DE19906247A1 - Verfahren zur Herstellung zweischichtiger Automobildecklackierungen - Google Patents
Verfahren zur Herstellung zweischichtiger AutomobildecklackierungenInfo
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Abstract
Verfahren zur Herstellung einer zweischichtigen farb- und/oder effektgebenden Decklackierung auf Kraftfahrzeugkarossen in einer automatischen Kraftfahrzeugserienlackieranlage, wobei man eine transparente Decklackschicht aus einem Klarlacküberzugsmittel auf eine aus einem wäßrigen farb- und/oder effektgebenden Basislacküberzugsmittel applizierte und abgelüftete Basislackschicht aufbringt und die beiden Überzugsschichten gemeinsam einbrennt, wobei man ein wäßriges Basislacküberzugsmittel verwendet, welches organische Lösemittel entsprechend einem high solid-Wert von 40 bis 70 % enthält, und wobei man die Basislackschicht nach ihrer Applikation und vor Auftrag der transparenten Decklackschicht 30 bis 180 Sekunden mit Umluft von 25 bis 45 DEG C mit einem Luftdurchsatz von 0,10 bis 0,70 m/s, bezogen auf die mit der wäßrigen Basislackschicht versehene Oberfläche, ablüftet.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung zweischichtiger
Automobildecklackierungen aus Basislackschicht und Klarlackdeckschicht.
Zweischichtige Automobildecklackierungen werden hergestellt durch Naß-in-Naß-
Applikation einer transparenten Decklackschicht auf eine durch Ablüften
vorgetrocknete farb- und/oder effektgebende Basislackschicht. Dabei werden in den
jeweiligen Lackieranlagen der einzelnen Fahrzeughersteller entweder nichtwäßrige
oder wäßrige Basislacke zur Erstellung der farb- und/oder effektgebenden
Basislackschicht verwendet. Die nichtwäßrigen Basislacke enthalten organische
Lösemittel in der Größenordnung beispielsweise von 55 bis 80 Gew.-%, während die
wäßrigen Basislacke nur beispielsweise 10 bis 25 Gew.-% organische Lösemittel
enthalten. Aus Umweltschutzgründen geht der Trend daher in Richtung einer
Substitution von Basislacken auf Basis organischer Lösemittel durch wäßrige
Basislacke. Beispielsweise werden ältere Lackieranlagen, in denen nichtwäßrige
Basislacke verarbeitet werden, durch neue für die Verarbeitung von
Wasserbasislacken konstruierte Lackieranlagen ersetzt.
Die Ablüftbedingungen für Basislackschichten in Lackieranlagen für die Applikation
von Basislacken auf Basis organischer Lösemittel sind andere als die in
Lackieranlagen, welche speziell für die Applikation von Wasserbasislacken ausgelegt
sind. In für die Applikation von Basislacken auf Basis organischer Lösemittel
ausgelegten Lackieranlagen herrschen Ablüftbedingungen, die gekennzeichnet sind
durch kurze Ablüftzeiten von beispielsweise 30 bis 180 Sekunden bei
Lufttemperaturen von beispielsweise 20 bis 30°C. Wasserbasislacke benötigen längere
Ablüftzeiten bei höheren Lufttemperaturen, um den Ablüftvorgang mit dem Ergebnis
der Erzeugung eines vorgetrockneten Basislackfilms abzuschließen. In Lackieranlagen
für die Applikation von wäßrigen Basislacken betragen die Ablüftzeiten daher
beispielsweise 5 bis 10 Minuten und die während des Ablüftens herrschenden
Lufttemperaturen sind mit beispielsweise 40 bis 80°C höher. Beispielsweise werden
aus wäßrigen Basislacken applizierte Uberzugsschichten zwecks ausreichender, für die
anschließende Naß-in-Naß-Applikation eines Klarlacküberzugsmittels geeigneter
Vortrocknung zunächst 1 bis 2 Minuten bei 20 bis 40°C und anschließend 3 bis 5
Minuten mit Warmluft von 40 bis 80°C abgelüftet. Die kurzen Ablüftzeiten in für die
Applikation von Basislacken auf Basis organischer Lösemittel ausgelegten
Lackieranlagen ergeben sich als Folge der nur kurzen Baulänge des Ablüftbereichs
und der durch das Produktionssoll des Karossenbeschichtungsprozesses vorgegebenen
Bandgeschwindigkeit. Im Falle von Basislacken auf Basis organischer Lösemittel
reichen diese kurzen Ablüftzeiten aus, um den Ablüftvorgang mit dem Ergebnis der
Erzeugung eines vorgetrockneten Basislackfilms abzuschließen, für Wasserbasislacke
ist dies nicht der Fall. Die Verarbeitung wäßriger Basislacke innerhalb von
Lackieranlagen, die nur kurze Ablüftzeiten ermöglichen, ist daher ausgeschlossen.
