Mauerwerk

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Mauerwerk aus Klinkern
Feines Verblendmauerwerk aus Klinkern
Sichtmauerwerk mit Schmuckelementen
Sichtmauerwerk mit Schmuckelementen
Mauerwerk mit Schmuck
Sichtmauerwerk mit Schmuckelementen und Ziegelstempel

Mauerwerk ist ein aus natürlichen oder künstlichen Steinen gefügtes Bauteil oder Bauwerk als Massivbau. Durch seine spezifischen Techniken und Werkstoffe grenzt sich der Mauerwerksbau von anderen Bautechniken, wie beispielsweise dem Holzbau, dem Stahlbetonbau oder dem Stahlbau ab. Das Mauerwerk besteht aus einzelnen druckfesten Elementen (Natursteine oder künstliche Steine wie beispielsweise Lehmziegel, Mauerziegel oder Hohlblocksteine), die mit oder ohne Mörtel in einem Mauerwerksverband miteinander verbunden sind.[1] Unter einem Mauerwerksverband versteht man bestimmte Fügetechniken, um aus einzelnen Steinen zusammenhängendes Mauerwerk zu bilden.

Stahlbetonbauten zählen nicht zu den Mauerwerksbauten. Ein Mauerwerk wird aus einzelnen (natürlichen oder künstlichen) Steinen errichtet, während der Beton zu kompletten, einheitlichen Wänden gegossen wird. Dennoch findet der Mauerwerksbau auch innerhalb des Stahlbetonbaus Verwendung, indem er – ggf. auch in Kombination mit Holzbau – benutzt wird, um die Lücken der tragenden Konstruktion zu schließen und diese zu verstärken.

Wände, die aus Mauerwerk errichtet werden, erreichen oft keine so hohe Festigkeit und tragende Wirkung wie Beton- oder Stahlbetonwände. Da Betonwände durch Schalarbeiten und Aushärtung mehr Zeit in Anspruch nehmen, sind Wände aus Mauerwerk als oft schnellere und günstigere Alternative bei den ausführenden Firmen und Bauherrn beliebt.

Der im Mauerwerksbau ausgebildete und tätige Bauhandwerker ist der Maurer. Der Umsatz mit Mauersteinen betrug in Österreich 2015 140 Millionen Euro.[2]

Klassifizierung

Bruchsteinmauerwerk
Bruchsteinmauer unverputzt, im Erzgebirge, (Fürstenau)

Die Arten von Mauerwerk sind nach verschiedenen Aspekten benannt:

Mauerwerk besteht aus einzelnen Steinen, die aufeinandergeschichtet werden. Es werden verschiedene Arten von Steinen verwendet:

Zur vereinfachten Verwendung von künstlichen Mauersteinen ist deren Steinformat normativ geregelt.

Dazu kommt bei bestimmten Arten des Mauerwerks noch der Mörtel, der die Fugen zwischen den Steinen füllen kann. Dieser verbindet die Steine kraftschlüssig und sorgt für bessere Stabilität des Mauerwerks. Zum Höhenausgleich werden Kimmsteine eingebaut.

Nach verwendeten Steinen

Natürliches Gestein

Natursteinmauerwerk

Natursteinmauerwerk ist ein Oberbegriff für Mauerwerk, das aus natürlichen Steinen und Mörtel besteht, z. B. Sedimentgesteinen wie z. B. Kalkstein oder Sandstein, magmatischen Gesteinen wie z. B. Granit und Rhyolith oder aus Umwandlungsgesteinen wie z. B. Marmor und Gneis. Auch Feldstein zählt zum Natursteinmauerwerk, oft handelt es sich dabei um Lesesteine.

Bruchsteinmauer

Bruchsteinmauerwerk

Als Bruchsteinmauerwerk bezeichnet man ein Natursteinmauerwerk, das aus Bruchsteinen – oft lokal vorkommenden Natursteinen – im Verband und mit Mörtel aufgeschichtet ist. Die Bruchsteine werden nur grob bearbeitet bzw. behauen, bis sie zwei mehr oder weniger parallele Seiten haben. Sie werden dann mit Mörtel aufgemauert, womit es sich nach DIN 1053-1 um ein Mischmauerwerk handelt. Diese Vorgehensweise ist eine sehr einfache Art, eine Mauer zu errichten. Man braucht im Gegensatz zum Schichtmauerwerk nicht selbst künstliche Steine herzustellen, sondern verwendet lokal vorkommendes Bruchgestein. Eine Sonderform des Bruchsteinmauerwerkes ist das Zyklopenmauerwerk. Für die Stauferzeit waren die Buckelquader bzw. das Bossenwerk typisch.

