Neuer spezifischer Arabinose-Transporter aus der Hefe Pichia stipitis und dessen Verwendungen
1. Zusammenfassung
Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein Polypeptid, das eine neue spezifische Arabi- nose-Transporterfunktion aufweist, sowie auf dafür kodierende Nukleinsäuren. Die Erfindung bezieht sich des weiteren auf Wirtszellen, insbesondere modifizierte Hefe-Stämme, die die kodierenden Nukleinsäuren enthalten und das Polypeptid exprimieren und funktionell in die Plasmamembran integrieren und somit L-Arabinose aufnehmen können. Bei der Verwendung von modifizierten Wirtszellen, die weitere Proteine des Arabinose-Stoffwechselweges exprimieren, kann Arabinose durch diese Zellen fermentiert werden, insbesondere zu Ethanol. Die vorliegende Erfindung ist somit unter anderem bedeutsam im Zusammenhang mit der Produktion von Biochemikalien aus Biomasse, wie z.B. Bioethanol.
2. Hintergrund der Erfindung
Die Bier-, Wein- und Bäckerhefe Saccharomyces cerevisiae wird aufgrund ihrer Eigenschaft, Zucker zu Ethanol und Kohlendioxid zu fermentieren, schon seit Jahrhunderten für die Brot-, Wein- und Bierherstellung genutzt. In der Biotechnologie findet S. cerevisiae neben der Produktion von heterologen Proteinen vor allem in der Ethanolproduktion für industrielle Zwek- ke Verwendung. Ethanol wird in zahlreichen Industriezweigen als Ausgangssubstrat für Synthesen benutzt. Durch die immer knapper werdenden Ölvorkommen, die steigenden Ölpreise und den stetig steigenden weltweiten Benzinbedarf gewinnt Ethanol als Kraftstoffalternative mehr und mehr an Bedeutung.
Um eine kostengünstige und effiziente Bioethanol-Produktion zu ermöglichen bietet sich die Verwendung von lignozellulosehaltiger Biomasse, wie z.B. Stroh, Abfälle aus der Holz- und Landwirtschaft und der organische Anteil aus dem alltäglichen Hausmüll, als Ausgangssubstrat an. Diese ist zum einen sehr günstig und zum anderen in großer Menge vorhanden. Die drei größten Bestandteile der Lignozellulose sind Lignin, Zellulose und Hemizellulose. Hemi- zellulose, nach Zellulose das am zweithäufigsten vorkommende Polymer, ist ein stark verzweigtes Heteropolymer. Es besteht aus Pentosen (L-Arabinose, D-Xylose), Uronsäuren (4-
O-Methyl-D-Glucuronsäure, D-Galacturonsäure) und Hexosen (D-Mannose, D-Galactose, L- Rhamnose, D-Glucose) (siehe Figur 1). Hemizellulose lässt sich zwar leichter als Zellulose hydrolysieren, besitzt aber die Pentosen L-Arabinose und D-Xylose, die von der Hefe S. cere- visiae normalerweise nicht umgesetzt werden können.
Um Pentosen für Fermentationen nutzen zu können, müssen diese zuerst über die Plasmamembran in die Zelle hinein gelangen. Obwohl S. cerevisiae nicht in der Lage ist, D-Xylose zu metabolisieren, kann es diese in die Zelle aufnehmen. S. cerevisiae besitzt aber keine spezifischen Transporter. Der Transport findet mit Hilfe der zahlreichen Hexosetransporter statt. Die Affinität der Transporter zu D-Xylose ist aber deutlich niedriger als die zu D-Glucose (Kotter und Ciriacy, 1993). In Hefen, die D-Xylose metabolisieren können, wie z.B. P. stipi- tis, C. shehatae oder P. tannophilus (Du Preez et al., 1986), gibt es sowohl unspezifische niederaffine Transporter, die D-Glucose transportieren, als auch spezifische hochaffine Protonen- Symporter nur für D-Xylose (Hahn-Hagerdal et al, 2001).
In früheren Versuchen konnten einige Hefen, wie zum Beispiel Candida tropicalis, Pachyso- len tannophilus, Pichia stipitis, Candida shehatae gefunden werden, die von Natur aus L- Arabinose fermentieren oder zumindest assimilieren können. Diesen fehlt jedoch die Fähigkeit, L-Arabinose zu Ethanol zu fermentieren ganz oder sie besitzen nur eine sehr geringe Ethanolausbeute (Dien et al., 1996). Man weiß zudem über die Aufnahme von L-Arabinose noch sehr wenig. In der Hefe C. shehatae geht man von einem Protonen-Symport aus (Lucas und Uden, 1986). In S1. cerevisiae ist von der Galactosepermease Gal2 bekannt, dass diese auch die in der Struktur zu D-Galactose ähnliche L-Arabinose transportiert (Kou et al, 1970).
Alkoholische Fermentation von Pentosen in biotechnologisch veränderten Hefestämmen der S. cerevisiae, wobei unter anderem verschiedene Gene des Hefestammes Pichia stipitis zur genetischen Veränderung der S. cerevisiae herangezogen werden, wurde in den letzten Jahren vor allem in Zusammenhang mit der Fermentation von Xylose beschrieben. Dabei konzentrierte sich das Engineering vor allem auf die Einführung der Gene für die initiale Xylose- Assimilation aus Pichia stipitis, einer Xylose-fermentierneden Hefe in S. cerevisiae, also in eine Hefe, die traditionell bei der Ethanol-Produktion aus Hexose eingesetzt wird (Jin et al. 2004).
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Jeppson et al. (2006) beschreiben Xylose-Fermentation durch S. cerevisiae mittels Einführung eines Xylose-Stoffwechselweges, der entweder ähnlich zu dem in den Hefen Pichia stipitis und Candida shehatae ist, die natürlicherweise Xylose verwenden, oder ähnlich zum bakteriellen Stoffwechselweg ist.
Katahira et al. (2006) beschreiben Schwefelsäure-Hydrolysate von Lignozellulose-Biomasse, wie Holzspäne, als bedeutendes Material für die Produktion von Treibstoff-Bioethanol. In dieser Studie wurde ein rekombinanter Hefestamm konstruiert, der Xylose und Zellooligosac- charide fermentieren kann. Dazu wurden in diesen Hefestamm verschiedene Gene integriert, und zwar zur interzellulären Expression von Xylose-Reduktase und Xylitol-Dehydrogenase aus Pichia stipitis und Xylulokinase aus S. cerevisiae sowie zur Präsentation von Beta- Glucosidase aus Aspergillus acleatus auf der Zelloberfläche. Bei der Fermentation der Schwefelsäure-Hydrolysate von Holzspänen wurden Xylose und Zellooligosaccharide durch den rekombinanten Stamm nach 36 Stunden vollständig fermentiert.
Pitkanen et al. (2005) beschreiben die Gewinnung und Charakterisierung von Xylose- Chemostat-Isolaten eines S. cerevmαe-Stammes, der für Xylose-Reduktase und Xylitol- Dehydrogenase kodierende Gene aus Pichia stipitis and das Gen, das die endogene Xylulokinase kodiert, überexprimiert. Die Isolate wurden aus aeroben Chemostat-Kulturen auf Xylose als einzige oder hauptsächliche Kohlenstoffquelle gewonnen. Unter aeroben Bedingungen auf Minimalmedium mit 30 g/l Xylose war die Wachstumsrate der Chemostat-Isolate 3 -fach höher als die des Originalstammes (0,15 h"1 gegenüber 0,05 h'1). Die Xylose- Aufnahmerate war fast 2-fach erhöht. Die Aktivitäten der Schlüsselenzyme des Pentosephosphat- Stoffwechselweges (Transketolase, Transaldolase) waren 2-fach erhöht, während die Konzentrationen ihrer Substrate (Pentose-5-phosphate, Sedoheptulose-7-phosphat) entsprechend erniedrigt waren.
Becker und Boles (2003) beschreiben das Engineering und die Selektion eines Laborstamm- nes von S. cerevisiae, der in der Lage ist, L-Arabinose zum Wachstum zu verwenden und zu Ethanol zu fermentieren. Dies war möglich durch die Überexpression eines bakteriellen L- Arabinose-Stoffwechselweges, bestehend aus Bacillus subtilis AraA and Escherichia coli AraB and AraD and simultaner Überrexpression der L-Arabinose-transportierenden Hefe- Galaktose-Permease in dem Hefestamm. Molekulare Analyse des selektierten Stammes zeigte, dass die entscheidende Voraussetzung für eine Verwendung von L-Arabinose eine niedri-
gere Aktivität von L-Ribulokinase ist. Von diesem Hefestamm wird jedoch unter anderem ein sehr langsames Wachstum berichtet, (siehe Figur 2)
Es besteht also im Stand der Technik Bedarf für spezifische Pentose-Transporter, insbesondere L-Arabinose-Transporter, die es ermöglichen, Pentosen, insbesondere L-Arabinose spezifisch in Zellen, wie Hefezellen, aufzunehmen und somit eine Verwertung und Fermentation von Pentosen, insbesondere L-Arabinose zu begünstigen.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, spezifische Pentose-Transporter, wie L- Arabinose-Transporter, zur Verfügung zu stellen.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch das zur Verfügung stellen von Polypeptiden, die eine in vitro und/oder in vivo Pentose-Transportfunktion aufweisen, und Varianten und Fragmenten davon.
