Zweiflingen
Zweiflingen ist eine Gemeinde im Hohenlohekreis im fränkisch geprägten Nordosten Baden-Württembergs. Sie gehört zur Region Heilbronn-Franken (bis 20. Mai 2003 Region Franken).
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 49° 15′ N, 9° 31′ O | |
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Stuttgart | |
Landkreis: | Hohenlohekreis | |
Höhe: | 308 m ü. NHN | |
Fläche: | 32,1 km2 | |
Einwohner: | 1791 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 56 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 74639 | |
Vorwahl: | 07948 | |
Kfz-Kennzeichen: | KÜN, ÖHR | |
Gemeindeschlüssel: | 08 1 26 094 | |
Gemeindegliederung: | 7 Ortsteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Eichacher Straße 17 74639 Zweiflingen | |
Website: | www.zweiflingen.de | |
Bürgermeister: | Klaus Gross | |
Lage der Gemeinde Zweiflingen im Hohenlohekreis | ||
Der Ort wurde erstmals 1230 urkundlich erwähnt und hat heute etwa 1800 Einwohner (Stand Ende 2022). Zweiflingen liegt am UNESCO-Welterbe Obergermanisch-Raetischer Limes.
Geographie
BearbeitenGeographische Lage
BearbeitenDer Hauptort der Gemeinde, das Dorf Zweiflingen, liegt etwa sechs Kilometer nördlich der Stadtmitte von Öhringen. Das Gemeindegebiet gehört zum Ohrnwaldriedel genannten Teil des Unterraums Westliche Kocher-Jagst-Ebenen der Kocher-Jagst-Ebenen und hat einen recht hohen Waldanteil auf seinen höheren Partien zwischen den Taleinschnitten. Es erstreckt sich linksseits und südlich des tief eingeschnittenen Kochertals zwischen den Mündungen der dem Kocher von Südosten bzw. Süden her in engen Mäandertälern zulaufenden Nebenflüsse Kupfer und Ohrn, an deren Läufe es aber meist nicht heranreicht. Etwas dezentral wird es von dem zwischen den letzten beiden sich in ebenfalls in Mäandern windenden Untertal der Sall durchzogen, die darin selbst den Hirschbach aufnimmt. Am Dorf Zweiflingen vorbei, das auf der Hochebene liegt, fließt der vergleichsweise unbedeutende Pfahlbach, der kurz vor der Kupfer ebenfalls in den Kocher mündet.
Nachbargemeinden
BearbeitenDas Gemeindegebiet grenzt im Norden und Osten ans Stadtgebiet von Forchtenberg, im Südosten nur kurz an das von Neuenstein, im Süden und Westen an das von Öhringen.
Gemeindegliederung
BearbeitenZur Gemeinde Zweiflingen gehören die ehemaligen Gemeinden und heutigen Ortsteile Orendelsall, Westernbach und Zweiflingen.
- Zur ehemaligen Gemeinde Orendelsall gehören das Dorf Orendelsall sowie die abgegangene Ortschaft Bergheim.
- Zur ehemaligen Gemeinde Westernbach gehören das Dorf Westernbach sowie die abgegangene Ortschaft Bongartten oder Baumgarten.
- Zur ehemaligen Gemeinde Zweiflingen (in den Grenzen vom 31. März 1972) gehören die Dörfer Zweiflingen, Eichach, Friedrichsruhe, Pfahlbach, Tiefensall und die Häuser Heiligenhaus und Schönau sowie die abgegangenen Ortschaften Archenbrunnen, Baningen, Bradbach, Büttelhausen, Eselsdorf, Fockenweiler, Poppenrodt und Schweinebuch.[2]
Die Gemeinde hat mit der Großen Kreisstadt Öhringen und der Gemeinde Pfedelbach eine Verwaltungsgemeinschaft vereinbart.
Flächenaufteilung
BearbeitenNach Daten des Statistischen Landesamtes, Stand 2014.[3]
Geschichte
BearbeitenRömerzeit
BearbeitenDie Trasse des Obergermanisch-Raetischen Limes durchzieht das Gemeindegebiet in gerader Linie von Südsüdosten nach Nordnordwesten. Südlich des Dorfes Pfahlbach zieht sich ein fast einen halben Kilometer langer Abschnitt mit deutlich erkennbarem Wallrest durch den Wald.
Mittelalter
BearbeitenZweiflingen wurde erstmals 1230 urkundlich erwähnt. Im 15. Jahrhundert kam das gesamte Gebiet der heutigen Gemeinde unter hohenlohische Herrschaft. Die Landesteilung 1553 führte zur Zugehörigkeit zur Grafschaft Hohenlohe-Neuenstein, die wiederum zum Fränkischen Reichskreis gehörte.
Neuzeit
BearbeitenAls die hohenlohischen Lande durch den Reichsdeputationshauptschluss 1806 ihre Unabhängigkeit verloren, kam auch Zweiflingen zum Königreich Württemberg und dort zum Oberamt Öhringen (seit 1938: Landkreis Öhringen). Da der Ort nach dem Zweiten Weltkrieg Teil der Amerikanischen Besatzungszone geworden war, gehörte er seit 1945 zum neu gegründeten Land Württemberg-Baden, das 1952 im jetzigen Bundesland Baden-Württemberg aufging. Mit der Kreisreform von 1973 fiel die Gemeinde an den neugebildeten Hohenlohekreis.
