DE19823507A1 - Verfahren zur Herstellung von Formkörpern auf der Basis von Kohlenstoff, Carbiden und/oder Carbonitriden - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von Formkörpern auf der Basis von Kohlenstoff, Carbiden und/oder CarbonitridenInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Formkörpern auf der Basis von Kohlenstoff, Carbiden und/oder Carbonitriden unter Verwendung von biogenen Rohstoffen. DOLLAR A Sie ist besonders vorteilhaft im Maschinenbau, insbesondere Fahrzeugbau, wie auch in allen anderen Anwendungsgebieten der Kohlenstoff- und Siliciumcarbidwerkstoffe einsetzbar. DOLLAR A Das beanspruchte Verfahren ist erfindungsgemäß dadurch gekennzeichnet, daß die zur Herstellung verwendeten Rohstoffe ganz oder teilweise biogene Stoffe sind, die biogenen Stoffe durch Carbonisieren in ein hauptsächlich kohlenstoffhaltiges Produkt konvertiert werden, anschließend zu hochkohlenstoffhaltigen Formkörpern verarbeitet werden und danach zu porösen oder dichten Formkörpern auf der Basis von Kohlenstoff, Carbiden und/oder Carbonitriden weiterverarbeitet werden.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Formkörpern auf der
Basis von Kohlenstoff, Carbiden und/oder Carbonitriden unter Verwendung von
biogenen Rohstoffen. Die Kohlenstofformkörper zeichnen sich wahlweise durch
ein fasriges oder körniges Gefüge aus. Besonderes Anwendungsgebiet der
Erfindung findet sich im Anwendungsgebiet der Kohlenstoffwerkstoffe und
Siliciumcarbidwerkstoffe, wie z. B. im Maschinen-, insbesondere Fahrzeugbau
(beispielsweise Bremsen, Lager usw.)
Es ist bekannt, daß als Rohstoffe für C-Fasern PAN-, andere Polymer-, Lignin-
(Biopolymer, z. B. JP04194029 A 1992 in D01F009-17) sowie Pech- und Kohle-
Precursoren verwendet werden. Darüber hinaus sind auch
Regeneratcellulose-Precursoren, die durch Auflösen und Neuformierung von
nativer Cellulose gewonnen werden, als Rohstoffe für C-Fasern geeignet [J.-B.
Donnet, R. C. Bansal: Carbon Fibers, Marcel Dekker 1990, pp. 11].
Der Nachteil der C-Faser-Technologien besteht darin, daß zunächst eine
Precursor-Faser erzeugt werden muß, die danach in eine C-Faser konvertiert
wird. Diese Technologie ist durch eine Vielzahl energiereicher
Verfahrensstufen, bei denen umweltschädigende Substanzen freigesetzt oder
verarbeitet und nicht erneuerbare Ressourcen verbraucht werden sowie eine
negative CO2-Bilanz gekennzeichnet. Ein weiterer Nachteil ist, daß die
Bildung der der C-Fasern nicht in den Werkstoffherstellungsprozeß integriert
wird, wie das der Fall ist, wenn von Naturfaser-Polymer-Verbundwerkstoffen als
Precursorwerkstoff ausgegangen wird.
Es ist auch bekannt, daß mehr oder weniger körnige Kohlenstoff- und
Graphitwerkstoffe aus Koksen und Teeren, Pechen bzw. Kohlenteerpechen
hergestellt werden, die den fossilen Rohstoffträgern Kohle und/oder Erdöl
entstammen [Ullmanns Encyklopädie der technischen Chemie, 5. Auflage, Vol.
A5, pp. 95]. Mit ihrer bergmännischen Gewinnung ist ein großer Aufwand nebst
erheblichen Beeinträchtigungen der Umwelt verbunden.