Aufgabe der Erfindung ist die Bereitstellung eines Verfahrens zur Herstellung
zweischichtiger Kraftfahrzeugdecklackierungen durch Naß-in-Naß-Applikation eines
wäßrigen Basislacküberzugsmittels und eines Klarlacküberzugsmittels unter
Gewährung nur kurzer Ablüftzeiten von beispielsweise 30 bis 180 Sekunden für die
Basislackschicht. Insbesondere soll das Verfahren ermöglichen, wäßrige Basislacke in
automatisierten Kraftfahrzeugserienlackieranlagen zu verarbeiten, die für die
Verarbeitung nichtwäßriger Basislacke ausgelegt sind und nur kurze Ablüftzeiten für
die Basislackschichten zulassen.
Die Lösung der Aufgabe gelingt durch Einhaltung der nachstehenden Bedingungen bei
der Rezeptierung wäßriger Basislacküberzugsmittel und Einhaltung der nachstehenden
Verfahrensbedingungen während des Ablüftens der aus diesen wäßrigen
Basislacküberzugsmitteln applizierten Überzugsschichten.
Gegenstand der Erfindung ist daher ein Verfahren zur Herstellung einer
zweischichtigen farb- und/oder effektgebenden Decklackierung auf
Kraftfahrzeugkarossen in einer automatischen Kraftfahrzeugserienlackieranlage, wobei
man eine transparente Decklackschicht aus einem Klarlacküberzugsmittel auf eine aus
einem wäßrigen farb- und/oder effektgebenden Basislacküberzugsmittel applizierte und
abgelüftete Basislackschicht aufbringt und die beiden Überzugsschichten gemeinsam
einbrennt, das dadurch gekennzeichnet ist, daß man ein wäßriges
Basislacküberzugsmittel verwendet, welches organische Lösemittel entsprechend
einem high solid-Wert von 40 bis 70% enthält, und wobei man die Basislackschicht
nach ihrer Applikation und vor Auftrag der transparenten Decklackschicht 30 bis 180
Sekunden mit Umluft von 25 bis 45°C mit einem Luftdurchsatz von 0,10 bis 0,70
m/s, bezogen auf die mit der wäßrigen Basislackschicht versehene Oberfläche,
ablüftet.
Erfindungsgemäß werden wäßrige Basislacküberzugsmittel eingesetzt. Beispielsweise
enthalten sie neben Wasser jeweils ein oder mehrere übliche Bindemittel, organische
Lösemittel und Pigmente sowie gegebenenfalls Füllstoffe, Vernetzer und/oder
lackübliche Additive. Die im erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzten wäßrigen
Basislacküberzugsmittel besitzen beispielsweise Gewichtsfestkörpergehalte von 15 bis
50 Gew.-%, für Effektwasserbasislacke liegt er beispielsweise bevorzugt bei 15 bis 30
Gew.-%, für unifarbige Wasserbasislacke liegt er bevorzugt höher, beispielsweise bei
20 bis 45 Gew.-%. Der Gewichtsfestkörper der wäßrigen Basislacküberzugsmittel
wird gebildet aus der Summe der Festkörperbeiträge der Bindemittel, Pigmente,
Füllstoffe, Vernetzer und nichtflüchtigen lacküblichen Additive. Das
Gewichtsverhältnis von Pigment zu Bindemittel im wäßrigen Basislacküberzugsmittel
beträgt beispielsweise zwischen 0,05 : 1 bis 3 : 1, für Effektwasserbasislacke liegt es
beispielsweise bevorzugt bei 0,1 : 1 bis 0,6 : 1, für unifarbige Wasserbasislacke liegt
es bevorzugt höher, beispielsweise bei 0,1 : 1 bis 2,5 : 1, jeweils bezogen auf das
Festkörpergewicht. Bei der Berechnung des Verhältnisses von Pigment zu Bindemittel
wird die Summe der Gewichtsanteile von farbgebenden Pigmenten, Effektpigmenten
und Füllstoffen in Beziehung gesetzt zur Summe der Gewichtsanteile von Bindemittel-,
Pastenharz- und Vernetzerfestkörper im fertigen Wasserbasislack.