Insbesondere ist das erfindungsgemäße Polypeptid ausgewählt aus der Gruppe von a. einem Polypeptid, das zu mindestens 70%, bevorzugt mindestens 80% identisch zu der Aminosäuresequenz nach SEQ ID NO: 1 ist und eine in vitro und/oder in vivo Pentose-Transportfunktion aufweist, b. einer natürlich auftretenden Variante eines Polypeptids umfassend die Aminosäuresequenz nach SEQ ID NO: 1, die eine in vitro und/oder in vivo Pentose- Transportfunktion aufweist, c. einem Polypeptid, das identisch zu der Aminosäuresequenz nach SEQ ID NO: 1 ist und eine in vitro und/oder in vivo Pentose-Transportfunktion aufweist, und d. einem Fragment des Polypeptids aus a., b. oder c, umfassend ein Fragment von mindestens 100 kontinuierlichen Aminosäuren nach SEQ ID NO: 1.
Bevorzugterweise umfasst das erfindungsgemäße Polypeptid ein Fragment von mindestens 200 oder 300 kontinuierlichen Aminosäuren nach SEQ ID NO: 1. Dabei wird ein solches Fragment dadurch charakterisiert, dass es eine in vitro und/oder in vivo Pentose- Transportfunktion aufweist.
In einer bevorzugten Ausführungsform umfasst ein erfindungsgemäßes Polypeptid ein Fragment von 502 Aminosäuren, das den ersten 502 Aminosäuren nach SEQ ID NO: 1 entspricht.
Ein solches Fragment ist dadurch charakterisiert, dass es eine in vitro und/oder in vivo Pentose-Transportfunktion aufweist.
Bevorzugterweise umfasst das erfindungsgemäße Polypeptid ein Polypeptid das zu mindestens 90%, bevorzugt 95%, weiter bevorzugt zu 99% identisch zu der Aminosäuresequenz nach SEQ ID NO :1 ist und eine in vitro und/oder in vivo Pentose-Transportfunktion aufweist.
Varianten der erfindungsgemäße Polypeptide können auch solche sein, die konservative Aminosäure-Austausche aufweisen oder kleinere Deletionen und/oder Insertionen, solange diese Veränderungen die in vitro und/oder in vivo Pentose-Transportfunktion nicht wesentlich beeinflussen.
Erfindungsgemäße Polypeptide können weiterhin heterologe Aminosäuresequenzen umfassen. Geeignete heterologe Aminosäuresequenzen kann der Fachmann je nach Anwendung oder Verwendung selbst auswählen.
Bevorzugterweise ist die Pentose Arabinose, insbesondere L-Arabinose, so dass ein erfindungsgemäßes Polypeptid bevorzugt eine in vitro und/oder in vivo Arabinose- Transportfunktion, insbesondere eine L-Arabinose-Transportfunktion aufweist.
Das erfindungsgemäße Polypeptid stammt bevorzugt aus einer Hefe, bevorzugt aus Pichia, insbesondere Pichia stipitis, ab.
Die Aufgabe wird weiterhin erfindungsgemäß durch das zur Verfügung stellen von isolierten Nukleinsäuremolekülen, die für ein erfindungsgemäßes Polypeptid kodieren, gelöst.
Bevorzugterweise ist ein erfindungsgemäßes Nukleinsäuremolekül zu mindestens 90%, bevorzugt 95% und weiter bevorzugt 99% identisch zu der Nukleinsäuresequenz nach SEQ ID NO:2 oder 3.
Ein erfindungsgemäßes Nukleinsäuremolekül umfasst weiter Vektor-Nukleinsäuresequenzen, bevorzugt Expressionsvektor-Sequenzen. Vektor-Nukleinsäuresequenzen sind bevorzugt ausgewählt aus Sequenzen, die von den Vektoren der Gruppe bestehend aus YEp24, p426HXT7-
6HIS, p426Met25, pYES260, pYES263, pVTU260, pVTU263, pVTL260, pVTL263 umfasst werden. Für weitere Ausführungen siehe Figuren 6A-E und Beispiel 3.
Erfindungsgemäße Nukleinsäuremoleküle können weiterhin Nukleinsäuresequenzen, die für weitere heterologe Polypeptide kodieren, umfassen. Geeignete heterologe Nukleinsäuresequenzen, die für weitere heterologe Polypeptide kodieren, kann der Fachmann je nach Anwendung oder Verwendung selbst auswählen. Dazu zählen beispielsweise Antibiotika- Resistenzmarker-Sequenzen.
Erfindungsgemäße Nukleinsäuremoleküle umfassen bevorzugt dsDNA, ssDNA, PNA, CNA, RNA oder mRNA oder Kombinationen davon.
Die Aufgabe wird weiterhin erfindungsgemäß gelöst durch das zur Verfügung stellen von Wirtszellen, die mindestens ein erfϊndungsgemäßes Nukleinsäuremolekül enthalten. Erfindungsgemäße Wirtszellen exprimieren dieses mindestens eine erfindungsgemäße Nukleinsäuremolekül zudem bevorzugt.
Eine erfindungsgemäße Wirtszelle ist insbesondere eine Pilzzelle und bevorzugt eine Hefezelle, wie Saccharomyces species, z.B. S. cerevisiae, Kluyveromyces sp., z.B. K. lactis, Hansenu- Ia sp., z.B. H. polymorpha, Pichia sp. , z.B. P. pastoris, Yarrowia sp., z.B. Y. lipolytica.
Bevorzugterweise enthalten erfindungsgemäße Wirtszellen weiterhin Nukleinsäuremoleküle, die für Proteine des Arabinose-Stoffwechselweges kodieren, insbesondere für L- Ribulokinase, L-Ribulose-5-P 4-Epimerase, L-Arabinose-Isomerase.
Dabei handelt es sich bevorzugt um Proteine des bakteriellen Arabinose-Stoffwechselweges, insbesondere E. coli araB L-Ribulokinase, E. coli araD L-Ribulose-5-P 4-Epimerase und B. subtilis araA L-Arabinose-Isomerase. Siehe auch Figuren 2 und 3.
Besonders bevorzugte Wirtszellen dieser Erfindung sind Zellen des Stammes MKY06-4P der bei der Deutschen Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen am 23. August 2006 unter der Hinterlegungsnummer DSM 18544 hinterlegt wurde. Siehe auch Figur 3.
Eine bevorzugte Wirtszelle gemäß dieser Erfindung ist eine Hefezelle, die durch Einführung und Expression der Gene araA (L-Arabinose-Isomerase), araB (L-Ribulokinase) und araD (L- Ribulose-5-P-4-epimerase) modifiziert wurde und zudem ein TALl (Transaldolase) -Gen überexprimiert, wie beispielsweise von den Erfindern in der EP 1 499 708 Bl beschrieben, und zusätzlich dazu wenigstens ein erfindungsgemäßes Nukleinsäuremolekül enthält.
Die Aufgabe wird weiterhin erfindungsgemäß gelöst durch das zur Verfügung stellen von Antikörpern oder Antikörper-Fragmenten, umfassend einen immunologisch aktiven Teil, der selektiv an ein erfindungsgemäßes Polypeptid bindet. Verfahren zur Generation von Antikörpern oder Antikörper-Fragmenten sind im Stand der Technik bekannt.
Die Aufgabe wird weiterhin erfindungsgemäß gelöst durch Verfahren zur Herstellung eines erfindungsgemäßen Polypeptids. Ein solches Verfahren umfasst das Kultivieren einer erfϊn- dungsgemäßen Wirtszelle unter Bedingungen, unter denen ein erfindungsgemäßes Nukleinsäuremolekül exprimiert wird. Allgemeine Verfahren zur Generation von Polypeptiden mittels Zellkultur sind im Stand der Technik bekannt.
Die Aufgabe wird weiterhin erfindungsgemäß gelöst durch einen Kit, umfassend eine Verbindung, die selektiv an ein erfindungsgemäßes Polypeptid bindet, gegebenenfalls mit weiteren Hilfsstoffen und Gebrauchsanweisungen.
