Pola Roy im Interview
Pola Roy.
Quelle: Frank Eidel
Pola Roy, Schlagzeuger von Wir sind Helden, spielt in kleinen Klubs – während Ehefrau Judith Holofernes große Hallen füllt. Ein HAZ-Interview über Studios am Waldrand, Kinder in Kreuzberg und Selenverwandtschaft.
Hannover. Herr Roy, im Jahr 2005 haben Sie mit Wir sind Helden vor fast 2000 Zuschauern im Capitol gespielt. Ihre Frau Judith Holofernes ist dort im April mit ihrem Soloprojekt zu Gast. Sie spielen am 1. März dagegen mit ihrer neuen Band Per Anders in dem kleineren Lux-Klub neben dem Capitol. Kommt da nicht doch ein bisschen Wehmut auf?
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Nein, ich habe die Zeit mit den Helden genossen. Aber je größer das wird, umso lauter und weniger fein wird alles. Jetzt gehe ich mehr in die Tiefe. Ich bin richtig, da, wo ich bin.
Sie standen früher bei Wir sind Helden zusammen mit Ihrer Frau auf der Bühne. Hatten Sie nicht Lust, Judith Holofernes auch jetzt wieder am Schlagzeug zu begleiten?
Wir hatten das schon überlegt. Aber dann wären wir mit den beiden Kindern (7 und 4 Jahre alt; d. Red.) unterwegs gewesen. Also mache ich jetzt mit Jörg Holdinghausen die Tour, und dann bleibe ich im April in Berlin mit den Kindern, und Judith zieht durchs Land.
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Mit Holdinghausen, dem Bassisten der Deutsch-Pop-Band Tele, haben Sie 2010 Per Anders gegründet. Ihr zweites Album „Empty House“ ist in Kreuzberg entstanden. Sie haben dort das Album aufgenommen und auch das Soloalbum ihrer Frau. Gab es da nicht die Gefahr, dass Songs von einem Projekt zum anderen wandern?
Nein, wir haben das klar getrennt. Und es war schnell klar, dass das zwei sehr unterschiedliche Alben werden. Judiths Platte hat etwas sehr Spontanes.
Die Musik von Per Anders wirkt dagegen wie von einer gewissen Schwermut getragen. Täuscht dieser Eindruck?
Jörg ist schon ein verkappter Romantiker. Er hätte auch gut in der Spätromantik leben können - da gehört die Schwermut dazu. Es ist viel passiert in den zwei Jahren, in denen wir am Album gearbeitet haben. Jörg hatte eine schwierige Lebensphase, ist aber auch Vater geworden. Es steckt also auch viel Freude in den Liedern.
Zu Ihrem Debütalbum „Per Anders“ lieferten Sie selbst die schöne Beschreibung, Per Anders lebe in einer Hütte im Wald und antworte auf das, was Sie und Jörg Holdinghausen in den Wald rufen. Wo wohnt der Herr Anders denn heute?
Er ist in die Stadt gezogen. Das erste Album haben wir am Waldrand aufgenommen. Jörg hat damals dort gewohnt, hatte eine kleine Wohnung mit Ofen und einem winzigen Studio. Dann ist Jörg in die Stadt gezogen. Und weil Jörg ja die ganzen Songs geschrieben hat, musste Per Anders auch in die Stadt ziehen.
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Sie haben das Album in Ihrem eigenen Studio aufgenommen. Ist das ein außergewöhnlicher Luxus?
Na ja, am Anfang war das tatsächlich auch ein Problem. Wir haben alles ausprobiert, vieles aufgenommen und dann gedacht: Das war Schrott. Dann war die Arbeit von einem halben Jahr weg. Begrenzung ist wichtig für Kreativität. Deshalb haben wir irgendwann gesagt: Jetzt nehmen wir das alles noch mal auf.
Wie haben Sie denn Jörg Holdinghausen kennengelernt?
Jörg saß mit dem Rücken zu mir in einem Café und hat einem Freund von einem Besuch in der Türkei erzählt. Ich mache das ja eigentlich gar nicht, aber ich musste einfach lauschen. Und habe ihn dann angesprochen. Und heute sind wir, ach, seelenverwandt klingt ja so abgedroschen. Aber wir sind schon sehr symbiotisch.
Trotz des Treffens in den Neunzigern machen sie erst seit drei Jahren zusammen Musik. Warum eigentlich?
Das erste Album ist in einer Pause der Helden entstanden. Jörg hat mit uns auf der letzten Tour auf der Bühne gestanden. Und da spielte und sang er mir einen Song vor, den er geschrieben hatte, und ich mochte das sofort. Er wollte einen Sänger für das Projekt suchen. Ich hab’ aber gesagt: Nee, nee, das machst du!
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Sie sprechen von einer Seelenverwandtschaft. Wie äußert sich die denn bei der Arbeit an neuen Songs?
Bei manchen Ideen, das kann ein Text sein oder eine Melodie, da spüren wir beide eine gewisse Kraft. Das ist wie schlafwandlerisch.
Nach ihrem Debütalbum „Per Anders“ haben Sie keine Konzerte gespielt. Sind Sie vor dem ersten Auftritt mit der neuen Band aufgeregt?
Wir haben zwar viel Erfahrung auf der Bühne. Jörg mit Tele, ich mit den Helden. Für Jörg ist es aber gerade als Sänger eine ganz neue Rolle. Aber für mich ist das auch aufregend. Es wird spannend.
Viele Helden-Fans fänden es sicher auch spannend, Sie mit Ihrer Frau und den anderen Helden live auf der Bühne zu sehen. Offiziell macht Wir sind Helden ja nur eine Pause …
Ich würde heute nicht ausschließen, dass die Helden vielleicht in drei oder vier Jahren mal wieder auf Tour gehen.
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Interview: Gerd Schild
Das Album „Empty House“ von Per Anders erscheint am 21. Februar. Am 1. März spielt die Band im Lux-Klub neben dem Capitol, Schwarzer Bär 2. Karten kosten 14,50Euro.
HAZ