Darüber hinaus gibt es neuere Versuche zur Herstellung von Werkstoffen aus
Naturstoffen. So werden aus Holz Formteile herausgearbeitet und einer
kontrollierten Pyrolyse unterzogen. Dabei bleibt jedoch die mehr oder minder
grobe Holzstruktur erhalten, so daß die Kohlenstofformkörper nur
ungenügende mechanische Eigenschaften haben [C. E. Byrne, D. C. Nagle:
Carbonization of Wood for Advanced Materials Application, Carbon Vol. 35,
No. 2, 1997, p. 259-266]. Solche Körper eignen sich aber für eine nachfolgende
Infiltration mit flüssigem Silicium und die damit einhergehende Umsetzung zu
einem SiC-enthaltenden Werkstoff [DE 42 03 773 A1; A. Kaindl, T. Lifka, P.
Greil: Biomorphic SiC-Ceramics with Cellular Microstruktures, Poster
Presentation at the 99th American Ceramic Society Meeting, Cinncinnati, May
4-7, 1997].
Der Nachteil dieser Verfahren besteht darin, daß die Struktur der Werkstoffe
weitgehend invariabel ist, weil Struktur und Zusammensetzung des Formteiles
durch die jeweilige Wuchszone festgelegt sind sowie ungenügende und stark
streuende mechanische Eigenschaften erhalten werden. Durch die stark
anisotrope, strukturdeterminierte Schwindung bei der Pyrolyse wird die
Teilegeometrie ungünstig beeinflußt.
Es ist weiterhin bekannt, SiC-Keramik durch Infiltration einer CFC-Vorform mit
flüssigem Si herzustellen [M. Leuchs, J. Spörer: Langfaserverstärkte Keramik -
eine neue Werkstoffklasse mit neuen Leistungen, Keramische Zeitschrift 49 [1]
1997, S. 18 ff.]. Neben den schon o. g. Nachteilen ist dieses Verfahren wegen
dem hohen Preis von CFC kostenintensiv.
Es ist nunmehr Aufgabe der vorliegenden Erfindung ein Verfahren der
genannten Art vorzuschlagen, das sämtliche Nachteile des Standes der
Technik nicht aufweist.
Somit ist es Aufgabe der Erfindung ein Verfahren der genannten Art
vorzuschlagen, bei dem C-Werkstoffe aus biogenen Rohstoffen herstellbar
sind und dadurch weniger Verfahrensstufen und Energie erfordern,
kostengünstig und ökologischer erzeugt werden können, den Verbrauch von in
der Verarbeitung bedenklichen Substanzen und umweltbelastende
Verfahrenschritte minimieren und bei dem die Rohstoffe ganz oder teilweise
aus erneuerbaren Ressourcen stammen.
Es ist weiterhin Aufgabe der Erfindung, Verfahren anzugeben, die zu
kohlenstoffhaltigen, carbidischen und/oder carbonitridischen Werkstoffen
führen, deren Gefüge variabel gestaltet und somit unterschiedlichen
funktionellen Beanspruchungen angepaßt werden kann unter Nutzung der
Synthesevorleistungen der Natur, insbesondere der strukturellen
Besonderheiten biogener Stoffe.
Insbesondere ist es Aufgabe der Erfindung ein Verfahren der genannten Art
anzugeben, das wenig aufwendig und kostengünstig ist, und das auf
Rohstoffen basiert, die einfach verfügbar sind.
Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe mit einem Verfahren zur Herstellung von
Formkörpern auf der Basis von Kohlenstoff, Carbiden und/oder Carbonitriden
gemäß einem oder mehreren der Ansprüche von 1 bis 27 gelöst.
Erfindungsgemäß sind bei diesem Verfahren die zur Herstellung verwendeten
Rohstoffe ganz oder teilweise, beispielsweise zu 100% bis 10%, biogene
Stoffe. Diese biogenen Stoffe werden durch Carbonisieren in ein hauptsächlich
kohlenstoffhaltiges Produkt konvertiert, anschließend zu
hochkohlenstoffhaltigen Formkörpern verarbeitet und danach zu porösen oder
dichten Formkörpern auf der Basis von Kohlenstoff, Carbiden oder
Carbonitriden weiterverarbeitet.