Zur Stabilisierung solcher Mauern – besonders an Hängen – setzt man in regelmäßigen Abständen besonders lange, große Steine, die von der Vorderseite durch die gesamte Mauer hindurch bis in den jenseitigen Hang reichen; diese Steine werden Durchbinder oder Bindesteine genannt. Teilweise können sie sogar an der Vorderseite der Mauer herausragen und als Trittstufen zum Übersteigen der Mauer dienen.

In Süd-Jordanien wurde in der heutigen Stadt Basta Kellermauerwerk aus Natursteinen gefunden, die mit Kalkmörtel vermauert waren und auf ca. 6000 v. Chr. datiert werden. In der Gegend des Osterzgebirges wurden Mauern später mit „Zinnwälder Sand“ (und Zement) verputzt, der eine sehr hohe Festigkeit aufwies. Heute wird Bruchsteinmauerwerk nur noch selten eingesetzt, hauptsächlich im Garten- und Landschaftsbau, als Gartenmauer oder in Weinbergen.

Beispiel: Bruchsteinmauer Hauptstraße 133 (Lendersdorf)

Zyklopenmauerwerk

Zyklopenmauerwerk in Stockholm
Zyklopenmauerwerk auf Mallorca

Das Zyklopenmauerwerk ist eine Sonderform des Bruchsteinmauerwerks aus sehr großen, unregelmäßigen Steinen, die sorgfältig aufeinander geschichtet sind. Bei lagerhaftem Material und einem mehr oder weniger rechteckigen Aussehen der Sichtseite der Mauersteine spricht man von einem Bruchsteinmauerwerk. Bei einer unregelmäßigen, polygonalen Sichtfläche von einem Zyklopenmauerwerk. Das Fugenbild ist unregelmäßig und ohne waagerechte Lagerfugen. Oft handelt es sich um eine in Schalenbauweise gebaute Mauer mit einer Innenfüllung aus Steinen und Lehm.

(Kalk-)Sandsteinmauerwerk

Mauerwerk, das aus Sandsteinen bzw. Kalksandsteinen und Mörtel besteht. Meist als tragendes Mauerwerk eingesetzt. Kalksandsteine können wegen ihrer hohen Rohdichteklasse und hoher Steindruckfestigkeitsklasse und damit guten Schalldämmung bei gleichzeitig hoher Tragfähigkeit für schlanke Trennwände benutzt werden.

Feldsteinmauerwerk

Feldsteinbauten werden in Zweischalentechnik errichtet, einer sehr frühen Technik. Dabei gibt es eine innere und eine äußere Wand, die mit Mörtel aufgemauert verlegt wurden. Bei den sehr seltenen Beispielen von Trockenmauerwerk aus Feldstein (Kapellen in Irland) gibt es keine Zweischalentechnik. Bei den älteren Bauten wird die äußere Schale aus größeren, die innere aus kleineren Quadern erstellt. Der Zwischenraum dieser etwa einen Meter und mehr dicken Mauern wurde mit Mörtel, unbehauenen Feldsteinen und mit Bruchgestein von der Steinbearbeitung gefüllt. Bei vielen mittelalterlichen Kirchen ist die äußere Mauerschale steinsichtig, während die innere meist verputzt wurde. Ein erfahrener mittelalterlicher Werkmeister hat nach empirisch gewonnenen Regeln zumeist optimal gebaut. Die größten Probleme dürften unterschiedliche Setzungen des Baugrunds verursacht haben, da der Turmbereich aufgrund seiner größeren Masse ein größeres Gewicht hatte und daher einen höheren Bodendruck verursachte. Dies hatte Setzungsrisse zwischen Turm und Langhaus zur Folge, die oft an Feldstein-Dorfkirchen beobachtet werden können.

Künstliche Steine

Klinkermauerwerk

Äskulapstab und Kreuz
Äskulapstab und Kreuz

Mauerwerk, das aus Klinkern und Mörtel besteht. Siehe auch Artikel Mauerwerksverband.

Feldsteinmauer in Wriezen-Haselberg

Ziegelmauerwerk

Besteht aus Ziegeln und Mörtel, heute meist als Hintermauerwerk (also als tragende Wand) oder als Verblendmauerwerk eingesetzt. Siehe auch Artikel Mauerwerksverband.

