Die Gartenlaube (1855)/Heft 36
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No. 36. | 1855. |
Vom Verfasser der schwarzen Mare
Vor nicht gar vielen, aber auch nicht gar wenigen Jahren, zu einer Zeit indeß, da auch in Preußen noch der alte gute Criminalprozeß galt, wurde ein preußischer Lieutenant aus einer entfernten Garnison nach Berlin versetzt. Eigentlich wurde er dahin zurückversetzt, denn er hatte schon früher einmal dort in Garnison gestanden.
In Berlin giebt es vielerlei Militair: die Garden, von denen jedoch ein Theil in Potsdam liegt; das Kriegsministerium, bei dem eine Menge von Offizieren aller Graden theils fest angestellt, theils zur Dienstleistung commandirt sind; Lehrbataillone und Lehrescadrons, zu denen namentlich Subalternoffiziere und Unteroffiziere aus allen verschiedenen Regimentern der Monarchie jährlich commandirt werden; das Invalidenhaus, und noch einige andere Institute, bei denen Soldaten die wesentlichen Bestandteile bilden, oder doch ausschließlich oder hauptsächlich angestellt sind.
Der Lieutenant von Maxenstern, von dem hier die Rede ist, wurde nicht zu der Garde versetzt und hatte auch früher nicht bei der Garde gestanden, er war nicht reich genug dazu. Er kam auch nicht in das Invalidenhaus, denn er war weder ein alter noch ein gebrechlicher Mann, noch ein bürgerlicher Lieutenant, der etwa bisher Feldwebel gewesen wäre.
Er war ein junger Mann von neunundzwanzig bis dreißig Jahren. Er gehörte einer pommerschen Adelsfamilie an, die dem Preußischen Staate schon viele Lieutenants und sogar zwei oder drei Landräthe geliefert hatte. Nach den Vorstellungen des oder über den preußischen Beamten- und Offiziersadel gehörte sie zu den alten preußischen Adelsgeschlechtern. Der alte ritterschaftliche Adel in den westlichen Theilen des preußischen Staates, sowie in anderen deutschen Ländern pflegt freilich die Nase zu rümpfen, wenn man bei dem preußischen Beamten- und Offiziersadel überhaupt von Alter sprechen will. Jedenfalls gehörte die Familie von Maxenstern nicht zu dem reichen Adel, nicht einmal zu dem reichen Adel Pommerns, in Bezug auf den der reiche Adel anderswo behauptet, daß man von Reichthum gar nicht sprechen dürfe. Gewiß ist freilich, daß ohne das Institut der adeligen Lieutenants das Geschlecht derer von Maxenstern, gleich einem großen Theile des pommerschen Adels, seine adelige Existenz nicht wohl mehr hätte fristen können, vielmehr jenem Schicksale würde erlegen sei, das schon seit vielen Jahren den Adel Westpreußens betroffen hat, wo bekanntlich der vierte Mensch ein Adeliger ist, und es sich daher nicht selten trifft, daß die Knechte und Mägde des Bauern oder bürgerlichen Gutsbesitzers zur Hälfte aus Adeligen bestehen.
Uebrigens war der Lieutenant von Maxenstern ein wohlgebildeter Mann von ächtem militairischen Aussehen; ferner auch ein Offizier von untadelhafter militairischer Haltung und Gewandtheit. Dabei war er mit einem lebendigen und empfänglichen Geiste ausgestattet, was zur Folge gehabt hatte, daß er im Kadettenhause zu Berlin, in welchem er seine militairische Erziehung und Bildung - also seine gesammte Erziehung und Bildung - genossen, mehr als die meisten seiner Kameraden gelernt hatte, und daß er daher auch zu den „intelligentesten“ Offizieren des Regiments gehörte, dem er nach seiner Entlassung aus dem Kadettenhause einverleibt wurde.
Allen diesen vortrefflichen Eigenschaften hatte er es zu verdanken gehabt, daß er, nachdem er die erforderliche Anzahl von Jahren im Regimente gedient, zum Lehrbataillon nach Berlin versetzt worden war. Die Lehrkadres der Residenz haben die Bestimmung, der gesammten Armee als Schule für ein uniformes Exerzieren, für uniformen militärischen „Pli“, für uniformen militairischen Geist, selbst für uniforme militairische Grammatik zu dienen. In letzterer Hinsicht ist die Anekdote über das grammatikalische Examen bekannt, welches ein Rittmeister mit einem seiner Unteroffiziere bei dessen Rückkehr aus Berlin von der Lehreskadron anstellte.
„Können Sie auch das mir und mich unterscheiden?“ fragte der Rittmeister den Unteroffizier.
„Zu Befehl, Herr Rittmeister; im Dienste sage ich mir, außer dem Dienste mich.“
„Erläutern Sie das.“
„Wenn ich von einem Commando oder Urlaub zurückkehre, so sage ich: Herr Rittmeister, ich melde mir, Wenn ich im Wirthshause einen Schnaps fordere, so sage ich: geben Sie mich Eenen.“
Man sagt, der Rittmeister sei mit den Resultaten des Examens zufrieden gewesen.
Aus dem Gesagten geht hervor, daß zu den Lehrkadres nur die fähigsten und tüchtigsten Leute der Regimenter commandirt werden. Sie lernen natürlich in Berlin am Besten, und können das Erlernte nachher bei dem Regiment am Besten wieder geltend machen.
So war auch der Lieutenant von Maxenstern zum Lehrbataillon nach Berlin commandirt worden. Er hatte bei diesem zwei Jahre gestanden, und es läßt sich nicht leugnen, daß er bei seiner Rückkehr in seine Garnison der tüchtigste Offizier des Regiments war. Man war überzeugt, daß er künftig noch der ganzen preußischen Armee zur Zierde gereichen werde.
[468] Das hatte denn etwas Anderes zur Folge, wozu freilich zugleich etwas Anderes beitrug.
Während seines Commandos zum Lehrbataillon hatte er auch etwas Anderes als den militairischen Geist und Pli kennen gelernt, nämlich die Liebe zu einer schönen jungen Dame. Diese junge Dame war von eben so gutem und altem Adel als er; sie war auch nicht minder geistig befähigt und nicht minder liebenswürdig als er. Sie war aber auch nicht minder arm. Ihr Vater war ein verdienter höherer Offizier – Oberst – gewesen, der aber, bei dem häufigen Garnisonwechsel, dem gerade die verdienten Offiziere ausgesetzt zu sein pflegen, freilich auch bei einzelnen Liebhabereien, die die verdienten Offiziere zu haben pflegen, gute Tafel u. s. w., nicht im Stande gewesen war, sich ein Vermögen zu erwerben. Bei seinem Tode hatte er seiner einzigen Tochter, deren Mutter schon früher verstorben war, nichts hinterlassen, als das Andenken eines braven Offiziers und – Schulden. Einer seiner Kameraden, General in der Residenz, hatte die Verlassene zu sich genommen. Sie lebte in seiner Familie in Berlin. Die Familie bestand aber aus sehr hochmüthigen und zugleich sehr gefallsüchtigen Töchtern, unter denen die Verlassene die Rolle des armen Aschenbrödels spielte.
In dieser hatte der Lieutenant von Maxenstern sie kennen, und sein braves Herz sie lieben gelernt. Er hatte ihre Gegenliebe gefunden.
Allein Beide waren, wie gesagt, arm. Und ein armer Lieutenant und ein armes Fräulein können einander nicht heirathen. Wenn es nur auf sie Beide allein ankäme, freilich wohl. So dachten und sprachen auch der Lieutenant von Maxenstern und seine Verlobte. Er hatte eine jährliche „Gage“ von dreihundert und funfzig Thalern, und sie konnte die feinsten und elegantesten weiblichen Arbeiten machen. Dabei ist die Liebe, besonders die armer Verlobter, äußerst genügsam, und Beide meinten, daß sie reich genug seien, um, gleichviel ob in der kleinsten Garnison, oder gar in Berlin selbst, leben, sogar anständig leben zu können.
Indeß ein eisernes Gesetz stand ihnen entgegen. In Preußen darf kein Subalternoffizier heirathen, ohne daß er oder seine Braut ein disponibles Vermögen von zwölftausend Thalern, oder eine feste und sichere Rente von sechshundert Thalern besitzt. Dieses Gesetz wird zwar, wie jedes Gesetz, mehr umgangen als befolgt. Man weiset Scheinkontrakte vor, in welchen Vermögen oder Rente auf dem Papiere als vorhanden und gesichert dastehen. Man leihet sogar von einem guten Freunde auf eine halbe oder Stunde die baare Summe von zwölftausend Thalern. Jetzt damit zu dem Auditeur, oder in dessen Ermangelung zu dem nächsten Civilrichter, zählt die Summe auf und läßt sich darüber, und daß man also in dem Besitze von baaren zwölftausend Thalern ist, ein gerichtliches Dokument ausstellen, nach dessen Ausfertigung das Geld zu dem guten Freunde zurückgetragen wird.
Der Lieutenant von Maxenstern und seine Verlobte waren zu redliche und brave Herzen, als daß sie von solchen Mitteln hätten Gebrauch machen können. Sie vertrösteten sich daher auf die Zukunft, und zwar auf eine „Compagnie,“ denn dem Inhaber einer Compagnie steht jenes Verbot nicht mehr entgegen. Allerdings war der Herr von Maxenstern erst Secondelieutenant, und er hatte noch fünf andere Secondelieutenants und, mit den aggregirten, noch achtzehn Premierlieutenants vor sich, also im Ganzen dreiundzwanzig „Vordermänner“ im Regimente, die sämmtlich erst Kapitains werden und eine Compagnie bekommen mußten, bevor die Reihe an ihn kam, und der Compagnien waren nur zwölf im Regimente. Unter den ältern Premierlieutenants waren auch einige, die schon so lange auf eine Compagnie gewartet hatten, daß sie darüber vierzig Jahre und mehr alt geworden waren, und auch in andern Regimentern hatte man ähnliche Beispiele eines nicht minder langen Wartens. Aber wann hätten Liebende überhaupt wohl die Hoffnung und ein liebender Lieutenant und seine Braut insbesondere wohl die Hoffnung auf eine Compagnie aufgegeben?
Diese Hoffnung verloren sie auch nicht, obgleich manches Jahr hindurch in dem Regimente kein Kapitain und kein Premierlieutenant abgehen wollte, und von den vorstehenden Secondelieutenants nur ein einziger an der Auszehrung gestorben, mithin der Herr von Maxenstern noch immer erst der zweiundzwanzigste in der Reihe für eine der zwölf Compagnien war. Ihre Hoffnung wurde nur sehnsüchtiger, denn zu den hochmüthigen und gefallsüchtigen Töchtern des Generals hatte sich noch immer kein Freier, nicht einmal ein armer Lieutenant, finden wollen, und die Aschenbrödelrolle der nun auch zugleich beneideten Verlassenen, die das Gnadendbrot im Hause aß, wurde begreiflich immer eine traurigere, was begreiflich dem Bräutigam immer mehr zu Herzen ging.
Die wachsende Sehnsucht erzeugte aber zugleich eine vermehrte Anstrengung zur Erreichung des Ziels. Man wird fragen: Was kann, gegenüber dem mit eiserner Strenge festgehaltenen Grundsatze des Avancements im Regimente nur nach der Anciennetät , ein armer Lieutenant zur Beförderung seines Avancements thun? Wie sollte sogar ein armes, Gnadenbrot essendes Fräulein etwas dazu beitragen können? Indessen die Liebe vermag auch bei einem armen Lieutenant und einem armen Fräulein, wenn gleich nicht Alles, doch viel. Der Herr von Maxenstern wußte bei seinen Vorgesetzten in der Garnison und im Generalcommando der Provinz seine militärischen Vorzüge geltend, und das Fräulein wußte darauf bei ihren Gönnern, den Freunden ihres verstorbenen Vaters in der Residenz, aufmerksam zu machen. So wurde der Herr von Maxenstern eines schönen Tages plötzlich in die Adjutantur nach Berlin versetzt, und seine Carriere war dadurch gemacht. Wenn man ihm weiter wohl wollte, so konnte man nun ihn bald aus seinem Regimente ganz herausnehmen und einem Regimente „aggregiren,“ in welchem er der Anciennetät nach der älteste Secondelieutenant war. Er war dann in kurzer Frist zum Premierlieutenant zu befördern. War er dies einmal, so konnte er, ohne irgend einem bestimmten Regimente anzugehören, zum Kapitain à la Suite ernannt werden. Und dann stand der Verbindung der Liebenden nichts mehr im Wege. Dies war, möglicher Weise, in zwei Jahren zu erreichen.
Wie kein Unglück allein kommt, so kommt auch wohl manchmal im Gefolge eines ersten glücklichen Umstandes ein zweiter.
Die Ernennung des Herrn von Maxenstern zum Adjutanten in der Residenz war da. Die Verlobten hatten ihre Freude darüber in ihren Briefen schon gegenseitig ausgetauscht. Sie mußten zwar noch mindestens zwei Jahre warten, und zwei Jahre pflegen unter gewöhnlichen Umständen für Liebende eine sogenannte (Liebes-) Ewigkeit auszumachen. Für ein Paar arme Verlobte aber, die bis daher noch fast gar keinen Maßstab für die Berechnung des Zeitpunktes ihrer Verbindung gehabt hatten, waren sie, wenigstens vor der Hand, nur eine Spanne Zeit.
Der neue Adjutant traf bereits seine Anstalten zur Abreise nach der Residenz. Auf einmal kam ihm ein unerwartetes Glück, das selbst jenen Aufschub von zwei Jahren beseitigen und eine sofortige Verbindung der Verlobten ermöglichen sollte.
Die Garnison des Herrn von Maxenstern befand sich in einer der Provinzen, die im Jahre 1815 mit der Krone Preußen vereinigt oder wiedervereinigt waren. In einem großen Theile dieser Provinzen blühten schon damals, wie noch jetzt, Handel und Fabriken in großartiger Weise. In fast allen war, und ist theilweise noch jetzt, ein gespanntes Verhältniß zwischen den Bewohnern und den in die Provinz versetzten Beamten und Offizieren aus den sogenannten alten Provinzen des preußischen Staats. Es trug Manches hierzu bei, politische wie religiöse Antipathien, besonders auch ein gewisser verletzender Uebermuth, der auf beiden Seiten war. Die Beamten und Offiziere aus den alten preußischen Provinzen brachten einen spezifisch preußischen Eigendünkel mit, dem nichts recht und nichts gut war, weder Land noch Leute, noch Sitten noch Leben. Die Bewohner der Provinz setzten dann um so mehr einen Uebermuth der Wohlhabenheit und des Reichthums entgegen, als jene Beamten und Offiziere eben meist dem armen Adel und Beamtenstande der alten Provinzen angehörten. Besonders war das der Fall von Seite der reichen Kaufleute und Fabrikanten, die in einer Woche mehr verdienten, als die Jahreseinnahme selbst eines höher stehenden Beamten, geschweige eines armen Lieutenants betrug. „Wie viel Gehalt bekommt denn so ein Regierungs- oder Oberlandesgerichtsrath?“ – „So und so viel jährlich!“ – „So viel kosten mich jährlich meine Kleider, und die meiner Frau kosten das Doppelte.“
In einer der reichsten Städte jener Provinzen befand sich die Garnison des Herrn von Maxenstern. Mit einem der reichsten Kaufleute dort war er in nähere Verbindung gekommen. Der Kaufmann war ein junger Mann in dem Alter des Offiziers. Er hatte früher studirt, das heißt, mehrere Jahre auf mehreren deutschen Universitäten zugebracht, wo er nach seiner Neigung Vorlesungen gehört und nicht gehört hatte. Während derselben Zeit hatte er, auf einer preußischen Universität, zugleich sein sogenanntes [469] freiwilliges Militärdienstjahr abgemacht, wie in dem Militärstaate Preußen jeder gebildete und wohlgebildete junge Mensch es zu thun pflegt, und er hatte in diesem Jahre für sein gutes Geld von dem Feldwebel der Compagnie sich maltraitiren lassen, dagegen, gleichfalls für sein gutes Geld, die Offiziere der Compagnie, die gern Austern aßen und Champagner tranken, seinerseits maltraitirt. Er war dann mehrere Jahre auf Reisen gegangen, in fast alle Länder Europa’s, und in einem großen Theil der Länder Amerikas und einem kleineren von Asien und Afrika, theils zu seinem Vergnügen, theils zugleich um als künftiger Chef seines Hauses dessen schon bestehende Handelsverbindungen näher kennen zu lernen und neue zu gründen. So war er in seine Heimath zurückgekehrt, wo er bald nachher, nach dem Tode seines kränklichen Vaters, die Geschäfte des großen Hauses übernommen hatte und zugleich ein großes Haus machte.