In einer günstigen Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Lösung werden
organische Formkörper mit organisch gebundenen biogenen Komponenten,
z. B. Naturfaserverbund-Werkstoffe mit polymerer Matrix, carbonisiert und
danach zu porösen oder dichten Formkörpern auf der Basis von Kohlenstoff,
Carbiden und/oder Carbonitriden weiterverarbeitet.
Vorzugsweise sind die biogenen Rohstoffe faserhaltige Pflanzenanteile von
Faserpflanzen bzw. die Fasern von solchen Faserpflanzen wie Flachs, Hanf,
Sisal, Miscanthus, Getreide, Bambus, Laub- oder Nadelholz, Baumwolle, Jute,
Kenaf, Ramie, Kokos u. a. m., Pflanzenfasern mit Resten von verholzten
Bestandteilen oder sogar ganze Stengel bzw. Ganzpflanzen, niedermolekulare
oder amorphe pflanzliche Produkte wie Stärke, Reishüllen, Getreidekleie,
Zucker oder Lignin und/oder tierische Fasern wie Haare, Wolle oder sonstige
vorzugsweise faserhaltigen Bestandteile. Es ist aber auch möglich, daß die
biogenen Rohstoffe solche sind, die vor ihrer Weiterverarbeitung regeneriert
werden (z. B. Regeneratcellulose) oder dazu ähnliche Rohstoffe, die
synthetisch erzeugt werden.
Es hat sich als günstig erwiesen, wenn die einzusetzenden biogenen Rohstoffe
in Form von Vliesen, Matten, Gewebe, lose oder kompaktiert, in verschiedenen
Aufbereitungszuständen und/oder geschäumt vorliegen.
Es ist weiterhin günstig, wenn die biogenen Rohstoffe vor oder nach der
vollständigen oder teilweisen Carbonisierung (Konvertierung) zerkleinert
werden und die Carbonisierung unter Schutzgasatmosphäre und im
Temperaturbereich 300°C bis 1000°C erfolgt und gegebenenfalls eine
Wärmebehandlung bis 2800°C angeschlossen wird.
Desweiteren ist vorteilhaft, wenn die aus der Carbonisierung stammenden
Produkte wie Fasern, Pulver oder geschäumte Körper so verwendet oder
vorher Langfasern zu Kurzfasern oder feinen Pulvern mit isotropen Teilchen
zerkleinert und gegebenenfalls granuliert werden.
Im allgemeinen ist es günstig, wenn die Carbonisierung unter Schutzgas wie
Argon oder Stickstoff, unter kohlenstoffhaltiger Atmosphäre wie
Kohlenmonoxid, Kohlendioxid, Methan, Propan, usw. bei Atmosphären- oder
erhöhtem Gasdruck erfolgt, oder die Ausgangsstoffe oder Formkörper in
pulverisierten oder granulierten Kohlenstoffspezies (Koks, Ruß,
biogenstämmiger Kohlenstoff) bzw. in kohlenstoffreisetzenden Mitteln
eingebettet werden.
Im besonderen kann es auch vorteilhaft sein, wenn die Carbonisierung unter
Vakuum oder unter Vakuum bei partieller Anwesenheit kohlenstoffhaltiger
Gase oder von Kohlestoffspezies erfolgt, um die Ausbeute an C zu erhöhen
und/oder mittels des Vakuums den Prozeß zu steuern.
Es ist ebenfalls günstig, wenn die Carbonisierung zusätzlich unter
mechanischem Druck von 0,1-200 MPa, vorzugsweise 0,1-50 MPa, erfolgt.
Zwecks Erhöhung der Ausbeute an Kohlenstoff und zur Strukturverbesserung
können auch noch nichtmetallische Antioxidantien wie Borverbindungen (z. B.
Borax) oder metallische Antioxidantien wie unedle metallische Feinstpulver als
Einbettungsmittel angewendet werden.
Es ist auch vorteilhaft nach der Carbonisierung bzw. nach der Formgebung der
Carbonisierungsprodukte eine oxydierende Behandlung von 0-72 h bei 160°C
bis 250°C mit einem Sauerstoffpartialdruck von 0-2 MPa oder eine
Auslagerung an Luft anzuschließen.