Neben den erfindungsgemäß einzuhaltenden Ablüftbedingungen für die
Basislackschicht, die nachstehend erläutert werden, ist es erfindungswesentlich, daß
die im erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzten wäßrigen Basislacküberzugsmittel
einen high solid-Wert von 40 bis 70% aufweisen. Im Falle von
Effektwasserbasislacken liegt er beispielsweise bei 40 bis 60%, bei unifarbigen
Wasserbasislacken liegt er beispielsweise bei 40 bis 70%. Der high solid-Wert der
wäßrigen Basislacküberzugsmittel berechnet sich nach der Formel
Die im erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzten Wasserbasislacke enthalten übliche
ionisch oder nicht-ionisch stabilisierte Bindemittelsysteme. Diese sind bevorzugt
anionisch und/oder nicht-ionisch stabilisiert. Anionische Stabilisierung wird bevorzugt
erreicht durch zumindest partiell neutralisierte Carboxylgruppen im Bindemittel,
während nicht-ionische Stabilisierung bevorzugt durch laterale oder terminale
Polyethylenoxideinheiten im Bindemittel erreicht wird. Die Wasserbasislacke können
physikalisch trocknender Natur sein oder unter Ausbildung kovalenter Bindungen ver
netzbar sein. Bei den unter Ausbildung kovalenter Bindungen vernetzenden
Wasserbasislacken kann es sich um selbst- oder fremdvernetzende Systeme handeln.
Im letzteren Fall kann es sich um ein- oder mehrkomponentige Wasserbasislacke
handeln.
Die im erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzten Wasserbasislacke enthalten ein
oder mehrere übliche filmbildende Bindemittel. Sie können, falls die Bindemittel nicht
selbstvernetzend oder selbsttrocknend sind, gegebenenfalls auch Vernetzer enthalten.
Sowohl die Bindemittel- als auch die gegebenenfalls enthaltene Vernetzerkomponente
unterliegt keinerlei Beschränkung. Als filmbildende Bindemittel können beispielsweise
übliche Polyester-, Polyurethan- und/oder Poly(meth)acrylatharze verwendet werden.
Die Auswahl der gegebenenfalls enthaltenen Vernetzer ist unkritisch, sie richtet sich
in dem Fachmann geläufiger Weise nach der Funktionalität der Bindemittel.
Die im erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzten Wasserbasislacke enthalten farb-
und/oder effektgebende Pigmente und gegebenenfalls Füllstoffe. Beispiele für
farbgebende anorganische oder organische Pigmente und Füllstoffe sind Titandioxid,
mikronisiertes Titandioxid, Eisenoxidpigmente, Ruß, Siliciumdioxid, Bariumsulfat,
mikronisierter Glimmer, Talkum, Kaolin, Kreide, Schichtsilikate, Azopigmente,
Phthalocyaninpigmente, Chinacridonpigmente, Pyrrolopyrrolpigmente,
Perylenpigmente. Beispiele für effektgebende Pigmente sind Metallpigmente, z. B. aus
Aluminium, Kupfer oder anderen Metallen; Interferenzpigmente wie z. B.
metalloxidbeschichtete Metallpigmente, z. B. titandioxidbeschichtetes Aluminium,
beschichtete Glimmer wie z. B. titandioxidbeschichteter Glimmer,
Graphiteffektpigmente, plättchenförmiges Eisenoxid, plättchenförmige
Kupferphthalocyaninpigmente.