Gegen die Offiziere der Garnison seiner Heimath brachte er dieselben Gesinnungen mit, welche er als „einjähriger Freiwilliger“ gegen die Offiziere seiner Compagnie gehegt hatte. Daher war er wählerisch geworden, und er ließ sich deshalb nicht mit allen, sondern nur mit einem einzigen ein. Die gewöhnliche Menge schien ihm nicht mehr der Mühe zu lohnen. Der Herr von Maxenstern war ihm als der tüchtigste, gebildetste Offizier der Garnison geschildert worden. Diesen suchte er sich aus, um sagen zu können, wenn das grüne Holz dieses Baumes so schlecht ist, was kann dann an dem dürren sein? Allein er überzeugte sich bald, daß das grüne Holz nicht schlecht, sondern in der That ein tüchtiges, und gar ein prächtiges Holz war. Er und der Herr von Maxenstern wurden Freunde.
Unterdeß hatte er sich verliebt und verlobt. Seine Verlobte gehörte gleichfalls einer der reicheren Familien der Stadt an.
Der reiche junge Mann war glücklich. Er hatte viele Ansprüche auf noch mehr Glück. Seine Ansprüche sollten nicht befriedigt werden. Auf seinen Reisen, in Paris, in London, in Madras und anderswo, hatte er nicht immer gelebt, wie er hätte leben sollen. Einige Jahre nach seiner Rückkehr kündigten mehrmals wiederkehrende Brustschmerzen ein Brustleiden an, das sich bald durch häufigeres Blutauswerfen deutlicher anzeigte. Die Aerzte verordneten einen einjährigen Aufenthalt im Süden. Er ging nach Madeira.
Seine Verlobte wollte ihn begleiten, die Aerzte verboten es. Beide waren außer sich über die Trennung, besonders die Braut. Sie, sonst die fröhlichste und lebenslustigste junge Dame der Stadt, wurde seit dem Augenblicke der Trennung nirgends mehr gesehen. Sie lebte nur der Correspondenz mit dem Bräutigam, dem sie dicke Tagebücher schrieb. Das dauerte ein volles Vierteljahr. In den letzten Tagen dieses Vierteljahrs war ein Offizier in die Garnison versetzt worden, der mehr Glück in seinem Avancement hatte als der Herr von Maxenstern. Er war noch jung und doch schon Kapitain. Freilich hatte er auch manche Vorzüge. Er gehörte, wenn gleich zu dem armen, doch zu dem vornehmsten preußischen Offiziersadel. Er war ein hübscher und gewandter Mensch. Er war immer pünktlich im Dienst, und erschmeichelnd gehorsam gegen seine Vorgesetzten. Endlich war er ein Liebling der Damen. Er kam von Danzig und brachte von einem dortigen angesehenen Kaufmannshause ein Empfehlungsschreiben mit an das elterliche Haus der Verlobten des in Madeira befindlichen kranken jungen Kaufmanns. Die schöne und augenscheinlich auch die reiche Braut gefiel dem Offizier von dem vornehmen, aber armen Adel. Er machte ihr den Hof.
Schon nach etwa sechs Wochen bekam der fremde Kaufmann auf der fernen Gesundheitsinsel zwar noch eben so viele Tagebücher; es wurde auch noch vollkommen eben so viel von Liebe darin geschrieben als vorher. Aber nur fast zuviel von Liebe und in zu überschwenglichen Ausdrücken. Nach den zweiten sechs Wochen wurden die Liebesworte noch feuriger, aber die Tagebücher dünner.
Da trat eines Morgens der Lieutenant von Maxenstern in das Zimmer des Kapitains, der übrigens nicht sein Kapitain war, sondern einem anderen Regimente der Garnison angehörte.
„Herr Hauptmann, ich weiß nicht, ob Sie davon gehört haben, daß ich der Freund des Herrn Hart bin
Der kranke Kaufmann aus Madeira hieß Hart.
Der Hauptmann erblaßte leicht bei der Frage, und antwortete verbindlich:
„Gewiß habe ich davon gehört, daß zwei so tüchtige und liebenswürdige Männer Freunde sind.“
„Alsdann,“ fuhr der Lieutenant ernst fort, „werden sie mir ein Recht zu der Bitte einräumen, daß Sie von heute an das Haus der Braut meines Freundes nicht mehr besuchen.“
„Mein Herr!“
„Werden Sie das Haus meiden?“
„Mein Sekundant wird Ihnen die Antwort bringen.“
„Ich erwarte sie.“
Am andern Morgen schossen sich die beiden Offiziere. Der Lieutenant verwundete den Haupmann in der Schulter. Die Folge war, daß der Herr Hart in den nächsten sechs Wochen von seiner Braut Briefe und Tagebücher gar nicht mehr erhielt.
Dagegen hatte eine dienstfertige Tante des Kranken sich verpflichtet erachtet, ihm ausführlich zu melden, wie um seinetwegen ein Duell entstanden, – wie dieses abgelaufen, und wie seitdem seine Braut noch weit untröstlicher sei, als zu der Zeit des Abschiedes von ihm, dem Herrn Vetter, ob aber noch immer über diese Trennung oder über etwas Anderes, das könne man nicht genau bestimmen; nur versichere die böse Welt, daß die Fräulein Braut dem verwundeten Hauptmann ein paar Mal des Abends einen Besuch abgestattet habe; freilich sei die Kammerjungfer dabei gewesen, und das Fräulein möge wohl nur homöopathische Reue haben üben wollen.
Sechs Wochen darauf kam die Leiche des Herrn Hart in seiner Vaterstadt an. Das Brustübel des jungen Mannes hatte sich verschlimmert. Mit ihm die Sehnsucht nach der Heimath. Die madeiraischen Aerzte hatten den Unrettbaren ziehen lassen. Er selbst mußte fast mehr als Ahnung davon gehabt haben, daß er die Heimath nicht wiedersehen werde. Denn er hatte auf Madeira nicht nur sein Testament errichtet, sondern auch mit dem Kapitain des Schiffes, auf dem er nach Europa zurückkehrte, oder vielmehr zurückzukehren gedachte, einen bündigen Vertrag abgeschlossen, durch den er für schweres Geld sich die Begünstigung erkaufte, daß, im Fall seines Absterbens auf der Ueberfahrt sein Leichnam nicht in die See zu werfen, sondern nach der Heimath zu bringen sei.
Er starb auf der Ueberfahrt und sein Leichnam wurde nach der Heimath gebracht.
Wieder mochten seitdem sechs Wochen verflossen sein, als eines Morgens in dem Zimmer des Lieutenants von Maxenstern der Disponent des Handlungshauses Hart erschien.
„Ich habe ein kleines Geldgeschäft mit Ihnen zu arrangiren, Herr Lieutenant,“ sagte der Kaufmann.
Diesmal erbleichte der Herr von Maxenstern leicht. Er konnte sich in keiner Weise darauf besinnen, welches Geldgeschäft das Handlungshaus Hart mit ihm zu arrangiren haben möge. „Mit mir, mein Herr?“
Der Disponent legte ein kleines Päckchen und ein kleines Papier auf den Tisch.
Das kleine Päckchen war eingesiegelt mit dem Siegel der Regierungshauptkasse und trug die Aufschrift! „Zwölftausend Thaler in Cassenanweisungen zu 500 Thalern,“ mit der garantirenden Unterschrift des Cassenbeamten.
Auf das kleine Papier zeigte der Kaufmann, indem er sagte. „Darf ich bitte, diese Quittung über zwölftausend Thaler blos durch Ihre Namensunterschrift vollziehen zu wollen?“
„Aber, mein Herr, ich begreife nicht –“
„Der selige Herr Hart hat Ihnen in seinem Testamente die zwölftausend Thaler vermacht.“
„Nimmermehr! – Das kann nicht richtig sein!“
„Der Todte hat immer Recht.“
Der Lieutenant mußte das Geld behalten und die Quittung unterschreiben.
Der Todte hat indeß nicht immer Recht. Nach weiteren sechs oder vielleicht zwölf Wochen war die ehemalige Verlobte des Herrn Hart die Braut des Kapitains. Das war jedoch später als die nachfolgenden Ereignisse dieser Criminalgeschichte, – die mit solchen Nichtswürdigkeiten nichts mehr gemein hat, sich zutrugen.
Auch das Glück kommt nicht immer allein, sagten wir oben. Der Herr von Maxenstern hatte die zwölftausend Thaler an dem Tage nachher erhalten, an welchem die Nachricht von seiner Versetzung in die Residenz eingetroffen war. Den zweiten Tag darauf reis'te er nach Berlin ab.
[470] Seiner Braut hatte er nur das Glück seiner Versetzung und seiner Ankunft gemeldet. Das weit größere Glück des Besitzes jener Summe, die auch die zwei Jahre des fernern Wartens beseitigen sollte, zwei Jahre, die ihm jetzt auf einmal wie eine Ewigkeit vorkamen, dieses Glück wollte er ihr mündlich mittheilen. Das Glück der Geliebten beim Empfange der Nachricht sollte sein Glück verdoppeln, und so sein Glück wieder das ihrige.
Es war gegen Ende des Monats September, als er eines Abends um sechs Uhr mit der Post in Berlin eintraf. Auf dem Posthofe wartete seiner ein Freund und Kamerad, dem er Tag und Stunde seiner Ankunft geschrieben, und der ihm auch schon ein Quartier, und um nach diesem zu fahren, in der spandauer Straße eine Droschke bestellt hatte.
In der damaligen Zeit pflegten die berliner Droschken noch ziemlich langsam zu fahren. Ein flinker Eckensteher war eben so geschwind wie sie. Freilich gab es der flinken Eckensteher nur wenige. Jetzt sind sie ganz ausgestorben; nur ihr Witz lebt noch fort, verschlechtert durch die berliner Mitarbeiter in den leipziger Grenzboten.
Es war schon dunkel und die Straßenlaternen waren schon angezündet, als die langsame Droschke vor dem neuen Quartier des Lieutenants ankam.
Das Quartier war in dem Hause Markgrafenstraße Nummer 92, nicht weit von der Lindenstraße. Es lag dort Parterre, gleich rechts vom Eingange in das Haus. Das Parterre war indeß hoch; man mußte zur Eingangsthür des Hauses eine Treppe von fünf bis sechs steinernen Stufen ersteigen. Das Quartier bestand aus einer Wohnstube mit dahinter befindlichem Alkoven zum Schlafen. Die Wohnstube hatte zwei Fenster, die auf die Markgrafenstraße gingen. Das Möblement war einfach. Ein Sopha, sechs Stühle, ein runder Tisch vor dem Sopha, ein kleiner Tisch unter dem Spiegel, ein Schreibsekretär, ein Kleiderschrank; im Alkoven ein Bett.
Jeder Offizier hat zu seiner Bedienung einen „Burschen,“ ein Soldat, der ihm von dem Truppentheile, welchem er angehört, gestellt wird. Der Bursche des Lieutenants von Maxenstern, von dem Kameraden des Letzteren schon bestellt, wartete des neuen Herrn in dem Quartier. Er trug die Sachen des Lieutenants hinein, die jedoch ein gewöhnlicher Reisekoffer hätte fassen können; der große Federhut und der Czako hatten allerdings jeder seine besondere lederne Kapsel.
Der Lieutenant von Maxenstern war ein sehr ordentlicher Mann. Wie sehr es ihn trieb, sofort die Geliebte zu begrüßen, so mußte er doch vorher seine Sachen in dem neuen Quartier in Ordnung bringen. Der Koffer wurde geöffnet; die sämmtlichen, darin befindlichen Uniformstücke wurden in den Kleiderschrank gehängt; die Wäsche wurde in die unteren Schubladen des Schreibsecretärs gelegt; andere Kleinigkeiten wurden besorgt. Als Alles fertig war, wurde der Bursche verabschiedet, um am folgende Morgen um sieben Uhr zurückzukommen. Dann schickten auch die beiden Offiziere sich zum Fortgehen an.
Vorher jedoch zog der Lieutenant von Maxenstern aus der Brusttasche seiner Uniform ein kleines, sorgfältig in Papier eingewickeltes und mit Bindfaden umwundenes Päckchen hervor. Er trat damit an den noch geöffneten Schreibsecretär; er schien es in diesen hinein legen zu wollen. Bevor er dies ausführte, prüfte er sorgfältig, ob der Secretär auch sicher zu verschließen sei. Seine Untersuchung befriedigte ihn. Nicht nur hatte die Klappe des Secretärs einen dem Anscheine nach festen Verschluß; auch inwendig, in der Mitte zwischen den beiden Reihen der kleineren oberen Schublade war ein kleiner Behälter mit einem wohlverschließbaren Thürchen versehen. In diesen Behälter legte der Lieutenant das Päckchen; er schob es vorsichtig hinten in eine Ecke. Dann verschloß er mit nicht minderer Vorsicht zuerst das kleine Thürchen und dann darauf die Klappe des Secretärs.
Während dessen hatte er sich mit einer Sorgsamkeit, die man beinahe Aengstlichkeit nennen könnte, überall in der Stube umhergesehen. Die Stube hatte nur eine Thür, die auf den Flur des Hauses führende Eingangsthür; auch in dem Alkoven, der von ihm nur durch einen Vorhang getrennt war, befand sich weiter keine Thür. In so weit schien der Lieutenant unbesorgt zu sein. Besorgt schienen ihn aber die Fenster zu machen. Sie standen offen; schon der Bursche hatte sie vorher geöffnet, um, zumal da es am Tage heiß gewesen, die frische Abendkühle hineinzulassen. Der Offizier blickte durch die Oeffnung unten auf die Straße. Die Brüstung der Fenster war mindestens neun bis zehn Fuß hoch über dieser. Das beruhigte den Lieutenant. Noch mehr verschwand seine Besorgniß, als er sich überzeugte, daß die Fenster von innen mit sehr starken Laden zu verschließen seien. Er verschloß sie damit.
Dem Kameraden war die ungewöhnliche Vorsicht nicht entgangen.
„Man sollte glauben, Du schließest da einen Schatz ein,“ scherzte er.
„So ist es in der That,“ antwortete der Herr von Maxenstern völlig ernst.
Der Andere wurde neugierig. „Nun?“ fragte er.
„Mein Heirathsgut, baare zwölftausend Thaler.“
Der Kamerad fuhr beinahe zurück.
„Kerl, bist Du verrückt geworden?“
„Ich versichere Dich.“
„Auf Ehre?“
„Auf Ehre!“
„Aber wie? Erkläre mir, Graf Oerindur, diesen Zwiespalt der Natur.“
„Unterwegs.“
„Aber, alle Teufel, auf Ehre, Kamerad „Was ist’s?“
„Du lässest das Geld hier so liegen - die berliner Diebe.“
„Es mit mir herumzutragen, wäre noch unsicherer.“
„Warum übergiebst Du es nicht Deiner Braut?“
„Ich muß mich morgen beim Obersten melden. Ich bitte dann gleich um den Heirathsconsens und zeige pflichtmäßig mein Geld vor.“
„Am Ende ist es auch hier sicher. Die berliner Diebe sind zwar verdammt frech. Aber seitdem der Polizeirath Duncker da ist, haben sie doch große Scheu bekommen; er hat auch ihre Reihen sehr gelichtet. Auf Ehre, der Duncker, das ist ein Kerl!“
„Ich habe von ihm in der Provinz gehört. Das Gerücht übertreibt also nicht?“
„Ein Teufelskerl, auf Ehre. Alles kriegt er heraus. Es ist nicht zu begreifen, wie er es anfängt. Die Diebe fürchten ihn wie den Teufel. Die Residenz athmet ordentlich auf, seitdem die Criminalpolizei in seinen Händen ist.“
Die beiden Kameraden gingen. Das Licht wurde ausgelöscht, nach den Fensterläden noch einmal gesehen, die Stubenthür wohl verschlossen. Den Schlüssel steckte der Lieutenaut von Maxenstern zu sich.
Der Lieutenant ging zu der Braut, die unter den Linden wohnte, ihr sein und ihr Glück zu verkünden. War die Arme bei den noch immer freierlosen Töchtern des Obersten früher im Fegfeuer gewesen, so war sie dort, seit der Versetzung ihres Bräutigams in die Adjutantur, in der Hölle. Aus dieser sollte sie jetzt befreit werden.
Sollte sie?
