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Galant

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: V. B.
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Titel: Galant
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 43, S. 709, 716
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1885
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[709]

Galant.
Originalzeichnung von P. Bauer.

[716] Galant. (Mit Illustration S. 709.) Das ist eines jener verzweifelten Fremdwörter, welche der Uebersetzung Schwierigkeiten bieten. Verbindlich? Höflich? Artig? Nein, diese Begriffe sind geschlechtslos, „galant“ aber ist ganz entschieden männlich, und zwar eine männliche Eigenschaft, welche wiederum nur in Beziehnng auf Frauen sich erweist. Wenigstens im Sinne unseres heutigen Sprachgebrauchs. In diesem Sinne kann ein Herr nie in Herrengesellschaft galant sein, eine Dame kann es überhaupt nicht sein.

Es gab eine Zeit, in der das Wort „galant“ ein zweideutiges Wort wurde. Im 18. Jahrhundert schrieb Jemand ein Buch „Das galante Sachsen“, welches wir heute „Das liederliche Sachsen“ betiteln würden. „Ist’s auch kein Mann, sei’s derweil ein Galan,“ sagt Mephistopheles.

Man hat Wörter, welche im Laufe der Zeit zu verlorenen Söhnen herunter kommen, nachdem sie einst bessere Tage gesehen, wie: Kerl, Knecht, Bube, Frauenzimmer u. dergl. Andere wieder, welche, obwohl von roher Herkunft, allmählich in die Aristokratie des Wortschatzes der Sprache emporsteigen. So das Wort galant. Der Incroyable auf unserer Illustration (so nennt man bekanntlich Leute in dieser Tracht der großen französischen Revolution) gehört mitsammt der Dame in riesigem Hut und modernisirtem Griechenkostüm in die Zeit, da jenes Wort seine frühere Bedeutung verloren hat. Nur trug es den besseren Charakter noch mit einer gewissen Absichtlichkeit zur Schau, wie bekehrte Sünder gern ihre junge Frömmigkeit, und diese gespreizte Absichtlichkeit der Galanterie jener Zeit ist vortrefflich in der Haltung des braven „Citoyen“ (Bürgers) abgespiegelt. Inzwischen ist die Galanterie zu jener absichtslosen Bescheidenheit gelangt, welche ihr einen Platz in dem peinlichsten Anstandskodex sichert. Sie bezeichnet die ritterliche, zuvorkommende Behandlung des schwächeren weiblichen Geschlechts. Ein galanter Sohn, ein galanter Bruder – welch ein Juwel! Und ein galanter Ehemann – nun, er zählt ja zweifellos zu den heißesten Wünschen jeder Frau und Jeder, die es werden will.

Galant – ich gebrauchte soeben die beste Uebersetzung dafür: „ritterlich“. V. B.