verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13 | |
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Fakultät zu Jena, der er seit 1880 als außerordentlicher Professor angehörte; starb 13. Mai 1885. Er schrieb: „De M. Serveti doctrina“ (Jena 1876), „Geschichte der christlichen Religionsphilosophie“ (Braunschw. 1880–83, 2 Bde.) und gab seit 1882 den „Theologischen Jahresbericht“ heraus.
Punkt (Punctum), Interpunktionszeichen, das in Inschriften hinter jedem einzelnen Wort steht, um es von dem folgenden zu trennen, hinter einzelnen Buchstaben aber andeutet, daß es abgekürzte Wörter sind, z. B. A. (Aulus), C. (Cajus), Aug. (August) etc. Als eigentliches Interpunktionszeichen steht der P. am Ende eines Satzes oder einer Periode (vgl. Interpunktion). Auch versteht man unter P. einen ganzen Satz und den in einem solchen Satz ausgesprochenen Gedanken; daher in puncto puncti, scherzweise s. v. w. in betreff einer (verdächtigen) Sache; in puncto sexti, in betreff des sechsten (Gebots). In der Geometrie ist P. nach Euklid das, was keine Teile und keine Ausdehnung hat; durch die Bewegung des Punktes entsteht die Linie, welche von Punkten begrenzt wird. P. heißt auch der Ort, wo sich zwei Linien schneiden. In der Arithmetik ist der P. das Zeichen der Multiplikation. In der Musik ist ein P. über oder unter der Note das Zeichen des Staccatovortrags, dagegen rechts neben der Note das der Verlängerung der Geltung derselben um die Hälfte: = , = u. s. f. (vgl. Noten). Vor Einführung des Taktstrichs (um 1600) konnte der P. eine mehrfache Bedeutung haben; bei perfekter Mensur war er entweder das punctum perfectionis, nämlich wenn er einer Note beigegeben war, für deren Gattung die Dreiteiligkeit vorgeschrieben war, z. B. bei der Brevis im Tempus perfectum, oder er war das punctum divisionis, wenn er Noten kleinerer Gattung trennte und verhinderte, daß dieselben zu einer Perfektion zusammengerechnet wurden; in diesen beiden Fällen bedeutete er das, was heute der Taktstrich ist. Bei imperfekter Mensur war er als punctum additionis das, was er heute ist, Verlängerungspunkt. Ein P. im Kreis oder Halbkreis bedeutete die Dreiteiligkeit der Semibrevis.
Punktation (lat.), der Entwurf zu einem schriftlichen Vertrag, der dessen Hauptpunkte enthält; auch ein einleitender Vorvertrag zu einem Hauptvertrag.
Punktieren (lat.), Punkte machen, durch Punkte ausführen; etwas mit Punkten (oder Einstichen) versehen; bei orientalischen Sprachen: die Punkte, d. h. die Vokalzeichen, setzen (vokalisieren); in der Bildhauerei: behufs Ausführung oder Kopierung einer Statue gewisse Punkte bezeichnen (s. Bildhauerkunst, S. 935); in der Buchhaltung: die aus Kassabuch, Memorial oder Journal auf die Konten übertragenen Posten mit den in jenen Büchern stehenden vergleichen und, wenn die Buchung richtig befunden wird, dies durch einen Punkt oder Strich andeuten, welcher vor die Summe gesetzt wird.
Punktierkunst, eine Art, Orakel zu erhalten, indem man gewisse Punkte, die man flüchtig und ungezählt hinwirft, in Figuren bringt, um daraus verborgene oder zukünftige Dinge zu erforschen. Die Araber machen diese Punkte mit einem Stab in den Sand oder in die Erde, weshalb die Kunst auch Geomantie (s. d.) genannt wurde. Die Regeln der P. finden sich in den sogen. „Punktierbüchern“, welche auf den Jahrmärkten feilgeboten werden. Eine aus dem Arabischen übersetzte P. erschien Leipzig 1785.
Punktiermanier, ein Verfahren der Holzschneidekunst (s. d., S. 683) u. der Kupferstecherkunst (s. d., S. 330); bei Miniaturgemälden das Verfahren die Farbe nur in nebeneinander gesetzten Punkten aufzutragen.
