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Via Raetia

Römerstraße zwischen Norditalien und Süddeutschland, über den Brennerpass

Via Raetia (auch Via Raetica und via retica) ist die neuzeitliche Bezeichnung für einen der wenigen Römerstraßenzüge, die den süddeutschen Raum, damals die Provinz Raetia, mit Norditalien verbanden. Die Benennung folgt einer spätantiken Erwähnung in einem Werk des griechischen Geschichtsschreibers Zosimos[1] um etwa 500 n. Chr. unter diesem Namen. Sie führte durch das Etschtal bis Bozen, von dort zum Brennerpass und weiter über das heutige Innsbruck, den Seefelder Sattel und Partenkirchen nach Augsburg und löste ab 200 n. Chr. die Via Claudia Augusta als wichtigste Straßenverbindung über die Ostalpen ab.

Die römischen Provinzen und das Straßennetz ca. 150 n. Chr.
Provinz Raetia mit Via Raetia in Droysens Handatlas
Die Trasse bei Wielenbach im Landkreis Weilheim-Schongau
Bei Klais im Landkreis Garmisch-Partenkirchen blieb ein Straßenstück als Hohlweg erhalten (Spurweite 107 cm)
Via Raetia auf der Romweg-Karte des Erhard Etzlaub aus dem Jahr 1500

Ihr Ausbau begründete den Aufstieg des Brenners zum bis heute meistgenutzten Übergang der Ostalpen. Eine der wenigen Pilgerrouten über die Alpen auf der Romweg-Karte des Erhard Etzlaub aus dem Jahr 1500 folgt ihrem Streckenverlauf.

Geschichte

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Die Route über den Seefelder Sattel und den Brenner war schon in vorrömischer Zeit als Handelsweg von Bedeutung. Nach der Eroberung des Alpenvorlandes durch Drusus und Tiberius im Jahr 15 v. Chr. wurde über den Brenner (per Alpes Norias) ein Karrenweg angelegt bzw. weiterbenutzt.[2] Im Jahr 43 n. Chr. wurde ein aufwendiger, viereinhalb Meter breiter und 6 km langer Prügelweg mit Kiesauflage im südlichen Teil des Murnauer Mooses gebaut, für den 66.000 Knüppel, 3000 Tonnen Ton und Lehm sowie 5000 Tonnen Kies beschafft werden mussten. Dieser wurde dem Archäologen Werner Zanier zufolge mutmaßlich für den von der Eroberung Britanniens über Mainz (Mogontiacum mit dem Drususstein seines Vaters) nach Rom zurückkehrenden römischen Kaiser Claudius angelegt.[3][4]

Kaiser Septimius Severus ließ um 200 n. Chr. die bestehenden Wege durch Brückenbauten und Wasserregulierungen zur befestigten Straße ausbauen und verkürzte so die Verbindung von Verona nach Augsburg von über 500 auf ca. 430 km, was zwei bis drei Tagesreisen weniger entsprach. Die Straße machte den Brenner zu einem wichtigen Alpenübergang und bildete die Grundlage für die mittelalterliche, nach Norden verlängerte Reichsstraße Via Imperii.

Die Strecke ist im um 300 unter Diokletian abgeschlossenen Itinerarium Antonini als Route 275 verzeichnet.[5][6] Eine Namensnennung Via Raetia ist jedoch aus dieser Zeit nicht bekannt. Erst um 500 n. Chr. wurde sie vom griechischen Geschichtsschreiber Zosimos unter dieser Bezeichnung erwähnt.[1] Der Straßenzug ist auch in den im 12. Jahrhundert (vermutlich als Abschrift eines Originals aus dem 8. Jahrhundert) erschienenen Tabula Peutingeriana erkennbar,[6] aber auch hier nicht benannt.

Städte und Orte entlang der Strecke

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Die ältere Forschung ging noch von einer Streckenführung über Weilheim, Raisting (Urusa?) vorbei am Ammersee und über Schöngeising aus.[10]

Der touristische Radweg Via Raetica hat nichts mit dem Verlauf der historischen Brennerstraße zu tun.

Siehe auch

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Literatur

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  • Lauren A. M. Hammersen: Via Raetia: A Roman Road in the Alps. In: The Ancient World, Bd. 40, 2 (2009), S. 164–185.
  • Karlheinz Dietz, Martin Pietsch: Zwei neue römische Meilensteine aus Mittenwald, in: Mohr, Löwe, Raute 6 (1998), S. 41–57. (online)

Anmerkungen

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  1. a b c Wo Scarbia lag, ist nicht genau bestimmbar; die Entfernungsangaben in der Tabula Peutingeriana sprechen aber eher für den Bereich Mittenwald (das um 1120 selbst als Scernizwalt bezeichnet wurde), z. B. das ehemalige Kloster Scharnitz in Klais.
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Commons: Via Raetia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b "Il Brennero vi figura come «il passaggio delle Alpi retiche»; nello stesso modo, cinque secoli più tardi, Zosimo chiamerà la via del Brennero «via retica».", Carlo Battisti: L'Alto Adige nel passato e nel presente, Instituto di studi per L'Alto Adige, 1963, S. 1, Nachdruck in: Archivio per l'Alto Adige 1964, S. 1 (italienisch, Snippet-Ansicht auf Google Books).
  2. Rupert Breitwieser, Andreas Lippert: Passwege der keltischen und römischen Zeit in den Ostalpen. In: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien, 129 (1999), S. 127.
  3. Hans Kratzer: Riesiges Bauprojekt der Römer im Murnauer Moos entdeckt , Süddeutsche Zeitung vom 10. August 2018, abgerufen am 9. Mai 2019.
  4. Werner Zanier: Ausgrabung: Der römische Kaiser Claudius auf dem Holzweg? In: Akademie aktuell der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Nr. 65 (2/2018), Seiten 62–71 ISSN 1436-753X (PDF, 1,73 MB)
  5. Gustav Parthey, Moritz Pinder (Hrsg.): Itinerarium Antonini Augusti et Hierosolymitanum, Berlin 1848, Seite 131, Volltext-Ansicht in der Google-Buchsuche
  6. a b Hans Bauer: Die römischen Fernstraßen zwischen Iller und Salzach nach dem Itinerarium Antonini und der Tabula Peutingeriana. Neue Forschungsergebnisse zu den Routenführungen. Utz, München 2007, ISBN 978-3-8316-0740-2, Seite 14, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  7. Fundchronik, in: Germania Bd. 10 Nr. 2 (1926), S. 159 (PDF, 4 MB), DOI:10.11588/ger.1926.20798.
  8. a b c Hans Bauer: Die römischen Fernstrassen zwischen Iller und Salzach nach dem Itinerarium Antonini und der Tabula Peutingeriana. Neue Forschungsergebnisse zu den Routenführungen. München 2007, S. 52ff und 103. Und Konrad Miller: Iternaria Romana. Römische Reisewege anhand der Tabula Peutingeriana dargestellt. Stuttgart 1916.
  9. a b c Routenskizzen von Hans Bauer (Memento vom 25. Juli 2009 im Internet Archive)
  10. Paul Reinecke: Ein römischer Prügelweg im Eschenloher Moor, in: Germania Bd. 19 Nr. 1 (1935), S. 57–60 (PDF, 12,5 MB), DOI:10.11588/ger.1935.34789.