Zur Herstellung von Kohlenstofformkörpern ist es vorteilhaft, wenn die
biogenen Rohstoffe ohne Zusätze oder nur mit Zusätzen biogenen Ursprungs
mittels bekannter Verfahren der Kalt- und Warmformgebung zu Formkörpern
verarbeitet werden und diese carbonisiert werden, die pulvrigen oder fasrigen
Produkte nach der Carbonisierung und eventueller Zerkleinerung und
Granulierung mittels bekannter Verfahren der Kalt- und Warmformgebung und
mittels bekannter Formgebungshilfsmittel auf der Basis von Teerpechen oder
synthetischen Polymeren zu Formkörpern verarbeitet werden, deren Dichte größer
als 0,3 g/cm3 ist und die Dichte der hergestellten hochkohlenstoffhaltigen
Körper durch wiederholtes Verkoken von infiltriertem Pech, Polymer, Lignin u. ä.
bei Temperaturen 300°C bis 1000°C erhöht wird und eventuell die Verkokung
unter mechanischem Druck ausgeführt wird.
In diesem Fall ist es vorteilhaft, wenn die angewandten Formgebungsmittel
ebenfalls biogene Rohstoffe sind. Es ist ebenfalls günstig, wenn
schäumungsfähiger biogener Rohstoff wie Stärke, Zucker u. ä. und biogene
Fasern vermischt werden, zu Formkörpern frei oder mit äußerem allseitigem
mechanischem Druck durch ausdehnungsbegrenzende Kokillen
(Formgebungswerkzeuge) verschäumt werden und danach carbonisiert
werden.
Zur Herstellung der Kohlenstofformkörper ist es weiterhin günstig, wenn
Formkörper aus biogenen Verbundwerkstoffen mit verkokbarer Matrix
eingesetzt werden, und diese vor ihrer Weiterverarbeitung carbonisiert werden.
Zur Herstellung von Kohlenstoffbasis- und/oder Carbidbasis-
Verbundwerkstoffen ist es vorteilhaft, wenn die Formkörper, die ein
verkokbares Hilfsmittel enthalten, nach einer Zwischenverkokung oder
geschäumte, carbonisierte Formkörper mit Metallen wie Kupfer, Antimon,
Magnesium, Silicium und anderen bekannten Tränkmetallen infiltriert werden;
oder die Formkörper, die ein verkokbares Hilfsmittel enthalten, nach einer
Zwischenverkokung oder geschäumte, carbonisierte Formkörper mit Polymeren
infiltriert werden, wobei die Polymere siliciumorganische Verbindungen aus den
Gruppen Polysiloxane, Polysilazane und/oder Polycarbosilane (z. B.
Polymethylsiloxan) sein können; oder den biogenen Fasern oder ihren
Pyrolysaten carbidbildende Elemente wie Wolfram, Titan oder andere
zugemischt werden mit dem Ziel der Herstellung faserförmiger Produkte in
einem carbothermischen Prozeß.
In bestimmten Anwendungsfällen kann es vorteilhaft sein, wenn anstelle der
Infiltration vorstehende Stoffe den pulvrigen oder festen carbonisierten
Produkten zugemischt werden und erst danach kompaktiert und einer
verfestigenden Wärmebehandlung mit oder ohne Druck durch Aushärtung/
Polymerisieren/Plastifizierung/Schmelzen des Polymers/Metalls unterzogen
werden.
Zur Herstellung von Siliciumcarbidbasis-Verbundwerkstoff ist es äußerst
vorteilhaft, wenn der Kohlenstofformkörper noch mit flüssigem Silicium bei
Temperaturen bis maximal 1800°C zur Voll- oder Teilumwandlung in
Siliciumcarbid infiltriert wird mit dem Ziel der Herstellung von
Siliciumcarbidbasis-Verbundwerkstoffen mit 0-100% C, 50-100% SiC und
0-50% Si.