Die Verbindung ist bevorzugt eine Pentose, wie zum Beispiel Arabinose, und insbesondere L- Arabinose, oder ein Derivat einer solchen Pentose.
Die Aufgabe wird weiterhin erfindungsgemäß gelöst durch Verfahren zur Identifizierung einer Verbindung, die an ein erfindungsgemäßes Polypeptid bindet und/oder seine Aktivität moduliert. Ein solches Verfahren umfasst die folgenden Schritte:
In Kontakt bringen eines Polypeptids oder einer Zelle, die ein erfindungsgemäßes Polypeptid exprimiert, mit einer Testverbindung, und
Bestimmen, ob das Polypeptid an die Testverbindung bindet und, gegebenenfalls, Bestimmen, ob die Testverbindung die Aktivität des Polypeptids moduliert.
Die Verbindung ist bevorzugt eine Pentose, wie zum Beispiel Arabinose, und insbesondere L- Arabinose, oder ein Derivat einer solchen Pentose.
Die Aufgabe wird weiterhin erfindungsgemäß gelöst durch Verfahren zur Modulierung der Aktivität eines erfindungsgemäßen Polypeptids. Ein solches Verfahren umfasst in Kontakt bringen eines Polypeptids oder einer Zelle, die ein erfindungsgemäßes Polypeptid exprimiert, mit einer Verbindung, die an das Polypeptid bindet in einer ausreichenden Konzentration, um die Aktivität des Polypeptids zu modulieren.
Die Verbindung ist bevorzugt eine Pentose, wie zum Beispiel Arabinose, und insbesondere L- Arabinose, oder ein Derivat einer solchen Pentose.
Die Aufgabe wird weiterhin erfindungsgemäß gelöst durch Verfahren zur Produktion von Bioethanol. Ein solches erfindungsgemäßes Verfahren umfasst die Expression eines erfindungsgemäßen Nukleinsäuremoleküls in einer erfindungsgemäßen Wirtszelle.
Die erfindungsgemäßen Polypeptide, Nukleinsäuremoleküle und Wirtszellen werden insbesondere bevorzugt zur Produktion von Bioethanol verwendet. Für bevorzugte Ausfuhrungsformen wird auf Figur 8 und Beispiel 4 verwiesen.
Die erfindungsgemäßen Polypeptide, Nukleinsäuremoleküle und Wirtszellen werden weiter insbesondere bevorzugt zur rekombinanten Fermentation von Pentose-haltigem Biomaterial verwendet.
Spezifische Gene aus Pichia stipitis, die die Aufnahme der Pentose L- Arabinose in S. cerevi- siae spezifisch erhöhen, wurden unter Verwendung einer Genbank isoliert und in den Hefestamm MKY06-3P integriert, der dann in der Lage ist, die L-Arabinose zu Ethanol zu vergären. Das Screening der relevanten Gene führte zu einem neuen spezifischen L-Arabinose- Transporter, dessen Nukleotid- und Proteinsequenz vorliegt (siehe SEQ ID NOs: 1-4). Dazu wird auch auf die Beispiele und Figuren verwiesen.
Aufgrund der Spezifität dieses neuen Transporters kann nach Expression in bestehenden Ethanol-produzierenden Systemen die Aufhahmerate für L-Arabinose verbessert werden, da zum einen bei hohen L-Arabinose-Konzentrationen die Konkurrenzsituation gegenüber Glukose verbessert wird und zum anderen bei niedrigen L-Arabinose-Konzentrationen aufgrund einer hohen Affinität der Transport von L-Arabinose effizienter wird.
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Aufnahme von L-Arabinose
Damit die Pentose L-Arabinose von S. cerevisiae metabolisiert werden kann, muss diese zuerst von der Zelle aufgenommen werden. Bezüglich dieser Aufnahme ist erst wenig bekannt. Man kennt bisher in Eukaryonten noch keine Gene, die für spezifische L-Arabinose- Transporter kodieren. Alle für die Pentose D-Xylose getesteten Hexosetransporter besitzen eine viel höhere Affinität zu D-Glucose als zu D-Xylose. Für L-Arabinose wird ähnliches vermutet. Von allen bisher konstruierten Stämmen, die Pentosen (D-Xylose oder L- Arabinose) verwerten können, wird ein relativ langsames Wachstum berichtet. Als Grund hierfür wird vor allem die langsame und schlechte Aufnahme der Pentosen genannt (Becker und Boles, 2003; Richard et al, 2002). Bei Fermentationen in einem Zuckergemisch, bestehend aus D-Glucose und D-Xylose oder D-Glucose und L-Arabinose, werden die Zucker nicht simultan umgesetzt. Durch die hohe Affinität der Transporter zu D-Glucose wird diese zuerst metabolisiert. Es tritt ein so genannter Diauxie-Shift ein. Erst nachdem die D-Glucose aufgebraucht ist, wird die Pentose in einer zweiten deutlich langsameren Wachstumsphase umgesetzt (Kuyper et al, 2005a; Kuyper et al, 2005b). Als eine Erklärung wird das Fehlen von spezifischen Transportern für Pentosen angeführt.
Neuer spezifischer L-Arabinose Transporter aus P. stipitis
Für industrielle Anwendungen wäre es ideal, wenn der verwendete Mikroorganismus alle im Medium vorhandenen Zucker möglichst gleichzeitig umsetzen könnte (Zaldivar et al, 2001). Um dies zu erreichen, wären spezifische Transporter für jeden Zuckertyp von großem Nutzen. Besonders für L-Arabinose kannte man bisher noch keinen.
In dieser Erfindung ist es mit einem Testsystem (siehe Beispiele) gelungen, ein spezifisches L-Arabinose-Transportergen aus dem Genom von P. stipitis zu finden. Auf den Plasmiden pAraTl und pAraT7 sind Genomfragmente aus P. stipitis lokalisiert, welche für ein spezifisches Wachstum auf L-Arabinose aber nicht auf D-Glucose, D-Mannose oder D-Galactose Medium verantwortlich sind. Das beobachtete geringe Wachstum auf D-Galactose wurde nicht von den Plasmiden pAraTl oder pAraT7 verursacht. Hierbei handelte es sich nur um das schwache Wachstum des EBY.VW4000, dem Ausgangstamm des MKY06, welches bereits von Wieczorke et al. (1999) berichtet wurde. Die Möglichkeit, dass das erhaltene Wachstum durch eine genomische Mutation im MKY06 bewirkt wurde, konnte ausgeschlossen werden. Nach einer Selektion auf den Verlust des Plasmids der P. stipitis Genbank durch
zweimaligen Ausstrich auf FOA-Medium wurde bei erneutem Ausstreichen auf L-Arabinose Medium kein Wachstum mehr festgestellt. Somit rührte das Wachstum von den Plasmiden der P. stipitis Genbank her (siehe Beispiele). Es konnte gezeigt werden, dass die gefundenen Plasmide einen Transporter codieren.
Bei einer BLAST-Recherche mit dem kürzlich veröffentlichten Genom von Pichia stipitis (siehe http://genome.jgi-psf.org/euk_home.html) zeigte sich eine Übereinstimmung von 100 % mit HGT2. HGT2 wurde aufgrund seiner hohen Homologie zum hochaffinen Glucose- Transporter HGTl von Candida albicans als putativer hochaffiner Glucose-Transporter annotiert. Wenn man die Sequenz hinsichtlich der möglichen Transmembran-Domänen untersucht, erhält man 12 Transmembran-Domänen, was für Transporter typisch ist. Es ist daher überraschend, dass es sich um einen Pentose-Transporter (Arabinose-Transporter) und nicht um einen Hexose-Transporter handelt.
Des weiteren waren eine Vielzahl von experimentellen Hürden und Schwierigkeiten beim Auffinden und Bereitstellen des erfindungsgemäßen Transporters zu überwinden, die sich in größerem Detail auch aus den Beispielen und Figuren ergeben.
- Im Ausgangsstamm EBY.VW4000 mussten insgesamt 21 Monosaccharid-Transporter Gene deletiert werden.
- Weiterhin musste in diesem Stamm TALl genomisch überexprimiert werden.
- Die Etablierung der optimalen Wachstumsbedingungen für die Durchführung des Screens gestaltete sich sehr schwierig und zeitaufwendig.
- Bei dem erfindungsgemäßen Transporter handelt es sich um den ersten beschriebenen spezifischen Arabinose-Transporter von Eukaryonten
- Es handelt sich um einen heterolog exprimierten und zugleich funktionell in der Plasmamembran von S. cerevisiae eingebauten Transporter, was nicht unbedingt zu erwarten ist.
Über die Schwierigkeiten bezüglich heterolog exprimierter Transporter gibt es einige Berichte, siehe dazu Chapter 2 im „Buch Transmembrane Transporters" (Boles, 2002) und den Artikel von Wieczorke et al., 2003.