Wo jenseits der Taurus- und Ararat-Gebirge in Kleinasien sich die zweifelhaften Grenzen zwischen der Türkei, Persien und dem neuen transkaukasischen Rußland und die alten kulturberühmten Flüsse Euphrat und Tigris winden, zwischen wilden Bergen, Seen, Flüssen, Wäldern, Hügeln, Thälern, Ebenen und Steppen und über Ruinen alter, mächtiger Staaten und Hauptstädte, die so merkwürdig klangen, als wir in der Dorfschule im alten Testamente lesen lernen sollten, in diesen weiten, fernen, ausgedehnten, unbekannten [471] Regionen treiben sich jetzt mit wilden Thieren um die Wette wilde, unabhängige, räuberische Völkerstämme herum, die theils dem Kaiser von Rußland, theils dem Schah von Persien, theils dem türkischen Sultan von Rechts- oder Eroberungswegen gehorchen sollen, im Ganzen aber, wie unsere deutschen Raubritter des Mittelalters, sich als ihre eigenen Herren betrachten, Steuern einnehmen, wo sie etwas finden, und im Uebrigen weder himmlischer noch irdischer Obrigkeit besondere Hochachtung beweisen, obgleich Einige in feierlichen Momenten zu Allah, Andere zum griechisch-christlichen Gott, Andere zu Götzen, und noch Andere gar zum leibhaftigen Satan beten.
Im jetzigem Kriege dienen einige in der russischen, Andere in der asiatisch-türkischen, Andere in ihren eigenen Räuberarmeen. Unter diesen Bummlern und Barbaren auf den Ruinen vorchristlicher assyrischer, babylonischer, persischer, medischer und lydischer Kultur zeichnen sich die Kurden als die malerischsten, romantischsten und ritterlichsten aus. Da diese Herren jetzt in Asien besonders in dem Kampfe bei Kars und Erzerum eine bedeutende Rolle spielen, so verlohnt es sich schon der Mühe, sie ein wenig näher anzuschauen.
Die Kurden betrachten sich als die Hocharistokratie dieser herrlichen Wüsten und als unverfälschte Nachkommen des alten saracenischen Blutes, ohne maurische oder mongolische Mischung. Als der südliche Kaukasus und Kleinasien zwischen Rußland, Persien und der Türkei öfter vertheilt wurden, gab man sie der einen oder der andern Macht theilweise mit in den Kauf; aber wie auch die Nürnberger Keinen hängen, ehe sie ihn haben, wurden auch diese über hundert Meilen langen Strecken der Kurdenländereien weder an das eine noch an das andere Land wirklich angehangen, da die umherreitenden Familien und Stämme [472] weder sich selbst noch etwas von sich nehmen ließen, sondern bisher immer fortfuhren, auf eigene Rechnung überall, wo sie etwas fanden, Execution zu vollstrecken. Sie hielten es für eine besonderes Verdienst und ihre eigentliche ritterliche Lebensaufgabe, Russen, Türken und Perser, die sich als Mitbrüder oder gar Obrigkeit mausig machen wollen, nach allen Richtungen zu ennuyiren, ihnen das Leben schwer und die Tasche, wenn sie etwas darin hatten, leicht zu machen. Sie stehen außer und über jedem Gesetze, das sie sich nicht selbst gegeben, und sind wahrhafte Freihändler, Manchesterschule, Richard Cobden ohne Phrase und Baumwolle. Sie reisen stets ohne Paßkarte und sind immer so lange obdachlos, bis sie sich irgendwo eine Schlafstelle zurechtmachen. Außer dem Gewerbe des Steuereinnehmens und Executionsvollstreckens an Jedem, der in ihr zeitweiliges Steuerviertel kommt, treiben sie gar keine Industrie. Die Pascha’s von Erzerum und Bagazeth, ihre eigentlichen Provinzial-Präsidenten, haben das Recht, jeden Raub und jede unbefugte Execution zu bestrafen, aber wenn Schuldige vorgeladen werden, kommen sie nicht, und wenn die Strafe an ihnen vollstreckt werden soll, sind sie immer nicht da. Außerdem sind sie so tapfer, schnell und elastisch geschickt, daß kein türkischer, persischer oder russischer Staatsbeamter, der immer eine gewisse Würde behaupten muß, flink genug ist, Einen zu fangen. Raubritter vom reinsten Wasser sind besonders die Kurden in den Regionen des Taurus.
Einige Stämme unter russischer Regierung haben sich allerdings so weit civilisiren lassen, daß sie sich in Dörfern an den Ufern des Aral hin niedergelassen haben und sich ein bischen regieren lassen, aber nicht im Sommer. Wenn es warm wird, blüht die alte Lust für’s Freie wieder auf, so daß sie davon und in Sommerwohnungen ziehen, unter Zelte, die sie bald hier, bald da aufschlagen. Da im Uebrigen Rußland klug genug ist, ihre alten Sitten und Gewohnheiten nicht zu stören und ihrer Tapferkeit und Ritterlichkeit zu schmeicheln, wie den Kosaken, sind sie mit der Zeit achtbare Anhänger der russischen Monarchie geworden, welche, was man auch dagegen sagen oder wünschen mag, doch über kurz oder lang wenigstens die ganze asiatische Türkei sich einverleibt.
Die Kurden sind berühmt als die tollkühnsten, tapfersten, schönsten, geschicktesten Ritter und Räuber. Die Erscheinung eines bewaffneten Kurden zu Pferde mit Lanze und Schild, mit seinen straffen, elastischen Gliedern, dem scharfgeschnittenen Kopfe und den schwarzen, scharfen, feurigen Augen, mit seinem leichtfüßigen Rosse spielend, gleicht noch heute dem großen Saladin in der Wüste, wie ihn Walter Scott als Ideal sarazenischer Krieger schilderte. Die meinen Kurden gehören zu den Suaniten, einer mohamedanischen Ketzersekte. Die unter Rußland haben etwas russisches Christenthum angenommen. Die Räuber und Ritter von Profession halten sich noch an ihre ursprügliche Religion, d. h. sie beten zum Teufel, der im Faust von sich sagt: „So ist denn Alles, was ihr Sünde, mit einem Wort das Böse nennt, mein eigentliches Element.“ Anständige, ehrliche Raubritter können eigentlich auch zu Niemand anders beten. Die Jeziden, ein Zweig der Kurden am Gokscha-See, opfern noch regelmäßig dem „Geiste der Finsterniß“, da sie glauben, er werde wieder zu Ehren und Herrschaft kommen (bei dieser westlichen Civilisation scheint’s auch fast so) und dann Allen, die ihn während seiner Verbannung nicht verleugneten, die Hülle und Fülle geben. Wo Raub und Gewalt die Form des Gesetzes und der Ordnung angenommen haben, ist ja auch der Teufel unter verschiedenen kostbaren Namen zu Ehren und Herrschaft gekommen, nur daß diese Yeziden ehrlicher und naiver sind.
Die Kurden sind oft geschildert und gezeichnet worden, neuerdings besonders von Fürst Gagarin, dessen Bild: Kurden durch einen Fluß reitend, um ein Geschäft zu machen, wir dieser Skizze beigefügt haben.
Entzündungen werden, ebenso wie Blutungen (s. Gartenlaube Jahrg. III. Nr. 29), in den allermeisten Fällen durch den Naturheilungsproceß (s. Gartenlaube Jahrg. III. Nr. 25) geheilt, und diese Heilung ist entweder eine ganz vollständige oder sie hinterläßt mehr oder weniger deutliche und beschwerliche Folgezustände, welche in mannigfachen Veränderungen des früher entzündeten Theiles bestehen. Bisweilen artet eine Entzündung aber auch bis zum Absterben des ergriffenen Theiles aus, und dies heißt dann der (heiße, schwarze oder feuchte) Brand. – Nur bei wenigen Entzündungen und vorzugsweise bei sichtbaren Entzündungen äußerer Theile ist ärztliche Hülfe von wirklichem und offenbarem Vortheile, während bei Entzündungen innerer Organe der Naturheilungsproceß nur wenig, aber doch in Etwas, durch den Arzt unterstützt werden kann. – Bei der homöopathischen Heilmethode, wo doch die Arzneien gleich Nichts sind, muß bei Entzündungen die Natur natürlich ganz allein wirksam sein, und deshalb ist allerdings die homöopathische Behandlung dieser Krankheiten (gewöhnlich mit Aconit) scheinbar sehr oft von gutem Erfolge, sie kann aber auch durch Unterlassung gewisser Hülfeleistungen (z. B. bei Augenentzündungen) großen Schaden anrichten.
Was ist Entzündung? eine widernatürliche Anhäufung von Blut in den feinsten, meistens erweiterten Blutgefäßchen, welches hier nun entweder viel langsamer fließt oder auch wohl ganz stockt. Diese feinsten Gefäßchen heißen Haargefäße, Capillaren (s. Gartenlaube Jahrg. I. Nr. 9 und 45), und sie sind es, von denen aus der Stoffwechsel, also die Ernährung, das Leben aller Organe (s. Gartenlaube Jahrg. II Nr. 9 und Jahrg. III. Nr. 6) unterhalten wird. Indem nämlich das Blut langsam durch die äußerst dünnwandigen und netzförmig alle Theile unseres Körpers durchziehenden Haargefäße, welche die letzten Endchen der Pulsadern mit den ersten Anfängen der Blutadern vereinigen, hindurchströmt, tritt aus demselben durch die Haargefäßwände hindurch flüssiges Ernährungsmaterial in die Gewebe heraus; gleichzeitig dringt aber auch aus diesen Geweben ein Theil der abgestorbenen und wieder flüssig gewordenen Bestandtheile durch die Haargefäßwände hinein in den Blutstrom und wird nach den Blutadern hin fortgeführt. So findet also durch die Haargefäße ebensowohl Absonderung wie Aufsaugung statt, und beide Processe müssen natürlich bei einer Entzündung, wo ja die Haargefäße und ihr Blutstrom in Unordnung gerathen sind, gestört sein. Somit muß aber auch die richtige Ernährung (der Stoffwechsel) des entzündeten Theiles eine Störung erleiden, und diese ist nach dem Grade der Blutanhäufung, der Erweiterung der Haargefäße und der Stockung des Blutes eine mehr oder weniger bedeutende. Bei geringerem Grade und baldigem Vorübergehen dieses Zustandes pflegt der Arzt von Congestion oder Blutandrang zu sprechen, während er den höheren und länger andauernden Grad als Entzündung bezeichnet. Stets ist bei der letzteren das aus den erweiterten und mit Blut überfüllten Haargefäßen Austretende, was doch gutes Ernährungsmaterial sein sollte, nicht mehr ein solches, sondern eine andere, zur Ernährung der Gewebe nicht mehr taugliche Flüssigkeit, welche aber natürlich ebenfalls aus guten, nur in falschem Verhältniß zu einander stehenden Blutbestandtheilen (Faserstoff, Eiweißstoff, Fett, Salzen, Wasser) besteht, und Ausgeschwitzes, Exsudat genannt wird. Dieses Exsudat ist nun das Material, aus welchem sich die krankhaften, ebensowohl flüssigen wie festen, gut- oder bösartigen, Vortheil oder Nachtheil bringenden Materien (wie Eiter, Jauche, Faser- und Krebsgeschwülste etc.) hervorbilden, und sonach kann das Exsudat ebensowohl zur Zerstörung und Geschwulstbildung, wie zur Heilung (von Wunden, Geschwüren, Knochenbrüchen u. s. f.) Veranlassung geben. Da der Arzt bei solchen Ausschwitzungen in Folge von Entzündung niemals im Voraus genau bestimmen kann, wie sich das Ausgeschwitzte in seiner Beschaffenheit und in seinen fernern Metamorphosen verhalten wird, so ist er auch niemals den Ausgang und die Folgen einer Entzündung mit Sicherheit anzugeben im Stande. Ebensowenig läßt sich nun auch die Dauer der Entzündung mit ihrer nachfolgenden Ausschwitzung genau voraussagen.
Was die Ursachen betrifft, welche eine Entzündung veranlassen können, so sind diese so viel- und mannigfache äußere und [473] innere Schädlichkeiten (Reize), daß sie nur in äußerst wenig Fällen genau zu ermitteln sind, zumal da dieselben ihre Wirkung zunächst ebensowohl auf die Haargefäßwände und ihre Umgebung, wie auf die Nerven und das Blut der Capillaren äußerte können. Kurz, es ist zur Zeit noch unmöglich, die Vorgänge beim Entstehen einer Entzündung genau anzugeben. Dagegen lassen sich die Erscheinungen bei entwickelter Entzündung und Ausschwitzung sehr deutlich wahrnehmen und besonders durch das Mikroscop verfolgen.
Die Kennzeichen einer Entzündung, welche natürlich nur an entzündeten äußeren Theilen wahrgenommen werden können, sind kurz gefaßt: Röthe, Geschwulst, Hitze, Schmerz und Funktionsstörungen; jedoch ist von diesen Symptomen bald das eine bald das andere in höherem oder niederem Grade vorhanden, und sie verschwinden in der Regel um so mehr, je deutlicher die Ausschwitzung mit ihren Veränderungen hervortritt. – Die Röthe entzündeter Stellen hängt von der Menge der Haargefäße und des in diesen angehäuften Blutes ab; sie ist bald hell, bald dunkel, gleichmäßig ausgebreitet oder baum- und netzförmig; sie weicht in Folge der Ausschwitzung und macht dann gewöhnlich einer weißlichen Färbung Platz. – Die entzündliche Geschwulst richtet sich nach der Quantität des in den Gefäßen angehäuften Blutes und des Ausgeschwitzten; sie ist bald weich, bald hart, je nachdem das Exsudat ein flüssiges oder ein geronnenes ist. – Die Hitze bei Entzündungen, welche ebensowohl der Kranke wie auch die aufgelegte Hand eines Andern fühlt, ist vom Blute abhängig und übersteigt zu Anfange die natürliche Wärme um einige Grade. – Die Schmerzen und widernatürlichen Empfindungen (Schwere, Vollsein, Brennen u. s. w.), welche in entzündeten Theilen wahrgenommen werden, sind Folgen der Reizung der Empfindungsnerven dieser Theile, und nach der Menge und Reizbarkeit dieser Nerven, sowie nach dem Grade der Reizung derselben von verschiedener Heftigkeit. Sehr oft verschwindet der Schmerz in entzündeten Theilen ganz plötzlich von selbst in Folge der Ausschwitzung, und giebt so zu dem Glauben Veranlassung, als ob er durch die angewendeten Mittel vertrieben worden wäre und als ob die Entzündung verschwunden sei, obschon das Exsudat doch noch vorhanden und die Krankheit noch lange nicht beendigt ist. – Die Störung der Thätigkeit des entzündeten Organes kann nach der Ausdehnung und dem Grade der Entzündung eine mehr oder weniger bedeutende sein, ja sie ist nicht selten ganz aufgehoben. Ebenso erleidet stets die Ernährung, sowie öfters auch die Form und Größe des entzündeten Theiles Abänderungen. – Noch trifft man ferner bei Entzündungen stärkere oder schwächere Blutungen, die durch Zerreißung einzelner oder vieler, von Blut strotzender Haargefäße veranlaßt wurden. – Werden zahlreiche Empfindungsnerven durch die Entzündung heftiger gereizt, dann bedingt diese Reizung mittels Ueberstrahlung (Reflex) auf die Herznerven eine Beschleunigung der Herzthätigkeit (häufigern Pulsschlag) und Fieber. Je reizbarer ein Mensch ist, desto leichter gesellt sich bei demselben zu Entzündungen Fieber. – Das sichere Erkennen von Entzündungen innerer, dem Auge unzugänglicher Organe ist für den Arzt in vielen Fällen ganz unmöglich, in andern dagegen nicht durch die äußeren Krankheitserscheinungen, sondern nur durch innere, mit Hülfe der physicalischen Untersuchungsmethode (besonders durch Beklopfen und Behorchen) zu ergründender physicalischer Veränderungen des entzündeten Organes zu ermöglichen. Deshalb sind auch die Homöopathen in den allermeisten Fällen von Entzündungen nicht im Stande, die nöthige Rechenschaft über den Stand der Krankheit zu geben.