Effektpigmente werden im allgemeinen in Form einer handelsüblichen wäßrigen oder
nicht-wäßrigen Paste vorgelegt, gegebenenfalls mit bevorzugt wasserverdünnbaren
organischen Lösemitteln und Additiven versetzt und danach mit wäßrigem Bindemittel
unter Scheren vermischt. Pulverförmige Effektpigmente können zunächst mit
bevorzugt wasserverdünnbaren organischen Lösemitteln und Additiven zu einer Paste
verarbeitet werden.
Farbpigmente und/oder Füllstoffe können beispielsweise in einem Teil des wäßrigen
Bindemittels angerieben werden. Bevorzugt kann das Anreiben auch in einem
speziellen wasserverdünnbaren Pastenharz geschehen. Das Anreiben kann in üblichen,
dem Fachmann bekannten Aggregaten erfolgen. Danach wird mit dem restlichen
Anteil des wäßrigen Bindemittels oder des wäßrigen Pastenharzes zur fertigen
Farbpigmentanreibung komplettiert.
Die im erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzten Wasserbasislacke können weitere
lackübliche Additive in lacküblichen Mengen, beispielsweise zwischen 0,1 und 5
Gew.-%, bezogen auf ihren Festkörpergehalt, enthalten. Beispiele für solche weitere
Additive sind Antischaummittel, Netzmittel, haftvermittelnde Substanzen,
Katalysatoren, Verlaufsmittel, Antikratermittel, Lichtschutzmittel und Verdicker wie
beispielsweise synthetische Polymere mit ionischen und/oder assoziativ wirkenden
Gruppen wie Polyvinylalkohol, Poly(meth)acrylamid, Poly(meth)acrylsäure,
Polyvinylpyrrolidon, hydrophob modifizierte ethoxylierte Polyurethane oder
Polyacrylate, vernetzte oder unvernetzte Polymermikroteilchen.
Die im erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzten Wasserbasislacke enthalten
organische Lösemittel, deren Mengenanteil so bemessen ist, daß die Wasserbasislacke
high solid-Werte von 40 bis 70% aufweisen, beispielsweise enthalten die
Wasserbasislacke 20 bis 30 Gew.-% organische Lösemittel. Die Zusammensetzung
der organischen Lösemittel in den Wasserbasislacken besteht dabei bevorzugt zu 30
bis 60 Gew.-% aus niedrigsiedenden, beispielsweise bevorzugt unter 120°C
siedenden, mit Wasser gut oder ohne Mischungslücke mischbaren, beispielsweise eine
Wasserlöslichkeit bei 20°C von mehr als 70 g pro Liter Wasser aufweisenden,
organischen Lösemitteln. Bevorzugt erfolgt die Auswahl solcher organischen
Lösemittel aus Methanol, Ethanol, n-Propanol, Isopropanol, n-Butanol, 2-Butanol,
Isobutanol, Methoxypropanol, Methylethylketon; Aceton oder deren Mischungen;
insbesondere bevorzugt sind n- und Isopropanol.
Beispiele für weitere organische Lösemittel, die in den im erfindungsgemäßen
Verfahren eingesetzten Wasserbasislacken enthalten sein und bevorzugt 40 bis 70
Gew.-% der organischen Lösemittelzusammensetzung im Wasserbasislack ausmachen
können, sind einwertige Alkohole mit 5 und mehr C-Atomen, z. B. Hexanol;
Ethylenglykolether oder -ester, z. B. Ethylenglykoldimethylether,
Diethylenglykolmono- oder di-C1-C6-alkylether, Butylglykol, Butyldiglykol,
Ethylglykolacetat, Butylglykolacetat; Propylenglykolether oder -ester, z. B.
Propylenglykoldimethylether, Dipropylenglykolmono- oder -di-C1-C6-aikylether,
Ethoxypropanol, Propoxypropanol, Butoxypropanol, Methoxypropylacetat,
Ethoxypropylacetat; Ethylenglykol, Propylenglykol, und deren Di- oder Trimere, N-
Alkylpyrrolidone, z. B. N-Methylpyrrolidon; Ketone, z. B. Cyclohexanon; aromatische
oder aliphatische Kohlenwasserstoffe, z. B. Toluol, Xylol oder lineare oder verzweigte
aliphatische C6-C12-Kohlenwasserstoffe.