Dabei kann es vorteilhaft sein, wenn der Kohlenstofformkörper mit
siliciumorganischen Verbindungen vor der Infiltration mit flüssigem Silicium
versetzt oder getränkt wird und sich eine Aushärtung und thermische
Zersetzung der siliciumorganischen Verbindung anschließt, die aber
Bestandteil des Gesamtprozesses sein können, oder über die Gasphase
beschichtet werden, wobei die siliciumorganischen Verbindungen Polysiloxane,
Polysilazane und/oder Polycarbosilane (z. B. Polymethylsiloxan) sein können.
Für bestimmte funktionelle Anwendungen des erfindungsgemäßen Verfahrens
(z. B. Kollektoren) ist es weiterhin vorteilhaft, die feinen schlauchartigen
Porenkanäle, die aus dem pflanzlichen Lumen resultieren, zwecks
Speicherung, Zwischenspeicherung und Transport mit Gasen und/oder
Flüssigkeiten zu füllen.
Mit der vorliegenden Erfindung werden die Nachteile des Standes der Technik
beseitigt und es ist insbesondere von Vorteil, daß die Strukturhierarchie der
biogenen Rohstoffe in den Werkstoff transformiert wird. Besondere Vorteile der
Erfindung sind:
- - Große Variabilität bei der Gestaltung der Gefüge und Eigenschaftsprofile der Werkstoffe einschließlich der Möglichkeit ihrer Anpassung an unterschiedliche Beanspruchungen
- - Herstellbarkeit fasriger oder isotroper C-Werkstoffe und faserstrukturierter SiC-Verbundwerkstoffe
- - Anwendbarkeit von Verfahren der plastischen Formgebung im Grünzustand
- - Technisch und ökönomisch günstige Erzeugung von großformatigen Flächengebilden
- - Einsparung von Verfahrensstufen und Energie sowie verringerter Aufwand bei der mechanischen Bearbeitung als Voraussetzung für die kostengünstige Herstellung der Werkstoffe und Bauteile
- - Breite Anwendbarkeit auf dem Sektor der C- und SiC-Werkstoffe
- - Einsatz von Rohstoffen aus erneuerbaren Ressourcen
- - Bessere ökologische Gesamtbilanz infolge Verbrauchsreduzierung synthetischer und fossilstämmiger Bindemittel sowie CO2-Neutralität
Als besonderes Anwendungsgebiet speziell für SiC-Werkstoffe haben sich
unter Bewertung besonderer Vorteile, die sich aus der erfindungsgemäßen
Lösung ergeben, faserstrukturierte SiC-C-Verbunde für Bremsen, Lager,
sonstige Verschleißbauteile, Teile mit komplizierter Gestalt sowie
großformatige, dünnwandige Flächengebilde, Brennelemente, Hochtemperatur-
Filter u. ä. gezeigt.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird in nachfolgenden Ausfüh
rungsbeispielen näher erläutert.
Flachsfasern, taugeröstet und Kieferfasern wurden unter einem Druck von 500
MPa kalt und ohne Hinzufügen von Hilfsmitteln zu Stäben 8 × 60 × 7 mm3
verpreßt. Die Körper hatten eine Preßdichte von 1,09 bzw. 1,27 g/cm3. Sie
wurden zunächst bis 850°C in einer Inertgasatmosphäre, bestehend aus
fließendem Stickstoff, carbonisiert und anschließend nach einer 30-minütigen
Haltedauer bis zu einer Temperatur von 2200°C, Haltedauer 60 min,
wärmebehandelt.