Eingemeindungen
BearbeitenAm 1. April 1972 wurde die Gemeinde Orendelsall eingemeindet; am 1. September 1972 folgte die Gemeinde Westernbach.[4]
Einwohnerentwicklung
BearbeitenJahr | Zweiflingen | Orendelsall | Westernbach |
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1672 | 140 | ||
1807 | 222 | ||
1819 | 216 | ||
1880 | 1106 | ||
1939 | 796 | ||
1950 | 1053 | ||
1961 | 912 | 163 | 205 |
1970 | 925 | 186 | 210 |
1991 | 1508 | ||
1995 | 1549 | ||
2005 | 1723 | ||
2010 | 1781 | ||
2015 | 1673 |
Politik
BearbeitenGemeinderat
BearbeitenDer Gemeinderat in Zweiflingen hat elf Mitglieder. Bei der Kommunalwahl am 9. Juni 2024 wurde der Gemeinderat durch Mehrheitswahl gewählt.[5] Mehrheitswahl findet statt, wenn kein oder nur ein Wahlvorschlag eingereicht wurde. Die Bewerber mit den höchsten Stimmenzahlen sind dann gewählt. Der Gemeinderat besteht aus den ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt. Die Wahlbeteiligung lag bei 65,59 %.
Bürgermeister
BearbeitenIm Februar 2010 wurde Klaus Gross (* 1960) für eine zweite Amtszeit wiedergewählt.[6]
Wappen und Flagge
BearbeitenDie Blasonierung des Zweiflinger Wappens lautet: In Silber unter einem schreitenden, hersehenden schwarzen Löwen (Leoparden) mit untergeschlagenem Schweif, drei mit den Stielen gekreuzte grüne Ähren. Die Flagge der Gemeinde ist Grün-Weiß.
Nach der Gemeindereform nahm die Gemeinde ein Wappen an, das auf die Landwirtschaft und auf die vom Hohenloher Leoparden repräsentierte Zugehörigkeit zu Hohenlohe als Gemeinsamkeiten aller Ortsteile Bezug nimmt. Wappen und Flagge wurden der Gemeinde am 1. März 1974 vom baden-württembergischen Innenministerium verliehen.[7]
Wirtschaft und Infrastruktur
BearbeitenWirtschaft
BearbeitenZweiflingen ist auch heute noch eine überwiegend landwirtschaftlich geprägte Gemeinde.
Überregional bekannt ist das Zwei-Sterne-Restaurant Le Cerf des Kochs Boris Rommel im Ortsteil Friedrichsruhe, an welches ein Hotel und Golfplatz angegliedert ist.
Daneben befindet sich die große Gartenbahnanlage der Dampfbahnfreunde Friedrichsruhe mit regelmäßigem öffentlichem Betrieb im Sommerhalbjahr.
Verkehr
BearbeitenStraßenverkehr
BearbeitenDurch das Gemeindegebiet führen die Landesstraßen L 1048 und L 1050. Der nächste Autobahnanschluss ist die Anschlussstelle Neuenstein (Nr. 41) der Bundesautobahn 6 in ca. 8 km Entfernung, erreichbar über Neuenstein. Aus Richtung Heilbronn kommend kann auch die Anschlussstelle Öhringen (Nr. 40) benutzt werden.
Omnibusanschluss
BearbeitenDer öffentliche Personennahverkehr wird mit Linienbussen durch den Heilbronner Hohenloher Haller Nahverkehr sichergestellt.
Bahnanschluss
BearbeitenDer nächste Bahnhof befindet sich in Öhringen an der Bahnstrecke Crailsheim–Heilbronn in ca. 8 km Entfernung.
Touristische Limes-Straße
BearbeitenDer Ort liegt an der Deutschen Limes-Straße. Die Gemeinde ist Mitglied im „Verein Deutsche Limes-Straße“.[8]
Limes-Radfernweg
BearbeitenDurch die Ortsteile Pfahlbach und Westernbach führt der Deutsche Limes-Radweg. Er folgt dem Obergermanisch-Raetischen Limes über 818 km von Bad Hönningen am Rhein nach Regensburg an der Donau.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bearbeiten- Beim Ortsteil Pfahlbach ist der römische Grenzwall (Limes) mit Wall und Graben besonders gut erhalten.
- Das zu Beginn des 18. Jahrhunderts erbaute Jagdschloss Friedrichsruhe im gleichnamigen Zweiflinger Ortsteil Friedrichsruhe dient heute als Luxushotel.
- In Friedrichsruhe gibt es eine Parkeisenbahn, die Dampfbahn Friedrichsruhe.
Persönlichkeiten
BearbeitenIm Ortsteil Orendelsall wurde der Dichter Ludwig Amandus Bauer (1803–1846) geboren. Er schrieb mehrere Dramen zu einem gemeinsam mit seinem Freund Eduard Mörike (1804–1875) ersonnenen Mythos Orplid.
Literatur
Bearbeiten- Zweiflingen. In: Karl Eduard Paulus (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Oehringen (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 46). H. Lindemann, Stuttgart 1865, S. 363–371 (Volltext [Wikisource]).
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2023 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
- ↑ Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band IV: Regierungsbezirk Stuttgart, Regionalverbände Franken und Ostwürttemberg. Kohlhammer, Stuttgart 1980, ISBN 3-17-005708-1. S. 241–244
- ↑ Statistisches Landesamt, Fläche seit 1988 nach tatsächlicher Nutzung für Zweiflingen.
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 455 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ Wahlinformationen des Kommunalen Rechenzentrums Stuttgart
- ↑ Juergen Koch: Klaus Gross geht in zweite Runde. In: stimme.de. 1. März 2010, abgerufen am 6. März 2024.
- ↑ Heinz Bardua: Die Kreis- und Gemeindewappen im Regierungsbezirk Stuttgart. Theiss, Stuttgart 1987, ISBN 3-8062-0801-8 (Kreis- und Gemeindewappen in Baden-Württemberg, 1). S. 146
- ↑ siehe Eintrag von Zweiflingen beim Verein Deutsche Limes-Straße