Die Wasserbasislacke werden im erfindungsgemäßen Verfahren auf
Kraftfahrzeugkarossen aufgebracht, die aus einer Substratart oder aus mehreren in
Mischbauweise miteinander verbundenen Arten von Substraten bestehen können. Im
allgemeinen handelt es sich um metallische oder Kunststoff-Untergründe. Diese sind
in der Regel vorbeschichtet, d. h. Kunststoffsubstrate können z. B. mit einer
Kunststoffgrundierung versehen sein, metallische Substrate besitzen im allgemeinen
eine beispielsweise elektrophoretisch aufgebrachte Grundierung und gegebenenfalls
zusätzlich eine oder mehrere weitere Lackschichten, wie z. B. eine Füllerschicht. Die
Wasserbasislacke werden durch Spritzen in einem oder mehreren Spritzgängen in
einer Trockenschichtdicke von 10 bis 50 µm appliziert, für Effektwasserbasislacke
liegt die Trockenschichtdicke beispielsweise bevorzugt bei 10 bis 25 µm, für
unifarbige Wasserbasislacke liegt sie bevorzugt höher, beispielsweise bei 15 bis 40 µm.
Die Applikation von Wasserbasislack und Klarlack erfolgt im erfindungsgemäßen
Verfahren nach dem bekannten Naß-in-Naß-Prinzip, d. h. die aus dem wäßrigen
Basislacküberzugsmittel applizierte Basislackschicht wird vor dem Aufbringen des
Klarlacküberzugs zunächst durch Ablüften vorgetrocknet. Die erfindungsgemäße
Vortrocknung durch Ablüften ist wichtig, damit die fertige Zweischichtlackierung
sowohl die Anforderungen an die technologischen Eigenschaften wie beispielsweise
Haftung und Steinschlagfestigkeit als auch an die optischen Eigenschaften wie
beispielsweise Farbton, Effektausbildung und Decklackstand erfüllt.
Neben den vorstehend erläuterten einzuhaltenden Bedingungen bei der Rezeptierung
der im erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzten wäßrigen Basislacküberzugsmittel
ist es erfindungswesentlich, daß man die aus den wäßrigen Basislacküberzugsmitteln
erstellten Basislackschichten nach der Applikation und vor Auftrag der transparenten
Decklackschicht 30 bis 180 Sekunden mit Umluft von 25 bis 45°C mit einem
Luftdurchsatz von 0,10 bis 0,70 m/s, bezogen auf die mit der wäßrigen
Basislackschicht versehene Oberfläche, ablüftet.
Das Ablüften der applizierten Wasserbasislackschicht geschieht in der
Basislackablüftzone der Kraftfahrzeugserienlackierung und dauert 30 bis 180
Sekunden, bevorzugt 60 bis 150 Sekunden. Diese Zeitdauer ergibt sich beispielsweise
aus der Baulänge der Basislackablüftzone der Kraftfahrzeugserienlackieranlage von
beispielsweise 5 bis 15 m und der dort herrschenden Bandgeschwindigkeit von
beispielsweise 2 bis 6 m/min. Das Ablüften geschieht unter Umluftbedingungen bei
Lufttemperaturen von 25 bis 45°C, bevorzugt 30 bis 40°C. Die Umluftbedingungen
werden so gewählt, daß mit einem auf die mit wäßrigem Basislack beschichtete
Oberfläche bezogenen Luftdurchsatz von 0,10 bis 0,70 m/s, bevorzugt 0,15 bis 0,60
m/s gearbeitet wird. Der auf die mit wäßrigem Basislack beschichtete Oberfläche
bezogene Luftdurchsatz berechnet sich als Quotient aus dem pro Sekunde durch die
Ablüftzone durchgesetzten Luftvolumen in Kubikmeter und der in der Ablüftzone
befindlichen mit wäßrigem Basislack beschichteten und abzulüftenden Oberfläche,
beispielsweise in der Größenordnung von 20 bis 150 Quadratmeter. Das im
erfindungsgemäßen Verfahren durch die Ablüftzone durchgesetzte Luftvolumen
beträgt beispielsweise 1 bis 2 Kubikmeter pro laufenden Meter Ablüftzone und
Sekunde. Die in der Ablüftzone befindliche mit wäßrigem Basislack beschichtete und
abzulüftende Oberfläche errechnet sich aus der Anzahl der in der Basislackablüftzone
zugleich befindlichen beschichteten Kraftfahrzeugkarossen, z. B. 1 bis 3 Karossen, und
der mit wäßrigem Basislack beschichteten und abzulüftenden Oberfläche der
jeweiligen Karosse in Quadratmeter, beispielsweise in der Größenordnung von 15 bis
35 Quadratmeter im PKW-Bereich oder 20 bis 65 Quadratmeter im
Nutzfahrzeugbereich. Der Ausdruck "mit wäßrigem Basislack beschichtete und
abzulüftende Oberfläche einer einzelnen Karosse" bedeutet dabei nicht nur die
anschließend mit einem Klarlackuberzug zu versehende Oberfläche einer einzelnen
Karosse, sondern schließt auch eventuell nicht mit Klarlack überzulackierende Anteile
der Oberfläche ein, beispielsweise im Karosseninnenraum.