Die Heilung von Entzündungen, zumal die innerer Organe, wird in den meisten Fällen von der Natur ganz allein besorgt (weshalb die Homöopathen mit ihren Nichtsen auch Entzündungen zu kuriren scheinen), und zwar theils dadurch, daß das in den erweiterten Haargefäßen angehäufte und stockende Blut allmälig wieder flott wird, theils durch Aufsaugung oder Ausführen des Ausgeschwitzten aus dem Körper. Freilich können auch die ausgeschwitzten Materien im entzündeten Theile zurückbleiben und sich, wie ein späterer Aufsatz lehren wird, auf verschiedene Weise umändern, so daß dann Zustände veranlaßt werden (wie Vereiterung, Verschwärung, Verhärtung u. s. w.), die man als Folgen der Entzündung (Nachkrankheiten) bezeichnet und die gar nicht selten ebensowohl von sehr großem Vortheile wie Nachtheile für den Körper sind. – Aber auch von Seiten des Arztes kann bei Entzündungen, zumal bei denen äußerer und innerer zugänglicher Theile, gar nicht selten ein sehr heilsamer Einfluß ausgeübt werden, indem dieser die mit Blut übermäßig erfüllten und erweiterten Haargefäße zur Entleerung und Verengerung zwingt. Die Mittel, welche er hierbei anwendet, sind nach der Dauer und dem Sitze der Entzündung zu verschiedene, als daß sie hier im Allgemeinen besprochen werden könnten. Der homöopathische Arzt schadet bei Entzündungen gar nicht selten dadurch, daß er seine ganz unwirksamen Arzneimittel anstatt dieser offenbar wirksamen allopathischen in Gebrauch zieht (von denen später, bei den Entzündungen der einzelnen Organe, die Rede sein soll). – Eine ganz andere Behandlung ist übrigens bei Entzündungen dann einzuschlagen, wenn die Ausschwitzung zu Stande kam und damit in der Regel die Blutüberfüllung in den Haargefäßen verschwand. Jetzt handelt es sich nicht mehr, wie vorher, um die Entfernung des widernatürlich angehäuften Blutes, sondern um das Wegschaffen oder Unschädlichmachen des Ausgeschwitzten (s. später).
Harrod, der Gründer von Harrodsburg in Kentucky, war einer von jenen Menschen, die in die Welt eintreten, wie ungefähr ein Eichenbaum eintritt; niemand sieht ober hört ihn wachsen oder weiß etwas Besonderes von seinem Dasein, bis die Leute plötzlich aufschauen und sich von seinen Zweigen beschattet und von den Nüssen genährt sehen, die er freigebig auf ihre Köpfe regnen läßt.
Er war groß, kräftig, bescheiden und einfach; er hatte kein anderes Buch gelesen, als das der Natur, kannte keine Kunst als die Waidmannskunst, haßte nichts auf Erden, außer den Indianer und den Iltis und sagte immer nur: „Vorwärts, Jungen!“ Seine Rifle war die längste, die schwerste und zuverlässigste; sein ruhiges, offenes Auge versäumte nie, das ferne Wild zu erspähen, den Blicken des Todfeindes zu begegnen oder dem Freunde Wahrheit zuzulächeln. Sein Arm war eben so unwiderstehlich wie seine Zunge langsam und bedächtig war. Wie kann man einen Helden aus einem so rohen Block wie diesen machen? Die Entstehung ging uns nichts an – Gott machte ihn zum Helden, wenn er einer war.
Damals mußte jeder Zoll Erde den Indianern abgekämpft werden, die listig und schlau oft ein furchtbares Blutbad unter den jungen Ansiedlern anrichteten. Harrod war einer ihrer furchtbarsten Gegner.
Die ungeschriebene Chronik jener Zeit erzählt manche rührende Geschichte von den Thaten dieses jungen Jägers; seine Geschicklichkeit und Gewandtheit auf dem Kriegspfade, seine Wachsamkeit, seine wunderbare Kraft der Ausdauer machten ihn bald zur Hauptstütze der schwachen und zerstreuten Ansiedelungen, die damals im Namen Gottes und der Civilisation den Besitz dieses weiten Landes zu behaupten wagten, das seiner Ueppigkeit und Schönheit wegen viele Jahrhunderte lang der goldene Streitapfel zwischen mächtigen wilden Stämmen auf der Nord- und Südseite gewesen war. Sein Muth und seine einfachen, schlichten Gewohnheiten, seine frische, kräftige Leibesbeschaffenheit, sein stattlicher, mit ungewöhnlicher, natürlicher Kraft ausgestatteter Körper gaben ihm überall ein gewisses Uebergewicht.
Seine Thätigkeit war so unermüdlich, sein Selbstvertrauen so kaltblütig, daß er selbst für seine längsten und gefährlichsten Unternehmungen nie auf Gefährten wartete. Er war oft Wochen und selbst Monate lang verschwunden, ohne daß irgend Jemand wußte, wohin oder zu welchem Zwecke er sich entfernt hatte, und man hörte erst wieder von ihm, wenn er dann plötzlich wieder zum Vorschein kam, um die Ansiedelungen vor der Annäherung einer Kriegsschaar der Indianer zu warnen. Während dieser langen Ausflüge war seine Betriebsamkeit unermüdlich; alles Wild, das er erbeuten konnte, wurde gedörrt und nach dem Brauche der Indianer [474] verwahrt, so daß es der Nachforschung der wilden Thiere, oder wohl selbst auch der Schlauheit der Indianer verborgen blieb. Zu diesen Vorräthen konnte er jederzeit, wenn Mangel eintrat, seine Zuflucht nehmen, um die Blockhäuser mit Lebensmitteln zu versorgen.
Seine Kenntniß von dem Indianerleben und sein Selbstvertrauen waren von der Art, daß er häufig allein jagte, selbst wenn er auch aus den Spuren, die ihn umgaben, recht gut erkennen konnte, daß Indianer auf demselben Gebiete jagten. Der stolze Jäger wollte nicht weichen, sondern es mit seinem rothen Feinde kühn aufnehmen.
Einst traf er bei einer solchen Gelegenheit eine Anzahl schöner Hirsche, die in der Nähe des Kentuckyflusses auf einer kleinen Waldblöße weideten. Er hatte sich schon mit großer Vorsicht genähert, um zum Schusse zu kommen, und nachdem er den erwünschten Punkt erreicht hatte, kniete er hinter einen Baum und war im Begriff, seine Rifle anzulegen und das Wild auf’s Korn zu nehmen, als der Bock des Rudels plötzlich seinen Kopf erhob und jenes eigenthümliche, gellende Pfeifen hören ließ, welches andeutet, daß Gefahr gewittert wird.
Harrod war ein zu erfahrener Jäger, als daß er nicht aus der Richtung, nach welcher der Hirsch seinen Kopf wendete, augenblicklich erkannt hätte, daß außer ihm selber noch ein anderer Feind in der Nähe war. Er lauschte unbeweglich und mit angehaltenem Athem, bis im nächsten Augenblicke beim Krachen einer Büchse von der entgegengesetzten Seite der Waldblöße der Bock in die Höhe sprang und dann todt zu Boden fiel.
Harrod’s Büchse entlud sich so unmittelbar darauf, daß ihr Knall nur eine Verlängerung des ersten zu sein schien; es sank eine edlere Beute in den Staub; die Kugel des Jägers hatte das stolze Herz eines Shawanee-Häuptlings getroffen, der sich aus seinem Verstecke vorgebeugt hatte, um zu feuern. Harrod wußte es schon seit mehreren Tagen, daß eine Jagdschaar der Shawanee in der Nähe war.
Ein andermal war er ziemlich daran, seiner auserwählten Beute zu unterliegen. Er befand sich auf einer großen Büffelfährte, die nach Blau-Licks führte, und hatte schon seit mehreren Tagen mit großem Erfolge gejagt, ohne irgend eine Spur von Indianern bemerkt zu haben. Ein Stier, den er verwundet hatte, war einige Meilen weit von seinem Rudel hinweggeeilt, und stand jetzt zum Kampfe auf Leben und Tod bereit in einem dichten Walde; Harrod war genöthigt, sich ihm mit der größten Vorsicht zu nähern, denn das Thier war jetzt, wie dies bei einer schweren Verwundung immer der Fall ist, äußerst gefährlich.
Harrod hatte kaum seine Stelle eingenommen, und war im Begriff zu schießen, als er einen Krieger erblickte, der, hinter einen Baum stehend, auf ihn selber angelegt hatte. Er schoß, denn es war zu spät, dies zu unterlassen, fiel aber in demselben Augenblicke wie von einer Kugel getroffen zu Boden. Der Krieger schoß natürlicher Weise, und seine Kugel fuhr durch Harrod’s Wolfsfell-Mütze, indem er fiel. Er blieb ganz still liegen, während der Indianer, nachdem er seine Flinte wieder geladen hatte, denn dies thut der Indianer stets, ehe er seinen Versteck verläßt, jetzt auf ihn zukam, um des erlegten Feindes Schädelhaut zu gewinnen. Aber er näherte sich mit charakteristischer Vorsicht, und als er endlich, von Baum zu Baum springend, seine Beute erreicht hatte und sah, daß der Körper völlig still und regungslos dalag, sprang er mit dem Skalpirmesser in der Hand auf ihn zu; kaum aber hatte er sich gebückt, um die Skalplocke zu erfassen, als er blitzschnell von Harrod’s langen und mächtigen Armen umschlungen und in dieser herkulischen Umarmung ohnmächtig zu Boden geschleudert, so daß er im nächsten Augenblicke unter seinem Feinde lag.
Man erzählt sich von seiner persönlichen Tapferkeit noch eine andere ziemlich ähnliche Anekdote, die in Kentucky zu den allgemeiner verbreiteten Geschichten gehört, anderwärts aber noch nicht bekannt sein dürfte.
Die Shawanees hatten nämlich mehrere Angriffe auf Boone’s Station unternommen, gegen welche Ansiedlung sie überhaupt stets die bitterste Feindseligkeit bewiesen hatten, ohne Zweifel, weil sie die erste weiße Niederlassung in diesem Lande gewesen war. Boone war mit dem größten Theile der Männer der Station eben abwesend, und befand sich bei den Salzquellen, um Salz zu gewinnen. Die Indianer hatten das Vieh der Ansiedlung getödtet, ihre Jäger hineingetrieben und die Vorräthe der Station so sehr geschmälert, daß die kleine Besatzung sich in der größten Verlegenheit befand.
In dieser Bedrängniß erschien plötzlich und ganz unerwartet James Harrod, von einem seiner längeren Ausflüge zurückkehrend. Als er sah, wie die Dinge standen, machte er zunächst einigen der zurückgebliebenen Männer den Vorschlag, ihn nach einer seiner nächsten Fleischniederlagen zu begleiten. Das Unternehmen war höchst gewagt und gefährlich, und Harrod erkannte aus dem unschlüssigen Zögern der Leute, daß sie eben keine sonderliche Lust hatten. Er verließ daher die Station in derselben Nacht allein und sagte den Frauen beim Abschied, daß sie guten Muthes sein möchten, da er ihnen Fleisch bringen würde.
Er fand, daß das Wild am Morgen sehr scheu und schüchtern war, und da es rings umher nicht an Indianerspuren fehlte, so beschloß er, das erste Fleisch, das er erlangen konnte, zu erbeuten und damit so schnell als möglich nach dem bedrängten Fort zurückzukehren. Bald erreichte er ein Rudel Hirsche, die sich ganz so bewegten, als wären sie eben erst gestört worden, und sich noch immer umsahen. Dies war für Harrod eine Mahnung zur Vorsicht. Bald nachher führte ihn sein Weg über eine Spur, aus welcher er schließen zu können glaubte, daß mehrere Indianer ganz in der Nähe wären. Der verwegene Jäger fragte nicht nach der Ueberlegenheit des Feindes, sondern beschloß kaltblütig, einen jener Hirsche zu gewinnen oder seine Schädelhaut zu verlieren, und hinsichtlich des Letzteren war ziemlich große Wahrscheinlichkeit vorhanden.
Für jeden anderen wäre dies thörichte Verwegenheit gewesen, für Harrod war es seine Sache, die sich von selbst verstand. Noch nie hatte er sich durch die Rothhäute von seinem Pfade ablenken lassen und hatte nicht die Absicht, hierin jemals eine Ausnahme zu machen. Auch er machte Anspruch auf diese Jagdgebiete, jenes Rothwild war auch das seinige, wenn er es erbeuten konnte, und erbeuten wollte er es.
Seine Vorsicht wurde nicht wenig vermehrt, als er auf der Spur des Hirsches Fußtritte von Moccassins bemerkte. Die Indianer waren demnach vor ihm und er konnte jeden Augenblick auf sie stoßen. Dies schreckte ihn nicht ab, denn er erkannte auf den ersten Blick seinen Vortheil, da er den Indianern, diese aber dem Hirsch auf der Spur waren, und wie aus der Sorglosigkeit ihrer Fährte sich schließen ließ, die Nähe des weißen Feindes keineswegs ahneten. Er hatte sie auf diese Weise mehrere Meilen weit verfolgt und war dabei vorsichtig wie bei einem Waldkampfe von Baum zu Baum geschlüpft.
Das plötzliche Pfeifen eines Hirsches und zwei augenblicklich darauf folgende Büchsenschüsse ganz dicht zu Harrod’s linker Seite waren für ihn eine Mahnung, daß der Augenblick der That gekommen war. Die Indianer hielten sich zurückgezogen, und als Harrod vorsichtig hinter einem Baume hervor zu schauen wagte, um sich nach ihnen umzusehen, zischte von seiner rechten Seite her eine Büchsenkugel durch das dicke schwarze Haar, das über seine Schultern fiel und streifte scharf und stechend seinen Hals. Er bückte sich augenblicklich nieder, und es war lange Zeit wieder todtenstill, denn die Indianer zur Rechten hatten den Wink beachtet und blieben im Hinterhalte, während der Indianer zur Rechten dasselbe that, seine Büchse wieder lud und eine neue günstige Gelegenheit erwartete.
Auf zwei Seiten, vielleicht auf allen Seiten belagert zu sein, wäre für jeden gewöhnlichen Menschen jedenfalls eine bedeutende Klemme gewesen. Aber nach dem, was man von Harrod’s Charakter weiß, möchte ich fast vermuthen, daß ihm diese Verlegenheit Vergnügen machte; es war ganz eine jener bösen Lagen, in welche er sich gerne verwickelte, blos weil es ihm Vergnügen machte, sich wieder heraus zu winden.
Der Fuß des Baumes, an welchem er kauerte, war von ungefähr drei Fuß hohem Gebüsch und Strauchwerk umgeben, und Harrod mußte seinen Kopf erheben, ehe er feuern konnte. Er trug wie gewöhnlich seine berühmte Wolfsfell-Mütze, und nachdem er sich nach hinlänglichem Warten überzeugt hatte, daß keine Aussicht vorhanden war, daß der vorsichtige Feind sich blicken lassen würde, steckte er sie auf die Mündung seiner Büchse und schob sie, nachdem er durch einige Bewegung in dem Busche den Indianern angedeutet hatte, daß er unruhig wurde, langsam und vorsichtig empor.
Fast gleichzeitig entluden sich drei Büchsen, als die Mütze sich über den Busch erhob, und ehe das Echo verhallt war, folgte ihm [475] das Todesgeschrei des Kriegers zur Rechten in den Schatten des Waldes. Harrod verhielt sich lange Zeit still, ehe er beschloß, das Manöver zu wiederholen; die Mütze wurde auf’s Neue emporgestreckt, aber diesmal erfolgte nur ein Schuß, denn die Indianer hatten sich warnen lassen. Harrod hatte jedoch seinen Zweck erreicht, denn er wußte jetzt genau, wo die beiden Indianer standen. Er hatte vorher nur ungefähr die Richtung, aber nicht die eigentliche Stellung seiner Feinde gekannt, da sein Auge vorzugsweise damit beschäftigt gewesen war, den Indianer zur Rechten zu beobachten – in weniger als einer halben Minute trat der Indianer, welcher geschossen hatte, mit einem Theile seines Körpers hinter seinem Schutze hervor, und Harrod schoß ihn durch’s Herz.
Der andere Indianer zog sich eilig zurück; er entkam, aber Harrod war der Meinung, daß seine dritte Kugel auch ihn getroffen haben müßte. Die Indianer hatten sich durch das Manöver mit der Mütze vollkommen täuschen lassen, und der letzte, der die Flucht ergriffen hatte, war offenbar der Meinung, daß mehrere weiße Männer vorhanden sein müßten, da sie bereits zwei getödtet hätten. Harrod ging nun gemächlich an’s Werk, die beiden Hirsche, welche von den Indianern erlegt worden waren, auszuweiden, und erreichte am Abend, zur Freude aller, reichlich mit Fleisch beladen die Station.