Die Stäbe lagen nach dieser Behandlung in Form von locker gepackten
Kohlenstoffasern mit einer Dichte von 0,5 g/cm3 vor. Diese Formlinge wurden in
einer 31%igen Lösung von Polymethylsiloxan in Hexan getränkt und bei 40°C,
1 h in Luft abgelüftet. In diesem Zustand war es bei Raumtemperatur möglich,
die Proben unter geringem Druck nachzuverdichten oder umzuformen. Das
Aushärten bei 250°C, 1 h in Luft führte zu Kohlenstoffverbundwerkstoffen mit
duromerer Matrix, die folgende Eigenschaften im Vergleich mit einem
kunstharzimprägnierten Kohlenstoffwerkstoff aus Koks/Pech hatten:
Bei durchaus gleichwertigen Eigenschaften im Falle das langfasrigen Flachs-
Rohstoffes sind dafür nur die Verfahrensschritte Formgeben, Carbonisieren,
Teilgraphitieren, Imprägnieren, Nachverdichten, für den Kohlenstoffwerkstoff
aus Koks dagegen die Verfahrensschritte Calcinieren, Aufbereiten, Mischen mit
Pechbinder, Formgeben, Brennen, Graphitieren, Imprägnieren nötig. Darüber
hinaus wurde der erfindungsgemäße Kohlenstoffwerkstoff ohne die
Verwendung eines Pechbinders, d. h. bindemittelfrei, hergestellt.
Proben nach dem Ausführungsbeispiel 1 wurden nach dem Dochtverfahren
unter Vakuum mit Si infiltriert, wobei die maximale Temperatur 1700°C und die
Haltedauer bei dieser Temperatur 60 min betrug.
Die an Biegestäben 4 × 3 mm2 bestimmten mechanischen Eigenschaften
enthält nachfolgende Tabelle 2 im Vergleich mit zwei herkömmlichen, analogen
Werkstoffen.
Es ist ersichtlich, daß die Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens
einen technisch bedeutenden Zuwachs im Zähigkeitsmaß Biegebruchdehnung
im Vergleich mit der herkömmlichen Technologie [3] ergibt. Gegenüber einem
Verfahren, bei dem von einem CFC-Formteil, das vergleichsweise
kostenintensiv ist, ausgegangen wird [2], ergibt sich ein höheres
Festigkeitsniveau.
Claims (27)
1. Verfahren zur Herstellung von Formkörpern auf der Basis von Kohlenstoff,
Carbiden und/oder Carbonitriden, dadurch gekennzeichnet, daß die zur
Herstellung verwendeten Rohstoffe ganz oder teilweise biogene Stoffe sind,
die biogenen Stoffe durch Carbonisieren in ein hauptsächlich
kohlenstoffhaltiges Produkt konvertiert werden, anschließend zu
hochkohlenstoffhaltigen Formkörpern verarbeitet werden und danach zu por
ösen oder dichten Formkörpern auf der Basis von Kohlenstoff, Carbiden
und/oder Carbonitriden weiterverarbeitet werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß organische
Formkörper mit organisch gebundenen biogenen Komponenten, z. B.
Naturfaserverbundwerkstoffe mit polymerer Matrix, carbonisiert werden und
danach zu porösen oder dichten Formkörpern auf der Basis von Kohlenstoff,
Carbiden und Carbonitriden weiterverarbeitet werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die zur
Herstellung verwendeten Rohstoffe zu 100 bis 10% biogene Stoffe sind.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß die biogenen Rohstoffe faserhaltige Pflanzenteile von Faserpflanzen
bzw. die Fasern von solchen Faserpflanzen und/oder Pflanzenfasern mit
Resten von solchen Faserpflanzen und/oder Pflanzenfasern mit Resten von
verholzten Bestandteilen bzw. ganze Stengel oder Pflanzen und/oder
biopolymere und/oder niedermolekulare pflanzliche bzw. tierische Produkte
und/oder tierische Fasern und/oder biogene Rohstoffe, die vor ihrer
Weiterverarbeitung regeneriert wurden, oder dazu ähnliche Rohstoffe, die
synthetisch erzeugt wurden, sind.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche von 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß die biogenen Rohstoffe in Form von Vliesen, Matten,
Gewebe, lose oder kompaktiert, in verschiedenen Aufbereitungszuständen
und/oder geschäumt vorliegen.
6. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche von 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß die biogenen Rohstoffe vor oder nach der teilweisen
oder vollständigen Carbonisierung (Konvertierung) zerkleinert werden und
die Carbonisierung unter Schutzgasatmosphäre und im Temperaturbereich
300°C bis 1000°C erfolgt und gegebenenfalls eine Wärmebehandlung bis
2800°C angeschlossen wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die aus der
Carbonisierung stammenden Produkte wie Fasern, Pulver oder geschäumte
Körper so verwendet oder vorher Langfasern zu Kurzfasern oder feinen
Pulvern mit isotropen Teilchen zerkleinert und gegebenenfalls granuliert
werden.
8. Verfahren nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß die
Carbonisierung unter Schutzgas wie Argon oder Stickstoff, unter
kohlenstoffhaltiger Atmosphäre wie Kohlenmonoxid, Kohlendioxid, Methan,
Propan usw. bei Atmosphären- oder erhöhtem Gasdruck erfolgt, oder die
Ausgangsstoffe oder Formkörper in pulverisierten oder granulierten
Kohlenstoffspezies (Koks, Ruß, biogenstämmiger Kohlenstoff) bzw. in
kohlenstoffreisetzenden Mitteln eingebettet werden.
9. Verfahren nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß die
Carbonisierung unter Vakuum bzw. unter Vakuum bei partieller Anwesenheit
kohlenstoffhaltiger Gase erfolgt.
10. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche von 6 bis 9, dadurch
gekennzeichnet, daß die Carbonisierung unter zusätzlichem mechanischen
Druck von 0,1-200 MPa erfolgt.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß die
Carbonisierung unter zusätzlichem mechanischen Druck von 0,1-50 MPa
erfolgt.
12. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche von 6 bis 11,
dadurch gekennzeichnet, daß nach der Carbonisierung bzw. nach der
Formgebung der Carbonisierungsprodukte eine oxydierende Behandlung bei
160°C-250°C mit einem Sauerstoffpartialdruck von 0-2 MPa von 0-72 h
oder eine Auslagerung an Luft angeschlossen wird.
13. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche von 6 bis 12,
dadurch gekennzeichnet, daß zur Herstellung von Kohlenstofformkörpern
die biogenen Rohstoffe ohne Zusätze oder nur mit Zusätzen biogenen
Ursprungs mittels bekannter Verfahren der Kalt- und Warmformgebung zu
Formkörpern verarbeitet werden und diese carbonisiert werden, oder die
biogenen Rohstoffe nach ihrer Carbonisierung und eventueller
Zerkleinerung und Granulierung mittels bekannter Verfahren der Kalt- und
Warmformgebung und mittels bekannter Formgebungshilfsmittel auf der
Basis von Teerpechen oder synthetischen Polymeren zu Formkörpern
verarbeitet werden, deren Dichte größer als 0,3 g/cm3 ist, oder die Dichte
der hergestellten hochkohlenstoffhaltigen Körper durch wiederholtes
Verkoken von infiltriertem Pech, Polymer, Lignin u. ä. bei Temperaturen von
300°C bis 1000°C erhöht wird und eventuell die Verkokung unter
mechanischem Druck ausgeführt wird.
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß die
angewandten Formgebungshilfsmittel ebenfalls biogene Rohstoffe sind.
15. Verfahren nach Anspruch 13 oder 14, dadurch gekennzeichnet, daß
schäumungsfähiger biogener Rohstoff wie Stärke, Zucker, u. ä. und biogene
Fasern vermischt werden, zu Formkörpern frei oder mit äußerem allseitigem
mechanischen Druck durch ausdehnungsbegrenzende Kokillen
(Formgebungswerkzeuge) in Inertgasatmosphäre oder Vakuum unter der
Einwirkung von Wärme verschäumt werden und danach weiter carbonisiert
werden.
16. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche von 13 bis 15,
dadurch gekennzeichnet, daß zur Herstellung der Kohlenstofformkörper
Formkörper aus biogenen Verbundwerkstoffen mit verkokbarer Matrix
eingesetzt werden, und diese vor ihrer Weiterverarbeitung carbonisiert
werden.
17. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche von 6 bis 12,
dadurch gekennzeichnet, daß zur Herstellung von Kohlenstoffbasis-
und/oder Carbidbasis-Verbundwerkstoffen die Formkörper, die ein
verkokbares Hilfsmittel enthalten, nach einer Zwischenverkokung oder
geschäumte, carbonisierte Formkörper mit Metallen, wie Kupfer, Antimon,
Magnesium, Silicium und anderen bekannten Tränkmetallen infiltriert
werden; oder die Formkörper, die ein verkokbares Hilfsmittel enthalten, nach
einer Zwischenverkokung oder geschäumte, carbonisierte Formkörper mit
Polymeren infiltriert werden; oder den biogenen Fasern oder ihren
Pyrolysaten carbidbildende Elemente wie Wolfram, Titan oder andere
zugemischt werden mit dem Ziel der Herstellung faserförmiger Produkte in
einem carbothermischen Prozeß.
18. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche von 6-17, dadurch
gekennzeichnet, daß die carbonisierten Formkörper anschließend bei
Temperaturen T< = 1000°C gebrannt werden.
19. Verfahren nach Anspruch 17 oder 18, dadurch gekennzeichnet, daß die
Kohlenstofformkörper vor ihrer Infiltration einer Hochtemperatur-
Wärmebehandlung unterzogen werden.
20. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche von 17 bis 19,
dadurch gekennzeichnet, daß die Polymere siliciumorganische
Verbindungen aus den Gruppen Polysiloxane, Polysilazane und/oder
Polycarbosilane sind.
21. Verfahren nach Anspruch 20, dadurch gekennzeichnet, daß die
siliciumorganische Verbindung Polymethylsiloxan ist.
22. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 17 bis 21, dadurch
gekennzeichnet, daß anstelle der Infiltration vorstehende Stoffe den
pulvrigen oder fasrigen carbonisierten Produkten zugemischt werden und
erst danach kompaktiert und einer verfestigenden Wärmebehandlung mit
oder ohne Druck durch Aushärtung/Polymerisieren/Plastifizierung/-
Schmelzen des Polymers/Metalls unterzogen werden.
23. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche von 6 bis 22,
dadurch gekennzeichnet, daß zur Herstellung von Siliciumcarbidbasis-
Verbundwerkstoffen der Kohlenstofformkörper zur Voll- oder
Teilumwandlung in Siliciumcarbid noch mit flüssigem Silicium bei
Temperaturen bis maximal 1800°C infiltriert wird mit dem Ziel der
Herstellung von Siliciumcarbidbasis-Verbundwerkstoffen.
24. Verfahren nach Anspruch 23, dadurch gekennzeichnet, daß der
Kohlenstofformkörper mit siliciumorganischen Verbindungen vor der
Infiltration mit flüssigem Silicium versetzt oder getränkt wird und sich eine
Aushärtung und thermische Zersetzung der siliciumorganischen Verbindung
anschließen, die aber Bestandteil des Gesamtprozesses sein können, oder
das Einbringen über die Gasphase erfolgt, oder den pulvrigen oder fasrigen
carbonisierten Produkten siliciumorganische Verbindungen zugemischt
werden oder damit bzw. mit Kohlenstoff über die Gasphase beschichtet
werden.
25. Verfahren nach Anspruch 24, dadurch gekennzeichnet, daß die
siliciumorganischen Verbindungen Polysiloxane, Polysilazane und/oder
Polycarbosilane sind.
26. Verfahren nach Anspruch 25, dadurch gekennzeichnet, daß die
siliciumorganische Verbindung Polymethylsiloxan ist.
27. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche von 1 bis 25,
dadurch gekennzeichnet, daß die feinen, schlauchartigen Porenkanäle
der nach diesen Ansprüchen hergestellten Werkstoffe, die aus dem
pflanzlichen Lumen resultieren, zwecks Speicherung, Zwischenspeicherung
und Transport mit Gasen und/oder Flüssigkeiten gefüllt werden.
Priority Applications (4)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19823507A DE19823507A1 (de) | 1998-05-26 | 1998-05-26 | Verfahren zur Herstellung von Formkörpern auf der Basis von Kohlenstoff, Carbiden und/oder Carbonitriden |
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