutendsten Bauwerke, sowie historische Begebenheiten zur Geschichte der Burg und Stadt Kastellaun, werden dabei von fachkundigen Führern gezeigt und erklärt. Der kleine traditionelle Freizeitpark Bell liegt in unmittelbarer Nachbarschaft.
Kastellaun liegt an der Deutschen Alleenstraße.
Bundeswehrstandort
In Kastellaun befindet sich seit dem 20. März 1964 eine Bundeswehrkaserne, welche das Führungsunterstützungsbataillon 282 beherbergt.
Persönlichkeiten
in Kastellaun geboren
- Philipp Christoph Reichsritter von Sötern (1567–1652), Erzbischof und Kurfürst von Trier
- Eberhard Kieser (* 2. Dezember 1583 in Kastellaun; † November 1631 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Kupferstecher und Verleger.
- Heinrich Friedrich Zimmer (1851–1910), Keltologe und Indologe; er war der erste deutsche Professor für Keltologie
- Albrecht Koschorke (* 1958), Literaturwissenschaftler an der Universität Konstanz
mit Kastellaun verbunden
- Heinrich Barenbroch (um 1525–1587), evangelischer Pfarrer und Reformator der Stadt Essen
- Eduard Fortunat von Baden (1565–1600), Regent der Markgrafschaft Baden-Baden, starb in der Burg Kastellaun
- Friedrich Back (1801–1879) evangelischer Pfarrer, Superintendent und Heimatforscher.
- Friedrich Hachenberg (1915–1992), Forstmann, leitete von 1951 bis 1968 das Forstamt Kastellaun und veröffentlichte mehrere Bücher und Fachbeiträge über den Wald rund um die Stadt
- Karl-August von Dahl (* 1942), evangelischer Pfarrer, in den 1980er Jahren einer der Organisatoren und einer der bedeutendsten Köpfe der Bewegung für Frieden und gegen die Aufstellung von US-Atomraketen im Hunsrück
- Jutta Renate von Dahl (*1943), evangelische Pfarrerin, wurde 1988 für ihr Engagement in der Friedensbewegung als erste mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet.
- Christian W. Schenk (* 1951), deutsch-rumänischer Lyriker, Essayist, Übersetzer und Verleger, lebt in Kastellaun
Städtepartnerschaft
Mit der französischen Stadt Prémery in Burgund besteht seit 1994 eine Städtepartnerschaft. Diese Partnerschaft entstand aus einer im Jahr 1983 begonnenen Schulpartnerschaft zwischen der „IGS Kastellaun“ und dem „Collège Nationalisé mixte“.
Literatur
- Kastellaun in der Geschichte. Herausgegeben von der Familienstiftung Pies-Archiv, der Integrierten Gesamtschule Kastellaun und der Stadt Kastellaun in Verbindung mit dem Forschungszentrum Vorderhunsrück
- Band 1: Christof Pies (Red.): Gemeinsame Erinnerung. Jüdische Überlebende des Nationalsozialismus begegnen Bürgern und Schülern ihrer Heimatstadt. Projektwoche der Gesamtschule Kastellaun „Judentum und Nationalsozialismus“. Staatliche Integrierte Gesamtschule Kastellaun und Stadt Kastellaun, Kastellaun 1989, 220 S.
- Band 2: Eike Pies: Bürgerbücher der Stadt und des Amtes Kastellaun. (1568 - 1798). Pies, Sprockhövel 1991, 675 S., ISBN 3-928441-05-1
- Band 3: Bernd König et al.: Das Wahrzeichen Kastellauns, seine Burg. Pies und Stadt Kastellaun, Dommershausen und Kastellaun 1994, 207 S., ISBN 3-928441-15-9 oder ISBN 3-928441-15-9
- Band 4: Josef Peil (Zusammenstellung) et al.: Streiflichter. Zeugnisse aus dem Leben der Stadt Kastellaun und ihrer Bewohner. Pies und Stadt Kastellaun, Dommershausen und Kastellaun 1996, 292 S., ISBN 3-928441-27-2
- Band 5: Friedrich Hachenberg: Wald um Kastellaun. Ein Beitrag zur Geschichte des Stadtwaldes. Abschließend bearbeitet durch Franz-Josef Boeder. Pies und Stadt Kastellaun, Dommershausen und Kastellaun 1998, 183 S., ISBN 3-928441-34-5
- Band 6: Michael Frauenberger: Bürgerbücher für das Amt Kastellaun (1568 - 1798). Band 2: Die lutherischen Pfarreien Alterkülz (mit Michelbach und teilweise Neuerkirch), Bell (mit Hasselbach, Hundheim, Krastel, Leideneck, Spesenroth, Völkenroth und Wohnroth), Gödenroth (mit Heyweiler), Roth (mit Hollnich) und Uhler ab 1701. Pies, Dommershausen 1999, 739 (XIX) S., ISBN 3-928441-38-8
- Band 7: Eric Beres: Auswanderung aus dem Hunsrück 1815 - 1871. Strukturen, Ursachen und Folgen am Beispiel der ehemaligen Bürgermeisterei Kastellaun. [Veränderte Magisterarbeit.] Pies und Stadt Kastellaun, Dommershausen und Kastellaun 2001, 178 S., ISBN 3-928441-41-8
- Band 8: Christof Pies (Red.), Rolf Claus et al.: Augenblicke – von Kestilun nach Kastellaun. Pies, Sprockhövel 2008, 243 S., ISBN 978-3-928441-70-4
- Hubert Leifeld, Karl Peter Wiemer (Red.): Kastellaun. Burg und Stadt im vorderen Hunsrück. Rheinische Kunststätten (Heft 461). Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz. Neusser Druckerei und Verlag, Neuss 2001, 39 S., ISBN 3-88094-877-1
- Autorenkollektiv: 25 Jahre Garnisonsstadt Kastellaun. Informationsschrift für Gäste und Soldaten. Mönch, Koblenz, Bonn und Waldesch 1989, 84 S.
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 31. Dezember 2023, Landkreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
- ↑ Statistik des Deutschen Reichs, Band 450: Amtliches Gemeindeverzeichnis für das Deutsche Reich, Teil I, Berlin 1939; Seite 267
- ↑ Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Kommunalwahl 2009, Stadt- und Gemeinderatswahlen