Weitere Biomasse mit signifikanten Mengen an Arabinose (Quelle der Daten: U.S. Department of Energy http://www.eere.energy.gov/biomass/progs/searchl.cgi): Art der Biomasse L- Arabinose \%\
Switchgras 3,66
Grosses Bartgras 3,55
Hohes Schwingelgras 3,19
Robinie 3
Com Stover 2,69
Weizen Stroh 2,35
Zuckerrohr Bagasse 2,06
Chinesischer Buschklee 1,75
Futterhirse 1,65
Auch für deren Verwertung ist der erfindungsgemäße Arabinose-Transporter von großer Bedeutung.
Nutzungsmöglichkeiten eines in der Hefe S. cerevisiae funktionellen und zugleich spezifischen Arabinose-Transporters sind zum einen die Produktion von Bioethanol und die Herstellung von hochwertigen Vorläufer-Produkten für weitere chemische Synthesen.
Folgende Auflistung stammt aus der Studie „Top Value Added Chemicals From Biomass" (siehe wwwl.eere.energy.gov/biomass/pdfs/35523.pdf). Hierbei wurden 30 Chemikalien als besonders wertvoll eingestuft, welche aus Biomasse hergestellt werden können.
Sobald diese Chemikalien aus Lignozellulose durch Biokonversion (z.B. Fermentationen mit Hefen) hergestellt werden, ist es wichtig, einen spezifischen Transporter für die Hemizellulo- se Arabinose zu besitzen.
Die vorliegende Erfindung wird in den folgenden Figuren, Sequenzen und Beispielen weiter verdeutlicht, ohne jedoch darauf beschränkt zu sein, Die zitierten Referenzen sind hiermit durch Bezugnahme vollständig aufgenommen. In den Sequenzen und Figuren zeigt:
SEQ ID NO: 1 die Proteinsequenz des AraT-ORF's,
SEQ ID NO: 2 die Sequenz des offenen Leserahmens (ORF) von AraT,
SEQ ID NO: 3 die Sequenz des offenen Leserahmens (ORF) von AraT in einer Codon- optimierten Form, und
SEQ ID NO: 4 die Sequenz des offenen Leserahmens (ORF) von AraT mit 500 Promotor, ORF und 300 Terminator.
Figur 1. Zusammensetzung der Biomasse.
Die am zweithäufigsten vorkommende Hemizellulose ist ein aus Pentosen, Uronsäuren und Hexosen bestehender stark verzweigter Polymer. Die Hemizellulose besteht zu einem großen Anteil aus den Pentosen Xylose und Arabinose.
Figur 2. Schema für die Verwendung von L-Arabinose in rekombinanter S. cerevisiae durch Integration eines bakteriellen L-Arabinose-Stofßvechselweges.
Figur 3. Konstruktion des erfindungsgemäßen Hefestammes MKY06-4P. Ausgangsstamm für die Konstruktion des MKY06-4P war der Hefestamm EBY.VW4000, in dem alle Hexosetransportergene (HXT 's) deletiert wurden. In diesem Stamm wurde die endogene Transaldolase TALl durch den Austausch des nativen Promotors gegen den verkürzten /£\T7-Promotor (HXT7-Prom) überexprimiert. Dies führte zu dem Stamm MKY06. In diesem Stamm wurden die Plasmide p423H7araABsre (araA), p424H7araBre (araB) und p425H7araDre (araD) für den Arabinose-Stoffwechsel hineintransformiert (=MKY06-3P). Zusätzlich wurde noch das Plasmid p426H7-araT (araT), welches den erfindungsgemäßen Arabinose-Transporter aus Pichia stipitis kodiert hineintransformiert und so der Stamm MKY06-4P erhalten. Der Transporter wird exprimiert und funktionell in die Plasmamembran eingebaut (AraT).
Figur 4. Ausstrich des MKY06 mit den Plasmiden für den L-Arabinose Stoffwechsel und den gefundenen L-Arabinose-Transportern auf unterschiedlichen Kohlenstoffquellen.
Es handelte sich bei jedem Ausstrich um den MKY06-3P und zusätzlich einem Plasmid aus der Genbank YEpTW. Als Negativkontrolle (-) wurde anstatt eines Plasmids der Genbank das p426HXT7-6HIS und als Positivkontrolle (+) das pHL125re hineintransformiert.
1 : pAraTl , 6: pAraTό, 7: pAraT7, 8: pAraTδ, 11 : pAraTl 1,
-: Negativkontrolle, +: Positivkontrolle.
A: Medium 2% L-Arabinose
B: Medium jeweils 2% D-Galactose, D-Glucose oder D-Mannose
Alle SC-Mediumsplatten wurden bei 30°C inkubiert. Die L-Arabinose-Platte (A) zeigt das
Wachstum nach 9 und alle anderen Platten (B) nach 2 Tagen. Die Kolonien 1 und 7 wuchsen auf L-Arabinose aber nicht auf D-Glucose, D-Mannose und nur schwach auf D-Galactose.
Figur 5. Sequenzierung des Arabinose-Transporters.
Der komplette offene Leserahmen des erfindungsgemäßen Transporters wurde doppelsträngig mit überlappenden Bereichen sequenziert. Der Promotor und Terminator-Bereich wurde ein- zelsträngig sequenziert. Die Pfeile zeigen die Bereiche von einzelnen Sequenzierungen an
Figur 6. Verwendete Vektoren und deren Aufbau.
Ausgangsplasmid für die Herstellung der P. stipitis Genbank war das Plasmid YEp24 (A). Das Plasmid pAraTl (B) als auch das Plasmid pAraT7 basieren somit auf dem YEp24 und unterscheiden sich nur in der Größe des Inserts. Der offene Leserahmen (ORF) des erfϊn- dungsgemäßen Arabinose-Transporters wurde von dem pAraTl amplifiziert und hinter den verkürzten starken HÄT7-Promotor des Plasmids p426HXT7-6HIS (C) kloniert. Hierbei entstand das Plasmid p426H7-AraT (D), welches einen Uracil-Marker besitzt. Ein anderes mögliches Expressionsplasmid ist p426Met25 (E).
Figur 7. Wachstum auf Arabinose unter Verwendung eines spezifischen Arabinose- Transporters.
Wachstum des MKY06-3P, welcher zusätzlich noch das Plasmid pHL125re oder das Plasmid p426H7-AraT (=MKY06-4P) enthält, in SM-Medium mit A) 0,5%, B) 1% und C) 2% L- Arabinose unter aeroben Bedingungen. Die Stämme mit den verschiedenen Plasmiden wurden in SM-Medium mit 1% L-Arabinose herangezogen und mit einer ODöoonm = 0,2 in 30ml SM-Medium mit A) 0,5%, B) 1% und C) 2% L-Arabinose angeimpft. Die Inkubation erfolgte
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in 300 ml Schüttelkolben unter aeroben Bedingungen bei 300C. Mehrmals am Tag wurden Proben zur Bestimmung der optischen Dichte genommen.
Figur 8. Ethanolbildung unter Verwendung eines spezifischen Arabinose-Transporters. Gezeigt werden die Ergebnisse von HPLC- Analysen des Stammes BWYl mit den Plasmiden p423H7araABsre, p424H7araBre, p425H7araDre und p426H7-AraT in SFM-Medium mit 1,7% L-Arabinose unter semi-anaeroben Bedingungen.
Beispiele Methoden
1. Stämme und Medien - Bakterien
E. coli SURE (Stratagene)
Vollmedium LB 1% Trypton, 0,5% Hefeextrakt, 0,5% NaCl, pH 7,5 (siehe Maniatis, 1982) Für die Selektion auf eine plasmidkodierte Antibiotikaresistenz wurde dem Medium nach dem Autoklavieren 40 μg/ml Ampicillin zugesetzt. Feste Nährmedien enthielten zusätzlich 1,9% Agar. Die Anzucht erfolgte bei 37°C.
- Hefe
Stamm EBY.VW4000
EBY.VW4000 (Genotyp: MATa Ieu2-3,112 ura3-52 trp 1-289 his3-Al MAL2-8c SUC2 Ahxtl-
17 Agal2 stllA::loxP agtlA::loxP mph2A::loxP mph3A::loxP) (Wieczorke et al, 1999)
Stamm MKY06
MKY06 (Genotyp: MATa Ieu2-3,112 ura3-52 trpl-289 his3-l MAL2-8c SUC2 hxtl-17 gaü stllr.loxP agtl::loxP mph2::loxP mph3::loxP PromTALl::loxP-Prom-vkHXT7, Beschreibung: EBY.VW4000 PromTALl::loxP-Prom-vkHXT7)
Stamm MKY06-3P
MKY06-3P (Genotyp: MATa Ieu2-3,112 ura3-52 trpl-289 his3-l MAL2-8c SUC2 hxtl-17 gal2 stll::loxP agtlr.loxP mph2::loxP mph3::loxP PromTALl::loxP-Prom-vkHXT7, Beschreibung: EBY.VW4000 PromTALl::loxP-Prom-vkHXT7); beinhaltet die Plasmide p423H7araABsre, p424H7araBre und P425H7araDre.