Blähtonmauerwerk

Mauerwerkssteine aus Ton und Zement, eingesetzt als tragende Wand. Die Blähton-Kügelchen werden aus 150 Millionen Jahre altem Lias-Ton granuliert. Alle biologischen Bestandteile verbrennen und erzeugen somit kleine Lufteinschlüsse. Die Kügelchen mit den unterschiedlichsten Abmessungen werden mit Zuschlagsstoffen (Sand, Wasser, Zement etc.) vermischt und gepresst und müssen anschließend mehrere Tage abbinden. Ein Brennen der Steine ist nicht notwendig.

Nach Zusammensetzung

Mischmauerwerk

Man unterscheidet homogenes und inhomogenes Mauerwerk. Homogenes Mauerwerk besteht nur aus Sandstein, Kalkstein, Bruchstein, Feldstein oder Ziegeln. Inhomogenes Mauerwerk, etwa des Mittelalters und der frühen Neuzeit, besteht aus zwei vorab gemauerten Schalen und einem dazwischen eingebrachten Kern. Mittelalterliches Mischmauerwerk besteht aus Feldsteinen und Ziegeln; dabei sind die Feldsteine oft nur gespalten. Lediglich als Ecksteine werden sie rechtwinklig behauen. Mischmauerwerk aus Ziegeln besteht aus (z. T. minderwertigen) Ziegeln, Ziegelbruch und teilweise auch Findlingen. Die Schalen sind meist im Gotischen Verband gemauert und nur durch wenige Binder mit dem Kern verbunden. Aufgrund der geringen Durchbindung kann sich daher die Schale vom Kern lösen. Der Grund für diese Bauweise war der unausgereifte Brennvorgang, der wenige gute und viele schlecht gebrannte Ziegel lieferte. Die guten Qualitäten mussten daher an der Außenseite konzentriert werden. Die Ecken im mittelalterlichen Mauerwerk wurden meist aus besonders großen Feldsteinen gefügt; der Ausgleich zur üblichen Überdeckung um 1/4 Steinlänge erfolgte innerhalb des Verbandes.

Mörtelmauerwerk

Verbundwerkstoff aus Mauersteinen und Mörtelfugen: Ungenauigkeiten der Maße der einzelnen Mauersteine können durch die Mörtelfugen ausgeglichen werden. Somit ist ein rasches Herstellen und ein genaues Ergebnis zu erzielen. Mörtelmauerwerk ist plastisch verformbarer als Trockenmauerwerk. Außerdem lassen sich nur so luftdicht gemauerte Wände herstellen.

Trockenmauerwerk

Trockenmauerwerk ist Mauerwerk, das aus Natursteinen ohne Zuhilfenahme von Mörtel gefügt wird.

Einsteinmauerwerk

Mit der Entwicklung größerer Steinformate ist Einsteinmauerwerk das üblicherweise verwendete Mauerwerk im Neubau. Die Wanddicke entspricht der Steindicke. Die Mauersteine werden im Verband versetzt. Das Überbindemaß (nach DIN-1053-1: mindestens 0,4-mal Steinhöhe) muss hier nur in Wandlängsrichtung eingehalten werden.

Verbandsmauerwerk

Im Gegensatz zum Einsteinmauerwerk besteht das Verbandsmauerwerk aus zwei oder mehreren Steinreihen, die nebeneinander gesetzt werden. Klassisches Beispiel ist die 30 cm dicke Wand. Mauersteine in den Formaten 2 DF (Dicke = 11,5 cm) und 3 DF (Dicke = 17,5 cm) werden jeweils im Wechsel gegeneinander mit 1 cm Schalenfuge versetzt. Das Überbindemaß ist hierbei sowohl in Wandlängs- und Wandquerrichtung einzuhalten. Aufgrund des hohen Aufwandes ist diese Art des Mauerwerksart im Neubau nicht mehr zu finden und hat lediglich im Bereich von Sanierungen und Verblendmauerwerk (z. B. Terrassenmauern) seine Anwendung. Das Überbindemaß (nach DIN-1053-1: mindestens 0,4-mal Steinhöhe) muss sowohl in Wandlängsrichtung als auch in Wandquerrichtung eingehalten werden.

Nach Sichtbarkeit

Sichtmauerwerk

Sichtmauerwerk aus Ziegelsteinen (Friedenshütte O/S)

Als Sichtmauerwerk bezeichnet man Mauerwerk, das nicht verputzt oder verkleidet wird und im fertigen Bauwerk außen oder innen dauerhaft sichtbar ist. In modernen Außenwandkonstruktionen lässt sich Sichtmauerwerk nur durch einen zweischaligen Aufbau mit einer Vorsatzschale aus Verblendmauerwerk realisieren, da ansonsten keine ausreichende Dämmwirkung erreicht werden kann.