Im erfindungsgemäßen Verfahren wird unter Umluftbedingungen abgelüftet.
Beispielsweise wird so gearbeitet, daß die Umluft 5 bis 15 g Wasser pro Kubikmeter
aufweist. Dabei kann auch ein Teil, beispielsweise 5 bis 20%, bevorzugt 5 bis 10%
des pro Sekunde durch die Ablüftzone durchgesetzten Luftvolumens als Abluft die
Ablüftzone verlassen und durch eine entsprechende Menge an Frischluft ergänzt
werden, die der im Kreis geführten Luft zugemischt wird. Die Frischluft enthält
bevorzugt weniger als 15 g, besonders bevorzugt 5 bis 12 g Wasser pro Kubikmeter.
Die Einstellung des Wassergehaltes der zugemischten Frischluft kann mittels üblicher
Luftentfeuchtungsmethoden wie z. B. Kompression von Luft und/oder Kondensation
oder Absorption des Wassers aus Luft erfolgen.
Die Umluft wird zweckmäßigerweise mit einer Strömungsgeschwindigkeit von 4 bis 8
m/s, gemessen am Objekt, bewegt. Bevorzugt handelt es sich dabei um eine
turbulente Luftströmung, die von oben nach unten und von den Seiten her auf die mit
der abzulüftenden Basislackschicht versehene Karosse gerichtet ist. Die Luftführung
erfolgt zweckmäßigerweise gleichmäßig und senkrecht auf die abzulüftende
Basislackschicht. Die Absaugung der Luft erfolgt zweckmäßig nach unten.
Die Ablüftzone kann unter konstanten Betriebsbedingungen oder unter Variation
einzelner oder mehrerer Betriebsparameter betrieben werden. Die Variation von
Betriebsparametern kann in Form einer kontinuierlichen oder sprunghaften Änderung
über die gesamte Baulänge oder einen oder mehrere Teile der Baulänge der
Ablüftzone erfolgen. Die Ablüftzone kann dabei in eine oder mehrere, beispielsweise
1 bis 3 Zonen unterteilt sein, die durch Schleusen voneinander separiert sein können.
Die Variation der Betriebsparameter während des Ablüftens liegt dabei jedoch immer
in den durch die Erfindung vorgegebenen Grenzen für den als Ganzes zu
betrachtenden Ablüftvorgang. Beispielsweise ist es möglich, daß die Ablüftzone in 2
Zonen unterteilt ist, wobei die mit Wasserbasislack beschichteten Karossen zunächst
in der ersten Zone bei niedrigen Lufttemperaturen, beispielsweise von 25 bis 30°C,
und danach in der zweiten Zone bei höheren Lufttemperaturen, beispielsweise von 30
bis 45°C abgelüftet werden; der Luftdurchsatz kann dabei beispielsweise in beiden
Zonen gleich hoch oder unterschiedlich gewählt werden, beispielsweise in der ersten
Zone niedriger als in der zweiten, beispielsweise kann die am Objekt gemessene
Strömungsgeschwindigkeit der Umluft in der zweiten Zone oberhalb von 8 m/s
liegen. Bei Betrachtung der Ablüftzone bzw. des Ablüftvorganges als Ganzes liegt der
durchschnittliche Luftdurchsatz jedoch innerhalb der durch die Erfindung
vorgegebenen Grenzen.