Stamm mit der Hinterlegungsnummer DSM 18544
MKY06-4P (Genotyp: MATa Ieu2-3,U2 uraS-52 trpl-289 his3-l MAL2-8c SUC2 hxtl-17 gaü stll::loxP agtl::loxP mph2::loxP mph3::!oxP PromTALl::loxP-Prom-vkHXT7, Beschreibung: EBY.VW4000 PromTALl::loxP-Prom-vkHXT7); beinhaltet die Plasmide p423H7araABsre, p424H7araBre, p425H7araDre und p426H7-AraT.
Stamm BWYl:
BWYl basiert auf dem Stamm JBY25 (Genotyp: MATa Ieu2-3,U2 ura3-52 trpl-289 his3- Δ.lMAL2-8c SUC2 + unbekannte Mutationen für besseres Wachstum auf L-Arabinose) (Becker und Boles, 2003); der Stamm JBY25 wurde weiter selektioniert und besitzt noch weitere Mutationen für verbessertes Wachstum auf L-Arabinose unter Sauerstoff-limitierten Bedingungen (Wiedemann, 2005).
- Vollmedium YEP
1% Hefeextrakt, 2% bakteriologisches Pepton, Kohlenstoffquelle in der jeweils angegebenen Konzentration
- synthetisches Komplettselektivmedium SC
0,67% Yeast nitrogen base w/o amino acids and ammonium sulphate, 0,5% Ammoniumsulfat, 2OmM Kaliumdihydrogenphosphat, pH 6,3, Aminosäure/Nukleobase- Lösung ohne die für die Auxotrophie-Marker der verwendeten Plasmide entsprechenden Aminosäuren, Kohlenstoffquelle in der jeweils angegeben Konzentration
- synthetisches Minimalselektivmedium SM:
0,67% Yeast nitrogen base w/o amino acids and ammonium sulphate, 0,5% Ammoniumsulfat, 2OmM Kalium-dihydrogenphosphat, pH 6,3, Kohlenstoffquelle in der jeweils angegeben Konzentration
- synthetisches Fermentationsmedium (Mineralmedium) SFM
(Verduyn et al, 1992), pH5,0
Salze: (NH4^SO4, 5 g/l; KH2PO4, 3 g/l; MgSO4 *7H2O, 0,5g/l
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Spurenmetalle: EDTA, 15 mg/1; ZnSO4 *7H2O, 4,5 mg/1; MnCl2 *4H2O, 0,1 mg/1;
CoCl2 *6H2O, 0,3 mg/1; CuSO4, 0,192 mg/1; Na2MoO4 *2H2O, 0,4 mg/1; CaCl2
*2H20, 4,5 mg/1; FeSO4*7H2O, 3mg/l; H3BO3, 1 mg/1; KI, 0,lmg/l
Vitamine: Biotin, 0,05 mg/1; p-Aminobenzoesäure, 0,2mg/l; Nicotinsäure, lmg/1; CaI- ciumpantothenat, 1 mg/1; Pyridoxin-HCl, 1 mg/1; Thiamin-HCl, 1 mg/1; minositol, 25 mg/1
Konzentration der Aminosäuren und Nukleobasen im synthetischen Komplettmedium (Zimmermann, 1975): Adenin (0,08 mM), Arginin (0,22 mM), Histidin (0,25 mM), Isoleucin (0,44 mM), Leucin (0,44 mM), Lysin (0,35 mM), Methionin (0,26 mM), Phenylalanin (0,29 mM), Threonin (0,48 mM), Tryptophan (0,19 mM), Tyrosin (0,34 mM), Uracil (0,44 mM) und Va- lin (0,49 mM). Als Kohlenstoffquellen wurden L-Arabinose, D-Glucose, D-Galactose, D- Mannose und Maltose verwendet. Zur Selektion auf Verlust eines Plasmids mit URAS- Selektionsmarkergen wurden synthetische Komplettmediumsplatten verwendet, die neben Uracil 1 mg/ml 5-FOA enthielten, welches nach dem Autoklavieren zugegeben wurde (Boeke et al, 1984).
Feste Voll- und Selektivmedien enthielten zusätzlich 1,9% Agar. Die Anzucht der Hefezellen erfolgte bei 30°C. Das für die Fermentationen eingesetzte synthetische Mineralmedium enthielt Salze, Spurenmetalle und Vitamine in den oben aufgelisteten Konzentrationen und die angegebene Kohlenstoffquelle. Von den Spurenmetallen und den Vitaminen wurde eine Stammlösung angesetzt. Die Spurenmetalllösung wurde autoklaviert (20min, 121 °C) und die Vitaminlösung sterilfiltriert. Beide wurden bei 4°C gelagert. Für die Herstellung der Spurenmetalllösung war der pH- Wert von entscheidender Rolle und verhinderte das Ausfallen einzelner Komponenten. Die verschiedenen Spurenmetalle mussten in der obigen Reihenfolge nacheinander in Wasser vollständig gelöst werden. Nach jeder Zugabe musste der pH- Wert mit KOH auf 6,0 justiert werden bevor das nächste Spurenmetall zugegeben werden konnte. Am Ende wurde der pH Wert mit HCl auf 4,0 justiert. Um Schaumbildung zu vermeiden, wurde dem Medium 50μl/l Antischaum (Antifoam204, Sigma) zugegeben. Bei anaeroben Versuchen wurde dem Medium noch 2,5ml/l einer Tween80-Ergosterol-Lösung nach dem Autoklavieren zugegeben. Diese besteht aus 16,8g TweenδO und 0,4g Ergosterol, welche mit Ethanol auf 50ml aufgefüllt und darin gelöst wurden. Die Lösung wurde sterilfiltriert. Die Salze, die entsprechenden Mengen an Spurenmetalllösung und der Antischaum wurden gemeinsam mit dem kompletten Fermenter autoklaviert. Die Kohlenstoffquelle wurde getrennt
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vom restlichen Medium autoklaviert. Vor dem Autoklavieren wurde bei allem der pH auf 5,0 eingestellt. Die sterile Vitaminlösung wurde nach dem Abkühlen zum Medium gegeben.
2. Plasmide
Plasmid Quelle/Referenz Beschreibung
p423H7araABsre Becker und Boles, B. subtilis araA in p423HXT7-His,
2003 reisoliert aus JBY25-4M p424H7araBre Becker und Boles, E. coli araB in p423HXT7-His;
2003 reisoliert aus JBY25-4M, Mutation in araB p425H7araDre Becker und Boles, E. coli araD in p425HXT7-His;
2003 reisoliert aus JBY25-4M p426HXT7- Becker und Boles, 2μ Plasmid zur Überexpression von Genen und
6HIS 2003 zur Herstellung von Fusionsproteinen mit 6xHis- Epitop; £/&45-Markergen, verkürzter HXT7- Promotor und CYCl -Terminator pHL125re Guldener et al. , 2μ Plasmid mit dem GAL2-Gen exprimiert hinter 1996 dem ADHl -Promotor, £/&45-Markergen, reisoliert aus JBY25-4M p426H7-araT 2μ Plasmid mit dem Pichia stipitis ARA T exprimiert hinter dem verkürten /ZλT7-Promotor, URA3- Markergen
3. Pichia stipitis Genbank
YEpTW Pichia stipitis: Genbank mit chromosomalen Fragmenten von Pichia stipitis im Übe- rexpressionsplasmid YEp24, WL45-Markergen (Weierstall et α/., 1999)
4. Transformation
- Transformation von S. cerevisiae
Die Transformation von S. cerevisiae wurde mit der Lithium-Acetat Methode (Gietz und Woods, 2002) durchgeführt. Zur Selektion auf eine Geneticin-Resistenz wurden die Zellen nach der Transformation für 4h bei 30°C in Vollmedium inkubiert und im Anschluss auf G418-haltigen Mediumsplatten ausplattiert.
- Transformation von E. coli
Die Transformation der E. coli Zellen erfolgte durch die Elektroporationsmethode (Dower et al, 1988; Wirth, 1993) mittels eines Easyject prima Geräts von EQUIBO.