Harrod’s Gutmüthigkeit scheint eben so außerordentlich gewesen zu sein wie sein Muth und seine Thatkraft. Seine Hütte, eine der ersten im Lande, wurde alsbald der Kern einer Station; es versammelten sich hier, um Schutz und Beistand zu suchen, die Vermesser des Landes, die Speculanten, die Jäger und Auswanderer, und die Namen Harrodsburg und Boonesborough waren die ersten, die sich in der Seele müder, in diesem gefährlichen Lande herumziehender Abenteurer aller Art mit der Hoffnung auf Ruhe und Sicherheit verbanden. Schnell wuchsen rings um diese Hütte andere Hütten empor, bis endlich sichere Vertheidigungsmaßregeln nöthig geworden waren und ein Fort gebaut wurde.
So wurde unter dem Schutze der beiden Namen Boone und Harrod die dauernde Besitznahme von Kentucky durch die Weißen begonnen.
Diese beiden Männer, obgleich verhältnißmäßig noch jung, schienen in sich vollständig das urthümliche Musterbild des alten patriarchalischen Charakters wieder erzeugt zu haben, der in dem Elementarzustande der Gesellschaft, in welcher sie lebten, so überaus nöthig war. Alle Neuankommenden waren ihre Kinder – sie wurden als solche mit offenen Armen empfangen, sie wurden bewacht, beschützt und geleitet, bis sie gelernt hatten, allein zu stehen und für sich selber zu sorgen, und was noch merkwürdiger war, man gestattete ihnen sogar, ohne das geringste Murren, sich der außerordentlichen Mühen und Leiden ihrer edlen und uneigennützigen Beschützer zu ihrem Vortheil zu bedienen.
Wenn ein Ansiedler anlangte, erkundigte er sich nach einem Platz zur Niederlassung; Harrod’s Kenntniß von der Umgegend stand ihm zu Diensten; er nahm seine Axt, half dem Neuling eine Hütte bauen, und war der Familie das Fleisch ausgegangen, so wußte Harrod durch eine ihm eigene Zauberei es auszukundschaften. Er ging in den Wald, und bald wurden den Darbenden ein schöner Hirsch, ein fetter Bär oder einige Büffelviertel zur Verfügung gestellt. Die Pferde hatten sich in der Umgegend verlaufen, mit welcher der Ansiedler noch nicht bekannt war, und man konnte keine Feldarbeit vornehmen. Harrod’s unermüdliche Thätigkeit hat im Vorbeigehen die Entdeckung gemacht, daß auf der neuen Besitzung etwas nicht in gehöriger Ordnung ist, und man hört seine offene männliche Stimme über den Zaun rufen: „Heda, Jones – woran liegt es? Noch nicht gepflügt, wie ich sehe! Doch nichts passirt?“
„O doch, das alte Pferd ist seit fünf Tagen verschwunden – kann es in jenem Rohrdickiggebirge nicht wieder finden – habe mich selbst zwei Tage lang dort verirrt, um nach ihm zu suchen, und habe es nun aufgegeben.“
„Seid unbesorgt, Jones, Ihr werdet Euch in Kurzem an dieses Gebirge gewöhnen. Euer Pferd ist ein Rothbrauner, nicht wahr?“
„Ja, eine Schneppe auf der Nase und weiß am linken Hinterfuße.“
„Guten Morgen, Jones.“
Einige Stunden später wird das rothbraune Pferd mit der Schneppe auf der Nase gemächlich nach der Einfriedigung des Ansiedlers Jones getrieben, und Harrod geht weiter.
Die Bewohner der Station erhalten Nachricht, daß die Indianer das fünf Meilen entfernte Haus eines Ansiedlers angegriffen, die ganze Familie bis auf zwei Töchter gemordet und diese in eine unglückliche und gefährliche Gefangenschaft geführt haben – augenblicklich hört man Harrod’s Kriegsgeschrei.
„Auf, Jungen – auf, wir müssen diese Schufte fangen – wir können unsere Mädchen nicht entbehren!“
Sein gebräuntes Gesicht röthet sich vor Begeisterung und Eifer und sein dunkles Auge leuchtet; die Leute kennen ihren Anführer, sie wissen, daß er augenblicklich auch ohne sie hinweggeeilt, und sind schnell bereit.
Die schnelle, unermüdliche Verfolgung, die vorsichtige Beschleichung des Lagers, der nächtliche Ueberfall mit seinem kurzen wüthenden Kampfe, die Befreiung und die Rückkehr, dies waren alles nicht ungewöhnliche Ereignisse des wilden Lebens dieser Ansiedler.
In der Eigenschaft als Spion, Führer oder Streifschaaren-Häuptling unternahm Harrod häufige und verwegene Züge in das Land der Indianer. Kein Unternehmen war für seine Begeisterung und seinen Eifer zu kühn, keines erforderte zu viel Geduld, zu viel Gewandtheit und zu viel Ausdauer in Hunger, in Durst und Beschwerden, daß er in seinem kaltblütigen Selbstvertrauen sich gescheut hätte, es zu wagen, was er am Häufigsten allein that. Er vermied so viel als möglich die Gesellschaft anderer Leute, denn er sagte, sie pflegten gewöhnlich schon über Beschwerden und Gefahren zu klagen, ehe bei ihm der eigentliche Spaß noch begonnen habe, und daß es ihm daher mehr Mühe koste, sich ihrer anzunehmen, als alles, was zu thun sei, zweimal zu vollbringen. Diese außerordentliche Liebe zu einsamen Unternehmungen und Abenteuern war eine der am Meisten hervortretenden Charaktereigenthümlichkeiten dieses James Harrod. Die Indianer nannten ihn deshalb auch „das einsame Langmesser,“ und fürchteten nicht wenig seine geheimnißvolle Tapferkeit.
Er wagte sich bei verschiedenen Gelegenheiten Nachts in die Dörfer der Indianer, um ihre Plane zu erforschen, und als er einst hierbei von einem jungen Krieger ertappt wurde, schlug er diesen mit seiner mächtigen Faust zu Boden und flüchtete sich in den benachbarten Wald, aber nicht ohne gesehen und verfolgt zu werden. Zwanzig bis dreißig Krieger setzten ihm nach und waren ihm im ersten Anlauf so dicht auf den Fersen, daß ihre Flintenkugeln ihn wie Hagel umschwirrten.
Die Schnelligkeit indianischer Läufer ist fast sprüchwörtlich geworden, aber sie hatten hier einen Mann vor sich, der noch schnellfüßiger und unermüdlicher war, als sie. Er übertraf sie so weit, daß in dem Augenblicke, wo sie den ungefähr zehn Meilen entfernten Miami erreichten, nur noch drei Krieger übrig waren, welche die Verfolgung fortsetzen zu wollen schienen.
Harrod sprang ohne Bedenken in den Fluß, und als er das jenseitige Ufer erreichte, kamen auch seine Verfolger an den Fluß und feuerten nach ihm, indem er an dem Ufer hinankletterte; der Fluß war hier ziemlich breit und die Kugeln verfehlten ihr Ziel. – Der Verfolgte suchte jetzt einen Baum am Saume des Waldes zu gewinnen, nahm die wasserdichte Hülle von Hirschblase von dem Schlosse seiner Büchse und bereitete sich vor, seine Feinde zu empfangen, wenn sie es versuchen sollten, über den Fluß zu setzen. Die Indianer zögerten einen Augenblick, denn es war jetzt seit einiger Zeit Tageslicht eingetreten, und schienen fast zu befürchten, daß ihr Feind einen festen Stand genommen haben möchte, als sie aber in diesem Augenblicke den nahenden Ruf derjenigen hörten, die zurückgeblieben waren, antworteten sie und stürzten sich in das Wasser.
Harrod wartete, bis sie ungefähr die Mitte des Flusses erreicht hatten, worauf seine Büchse knallte und der vorderste der Schwimmenden untersank; die zwei anderen hielten inne und kehrten dann um, aber ehe sie aus dem Bereich der Büchse kommen konnten, verwundete Harrod einen Zweiten, der sich dem Strome überließ und hinabgetrieben wurde. Der Dritte entkam mit geschicktem Untertauchen, die Manöver einer verwundeten Ente nachahmend, glücklich selbst Harrod’s sicherem Ziele.
Harrod hörte das wüthende Geschrei der Hauptschaar seiner überlisteten Verfolger, die das Ufer des Flusses erreicht hatten, als er bereits durch den Wald floh; die Verfolgung wurde nicht weiter fortgesetzt.
[476] Das dramatische Interesse dieses Abenteuers wird erhöht werden, wenn wir hinzufügen, daß Harrod, als er zwei Stunden später wieder an das Ufer des Miami kam, auf einem Haufen von Treibholz, das sich an der Mündung eines der kleinen in den Hauptstrom sich ergießenden Bäche angesammelt hatte, einen lebendigen Gegenstand bemerkte, den er für eine in der Sonne glänzende große Schildkröte hielt, die sich bemühte, ihren unlenksamen Körper auf den Holzhaufen zu schleppen, um sich dort zu sonnen.
Harrod blieb stehen, um die Sache genauer in Augenschein zu nehmen, und man denke sich sein Erstaunen, als er einen großen Indianer langsam aus dem Wasser hervorkriechen und endlich auf dem Treibholze Platz nehmen sah. Der Indianer hatte seine Büchse verloren und begann das aus einer in seiner Schulter befindlichen Kugelwunde strömende Blut zu stillen. Harrod wußte, daß es der zweite von ihm verwundete Indianer war, der höchst wahrscheinlich ein Stück jenes Treibholzes, womit der angeschwellte Fluß jetzt angefüllt war, erreicht und auf diese Weise, trotz seiner bedeutenden Verwundung, sich schwimmend erhalten hatte.
Hier gab es eine Prüfung für einen Mann wie Harrod; sein Feind war verwundet und hülflos in seiner Gewalt; ihn gefangen zu nehmen, würde unmöglich gewesen sein, und ihn entschlüpfen zu lassen, hielt Harrod mit der seinem Volke schuldigen Pflicht nicht vereinbar. Er überlegte eine Weile, was hier zu thun war, denn erschießen konnte er den armen Teufel nicht.
Nachdem er seinen Entschluß gefaßt hatte, machte er einen weiten Umweg und näherte sich dem verwundeten Krieger heimlich und vorsichtig von hinten. Dicht an dem Treibholzhaufen stand ein großer Baum; hier legte Harrod, nachdem er ihn erreicht hatte, seine Büchse ab, trat dann plötzlich hinter dem Baume hervor und erhob seine Hände, zum Zeichen, daß er unbewaffnet sei.
„Uguh!“ stöhnte der verwundete Krieger und machte eine plötzliche Bewegung, als hätte er sich wieder in das Wasser stürzen wollen. Harrod legte seine Hand auf’s Herz und sprach zwei Worte in der Shawanee-Sprache, worauf der Indianer sich faßte, ihn einen Augenblick ernsthaft ansah und dann zum Zeichen der Unterwerfung sein Haupt neigte. Harrod half ihm das Ufer erklimmen, zerriß sein eignes Hemd und verband die Wunde mit kühlenden Kräutern, und dann, als er sah, daß der Indianer außer Stande war zu gehen, setzte er ihn auf seine breiten Schultern und trug ihn nicht nach der Station, sondern zu einer Höhle, die er als einen seiner Vorrathsplätze zu benutzen pflegte. Außer ihm wußte Niemand etwas von diesem Verstecke, und er hatte ihn zufällig entdeckt, indem er einen verwundeten Bären hineingetrieben hatte.
Der Eingang war sehr enge und mit Dorngebüsch verwachsen; wenn man dieses beseitigte, glaubte man vor einem tiefen Brunnen zu stehen, hatte sich aber das Auge an die Finsterniß gewöhnt, so konnte man allmälig einen trockenen weißen Boden entdecken. Harrod war mit Hülfe einer Baumleiter hinabgelangt. Diese Leiter, die vorzugsweise eine Gränzerrungenschaft ist, besteht einzig und allein aus einem kräftigen jungen Bäumchen, das dicht mit Zweigen besetzt ist. Nachdem man das Bäumchen gefällt hat, werden die Aeste ungefähr sechs Zoll vom Stamme abgestutzt und auf diese Weise zum Emporsteigen trefflich geeignete Sprossen gebildet.
Wenn man den Boden erreichte, der ungefähr zwölf Fuß unter der Oberfläche lag, befand man sich in einem kleinen, aber unregelmäßig gestalteten Gemache, dessen Decke mit zahlreichen schönen und phantastisch gestalteten Stalactiten behangen war, unter welchen am entfernteren Ende des Gemaches ein klares, helles Wasser ruhig in ein weißes rundes Becken sich ergoß, das es sich allmälig in den festen Kalkstein ausgegraben hatte.
Nachdem der kleine Bach in der Länge des Gemaches sich hingezogen, fand er endlich einen Ausgang in einer dunklen Höhlung der Wand, die ungefähr so groß war, daß ein Mann, der auf Händen und Knien kroch, hindurch gekommen wäre. Hier verschwand es, den weißesten Sand bespülend, in unerforschte Tiefen. Von der Spitze jedes der an der Decke befindlichen Stalactiten fielen Wassertropfen langsam auf andere Stalactiten, die sich erhoben, um jenen zu begegnen und die zum Theil die wunderlichsten Gestalten angenommen hatten. Ein ungefähr zwölf Fuß im Geviert haltender Raum der Decke und des Bodens dieses seltsamen unterirdischen Gemaches war trocken wie Zunder.
Ich bin in der Beschreibung dieser Höhle nur deshalb so genau und umständlich, weil ich sie einst besucht habe, und von den wunderbaren Eigenthümlichkeiten dieses Ortes seltsam überrascht wurde. Unter anderen Dingen bildet das beständige Tröpfeln des Wassers auf die weißen, klingenden Stalactiten eine Art leisen Harmonicons, dessen Lieblichkeit ich nimmer vergessen werde.
In diesem eigentlichen Verstecke verbarg Harrod, wie man sich erzählt, seinen verwundeten Feind, denn nachdem der edelmüthige Jäger einmal beschlossen hatte, ihm Beistand zu leisten, duldete es seine Großmuth nicht, dem stolzen Krieger eine Demüthigung zu bereiten, die für ihn schlimmer war, als der Tod, und ihn seinen weißen Feinden als Gefangenen zuzuführen. Harrod nahm sich seiner an, bis er wieder hergestellt war und besuchte ihn regelmäßig auf seinen Jagdausflügen. Als der Krieger wieder kräftig geworden war, versah ihn Harrod mit einem Vorrathe von Lebensmitteln und bat ihn, nach Norden deutend, zu seinem Volke zurückzukehren und diesem zu erzählen, wie das „Langmesser“ seinen verwundeten Feind behandelte.
Harrod wurde allenthalben sehr beliebt, denn seine vielen außerordentlichen Thaten und gütigen und menschenfreundlichen Handlungen waren nicht seine einzigen Ansprüche auf die Achtung und Dankbarkeit der jetzt schnell zunehmenden Bevölkerung von Kentucky. Seine männliche Weisheit und sein trefflicher Rath waren seiner Thätigkeit und Wirksamkeit im Felde vollkommen entsprechend; denn obgleich er bis zum Lebensende kaum seinen Namen schreiben konnte und fortwährend ein Mann von wenigen Worten blieb, so war doch eine kurze Aeußerung aus seinem Munde in jener stets von weit größerem Werthe, als alle glänzenden Reden, die ein schreiender Demagog in einem Jahre halten konnte.
Er war erwählter Oberst, sehr glücklich mit einer ächten Kentuckierin verheirathet und allgemein geachtet und verehrt, obgleich er kaum über sein Jugendalter hinaus war. Seine Bescheidenheit war unüberwindlich, und er ging scheu allen Ehrenbezeigungen aus dem Wege, die er irgendwie vermeiden konnte.
Merkwürdig ist es, daß ihn nicht einmal die Reize seines häuslichen Glückes, nicht die Liebe seiner Mitbürger oder die Anziehungskraft einer täglich sich mehr verfeinernden Gesellschaft jener eigenthümlichen Neigung zur Jagd entfremden konnten, durch welche sich Harrod vorzugsweise auszeichnete und die dem Jäger-Naturforscher, in welcher Gestalt er auch auftreten mag, so eigenthümlich zu sein scheint. Noch immer vergrub er sich, mit seiner Büchse ausgerüstet, Wochen und selbst Monate lang in irgend eine noch unentweihte endlose Wildniß, aus welcher er, mit den Trophäen seiner Jagd beladen, eben so unerwartet wieder hervor kam, als er verschwunden war.