Verblendmauerwerk

Historisches Verblendmauerwerk

Als Verblendmauerwerk bezeichnet man Mauerwerk, das als äußerste Schicht einer Mauerwerkskonstruktion vor allem dekorative Funktion hat. Außerdem hat es eine Schutzfunktion gegen Schlagregen.

In der Vergangenheit war das Verblendmauerwerk die äußerste, ansehnliche Schicht von monolitischem Mauerwerk. Heute wird Verblendmauerwerk als Vorsatzschale eines mehrschichtigen Wandaufbaus eingesetzt und hat meist keine tragende Funktion. Bei korrekter Ausführung ist dies eine langfristig pflegeleichte Lösung für Fassaden. Dieses Verblendmauerwerk muss aus frostwiderstandsfähigen Steinen (Verblendern) bestehen. Deshalb werden meist Klinker oder Verblender verwendet.

Aufgehendes Mauerwerk

Als aufgehendes Mauerwerk bezeichnet man in der Archäologie die vertikalen oder leicht einwärts geneigten Teile des konstruktiven Mauerwerks von Kulturdenkmälern, und zwar speziell den oberhalb der Fundamente befindlichen, sichtbaren Teil.[3]

Nach statischer Funktion

Nicht tragendes Mauerwerk

Nicht tragendes Mauerwerk übernimmt gegenüber tragendem Mauerwerk planmäßig keine Lasten aus anderen Bauteilen, sondern nimmt lediglich Belastungen auf, die direkt auf das Mauerwerk wirken, wie z. B. Wind, Lasten aus der Einrichtung o. ä. und sein Eigengewicht. Es wird als nicht tragender Raumabschluss, als Ausfachungsmauerwerk zwischen Stützen, oder als Verblendmauerwerk verwendet. Bei der Erstellung von Wänden als nicht tragendes Mauerwerk ist darauf zu achten, dass keine unplanmäßigen Lasten Schäden an der Wand hervorrufen. So kann die Fuge zwischen nicht tragender Trennwand und Decke mit einem elastischen Material (z. B. Mineralwolle) oder – zu einem möglichst späten Zeitpunkt – mit Mörtel ausgefüllt werden.

Tragendes Mauerwerk

Tragendes Mauerwerk übernimmt planmäßig Lasten aus den darüberliegenden Bauteilen (Decken, Dach) und aus seinem Eigengewicht. Das tragende Mauerwerk wird in der Regel auch zur Gebäudeaussteifung (Wind, Stabilität usw.) herangezogen. Das Erstellen oder Verändern von tragendem Mauerwerk muss in der Regel durch eine statische Berechnung nachgewiesen werden. Die Tragfähigkeit von Mauerwerk wird von der Festigkeit des Steins und der Qualität des Mörtels bestimmt. Da die Fuge zwischen Stein und Mörtel nur eine geringe Haftzugfestigkeit besitzt, müssen die Steine im Mauerwerksverband gemauert werden.

Normen

In Deutschland sind u. a. folgende Normen zu beachten:

  • VOB/C ATV DIN 18330 Mauerarbeiten
  • DIN EN 1996-1-1 Mauerwerksbauten (früher DIN 1053)

Diese Norm stellt u. A. zwei Berechnungsverfahren (vereinfachtes und genaues Verfahren) für die Berechnung und Bemessung mit „Gebrauchslasten“ und zulässigen Spannungen zur Verfügung.

Das genaue Verfahren wird unter Berücksichtigung der Bauteilsteifigkeiten von Wänden und Decken geführt und bringt einen entsprechenden Rechenaufwand mit sich.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Mauerwerk. In: Angela Weyer et al. (Hrsg.): EwaGlos. European Illustrated Glossary Of Conservation Terms For Wall Paintings And Architectural Surfaces. English Definitions with translations into Bulgarian, Croatian, French, German, Hungarian, Italian, Polish, Romanian, Spanish and Turkish. Michael Imhof, Petersberg 2015, ISBN 978-3-7319-0260-7, S. 26, doi:10.5165/hawk-hhg/233 (Download).
  2. Markt für Mauersteine in Österreich wächst, fenster-tueren-technik, 24. März 2016.
  3. regionalgeschichte.net

Literatur

  • Josef Maier: Handbuch Historisches Mauerwerk: Untersuchungsmethoden und Instandsetzungsverfahren. 2. Auflage, Springer, Berlin 2012, ISBN 978-3-642-25467-3.
Wiktionary: Mauerwerk – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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