5. Präparation von DNA
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- Isolierung von Plasmid-DNA aus S. cerevisiae
Die Zellen einer stationären Hefekultur (5 ml) wurden geerntet, gewaschen und in 100 μl Puffer 1 (entnommen aus dem „Plasmid Mini Kit") resuspendiert. Nach Zugabe von 200 μl Puffer 2 und 2/3 Volumen Glasperlen (0 = 0,45 mm) wurden die Zellen 8 min lang auf einem Vibrax (Janke und Kunkel, Vibrax-VXR) bei 4°C aufgeschlossen. Der Überstand wurde mit 150μl Puffer 3 vermischt und für 10 min auf Eis inkubiert. Nach einer 15-minütigen Zentrifu- gation bei 10000 U/min wurde der Überstand verwendet und die Plasmid-DNA mit 400μl Isopropanol gefällt (-200C, 10min). Die durch Zentrifugation (30min, 13000rpm) pelletierte DNA wurde mit 70%igem kaltem Ethanol gewaschen und in 20μl Wasser aufgenommen. Die DNA wurde anschließend für eine Transformation in E. coli oder eine DNA-Amplifizierung mittels PCR eingesetzt.
- Isolierung von Plasmid-DNA aus E. coli
Die Isolierung von Plasmid-DNA aus E. coli erfolgte mit dem „Plasmid Mini Kit" der Firma Qiagen nach Angaben des Herstellers.
- Bestimmung der DNA-Konzentration
Die DNA-Konzentration wird spektralphotometrisch in einem Wellenlängenbereich von 240- 300 nm gemessen. Liegt die Reinheit der DNA, bestimmt durch den Quotient E260nm/E280nm bei 1,8, so entspricht die Extinktion E260nm = 1,0 einer DNAKonzentrati- on von 50 μg dsDNA/ml (Maniatis, 1982).
6. DNA-Amplifizierung mittels PCR
- Verwendung des Expand™ High Fidelity Systems
Die Polymerasekettenreaktion (PCR) erfolgte mit dem „Expand™ High Fidelity PCR System" der Firma Roche nach Angaben des Herstellers. Zu der zu amplifizierenden Plasmid- oder Genomischen-DNA wurden 0,2 mM dNTP-Mix, Ix Puffer 2 (enthält 1,5 mM MgC12), 1 U Polymerase und je 100 pmol der entsprechenden Oligonukleotidprimer zusammengegeben. Die PCR-Reaktion wurde in einem Thermocycler (Techne) oder Mastercycler (Eppendorf) durchgefühlt.
Zur Amplifizierung der DNA wurden folgende Temperaturzyklus gewählt.
1. Ix 950C, 4min Denaturierung der DNA
2. 18-35x 95°C, 45-60sec Denaturierung der DNA
55-60°C, 45-60sec Bindung der Primer an die DNA (Annealing) 72°C, 1 -3min DNA Synthese (Elongation) 3. Ix 72°C, 4min DNA Synthese (Elongation)
Nach dem ersten Schritt wurde die Polymerase zugegeben („hot Start PCR"). Die Anzahl der Syntheseschritte, die Annealingtemperatur und die Elongationszeit wurden an die spezifischen Schmelztemperaturen der verwendeten Oligonukleotide bzw. an die Größe des zu erwarteten Produkts angepasst. Die PCR-Produkte wurden durch eine anschließende Agarose- gelelektrophorese überprüft und anschließend aufgereinigt.
- DNA-Aufreinigung von PCR-Produkten
Die Aufreinigung der PCR-Produkte erfolgte mit dem „QIAquick PCR Purification Kit" der Firma Qiagen nach Herstellerangaben.
- Gelelektrophoretische Auftrennung von DNA-Fragmenten
Die Auftrennung von DNA-Fragmenten mit einer Größe von 0,15-20 kb erfolgte in l-4%igen Agarosegelen. Als Gel- und Laufpuffer wurde lxTAE-Puffer (40 mM Tris, 40 mM Essigsäure, 2 mM EDTA) verwendet (Maniatis, 1982). Als Größenstandard diente entweder eine mit den Restriktionsendonukleasen EcoRI und Hinάlll geschnittene Lambda-Phagen-DNA oder der 2-Log DNA Ladder (NΕB). Die DNA-Proben wurden vor dem Auftragen mit 1/10 Volumen Blaumarker (lxTAΕ-Puffer, 10% Glycerin, 0,004% Bromphenolblau) versetzt. Nach der Auftrennung wurden die Gele in einem Εthidiumbromidbad inkubiert und die DNA- Fragmente durch Bestrahlung mit UV-Licht (254 nm) sichtbar gemacht.
- Isolierung von DNA-Fragmenten aus Agarosegelen
Das gewünschte DNA-Fragment wurde aus dem TAΕ-Agarosegel unter langwelligem UV- Licht (366nm) ausgeschnitten und mit dem „QIAex II Gel Εxtraction Kit" oder dem „QIAquick Gel Εxtraction Kit" der Firma Qiagen nach Angaben des Herstellers isoliert.
7. Εnzymatische Modifikation von DNA
- DNA-Restriktion
Sequenzspezifische Spaltungen der DNA mit Restriktionsendonukleasen wurden unter den vom Hersteller empfohlenen Inkubationsbedingungen für 2-3 Stunden mit 2-5U Enzym pro μg DNA durchgeführt.
8. HPLC-Analysen
Die bei den Versuchen entnommenen Proben wurden für 10min bei 3000 U/min zentrifugiert, um die Hefezellen zu pellettieren. Der Überstand wurde abgenommen und sofort bei -20°C eingefroren. Für die Proteinfällung wurde später 50%ige Sulfosalizylsäure zugegeben, gemischt und für 30min bei 13000 U/min und 4°C abzentrifugiert. Der Überstand wurde abgenommen, daraus eine 1/10 Verdünnung mit Wasser hergestellt und für die HPLC-Analysen eingesetzt. Als Standards für die Messungen dienten Proben mit D-Glucose, L-Arabinose und Ethanol, welche in Konzentrationen von 0,l%w/w, 0,5%w/w und 1,0% w/w eingesetzt wurden. Die Zucker- und die Ethanolkonzentration wurden mittels BioLC (Dionex) gemessen. Es wurde der Autosampier „AS50", der Säulenofen „TCC-100", die Gradienten-Pumpe „GS50" (alle Dionex) und der RI -Detektor „RI-101" (Shodex) bei der Messung verwendet. Als Säule wurde die VA 300/7.7 Nucleogel Sugar 810H (Macherey-Nagel) mit 20%iger Schwefelsäure als Laufmittel (0,6ml/min) benutzt. Zur Auswertung der Analysendaten wurde das Programm Chromeleon™ (Version 6.50, Dionex) verwendet.
Beispiel 1: Aufbau eines Testsystems zur Untersuchung von L-Arabinose-
Transportern
A) Konstruktion des MKY06
In dem Hefestamm EBY.VW4000 wurden alle Gene der Hexosetransporter-Familie und zusätzlich drei Gene der Maltosetransporter-Familie deletiert. Dieser Stamm wuchs auf Maltose-Medium unverändert, konnte jedoch nicht mehr auf Glucose, Fructose und Mannose und nur sehr schwach auf Galactose wachsen (Wieczorke et al, 1999). Da alle Hexosetransporter deletiert sind, ist davon auszugehen, dass der Stamm auch keine L-Arabinose mehr aufnehmen kann und sich somit zu L-Arabinose-Transportuntersuchungen eignet.
In voraus gegangenen Versuchen (siehe Becker und Boles, 2003) hatte sich gezeigt, dass zusätzlich zu einem funktionellen L-Arabinose-Stoffwechselweg auch eine erhöhte Aktivität der Transaldolase für die Verwertung von L-Arabinose nötig war. Aus diesem Grund wurde durch Austausch des endogenen Promotors von TALl im EBY.VW4000 gegen den verkürzten HAT7-Promotor TALl überexprimiert. Dieser Stamm wurde MKY06 genannt und ist dazu vorgesehen, mit den Plasmiden für den L-Arabinose-Stoffwechsel und einem Transporter, welcher L-Arabinose transportieren kann, auf dieser Kohlenstoffquelle zu wachsen.
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B) Einführung des L-Arabinose-Stoffwechselwegs
Der Stamm MKY06 wurde mit den Plasmiden p423H7araABsre, p424H7araBre und p425H7araDre transformiert (=MKY06-3P), damit er die Fähigkeit der L-Arabinose- Verwertung erhielt. Die Transformation mit den drei Plasmiden erfolgte gleichzeitig. Die Transformanten wurden auf SC-Medium mit 2% Maltose ausplattiert. In einer weiteren Transformation wurden als Positivkontrolle noch der als L-Arabinose bekannte Transporter Gal2 und als Negativkontrolle das Leerplasmid p426HXT7-6HIS hinein transformiert und erneut auf Maltose-haltigen Mediumsplatten ausplattiert. Die Positivkontrolle, die einen L- Arabinose-Transporter und die drei Plasmide für die L-Arabinose-Verwertung enthält und die Transaldolase überexprimiert, sollte auf L-Arabinose wachsen können. Die Negativkontrolle sollte aufgrund des fehlenden Transporters kein Wachstum zeigen. Dies wurde untersucht.