So verschwand er auch einmal, um nicht wieder zurückzukehren. Welcher Zufall seiner Jagd oder welcher tödtliche Kampf mit seinen indianischen Feinden seinem Leben ein Ziel gesetzt hatte, war nie zu erforschen.
So starb ein ächter Held – einen Tod, den er sich wahrscheinlich freiwillig erwählt haben würde – in jener wilden, ernsten Einsamkeit, die er so zärtlich liebte und im ehrlichen Kampfe mit jenen Zufälligkeiten, welchen die Stirne zu bieten sein Stolz und sein Ruhm war. Angesicht gegen Angesicht vor Gott, der uralten Natur und seinem Feinde hörte das edle Herz zu schlagen auf, erschlaffte der starke, kräftige Arm.
Die winterlichen Winde haben fürwahr manches stattliche Mausoleum umweht, aber nie klagten sie ein großartigeres Requiem über einem edleren Grabe, als an jener wilden Stätte von Gestein und Waldung, wo James Harrod ruht. Er hinterließ, wie ich glaube, eine einzige Tochter, und in Harrodsburg und dessen Nachbarschaft lebt noch immer eine von ihr abstammende große Familie.
[477]Welche Pracht der Scenerie baute sich vor meiner Phantasie schon fast so lange ich denken kann, durch den Ton der Worte: „Bellaggio am Comer-See“ auf! Wie viele Reisepläne waren schon gemacht worden, um zu erforschen, in wie weit mein Phantasiebild mit der Wirklichkeit übereinkäme. Was aber mußte sich eben Alles vereinen, um den Vergleich möglich zu machen! Zeit, Geld, Jahreszeit, Wetter, Behaglichkeit der Stimmung an Ort und Stelle. Schon an den vier ersten Bedingungen scheiterten die Pläne manches Jahr. Anfang des Herbstes im Jahr 18… stand ich endlich auf dem Balkon meines traulichen Zimmers im Gasthaus zu Bellaggio. Die Reise war abgethan, Wetter und Stimmung köstlich, die Behaglichkeit, nach trefflichem Diner bei einer paradiesischen Luft und traulicher Wohnung, ließ nichts zu wünschen übrig. Dem schönen Abende war ein Tag vorhergegangen, der mir die Seele so sanft zum Genusse gestimmt hatte, wie die weiche Hand eines Mädchens eine Laute stimmt. Es giebt Tage, an denen nur Wohlklang in uns angeschlagen wird, wie es andere giebt, in denen uns nur Töne berühren, wie der des Stifts auf einer Schiefertafel; leise, unbedeutend, aber die Nerven bis zur Verzweiflung verstimmend. Ich weiß nicht, welcher Spötter solchen Tagen die treffliche Bezeichnung „Sommersprossentage“ gegeben hat. Sie sehen in der That verdrießlich aus, wie das Gesicht der hübschen Blondine, auf deren Näschen und Stirn sich die häßlichen Frühlingsgäste zeigen, und die tausend kleinen Unannehmlichkeiten sind die dunklen Fleckchen selbst.
Ein Morgen, der in Millionen blitzenden Thautropfen sein eigenes Lichtfunkeln spiegelte, hatte über der in purem Silber zitternden Fläche des Sees gelegen, als unser kleines „Pyroscapho“ von Como aus den Schnabel in den See drehte und die krystallklare Fluth mit leichtem und flüchtigem Ruderschlage zu spalten begann. Mit dem sanften und melodischen Rauschen eines Mühlwehres glitt der leichte Dampfer über die blendende Fläche des Sees dahin, und die sämmtlichen Kleider, Mantillen und Bänder der Damen flatterten nun schmeichelnd im Zuge einer holden, weichen Luft, die über den See dahinkräuselte und blos im blau-weißen Zeltdache, welches das Hinterdeck überspannte, fächelnde Wellen erregte. Es war ein Wetter, eine Temperatur, die dem gesunden Menschen vergessen machen, daß er einen Körper besitzt. Leichter, silberner Morgenduft lag noch auf den Ufern, deren edle Formen im größern Maßstabe an den Rheingau gemahnen, und eine Zeit lang schien es, als sei alle Farbe der Welt auf dem Decke des Schiffes vereint, auf dem alles Colorit rosiger Frauenköpfe, reizender Toiletten, Uniformen und bunter Touristenhabits glühte, während draußen nichts als farbloser Glanz war. Bald aber zog sich der Nebelflor auf den Ufern der Berge empor, die senkrechter fallenden Sonnenstrahlen ließen das himmlische Blaugrün des Sees erscheinen und die Villen und entzückenden Orte von Como bis Cadenabbia zogen im klarsten Sonnenlichte vorüber, während die glänzenden Dünste des Morgens, in majestätische Wolkenstreifen gezogen, auf den Kronen der Berge lagen, oder wandernde Schattenflecke auf dem See gleiten ließen. Bei Villa Pasta wurde der Durchblick auf den Monte Rosa, der wie Gewitterwolken in der Ferne lag, bewundert und dann der Villa der großen Sängerin ein Blick geschenkt, die lauschig in einer entzückenden Bucht des Sees liegt. Gegen zehn Uhr erreichten wir Cadenabbia mit seiner stolzen Villa Sommariva und seinen wie in einen Garten gezogenen Straßen und gestreuten Landhäusern. Eleganz, Wohlleben, Behaglichkeit schaut aus jedem Fenster der glücklichen Orte und blüht in jedem Oleanderstrauch, der seine Blüthensträuße aus dem Geklüft der Felsen und Mauern drängt. Schwerfällig schwammen, mit lang gespreizten Spinnenfüßen die klare Fluth schlagend, die breiten, plumpen Barken, mit denen die Gondoliere des Comer-Sees denselben befahren, von Bellaggio heran. Das Zelt, das schwer und lastig darüber lag, wurde auf einer Seite aufgerollt, die Ausschiffung geschah mit echt italienischem Lärm und dabei sehr langsam. Nach fast halbstündiger Fahrt schob sich die schwere Barke zwischen die leichten Fahrzeuge, die im Gondelhafen neben der Terrasse von Bellaggio auf dem sandigen Ufer lehnten und bald schloß ein gefälliger Kellner mir das kleine Zimmer auf, dessen ich am Eingange gedachte.
Was kamen nun für Tage des feinsten sokratischen Genusses, Tage jener contemplativen Ruhe im Anschauen der Schönheit der Welt, die, mitten im Vollgefühl der Existenz, unsere produktiven Kräfte ihrer Pflicht enthebt und nur Seele und Sinne, mit allen geistigen und leiblichen Organen, die holden Einwirkungen von Außen trinken lässt; Tage, wie sie nur im Lichte heiterer Stimmung und im Gefühle des Gleichgewichtes von Leib und Seele, auf der Sonnenseite des Lebens reifen. Die Morgen wurden auf dem Balkon meines Zimmers, unter dem die krystallgrünen Wellen des Sees ihr leises Nymphenspiel trieben und frische Kühlung heraufsendeten, verbracht. Im bequemen Lehnstuhl von Rohr sitzend, den vortrefflichen Kaffee und einen italienischen Dichter, oder einen gemächlich entstehenden Brief nach Norden vor mir auf dem Tisch und bei jedem Aufschlag des Auges den Blick in die Zauberscenerie des Ufers von Cadenabbia und den Glanz des Riesensmaragds des Comer-Sees tauchend, glaubte ich oft, losgehoben von der Erde, bevorzugten Wesen anzugehören. Dann kommt mit der steigenden Hitze eine lange entzückende Gondelfahrt kreuz und quer auf dem See von Bellaggio nach Menaggio, um die Insel Camacina herum, nach Dosso Avedo, Varenna oder Dervio, wo die drei Seen sich spalten und gewaltige Dioramenbilder in den Lecca-, Comer- und Colico-See sich öffnen. Ich lag unter dem luftigen Dache der Barke der Quer im Boot, eine selige Stille herrschte, nur unterbrochen vom Geplätscher der kleinen Wellen, die an den glatten Seiten des Kahnes hineilten, dem lässigen Ruderschlage meines Gondoliers, dem ich keine Eile empfohlen hatte, und dann und wann vom sehnsüchtigen Klange einer Glocke, oder dem unbestimmten Rauschen eines fernhinziehenden Dampfbootes. Das Zelt der Gondeln des Comer-Sees ist in der Mitte aufgehängt, man neigt es ohne Mühe bei den Wendungen des Kahnes nach der Sonnenseite. Je nachdem nun die Gondel schwankte, oder völlig gerade schwamm, tauchten mir, der ich auf dem Rücken lag, bald die rhätischen Alpen, bald der Monte Croccione, bald die Höhen hinter Bellaggio, gleichsam von oben aus dem Himmelsblau, in welchem, bei völliger Ruhe der Gondel, der Blick badete.
Mein Gondolier war ein schweigsamer, prächtiger Bursch. Krausköpfig, kupferroth verbrannt, mit nervigen Fäusten in rothem Blousenhemd, den schwarzen Rohrhut keck auf der Seite, war er, mit seiner blau und weiß bezelteten Gondel, ein farbenglänzender, herrlicher Vordergrund, zu den harmonischen, großen Tönen der zaubervollen Gegend dahinter. An einem Morgen war frischer Wind, da segelten wir. Das war eine Lust! Die Barke flog über die hochgehenden Wellen und es war ein Stieben von Diamanten und ein Funkeln von Lichtstrahlen und Farben um uns, als wollten mich die kleinen Feen des Sees mit ihrem Reichthum blenden, während die großen Gottheiten der Ruhe mit heiterm Ernste dem kleinen Treiben von den Höhen der sonnenbeglänzten, gewaltigen Berge zuschauten, um deren Stirne sich prachtvoll geformte Gewölke, wie ernste Gedanken der stolzen Geister, sammelte.
Die Wasserfahrt schärfte den Appetit und anders, aber nicht unangenehmer als bei der Abfahrt gestimmt, sah ich die Gondel zur Zeit des Mittagsessens den Schnabel auf den Sand unter der Terrasse von Bellaggio schieben. Diese Terrasse tritt bis an den See aus, und ist mit Kugelakazien dicht überschattet; aus der Spalte ihres alten Gemäuers schob sich blühender Oleander, und über ihre Brustwehr neigten sich die Köpfchen unserer allerliebsten Tischgenossinnen, eben so rosig wie die Oleanderblüthe darunter. Es waren Engländerinnen in der zierlichsten Bedeutung dieses Wortes; schlank, fein, mit dunkelm Haar und brillantem Teint. Die Eine saß angelnd auf der Balustrade, die Andere zeichnete. Was die Erstere fing, weiß ich nicht, Fische hab’ ich nie an ihrer Angel gesehen; wohl aber saß ein junger, kräftiger, englischer Bursch unter ihr auf einem Stein im See und angelte auch. Täglich zweimal sprachen sie drei Worte mit einander: „What did you get? Nothing worth mentioning!“ Die Hände der Andern waren weit hübscher, als ihre Ansicht von der Villa Serbelloni oder dem Monte Croccione, oder gar ihre Skizze vom Apoll der Villa Sommariva, der Sir Charles Napier [478] täuschend ähnlich sah. Außer mir war kein Deutscher da. Fast wie ein Deutscher sah aber ein langer, fataler Amerikaner aus, der auf meine Frage nach dem Eindrucke der Niagarafälle zähnestochernd sagte: „O ja, sie sind sehr schön!" Dies Volk ist durch und durch Karrikatur des englischen. Dann ein allerliebster Franzose, der eigentlich keinen geselligen Fehler hatte, als den, die ganze Welt nur in Bezug auf Paris zu betrachten. „Quel bruit de de lac de Come!“ rief er, eine Papiercigarette ansteckend, aus. „Ce n’est[WS 1] pas grande chose, c’est un petit lac pour embellir le bais de Boulogne!“ Alles Uebrige waren Engländer, die immer sieben Achtel der Bewohner vom Gasthaus zu Bellaggio ausmachten. Das Verdienst aber haben sie, dies kleine Hotel zu einer Perle des Comforts dressirt zu haben. Und ein gutes Diner, ein gutes Bett läßt das Paradies einer wundervollen Gegend nicht im Preise sinken, denn was man auch sagen möge, die Welt sieht anders aus, wenn man in einem englischen Bett gut geschlafen und Geflügel mit leichtem, edeln Bordeaux gefrühstückt hat, als wenn man sich von stachlicher Streu erhebt, von Käfern und Schaben die ganze Nacht belästigt, am Bache mit den Fliegen Toilette macht und die Wanderung zur Anschauung der freien Schönheit der Welt mit schwerem Brot und saurem Bier im Magen antritt. Nur die schwärmende Jugend kann letzteres schön finden, der erfahrene Reisende wird sich dadurch nicht verstimmen lassen, aber – lieber wird ihm doch das Andere sein! –
Das Diner war vortrefflich in Bellaggio. In einem Anbau auf der Terrasse servirt, bot es die Vorzüge der englischen Tafel mit den herrlichen Produkten des Südens vereint. Reine, edle Weine standen in Eis, und um die Hitze des Nachmittags, die schwer und golden auf der Gegend lag, von den Tafelnden abzuhalten, wurde der Vorbau süd- und westwärts mit Teppichen verhängt, und diese fortwährend durch Bespritzen mit kaltem Quellwasser kühl gehalten. Die Conversation, für welche die malende Miß sich sehr besorgt zeigte, war lebhaft, wenn auch nicht geistreich, die Frauen hübsch, die Männer charakteristisch; die wundervolle Welt von draußen schaute majestätisch herein, der Contrast des Mikrokosmos an der Tafel mit dem Mikrokosmos da draußen war von so erhöhender Wirkung, das Leben glühte und pulsirte in Nähe und Ferne in so tiefen und saftigen Farben um mich, daß ich die Tafelstunden in Bellagio wahrlich nicht unter die verlorenen zähle.
Hatte der Mittag mit seinem erhöhten äußeren Leben den Verkehr mit Menschennatur erlaubt und bedingt, so vertrugen dies die Genüsse nicht, die ich mir am Abend gewährte. Wenn die wärmeren Tinten der schrägeren Sonne aus den rhätischen Alpen zu liegen begannen, machte ich mich auf den Weg hinauf nach der Villa Serbelloni mit ihren Zaubergärten. Schwül war das Aufsteigen durch die steilen Straßen des kleinen Orts Bellaggio, dann wurde ein eisernes Thor geöffnet und der Weg zog sich in Serpentinen [479] am Berge empor. Erst zwischen Fruchtbäumen und Weinberg, und dann unter immer höher werdende Waldbäume hinein. Welche Vegetation in diesem gesegneten Parke!
Alle die Herrlichkeit des südlichen Europa mit dem ernsten Reize des nordischen Waldes gemischt. Die Clematis klimmt an der Buche, der Feigenbaum breitet seine breiten grünen Blätter zwischen das starre, edle Laub der nordischen Eiche und an der Mauer der Villa Serbelloni selbst begrüßt der Wanderer zuerst mit freudigem Ausrufe die wahrhaftigsten Verkünder südlichen Klimas: gewaltige Agavenpflanzen, die, zu einer Hecke gezogen, den obern Hof der Villa von dem Wege trennen. Welch ernster, stolzer Trotz ist im Charakter dieser gewaltigen Pflanzen mit den strengen Linien ihrer unbeugsamen Blätter, die sich kaum im Sturm bewegen und in dem saftigen Blaugrün derselben, das wie ein Widerschein des südlichen Himmels auf dem Grün der Blätter, das wir gewohnt sind, schimmert.
Die Villa selbst ist ein unbedeutendes Gebäude; fast zu anspruchslos für unsern nordischen Geschmack gebaut und gehalten. Die Jalousien sind verwittert und ausgebrochen, Bewurf ist von den Wänden gefallen, Moos nistet im Verein mit Blüthenpflanzen auf den Mauervorsprüngen. Und doch residirt der Besitzer, der Principe Serbelloni, österreichischer Feldmarschalllieutenant, jährlich einige Wochen hier. Wie reich oder wie arm muß der Mann sein, der hier nur einige Wochen zubringen kann! – Die Stelle, welche die Villa mit ihrem Parke einnimmt, ist vielleicht die schönste am Comer-See und übertrifft an Gunst der Lage die der anderen Villen, Melzi, Sammariva etc. ebenso sehr, wie sie von diesen an Schönheit der Baulichkeiten und an Unterhaltung des Parkes übertroffen wird. Der Park bedeckt nämlich die schönste Höhe der Spitze, an der die drei langen Seen, welche vereint den Comer-See bilden, zusammenstoßen, und indem man sich um sich selbst dreht, kann man die herrliche Perspektive dieser wundervollen Wasserfläche überschauen.
