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Seite:Lucians Werke 0147.jpg

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Hercules. Nun so war wenigstens im Leben ein großer Unterschied unter uns. Ich, Jupiter’s Sohn, hatte das große Geschäft, die Welt von ihren Uebeln zu reinigen, Ungeheuer zu bezwingen, und gewaltthätige Menschen zu bestrafen. Und du – bist ein bloßer Wurzelkrämer und Quacksalber, allenfalls geschickt, den Leuten Pflaster auf ihre Schäden zu legen: Großes und Mannhaftes hast du auch gar nichts aufzuweisen.

2. Aesculap. Recht, ich habe dir ja die Brandflecken ausheilen müssen, als du neulich vom Gift an deinem Gewande und vom Feuer halbgebraten zu uns heraufkamst. Und was das Mannhafte betrifft, so habe ich freilich noch nie Knechtdienste gethan, habe nie in Lydien Wolle gekämmt, mich nie in einen purpurnen Weiberrock gesteckt, habe nie von dem goldenen Pantoffel der Omphale Schläge bekommen; auch war ich nie so rasend, Weib und Kinder um’s Leben zu bringen.

Hercules. Wenn du nicht gleich aufhörst zu schimpfen, so sollst du im Augenblick sehen, daß dir deine Unsterblichkeit wenig helfen wird. Ich nehme dich, und schmeiße dich kopfüber zum Himmel hinaus, und kein Päan[1] soll im Stande seyn, deinen zertrümmerten Schädel zu kuriren.

Jupiter. Ruhig, sage ich! verderbt uns nicht die Gesellschaft, oder ich schicke euch Beide von der Tafel fort. Uebrigens ist es billig, Hercules, daß Aesculap über dir sitzt: er ist ja auch vor dir gestorben.


  1. Ein Beiname des Apoll, als des Gottes der Heilkunde.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0147.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)