C) Überprüfung des Testsystems
Um das konstruierte Testsystem weiter verwenden zu können, mussten zuerst die Positiv- und Negativkontrolle auf ihr Wachstum hin untersucht werden. Mehrere Kolonien von den auf den SC-Platten mit 2% Maltose erhaltenen Transformanten wurden mit einer sterilen Impföse abgenommen und auf SC-Platten mit 2% L-Arabinose ausgestrichen und bei 30°C für zehn Tage inkubiert. Die Positivkontrolle zeigte nach dieser Zeit ein deutliches Wachstum und die Negativkontrolle wie erwartet kein Wachstum.
Das Wachstumsverhalten wurde ebenfalls in Flüssigmedium mit 2% Maltose oder 2% L- Arabinose untersucht. Hierzu wurden Vorkulturen mit den entsprechenden Kohlenstoffquellen (Maltose oder L-Arabinose) unter aeroben Bedingungen bei 30°C angezogen. Nach Erreichen der späten exponentiellen Phase wurden diese Vorkulturen verwendet, um 30ml des gleichen Mediums mit einer Anfangs-OD6oonm =0,2 anzuimpfen. Da die Negativkontrolle nicht auf L-Arabinose- haltigen Mediumplatten wuchs, wurde von der Vorkultur mit 2% Maltose ausgehend 30ml SC-Medium mit 2% L-Arabinose angeimpft. Das Wachstumsverhalten wurde über mehrere Tage durch Messung der optischen Dichte bei 600nm verfolgt. In Maltose- Medium zeigte die Positiv- und die Negativkontrolle wie erwartet identisches Wachstum mit einer Wachstumsrate von 0,197h"1. In L-Arabinose- Wachstum zeigte sich genau wie schon bei den Versuchen mit den L-Arabinose-Mediumsplatten nur bei der Positivkontrolle Wachstum (μ = 0,01h"1), welche gegenüber der Negativkontrolle noch den Transporter Gal2 besaß. Das geringe Wachstum zu Beginn bei der Negativkontrolle kann dadurch erklärt werden, dass die Zellen vor dem Umimpfen von Maltose auf L-Arabinose-haltigem Medium nicht gewa-
schen wurden. Außerdem ermöglichen die Glykogen- Vorräte der Hefe noch ein geringfügiges Wachstum.
Somit war dieses Testsystem funktionell und konnte für die Untersuchung von L-Arabinose- Transportern eingesetzt werden. Als Vergleich diente hierbei immer die hier genannte Positiv- und Negativkontrolle.
Beispiel 2 Screen mit einer Pichia stipitis Genbank
Das Testsystem wurde nun verwendet, um in einer Genbank von Pichia stipitis, eine der Hefen die L-Arabinose verwerten können, nach möglichen L-Arabinose-Transportergenen zu suchen.
A) Durchführung des Screens
Die hier verwendete Genbank YEpTW wurde aus dem Pichia stipitis Stamm CBS5774 hergestellt. Chromosomale DNA wurde mit der Restriktionsendonuklease Sau3A partiell verdaut und in den mit BamHl linearisierten Vektor YEp24 ligiert (Weierstall et al, 1999).
Die Genbank besaß genau wie das Plasmid pHL125re einen Uracil-Auxotrophie-Marker. Die Genbank YEpTW wurde in den Stamm MKY06-3P hinein transformiert und auf SC-Medium mit 2% Maltose ausgestrichen. Die nach drei Tagen bei 30°C erhaltenen Kolonien wurden auf SC-Mediumsplatten mit 2% L-Arabinose replikaplattiert. Nach 10 Tagen wurde nach Kolonien gesucht, die auf L-Arabinose Wachstum zeigten. Wachstum war nur möglich, wenn das Plasmid der Genbank einen Transporter kodierte, der L-Arabinose transportieren konnte.
Um genomische Mutationen, welche für das Wachstum verantwortlich sein könnten, ausschließen zu können, wurden die gefundenen Kolonien auf Komplettmedium mit 5 -FOA ausgestrichen. Dadurch wurde auf einen Verlust des Plasmids der Genbank selektioniert. Diese Kolonien der 5-FOA Platte konnten bei erneutem Ausstreichen auf L-Arabinose-Medium hierauf nicht mehr wachsen. Somit konnte eine genomische Mutation als Ursache für das Wachstum ausgeschlossen werden. Die gefundenen Kolonien wurden auch noch auf anderen Kohlenstoffquellen ausgestrichen, um das Substratspektrum auszutesten.
B) Wachstumsverhalten
Von den über 30000 replikaplattierten Kolonien wurden die elf hierbei gefundenen Kolonien, welche geringfügiges Wachstum zeigten, nochmals auf L-Arabinose-Platten ausgestrichen. Hierbei zeigten aber nur fünf Kolonien erneut Wachstum auf L-Arabinose. Es handelte sich hierbei um den Stamm MKY06-3P, welcher zusätzlich noch das Plasmid pAral, pAraTό, pAraT7, pAraT8 oder pAraTl 1 aus der Genbank YEpTW (siehe Figur 4) enthielt. Das stärkste Wachstum zeigte der MKY06-3P mit dem pAraTl 1. Die restlichen wuchsen im Vergleich mit der Positivkontrolle schwächer. Beachten muss man hierbei aber, dass das GAL2 in der Positivkontrolle durch einen starken Promotor überexprimiert wurde und die Gene auf den Plasmiden der Genbank ihren nativen Promotor besaßen. Von besonderem Interesse sind die Plasmide pAraTl und pAraT7, da diese nur auf L-Arabinose-Medium Wachstum vermittelten. Diese zeigten auf D-Glucose und auf D-Mannose kein Wachstum. Auf D-Galactose bewirkte lediglich das pAraTl geringfügiges Wachstum. Das Wachstum des pAraT7 auf D- Galactose entsprach dem schwachen Wachstum der Negativkontrolle (vgl. Figur 4). Dieses wurde schon früher für den Ausgangsstamm des MKY06, den EBY.VW4000, berichtet (Wieczorke et α/., 1999).
Die Kolonien mit dem pAraTö, pAraT7 und pAraTl l wurden in flüssigem SC-Medium mit 2% L-Arabinose herangezogen und hiervon Glycerinkulturen angefertigt, welche für spätere Untersuchungen bei -70°C gelagert werden. Mit den Plasmiden pAraTl und pAraT7 wurde weiter gearbeitet und das Wachstumsverhalten der Stämme in Flüssigmedium untersucht. In SC-Medium mit 2% Maltose verhielt sich der MKY06-3P, welcher zusätzlich das pAraTl oder pAraT7 enthielt, identisch zu der Positiv- (zusätzlich noch pHL125re) und der Negativkontrolle (zusätzlich noch p426HXT7-6HIS). Die Wachstumsraten betrugen 0,197h"1.