Die durch Ablüften vorgetrockneten Wasserbasislackschichten werden mit einem
üblichen chemisch vernetzenden Klarlack in einer Trockenschichtdicke von
beispielsweise 30 bis 100 µm überlackiert und gemeinsam mit diesem bei
Temperaturen von beispielsweise 100 bis 150°C eingebrannt. Ein Vorteil des
erfindungsgemäßen Verfahrens ergibt sich aus den niedrigen Lufttemperaturen, die
während des Ablüftens der Wasserbasislackschichten herrschen. Es ist so möglich,
daß die Überlackierung der abgelüfteteten Basislackschichten mit einem Klarlack ohne
vorheriges Abkühlen der Karossen erfolgen kann. Als Klarlack sind grundsätzlich alle
bekannten Klarlacke oder transparent pigmentierten Überzugsmittel geeignet. Hierbei
können sowohl lösungsmittelhaltige Einkomponenten(1K)- oder
Zweikomponenten(2K)-Klarlacke, wasserverdünnbare 1K- oder 2K-Klarlacke,
Pulverklarlacke oder wäßrige Pulverklarlackslurries eingesetzt werden. Die
Einbrennbedingungen der Zweischichtlackierung aus Wasserbasislack und Klarlack
richten sich nach dem verwendeten Klarlacksystem.
Das erfindungsgemäße Verfahren erlaubt die Herstellung zweischichtiger
Kraftfahrzeugdecklackierungen aus wäßriger Basislackschicht und Klarlackdeckschicht
nach dem Naß-in-Naß-Verfahren unter Gewährung nur kurzer Ablüftzeiten von 30 bis
180 Sekunden für die Basislackschicht. Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es
möglich, Wasserbasislacke in automatisierten Kraftfahrzeugserienlackieranlagen, die
an sich für die Verarbeitung nichtwäßriger Basislacke ausgelegt sind und nur kurze
Ablüftzeiten für die Basislackschichten zulassen, zu verarbeiten. Ein aufwendiger
Umbau solcher für die Verarbeitung wäßriger Basislacke an sich ungeeigneter
Lackieranlagen kann vermieden werden. Sofern die erfindungswesentlichen
Bedingungen bei der Rezeptierung der Wasserbasislacke und die
erfindungswesentlichen Ablüftbedingungen für die Wasserbasislackschichten
eingehalten werden, kann das erfindungsgemäße Verfahren sogar so durchgeführt
werden, daß innerhalb einer Kraftfahrzeugserienlackieranlage sowohl die
Wasserbasislacke als auch nichtwäßrige Basislacke verarbeitet werden.
Claims (3)
1. Verfahren zur Herstellung einer zweischichtigen farb- und/oder effektgebenden
Decklackierung auf Kraftfahrzeugkarossen in einer automatischen
Kraftfahrzeugserienlackieranlage, wobei man eine transparente Decklackschicht
aus einem Klarlacküberzugsmittel auf eine aus einem wäßrigen farb- und/oder
effektgebenden Basislacküberzugsmittel applizierte und abgelüftete
Basislackschicht aufbringt und die beiden Überzugsschichten gemeinsam
einbrennt, dadurch gekennzeichnet, daß man ein wäßriges
Basislacküberzugsmittel verwendet, welches organische Lösemittel entsprechend
einem high solid-Wert von 40 bis 70% enthält, und wobei man die
Basislackschicht nach ihrer Applikation und vor Auftrag der transparenten
Decklackschicht 30 bis 180 Sekunden mit Umluft von 25 bis 45°C mit einem
Luftdurchsatz von 0,10 bis 0,70 m/s, bezogen auf die mit der wäßrigen
Basislackschicht versehene Oberfläche, ablüftet.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das wäßrige
Basislacküberzugsmittel 20 bis 30 Gew.-% organische Lösungsmittel enthält.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die organischen
Lösemittel zu 30 bis 60 Gew.-% aus niedrigsiedenden mit Wasser gut oder ohne
Mischungslücke mischbaren Lösemitteln bestehen.
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