Mit hohem Geschmack und Glück sind die Durchblicke construirt, die man von den Ruhepunkten des Weges hat. Einen derselben, auf halber Höhe, überschattet eine Clematis seltener Dimension, die an der darunter gelegenen Felsgrotte wurzelt. Ihre schwankenden, leichtbefiederten Ranken geben dem Bilde der Aussicht einen feinen und zierlichen Rahmen. In dem dahinter liegenden Wasserbecken schießen in üppiger Fülle Feuchtigkeit liebende Pflanzen, hohes Rohr und zur Sommerzeit breitblättrige Pathosgewächse und Phormien auf. Nordische, gewaltige Waldstämme mit Pinien und Maronenbäumen gemischt, strecken ihre zackigen oder saftgebogenen, dunkel oder goldgrün befiederten Aeste in den warmen Himmel empor und oftmals, wenn ich bei der tiefsten Stille des Sommernachmittags den leichten Windhauch über den Wald daherkommen hörte, und das melodische und vertraute Brausen in den Tannenwipfeln von dem hellern, fast klappernden [480] Ton in den starren Blättern der südlichen Bäume und Büsche, der Kastanie, dem Lorbeer und Oleander unterschied, bis dann unmittelbar neben mir die großen Blätter der Wasserpflanzen wie grüne Tücher flatterten, so war es, als redeten hier, an der Grenze von Süd und Nord, die Geister beider Regionen vernehmlich mit dem Menschen. Mit einem Buche in der Hand, in vollkommener Ruhe auf eine Bank oder in’s Moos gestreckt, bald in mein Buch, bald auf die paradiesische Welt, bald in den tiefen Himmel blickend, erwartete ich hier den kühlern Abend.
Wenn die Sonnenglut auf den Baumwipfeln aus Gold in Roth überzugehen begann, stieg ich ein Stück herab, wendete mich auf die Südseite des Höhenzugs, ging über einen Vorplatz der Villa, wo auf niedern Steinpostamenten in großen Kübeln Palmen, Dracaenen und Bananen die Fernsicht trennen, und nahm meinen Platz unter einem kleinen Wäldchen, zu dessen Fuß sich eine Felswand absenkt, die, gerade gegen Süden gelegen, die ganze Gunst des hiesigen Klima’s genießt. Cacteen aller Art wuchern im Freien neben kräftigen Agaven, und selbst Dattelpalmen und Bananen wagen es, aus dem freien Boden aufschießend, die feingefiederten oder gewaltigen Blätter im Windhauch zittern zu lassen. Ein wohlgehaltener Weg führt durch diese tropische Vegetation hin, eine Felsengrotte bietet Schutz gegen die Glut der Sonnenstrahlen, und am Abend, wo der Bergschatten dort ruht, während sich die wunderbare Scenerie des Sonnenuntergangs auf dem See entwickelt, war das Plätzchen, das ich gewählt hatte, ein wahres Observatorium der Herrlichkeit der Welt. Drunten auf dem Wege saßen dann meist unsere Engländerinnen aquarellirend und der Ton ihres Geplauders war nicht der harmonischste in dem großen Zusammenklange.
Nach und nach tönte sich mit der sinkenden Sonne das Grün des Sees zum tiefen Blaugrün ab, das am Fuß der westlichen Berge fast schwarz war, und nur von Nordwesten über die rhätischen Alpen her, die in Goldduft schwammen und deren feinen und seltenen Schneelinien wie Lava glühten, goß sich ein breiter und mächtiger Glutstrom mit den klaren Bildern all der Goldgewölke am Himmel durchwirkt, auf dem Seegewässer hin, bis an das Ufer von Varenna, bis an den Fuß des Berges, auf dem ich stand. Durch die Thäler des westlichen Seeufers, das der Oroccione, der Ossuccio, der La Frona als höchste Spitzen krönen, schoß das Licht der scheidenden Sonne, sichthar wie Millionen Glorienstrahlen, nach dem Ufer von Varenna hinüber und übergoß die hohen Gipfel des Legnoncino, des Maggio und vor allem den gewaltigen, 8000 Fuß hohen Legnone mit sattgefärbten, tiefen Orange- und Goldtönen, gegen welches sich das davor liegende und im Schatten bleibende Vorland von Varenna, mit dem Sasso Mattolina, der Villa Venini und seinen bewaldeten Höhen in fast kaltem Blau abschied. Dies Blau zog sich tief hinein in den Lacco-See, über dessen Mitte eine feine Abendnebelschicht ruhte, als bezeichnete sie den Weg der Adda in dem bewegungslosen, spiegelnden Seegewässer. Die reichsten Glorienstrahlen umglühten aber das Haupt des riesenhaft, kühn und doch so unendlich edel geformten Monte Croccione, hinter dem die Sonne gesunken war. Tief violett, mit seinen schrägen, gewaltigen Gebirgsschichten gegürtet, stand er vor dem hohen Abendrothe. In der tiefen Schlucht, die ihn seiner Höhe nach fast senkrecht spaltet, und die eine weiße, mächtige Gesteinschicht beinahe rechtwinklich kreuzt, qualmten die Abendnebel auf, die aus der Schlucht heraufdampften und da, wo sie den Gipfel überstiegen, wie die Flammensäule eines Vulkans glühte. In den tiefen, warmen Tinten, die den See von Como duftig überhauchten, lag die Isola Camacina wie eine ernste dunkelblaue Masse mit langem, graublauem Schatten.
Dazu das Goldgrün der im letzten Abendlicht glühenden Bäume um mich und über mir, der Rosenton der weißen Villen, das leise Flüstern der Blätter und Tannennadeln im lauen Hauch der Abendluft. – Die Welt war so reich, so liebevoll sanft bewegt wie eine Wiege, in der alles süß in Schlummer gewiegt wird. Kam dazu noch der unendlich sehnsüchtige Ton der Abendglocken, der vor allen andern die Macht hat, holde Heimathgefühle zu wecken und das ferne Rauschen eines langsam dahinziehenden Dampfers, so fühlte ich mein ganzes Wesen von der Ruhe durchdrungen, die ich in Bellaggio zu suchen gekommen war.
In etwas harter Weise störte mich in dieser fast absoluten Ruhe die helle Stimme der hübschen Engländerin, unsere Tischgefährtin, die ihr Malgeräth eingepackt hatte und von ihrem Standpunkte am Fuße des Abhanges her zu mir heraufsprach, während ihre Gefährtinnen auch ihr Arbeitsgeräte und abgelegten Kleidungsstücke zusammenholten. Sie steckte die vom Abendthau etwas zu lang gewordenen Locken zurück und stand, gegen den dunkel gewordenen See, in warmem günstigen Lichte abgehoben, unter mir.
„Sind Sie nicht von der Parthie heut Abend?“ fragte sie mich. „Sie wird allerliebst werden! Mondschein, Musik, Serenade, Fackeln und im Hintergrunde ein bal champêtre,[WS 2] Sie begreifen, wie mein Mädchenherz schlägt!“ rief sie in allerliebstem Muthwillen herauf.
Ich wußte von keiner Parthie.
„Kommen Sie herunter,“ fuhr sie fort, ihren breiten Strohhut aufsetzend und die bunten Bänder über die Schulter zurückwerfend. „Gehen Sie mit uns nach Bellaggio hinab, und unterwegs erzähle ich Ihnen, was heute alle unter Mousselin und Barrege schlagenden Herzen bewegt und alle Köpfe beschäftigt, die kurz geschorenes Haar tragen.“
Ich war nicht in der Stimmung, das reizende Schellengeklingel von Mädchengeplauder mit anzuhören, jeder Deutsche hat aber die Verpflichtung das Sobriquet: „Bär,“ das der ganzen Nation anhängt, so weit immer an ihm ist, Lügen zu strafen; überdies war die Einladende allerliebst, also machte ich mit einem Seufzer, den ich mir halb und halb selbst heuchelte, das Buch zu und stieg herab. Auf der Terrasse unter den Palmen holte ich die Gesellschaft ein.
„Kennen Sie die junge Fürstin S.?“ fragte mich die liebenswürdige Miß, noch ehe ich ganz nahe war.
„Nein!“ antwortete ich.
„Ach!“ rief sie mit einem Erstaunen, das sich so tief auf ihrem Gesichte spiegelte, daß ich es selbst durch die Dunkelheit gewahr wurde. „Nun, dann doch die Damen, die das Ruderboot haben?“
„Nein!“
„Quelle ignorance,“ rief sie, die Hände zusammenschlagend, „wie soll ich es denn dann anfangen, Ihnen zu beschreiben, was wir vorhaben!“
„Ich kenne aber ein allerliebstes, kleines, schneeweißes, zartgebautes, mädchenhaftes Regattaboot,“ sagte ich fast schüchtern.
„O, dann kennen Sie die Hauptsache, dann ist es gut!“ rief sie, mich unterbrechend aus. „Nun, sehen Sie, dies Boot gehört vier – oder sechs – , ich weiß es nicht, jungen Damen, die den Teint ihrer Hände daran riskiren, es zu rudern, die Gefahr ist nicht groß, ich rudre selbst oft mit, da sehen Sie, ob es schadet,“ und damit hielt sie mir eine allerdings vollkommen unverdorbene, schmale und weiche Hand hin, die ich in der Dunkelheit des Waldweges allerdings nur durch das Gefühl, auf das Ehrerbietigste untersuchte. „Unter diesen Damen,“ fuhr die Miß fort, „ist die junge Fürstin S., die alle hiesigen Brünetten in Schatten stellt.“
Ich besann mich, daß die Miß blond war.
„Dieser jungen Prinzessin Geburtstag ist heut. Es ist Mondschein, die Damen eine Parthie auf ihrem Boote. Sobald der weiße Wasservogel, ich hoffe, Sie werden darunter nichts anderes als einen Schwan denken,“ setzte sie lachend hinzu, „in See ist, läßt mein Cousin – Sie kennen ihn, er sitzt immer neben mir – hier von der Terrasse aus Leuchtkugeln steigen und dann – Nun, das Uebrige werden Sie schon sehen! Ich rathe Ihnen aber, eine Gondel zu bestellen und da – da sehen Sie,“ rief sie aus, indem sie auf einen hellerleuchteten Hausflur deutete, in welchem große Papierlaternen auf Stöcken aufgestellt waren. „Da kaufen Sie sich solch’ eine Laterne und thun Sie damit, was mein Cousin thun wird. Erlaubt soll es Ihnen übrigens sein, an unserm Beispiel zu lernen, wie Sie sich ferner zu verhalten haben.“
Wir waren indeß durch die heiße Straße von Bellaggio herabgekommen und standen vor der Terrasse des Hotels, sie machte mir eine leichte Verbeugung und sprang davon. Noch indem die Damen um die Ecke bogen, hörte ich, wie ihre Mutter sich scheltend und mißlaunig über ihr allzu naives Plaudern äußerte.
Das Abendroth war ganz verglommen, der im Wasser auf dem Gebirge hinziehende Mond nahm mehr und mehr seinen sommerlichen, dunkelgoldnen Glanz an, die größeren Gestirne begannen im See zu zittern, der vollkommen spiegelglatt lag. Nur wenn mit trägem Ruderschlage eine Barke fern oder nah hinglitt, zogen langsam weiche Wellchen über die diamantne Fläche, um endlich [481] nach langer Zeit murmelnd am Ufer zu verenden und dann wieder dem Summen der Abendfalter und verspäteten Bienen und Käfer die Herrschaft der Tönewelt allein zu überlassen. Melodisch klang zuweilen der Ruf eines Barkenführers aus großer Ferne, vom Wasserspiegel und der Abendluft getragen, herüber. Nach und nach glimmten auch die Lichter in Cadenabbia und Menaggio auf, und wenn eins erschien, schoß ein goldener Pfeil hinab in den See, der dann leise zitternd stehen blieb.
Lebhaft contrastirte von der Ruhe des ganzen Sees der Raum um die Terrasse von Bellaggio her. Die Bäume, die dicht die Terrasse beschatteten, glühten von unten her von vielen Lichtern beleuchtet, die auf den Tischen der fröhlichen Gesellschaft standen im hellen Goldgrün. Es wurde gelacht, und emsiges Hin- und Hergleiten der Schatten von Männer- und Frauengestalten vor den Lichtern deutete auf Vorbereitungen zu Wichtigem hin. Dann und wann wurde auch eine Folge kurzer, halb verhaltener Töne hörbar, als würde ein Instrument gestimmt oder probirt. In den Gondeln, die dichtgedrängt am Gondelhafen lagen, wurde hier und da geklopft, und eine große Barke lag, durch die Terrasse versteckt, jenseits im See. Zwischen den schwerfälligen Barken bemerkte ich das lange, schlanke und feine Boot der jungen Damen, in welchem so eben die leichten Ruder von einem elegant matrosenmäßig gekleideten, jungen Manne geordnet und Shawls und Mantillen von einem Diener in Livree niedergelegt wurden.
Neugierig und hungrig stieg ich auf die Terrasse empor, nachdem ich mir die Gondel meines wackern Barkenführers für den Abend auf alle Fälle gesichert hatte. Hier herrschte lebhafte Thätigkeit, die sich sehr deutlich als eine solche kundgab, welche den einigermaßen außergewöhnlichen Unternehmungen wohlhabender Touristen vorauszugehen pflegt. Diese Thätigkeit hatte einen ganz eigentümlichen Charakter, der sich fast nicht bezeichnen, sondern nur empfinden läßt. Allenfalls kann man sagen, es ist die Thätigkeit des schweren Beginnens durch die feste Faust des Dieners und des leichten Vollendens durch die feine Hand des Herrn oder der Herrin; die Thätigkeit, die nur das eigne Behagen vorbereitet oder höchstens nebenbei noch das einer Dame, welcher der Hof gemacht wird – eine Thätigkeit, die, kritisch beleuchtet, miserabel, und wenn man mitten drin ist, charmant erscheint.
Der Theetisch der Engländer war hier, von mehren Windlichtern erhellt, servirt, doch hatten nur die älteren Mitglieder der Gesellschaft daran Platz genommen. Die jüngeren Herren saßen auf der Balustrade, die Beine nach dem See hinabhängend und sprachen nach der großen Barke hinab, andere instruirten ihre Diener und Barkenführer Papierlaternen und Fackeln auf Stäben und in den Booten zu befestigen, andere, unter denen der mehrerwähnte, sehr nette Cousin der Malerin, der seine Papierlaterne wie einen Thyrsusstab schwang, debattirten an einem andern mit Noten bedeckten Nebentische, mit dem Vorstande der Musikbande. Eine Leiter war von der Terrasse hinab in die große Barke gelegt, und ich sah eine dunkle Musikergestalt nach der andern, Horn, Trompete, Posaune oder sonst dergleichen Blitzendes unterm Arm, über die Brüstung hinweg verschwinden. Die große Barke war sinnreich genug eingerichtet, um beleuchtet auf dem See Effekt zu machen. Man hatte das Orchester wohl sechs bis sieben Fuß erhöht, wie eine Art Verdeck darauf gebaut, und es sollte offenbar mit Pechfackeln beleuchtet werden, während eine Reihe kleiner Windlichter den Bord des Fahrzeugs säumte. Diese Barke lag, wie erwähnt, durch die Terrassedämme verdeckt, die vom Gondelplatze aus in den See gingen. Ich beschloß, die Entwickelung des Drama’s abzuwarten und mich überraschen zu lassen, nahm daher dem Amerikaner gegenüber, der schweigend abseits an einem Tische saß, von dem aus man den Gondelplatz deutlich übersah, Platz, ließ mir eine treffliche Seeforelle und eine Flasche Bordeaux geben, und glaubte nun des Kommenden in Ruhe gewärtig sein zu dürfen. Der gute Geist der Mahlzeiten war mit mir, ich schob eben den Teller zurück, als ich fröhlich lachende Frauenstimmen auf dem Quai hörte, und fünf junge Damen von dem Cavalier in Matrosentracht und zwei Dienern gefolgt, mehr laufend als gehend, mit flatternden Mantillen und Hutbändern, die breiten, runden Strohhüte im Luftzug auf- und abklappend, auf das weiße Boot zueilen sah. Der Cavalier hüpfte hinein, reichte die Hand zu, welche die „seetüchtigen“ Damen fast alle ausschlugen und im Nu im schwankenden Nachen standen.