Punktion (Punktur, lat., „Stich, Einstich“), chirurgische Operation, welche entweder gemacht wird, um bei Geschwülsten, Flüssigkeitsansammlungen etc. den Umfang, die Festigkeit oder die Qualität der Flüssigkeit zu erforschen (Probepunktion), oder um flüssigen Inhalt zu entleeren (s. Aufstechen).
Punktūr (lat.), ein in etwas geführter Stich; in der Buchdruckerkunst zwei Stacheln am Deckel der Presse zur Festhaltung des zum Druck bestimmten Bogens (s. Presse, S. 332).
Puno, ein Departement der südamerikan. Republik Peru, 52,301 qkm (276½ QM.) groß mit (1876) 256,594 Einw. Das Departement besteht aus zwei Teilen, nämlich dem Hochland am Titicacasee und den jenseit der Kordillere von Carabaya gelegenen Thälern. Die Hochebene ist kalt, erzeugt aber doch noch Getreide und ist außerdem reich an Silber und Steinkohlen. Landbau und in höhern Lagen die Zucht von Rindern, Schafen und Schweinen sind Hauptbeschäftigung. Die gleichnamige Hauptstadt (Concepcion de P.), am Westende des Titicacasees, 3824 m ü. M. gelegen, hat eine hübsche Kathedrale, eine Universität, ein Colegio nacional, ein Hospital und (1876) 2727 Einw. Eine 1874 vollendete Eisenbahn verbindet P. mit Arequipa und Mollendo am Stillen Ozean (Paßhöhe 4468 m), und Dampfer befahren den Titicacasee. Früher war auch der Silberbergbau von Bedeutung.
Punsch, ein von den Engländern zu Ende des 18. Jahrh. nach Europa gebrachtes Getränk, welches aus Wasser, Thee, Arrak, Zitronensaft und Zucker bereitet wird und dieser Fünfzahl seiner Bestandteile den Namen (pantscha heißt im Sanskrit fünf) verdankt. Das Wasser wird oft durch Wein ersetzt (Weinpunsch); außerdem aber werden auch Champagner, Ale, Ananas, Apfelsinen, Eier etc. verwendet. Man trinkt den P. heiß, kalt, selbst gefroren. Ponche à la Romaine ist ein gefrorner Champagnerpunsch, mit Eiweißschnee vermischt; schwedischer P., ein zum Aufbewahren bestimmter, kalter P., der (gewöhnlich mit Wein oder Champagner verdünnt) vorzüglich in Schweden viel getrunken wird. Zur Bereitung von Stahlpunsch wird das Wasser oder der Wein durch einen hineingehaltenen glühenden Stahl erwärmt. Punschessenzen enthalten alle Bestandteile von P. in konzentrierter Form und geben mit der entsprechenden Quantität heißem Wasser fertigen P.
Punschpflanze, s. Aloysia.
Punta (span. u. ital.), Spitze, Vorgebirge.
Punta, in Ungarn weiter Schafpelz mit Ärmeln und nach innen gekehrtem Fell.
Punta Arēnas, 1) Hauptausfuhrhafen der zentralamerikan. Republik Costarica, am Stillen Ozean, liegt an der Spitze einer Landzunge im Golf von Nicoya und hat (1885) 8092 Einw. Im J. 1886 liefen 114 Schiffe ein. Ausgeführt wurden über 5 Mill. kg Kaffee, außerdem Kautschuk, Häute, Farbhölzer und Schildpatt. P. ist Sitz eines deutschen Konsuls. Es wurde erst 1840 angelegt, als Calderas, der frühere Einfuhrhafen, seiner Ungesundheit wegen aufgegeben wurde. – 2) Chilen. Kolonie an der Magelhaensstraße, an der Ostküste der Brunswick-Halbinsel Patagoniens, 1853 angelegt, nachdem Port Famine (s. d.) durch eine Militärrevolte zu Grunde gegangen war, ursprünglich Strafkolonie, jetzt Freihafen, der sich seit Entdeckung von Steinkohlen (1872) und der Einführung von Schafen durch Engländer sehr gehoben hat. 1875 hatte P. erst 915 Einw., 1884
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 468. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b13_s0468.jpg&oldid=- (Version vom 4.12.2023)