Auf SC-Medium mit 2% L-Arabinose zeigten sich Unterschiede. Die Negativkontrolle (p426HXT7-6HIS) zeigte kein Wachstum auf diesem Medium. Das geringe Wachstum zu Beginn resultierte von dem fehlenden Waschschritt bei der Umimpfung von der Vorkultur auf Maltose-Medium zu der Hauptkultur in L-Arabinose-Medium. Beide gefundenen L- Arabinose-Transporter verhielten sich ähnlich. In der Wachstumsrate (μ = 0,087h"1) als auch in der maximalen OD60onm gab es keine Unterschiede zwischen dem MKY06-3P mit dem Plasmid pAraTl oder dem pAraT7. Vergleicht man das Wachstumsverhalten der zwei neuen Transporter mit der Positivkontrolle (pHL125re, μ = 0,1h"1) so zeigte sich eine etwas niedrigere Wachstumsrate und eine niedrigere Maximale OD60onm-
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C) Isolierung der gefundenen L-Arabinose Transporter
Um die gefundenen Transporter auf genomischer Ebene analysieren zu können, mussten zuerst die Genbank-Plasmide wieder aus der Hefe isoliert werden. Hierbei war zu beachten, dass der Stamm MKY06 nicht nur das Plasmid aus der Genbank YEpTW enthält, welches den gesuchten Transporter kodiert, sondern gleichzeitig auch noch die drei Plasmide für den L- Arabinose-Stoffwechsel (p423H7araABsre, p424H7araBre, p425H7araDre) und dass das Plasmid p423H7araABsre in einer viel höheren Anzahl in den Zellen vorkommt, als die restlichen drei Plasmide. Da die Plasmide der Genbank YEpTW einen Uracil-Auxotrophie-Marker besaßen, wurden die Zellen von den L-Arabinose-Platten ausgehend in Maltose-Flüssigmedium ohne Uracil (ura-) angeimpft. Nach Erreichen der stationären Phase wurden diese in frisches Maltose-ura-Medium umgeimpft und wieder herangezogen. Dabei wurden die Zellen mit den vier Plasmiden fünfmal in Maltose-ura- Flüssigmedium bis zur stationären Phase herangezogen. Ziel hiervon war eine Anreicherung des Plasmids pAraTl beziehungsweise pAraT7. Von diesen beiden Kulturen wurden Vereinzelungsausstriche auf Maltose-ura- Mediumsplatten angefertigt. Die entstandenen Kolonien wurden auf weitere Maltose Platten replikaplattiert und für zwei Tage bei 30°C inkubiert. Diese Platten enthielten die entsprechende Aminosäure für den Auxotrophie-Marker eines der anderen drei Plasmide (Histidin für p423H7araABsre, Tryptophan für p424H7araBre oder Leucin für p425H7araDre) nicht. Diese Replikaplatten wurden mit den Maltose-ura- Platten verglichen. Kolonien, die nur auf der Maltose-ura- Platte wuchsen, wurden ausgewählt. Diese besaßen nur noch das Plasmid pAraTl beziehungsweise pAraT7. Die Plasmide wurden aus Hefe isoliert. Danach wurden die Plasmide in E. coli am- plifiziert, und nach der Isolierung aus E. coli mit Hilfe einer Restriktionsanalyse charakterisiert. Als Restriktionsenzyme wurden Ncol und Nhel verwendet. Ncol schneidet nur im URA3 -Markergen. Wenn es sich um das gesuchte Plasmid aus der Genbank handelt, dann entsteht ein 934bp großes Fragment.
Beispiel 3 Charakterisierung des neuen Arabinose-Transporters (araT) A) Sequenzierung
Die auf den in Beispiel 2 gefundenen Plasmiden pAraTl und pAraT7 lokalisierten chromosomalen Fragmente aus P. stipitis wurden sequenziert.
Der komplette ORF des gefundenen Transporters wurde doppelsträngig mit überlappenden Bereichen sequenziert. Der Promotor und Terminator-Bereich wurde einzelsträngig sequenziert (vgl. Figur 5). Die Pfeile zeigen die Bereiche von einzelnen Sequenzierungen an.
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Bei der Sequenzierung zeigte sich, daß die zwei Plasmide pAraTl und pAraT7 überlappende Fragmente des gleichen Gens beinhalten. Es handelt sich um ein und denselben Transporter und nicht um zwei verschiedene Transportergene. Das Plasmid pAraTl besitzt ein Insert mit etwa 5kb; es beinhaltet den kompletten offenen Leserahmen (ORF) des AraT, welcher aus 1629 Basen und folglich 542 Aminosäuren (plus das STOP-Codon) besteht. Zusätzlich noch Promotor und Terminator-Sequenzen. Das Plasmid pAraT7 besitzt ein Insert, welches etwa 3kb groß ist; es beinhaltet nicht den kompletten ORF des AraT, sondern nur die ersten 1507 Basen. Dieses Fragment war aber trotzdem funktionell.
Bei einer BLAST-Recherche mit dem kürzlich veröffentlichten Genom von Pichia stipitis (siehe http://genome.jgi-psf.org/euk_home.html) zeigte sich eine Übereinstimmung von 100 % mit HGT2. HGT2 wurde aufgrund seiner hohen Homologie zum hochaffinen Glucose- Transporter HGTl von Candida albicans als putativer hochaffiner Glucose-Transporter annotiert. Wenn man die Sequenz hinsichtlich der möglichen Transmembran-Domänen untersucht, erhält man 12 Transmembran-Domänen, was für Transporter typisch ist.
B) Beispiele für Vektoren für der AraT
Ausgangsplasmid für die Herstellung der Genbank war das Plasmid YEp24. Das Plasmid pA- raTl als auch das Plasmid pAraT7 basieren somit auf dem YEp24 und unterscheiden sich nur in der Größe des Inserts. Bei dem Vektor YEp24 handelt es sich um ein episomales Plasmid.
Der offene Leserahmen (ORF) des gefundenen Arabinose-Transporters wurde von dem pA- raTl amplifiziert und hinter den verkürzten starken /£YT7-Promotor des Plasmids p426HXT7-6HIS kloniert. Hierbei entstand das Plasmid p426H7-AraT, welches einen Uracil- Marker besitzt.
Ein anderes mögliches Expressionsplasmid ist p426Met25. Für Vektorkarten, siehe Figuren 6A bis 6E.
Weitere mögliche Expressionsvektoren sind pYES260, pYES263, pVTU260, pVTU263, pVTL260 und pVTL263. Nähere Angaben zu diesen Vektoren finden sich unter http://web.uni-frankfurt.de/fbl 5/mikro/euroscarf/data/km_expr.html.
C) Wachstum in Abhängigkeit von der L-Arabinose-Konzentration im Medium
Das Wachstum des Stammes MKY06-4P wurde unter aeroben Bedingungen in Abhängigkeit von der L-Arabinose-Konzentration im Medium untersucht. Als Vergleich wurde der Stamm MKY06-3P verwendet, der zusätzlich noch das Plasmid pHL125re oder p426HXT7-6HIS enthielt.
Die Stämme mit den verschiedenen Plasmiden wurden in SM-Medium mit 1% L-Arabinose herangezogen und mit einer OD60onm = 0,2 in 30ml SM-Medium mit 0,5%, 1% bzw. 2% L- Arabinose angeimpft. Die Inkubation erfolgte in 300ml Schüttelkolben unter aeroben Bedingungen bei 30°C. Mehrmals am Tag wurden Proben zur Bestimmung der optischen Dichte genommen.
Die Ergebnisse sind in den Figuren 7A bis 7C gezeigt. Der Stamm MKY06-4P wächst unter allen 3 Bedingungen schneller als der Vergleichsstamm MKY06-3P, welcher noch das Plasmid pHL125re enthält. Es zeigt sich bei 0,5% L-Arabinose (Figur 7A) ein deutlicher Vorteil des p426H7-AraT gegenüber des pHL125re. Der Stamm wächst deutlich schneller und auch zu einer höheren optischen Dichte heran. Auch bei 1% L-Arabinose (Figur 7B) wächst der Stamm mit dem p426H7-AraT schneller als der Vergleichsstamm. In der am Ende des Wachstums erreichten optischen Dichte zeigt sich jedoch kein Unterschied. Auch bei einer L- Arabinose Konzentration von 2% (Figur 7C) wächst der Stamm mit dem p426H7-AraT schneller als der Vergleichsstamm mit dem pHL125re, welcher aber bei dieser Konzentration eine höhere optische Dichte am Ende des Wachstums erreicht.
Damit wird gezeigt, daß das erfindungsgemäße L-Arabinose-Aufhahmesystem es den rekom- binanten S. cerevisiae Zellen ermöglicht, L-Arabinose wesentlich effizienter zu verwerten.
Beispiel 4 Verwendung des neuen Arabinose-Transporters (araT) zur Bildung von Ethanol
In Figur 8 werden die Ergebnisse von FIPLC- Analysen des Stammes BWYl mit den Plasmiden p423H7araABsre, p424H7araBre, p425H7araDre und zusätzlich dem p426H7-AraT oder als Vergleich dem pHL125re in SFM-Medium mit 1,7% L-Arabinose unter semi-anaeroben Bedingungen gezeigt.
Die Stämme wurden aerob im gleichen Medium zu einer hohen optischen Dichte herangezogen. Die Zellen wurden abzentrifugiert und zum Animpfen der semi-anaeroben Fermentations
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Versuche verwendet. Bereits nach etwa 25 Stunden setzt bei beiden Stämmen die Ethanol Produktion ein. In dem Stamm, der das Plasmid p426H7-AraT beinhaltet ist eine höhere Ethanol Produktion zu Beginn festzustellen. Andererseits nimmt die Arabinose Konzentration am Ende des Versuches bei Zellen mit dem p426H7-AraT stärker ab als bei dem pHL125re, was darauf hindeutet, dass hier eine höhere Affinität des AraT zu einer verbesserten Fermentation von niedrigen Arabinose-Konzentrationen führt.
Referenzen
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Boeke, J.D., LaCroute, F. und Fink, G.R. (1984) A positive selection for mutants lacking orotidine-5'-phosphate decarboxylase activity in yeast: 5-fluoroorotic acid resistance. Mol Gen Geriet 197(2), 345-6.
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