Langsam wirrte sich das liebliche Durcheinander von Lachen, Rufen, Plaudern, Aufschreien, ohne welches niemals eine Unternehmung junger Damen beginnt, auseinander; eine der Damen hatte mit dem Herrn am Steuer Platz genommen, die vier andern sich auf die Ruderbänke geordnet. Die Mantillen fielen und wurden den Dienern zugeworfen, die Damen zeigten sich nun alle als weißgekleidet. Seemäßige Ruhe ward auf dem Boote, die Damen legten die kleinen, zierlichen Ruder ein, ein Gondelführer schob das leichte Gefähr vom Ufer, graziös neigten sich die vier schlanken Gestalten nach vorn, die Ruder schlugen taktmäßig ein und fort schoß das feine Boot wie ein Schwan hinaus auf die weiße silberglänzende Fläche des Sees.
„Welche ist die Fürstin S.?“ fragte ich den Amerikaner.
„Ich weiß nicht!“ antwortete er, die Beine streckend, die Zähne stochernd und den Kopf nicht nach dem reizenden Bilde des immer undeutlicher werdenden Bootes umwendend; in demselben Augenblicke erhielt ich einen leichten Schlag mit dem langen Stiele einer Papierlaterne, und meine freundliche Malerin glitt am Arme des Cousins an mir vorüber, dem Gondelhafen zu. Jetzt bemerkte ich das Treiben ringsumher. Ueberall wurden Papierlaternen und Fackeln angezündet, und wie ein Schwarm Johanniswürmer und großer Leuchtkäfer ergoß sich die Gesellschaft in die Barken. Zugleich auch bog das Musikschiff, wie ein Flammengebilde im See gespiegelt, um die Ecke der Terrasse. Der vielerwähnte Cousin trat wieder in meine Nähe, schlug sein zierliches Messer in einen Zeltpfahl, hing eine Rackete darauf und zündete sie mit seiner Cigarre an. Brausend schoß sie hinauf in den tiefen südlichen Himmel und streute, wie glühende Rubinen, purpurne Leuchtkugeln durch das blaue Mondlicht herab. Nun strömten die Barken vom Gondelplatze hinaus, der schimmernde See wurde von hundert Rudern strudelnd aufgewühlt, und wo einen Augenblick vorher nur das Silber des Mondes wie in einem Stahlschilde geglimmt hatte, flimmerten jetzt unzählige Lichtpunkte in allen Farben durch den ruhigen Glanzstrom, den der Mond auf den See goß. Fast gleichzeitig tauchten wandernde bunte Sterne in allen Uferorten in Balbiano, Tremezzo, Cadenabbia, Varenna, Menaggio auf. Alle diese Lichterscheinungen zogen mit planetarischer Ruhe einem Schwerpunkte zu, der in dem kleinen, weißen Boote, welches wie ein zartes Wölkchen auf der Seefläche ruhte, zu liegen schien.
Erst als ich das entzückende Schauspiel mit seinem großartigen Hintergrunde von abendnebelgekrönten, matt im Mondlicht stehenden, großen Gebirgen betrachtet hatte, entschloß ich mich, meine Barke zu besteigen, die einsam mit ihrer rothen Laterne noch im Hafen lag, um der feenhaften Flotille zu folgen. Noch ehe ich sie erreichte, hatten sich alle die leuchtenden Punkte zu einem wahrhaften Lichtgeschmeide dicht um den kleinen, weißen Nachen gesammelt und von der Orchesterbarke her brach jubelnd Musik, die ordentlich über den See dahinrollte, durch die erhabene Nachtstille. Was man spielte, weiß ich nicht, es war sehr schlechte, lärmende, neuitalienische Musik. Was hätte ich jetzt für zwanzig Takte Mozart oder Cherubini gegeben! Doch war es immerhin Harmonie, was ich hörte, und ich hielt mich fern genug, um nur den holden Eindruck der Tonwellen zu erhalten. All die Lichtwelt von schwärmenden Punkten, mit dem flammenden Orchesterschiff in der Mitte, zog sich unter dem Monde und durch sein Licht hindurch, hinüber nach der Villa Sommariva. Um zehn Uhr verlor ein Rubin, ein Smaragd um den andern sein Feuer, die Lichter verloschen, das Orchesterschiff verstummte, dafür aber glänzten die Fenster der Villa hellauf, der Ball begann dort, und noch lange, während ich mich bis zum Untergange des Mondes, der mit goldenen Hörnern majestätisch hinter dem Croccione versank, auf dem See wiegen ließ, klangen zuweilen verstohlene Tanzrhythmen durch das leise Plätschern des Ruders hindurch, das mich gemächlichen Schlags heimwärts führte.
[482]Der elektrische Telegraph durch’s atlantische Meer zur Verbindung Amerika’s und der alten Welt über England, von welchem schon öfter die Rede war und zwar in Verbindung mit dem Plane einer elektrischen Sprechkette um die ganze Erde, geht seinen Gang ruhig und rüstig fort zur Vollendung. Eine Zeitung New-Yorks bringt über den jetzigen Stand der Sache folgende Mittheilung: „Die telegraphische Communication zwischen Amerika und Europa, als Vorläuferin einer um die ganze Erde, ist eine zu große That für einen einzigen Helden. Doch halten die damit beschäftigten Personen das Werk bereits als sicher zur Ausführung. Die Erfahrung, welche man mit dem Telegraphen zwischen der Krim und England durch’s schwarze Meer gemacht hat, bestärkt diese Sicherheit. Von Balaklava bis Varna ist der unterseeische Draht 350 englische Meilen lang. Diese Länge hindert die Kraft des elektrischen Fluidums nicht im Geringsten. Die Länge des Drahtes zwischen Ireland und Newfoundland, dem nächsten Punkte Amerika’s, wird 1750 Meilen sein. Die genauen Untersuchungen des atlantischen Meeresgrundes von Seiten der amerikanischen Regierung haben ergeben, daß der Grund hier, mit Ausnahme von 200 Meilen an der irischen Küste, durchaus aus einer sandigen Ebene besteht, so daß man blos die 200 Meilen voller Gebirge und Zacken zu umgehen braucht, wodurch die 1600 Meilen Entfernung in gerader Linie durch Umweg zu 1720 werden. Der amerikanische Theil der Arbeit wird durch das Kapital von acht reichen Privatpersonen besorgt. Sie legen den Draht von Newfoundland bis New-York. Cyrus Field, ein Mitglied der Compagnie, ist eben von England, wo er mit der englischen Compagnie abgeschlossen, zurückgekehrt. Die amerikanische Linie wird 1200 Meilen lang, mit blos 71 unter dem Golf des St. Lorenzoflusses hin. Die Kosten sind auf 11/2 Millionen Dollars berechnet. Auf Newfoundland allein arbeiten schon seit einem Jahre 600 Menschen, um Wüste und Wald zu klären. Sie bekommen außer Lohn große Strecken Landes in dieser bisher unbekannten, wilden Gegend. Der Draht für den Lorenz-Golf ist schon von England abgegangen. An dem Drahte durch’s atlantische Meer wird in einer dazu besonders eingerichteten Anstalt bereits gezogen und gesponnen. Es wird die riesigste, heroischste Arbeit sein, die unser dampfendes, industriell erfinderische und schöpferisches Jahrhundert aufweisen kann, eine Heldenthat, gegen welche alle blutigen Schlächtereien vor Sebastopol zu einer barbarischen, großartigen Kleinigkeit des Unsinns, des Unvermögens und der Heuchelei herabsinken.“
Noch eine Elephantengeschichte. Die Zeitung: „Buffalo[WS 3] Democrat“ erzählt folgenden Vorfall mit den Worten eines Augenzeugen: Unlängst besuchte eine Menagerie das Städtchen Johnstwon, Grafschaft[WS 4] Herkimer. Die abreisende Gesellschaft mußte über eine schwache hölzerne Brücke, über welche alle Thiere auch glücklich hinweg kamen bis auf zwei Elephanten, die sich standhaft weigerten, darüber zu schreiten. Sie wurden mehrmals gegen die Brücke getrieben, aber jedesmal schreckten sie zurück, nachdem sie mit ihrem natürlichen Scharfsinn die schwache Struktur derselben untersucht hatten, theils mit den plumpen Füßen vorsichtig probirend, theils mit den Rüsseln prüfend und fühlend, dann in das tiefe Wasser zwischen steilen, dreißig Fuß hohen Ufern hinabblickend. Endlich wurde der Wärter wüthend und stachelte sie mit seinem Eisenstabe zur Verzweiflung, daß sie mit einem eigenthümlichen Brausen des Schwerzes endlich in größter Hast über die[WS 5] Brücke hinwegzukommen suchten. Aber es zeigte sich sofort, wie richtig die Elephanten sich und die Brücke beurtheilt hatten: die Brücke brach krachend zusammen und stürzte beide Thiere in den reißenden, tiefen Fluß hinunter. Der eine ward jämmerlich an den Vorderblättern der Füße und außerdem bedeutend verletzt, der andere kam merkwürdiger Weise ganz unversehrt unten an. Nun entwickelte sich eine Scene, die manchen civilisirten, in der Religion der Liebe erzogenen Menschen beschämen wird. Dem verletzten und gebrochenen Elefphanten ward am Ufer des ziemlich tief gefallenen Wassers eine Art Bett bereitet und der andere angetrieben, der Menagerie zu folgen. Aber keine List, keine Lockung, keine Prügel mit der eisernen Keule vermochten ihn, seinen kranken Collegen zu verlassen. Tag für Tag lag der kranke Elephant, unfähig aufzustehen, und wurde jeden Tag schwächer, Tag für Tag wachte und sorgte der gesunde an seiner Seite. So vergingen drei Wochen, als das Wasser bedeutend zu steigen anfing und drohte, das kranke Thier am Flusse zu ertränken. Der Wärter suchte es daher mit Gewalt fortzubringen um es zu retten. Aber es konnte durchaus nicht aufstehen. Jetzt versuchte der Wärter in seiner Wuth, es durch den Stich einer Mistgabe zur äußersten Anstrengung zu zwingen. So wie dies der gesunde Elephant sah, riß er ihm die Gabel aus den Händen, zerbrach sie in Stücken, schleuderte sie weit weg und über seinen kranken Collegen gebeugt, blickte er mit solcher Wuth und Entschlossenheit um sich, daß der Wärter jeden weitern Versuch für lebensgefährlich hielt. Er bewachte und beschützte den kranken, wehrlosen Freund, bis er todt war und erlaubte bis dahin dem Wärter nie wieder, sich zu nahen. Jetzt, als er sich von dem Tode des Collegen überzeugt hatte, ward er wieder willig und gehorsam und folgte geduldig der Menagerie nach.
Ist hier nicht Verstand, Scharfsinn, Edelmuth, Liebe, wie kaum unter Menschenfreunden?
H. in Dr. Ist Ihr Glaube an die Menschheit bereits so weit gesunken, daß Sie der Uneigennützigkeit einzelner Braven nicht mehr trauen? Womit hat der Mann, dem Sie als Grund aller seiner Bestrebungen bloße Geldgierde vorwerfen, diese harte Beschuldigung verdient? – Wie einst der edle Adelbert von Chamisso auf seiner Reise allenthalben, wo er konnte, in fernen wilden Gegenden und Eilanden, eine Hand voll Getreide ausstreuete, damit, wenn einstmals Menschen an diese Stätte kämen, sie eine nährende Frucht vorfänden, so streut der Mann, den Sie jetzt mit Vorwürfen überhäufen, überall, wo er auch immer hinkommt, in Gesellschaften, in Schulen, in Versammlungen, in Gewerbe- und andern Vereinen, die schöne fruchtbringende Saat seiner umfassenden Kenntnisse aus, ohne einen andern Lohn zu beanspruchen, als das Bewußtsein, genützt und das Gute gefördert zu haben. Was konnte Sie veranlassen, dem Bestreben eines Mannes Motive unterzuschieben, die just ihm und seiner ganzen Denkungsweise gänzlich fern liegen.
M. in W. Auch Sie glauben also an den enormen Ertrag unserer Zeitschrift? Sonderbar, selbst Leute von sonst hellem Verstande und tüchtigen Geschäftskenntnissen haben uns einen jährlichen Gewinn von 10 bis 14,000 Thaler nachgerechnet. Um Ihnen und zugleich den vielen Neidern unsers allerdings in überaus kurzer Zeit mächtig aufgeblühten Organs eine Einsicht in den innern Betrieb eines solchen Unternehmens zu geben, lassen wir heute mit Erlaubniß der Verlagshandlung eine Calculation der Zeitschrift folgen, die wir allen Sachverständigen offen zur Prüfung vorlegen. Unser Haus ist von Glas, es kann Jeder hineinschauen. Vielen wird es eine interessante Mittheilung, unsern Freunden aber eine unerwartete Eröffnung sein, daß die Herstellung Einer Nummer unserer Gartenlaube – so klein und unbedeutend sie scheint – durchschnittlich weit über siebenhundert Thaler kostet. Und doch ist es so.
Die Gartenlaube wird in einer Auflage von 35,000 Exemplaren gedruckt, wovon augenblicklich 32,000 Exemplare abgesetzt sind.
Papier à Ballen 332/3 Thlr. (mit Zuschuß) | 20,700 | Thlr. |
Satz und Druck à Nummer durchschnittlich 150 Thlr. | 7800 | " |
Honorar der Beiträge à Nummer 55 Thlr. nebst Redactionssalair | 3500 | " |
Illustrationen, Zeichnungen und Holzschnitt à Nummer 38 bis 40 Thlr. | 2000 | " |
Falzen der Auflage in Wochennummern | 500 | " |
Expeditionskosten: Fakturen, Makulatur, Pappe und Bindfaden, Siegellack etc. | 500 | " |
An Salair für Commis, Markthelfer, Briefporto und kleinen Spesen, an Steuern etc. etc. | 1000 | " |
Insertions- und andere Anzeige-Kosten, Probenummern, Circulaire etc. | 550 | " |
Capitalzinsen | 400 | " |
An Druck-, Papier- und Buchbinderkostender Monatsausgabe (7000 Aufl.) | 900 | " |
Summa | 37,850 | Thlr. |
Wir haben zur Erleichterung durchgängig runde Zahlen angenommen, da es bei der Höhe der Totalsumme auf ein Mehr oder Minder von 1 bis 200 Thlrn. nicht ankommen kann.
Der augenblickliche Absatz (das Exemplar zu 1 Thlr. 6 Ngr. Netto gerechnet) giebt einen Gesammtbetrag von 38,400 Thlrn. Bringen Sie davon die Freiexemplare, welche die Verlagshandlung (bei Abnahme größerer Parthien gewähren muß, und weiter die jährlichen Ausfälle an Baarverlusten und Meßagios in Abzug – zusammen (mit den Freiexempl.) circa 2500 Thaler – so ergiebt sich schließlich ein Manko, das durch den spätern Absatz der noch auf Lager gebliebenen 3000 Exemplaren gedeckt werden soll. Die früheren Verluste bei Gründung der Zeitschrift und die Arbeitsverwerthung des Verlegers kommen dabei nicht in Anschlag.
Das sind die Resultate, um die wir und die Verlagshandlung beneidet werden.
Die Gartenlaube war von Anfang kein Unternehmen der Spekulation und wird es niemals werden. Der eine Umstand, daß wir, um unsere Leser nicht zu beeinträchtigen, die unendlich vielen Aufforderungen um Aufnahme von Inseraten stets zurückwiesen, mag dies mit beweisen. Sie werden es indeß nach alledem begreiflich finden, wenn die Verlagshandlung ihren längst gehegten Plan zur Ausführung bringt und die Gartenlaube im Preis um einige Groschen erhöht. Daß, wenn dies geschieht, unsere Leser dabei nicht verlieren, brauchen wir Ihnen jetzt, wo in drei completen Jahrgängen die Beweise unseres Strebens vorliegen, wohl nicht zu versichern. Mit verstärkten Kräften und in größerer Ausdehnung wird die Gartenlaube in Wort und Bild Gediegenes bieten, und so mit der Zeit das Ziel erreichen, das sie sich von Anfang an gesteckt hat.
Sfbn. in K. Die Sammlung wird in circa drei Wochen erscheinen.
Br. in El. bei Hameln. Sobald Sie bei der Post abonnirt haben, ist der Postsecretär Sch. auch verpflichtet, Ihnen sämmtliche Nummern des Quartals zu liefern. Wenn nicht, so zeigen Sie diese Saumseligkeit der obern Postbehörde an.
C. G. M. Wir werden versuchen, Ihrem Wunsche nachzukommen. Zu einer monatlichen Todtenschau können wir uns indeß nicht verstehen.