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Sophie Menter (später verheiratete Popper, * 29. Juli 1846 in München; † 23. Februar 1918 ebenda) war eine deutsche Pianistin, Komponistin und Musikpädagogin.

Sophie Menter. Fotografie von Josef Löwy 1875
Sophie Menter auf einem Gemälde von Ilja Repin, 1887
Zeitungsannonce für ein gemeinsames Konzert von Sophie Menter und David Popper am 21. April 1870 im städtischen Theater Troppau[1]

Sophie (auch: Sofie) Menter wurde als Tochter des Cellisten Joseph Menter am 29. Juli 1846 in München geboren und begann schon früh unter Anleitung ihrer Mutter und ihrer älteren Schwestern mit dem Klavierspiel. Ihren ersten Unterricht erhielt sie von dem damals in München wirkenden Sigmund Lebert, dem späteren Gründer der Stuttgarter Musikschule. Nach dem Tode ihres Vaters studierte sie ab 1857 am königlichen Konservatorium bei Rheinberger, Leonhard und Julius von Kolb und schließlich privat bei Friedrich Niest bis zu ihrem erfolgreichen Debüt am 24. November 1862 in einem Konzert der Musikalischen Akademie in München. Daraufhin begann sie, eigene Konzerte zu veranstalten und Konzertreisen zu unternehmen, deren längste sie Anfang 1866 in die Schweiz führte. Entscheidend für ihr Bekanntwerden in Norddeutschland wurden zwei Auftritte ein Jahr später im Leipziger Gewandhaus, dem seinerzeit renommiertesten deutschen Konzertsaal, wo sie stürmisch gefeiert wurde. Es folgte ein Besuch in Berlin, bei dem sie mit Carl Tausig bekannt und dessen Schülerin wurde.

1869 lernte sie bei einem Aufenthalt in Wien Franz Liszt kennen, mit dem sie bis zu dessen Tod eng befreundet war. Dieser schätzte Sophie Menter als beste Pianistin ihrer Zeit ein. Sie war aber nicht seine Schülerin, da sie bereits fertig ausgebildet war, als beide sich kennen lernten.

1868 wurde Menter Hofpianistin des Fürsten Konstantin von Hohenzollern-Hechingen in Löwenberg in Schlesien. Am 3. Juni 1872 heiratete sie im Wiener Rathaus[2] den Violoncellisten David Popper (1843–1913), mit dem sie eine Tochter hatte. Vor der Eheschließung waren die beiden bereits einige Jahre regelmäßig gemeinsam aufgetreten.[3][1][4] Der Wiener Bürgermeister Cajetan von Felder vollzog die Trauung in Anwesenheit von Anton Rubinstein, Joseph Hellmesberger, Johann von Herbeck und Felix Otto Dessoff.[2] Sie wurde nach ihrer Heirat in der Presse üblicherweise Popper-Menter[5][6][7] bzw. Menter-Popper[8][9][10] genannt. 1885 lebten beide getrennt und reichten fast gleichzeitig Gesuche um Ehescheidung beim Landesgericht für Civilsachen Wien ein. Der Prozess begann am 29. Juli 1885[11] und wurde Anfang Januar 1886[12] abgeschlossen.

Sie wurde zur k.k. Kammervirtuosin ernannt und war von 1883 bis 1887 Professorin am Sankt Petersburger Konservatorium. Während dieser Zeit knüpfte sie enge Kontakte zu Tschaikowski, Rubinstein und Rimski-Korsakow. Ihr Konzertstück Ungarische Zigeunerweisen geht auf eigene Skizzen zurück, die von Liszt bearbeitet und von Tschaikowski orchestriert wurden.

Von 1887 bis 1902 lebte Sophie Menter auf dem bereits 1884 von ihr erworbenen Schloss Itter in Tirol und ab 1905 in Stockdorf bei München. Dort errichtete sie 1903 eine Villa im Stil eines russischen Bauernhauses, das vom Volksmund aufgrund ihrer Haustiere „Katzenvilla“ genannt wurde.[13] Ende 1917 zog sie zu ihrer Freundin Alice Ripper nach München, wo sie 1918 verstarb.

„Die berühmte Pianistin Sophie Menter ist […] im Alter von 72 Jahren in der vergangenen Nacht gestorben. ‚So viele nennen sich in der Musik meine Kinder,‘ heißt es in einem Briefe Liszts an den Grafen Apponyi. ‚Sophie Menter aber,‘ setzte der Meister hinzu, ‚ist mein einziges legitimes Kind.‘ Mit der großen Künstlerin, die in ihrer Vaterstadt München der Tod ereilt hat, stirbt eine der bedeutendsten Vertreterinnen der Weimarer Pianistentradition. Bülow und Liszt haben ihr, die aus dem Münchner Konservatorium hervorgegangen war, die letzte Feile ihrer Ausbildung gegeben. Neben Therese Carreno, die ebenfalls während der Kriegswirren vom Tode ereilt wurde, hatte sie sich in die Reihe der allerersten Pianistinnen emporgeschwungen, die nach dem Tode Klara Schumanns berühmt geworden sind. War die Spanierin feurig und temperamentvoll rassig, so fesselte Sophie Menter durch ihre Noblesse und die ruhige Plastik ihres Spiels. Fürsten haben ihr gehuldigt und sie mit kostbaren Geschenken überhäuft. Durch ganz Europa, nach Amerika, ja bis nach Persien haben sie ihre Konzertreisen geführt, die ihr ein großes Vermögen eingetragen haben. […] Gelegentlich hatte sich Sophie Menter auch als Komponistin versucht und die Musik zu einem Märchenballett geschrieben. Ihre Leichenfeier findet morgen nachmittag aus dem südlichen Friedhof in München statt.“

Nachruf in der Neuen Freien Presse vom 26. Februar 1918[14]

Grabstätte

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Grab von Sophie Menter auf dem Alten Südlichen Friedhof in München Standort

Die Grabstätte von Sophie Menter befindet sich auf dem Alten Südlichen Friedhof in München (Gräberfeld 5 – Reihe 2 – Platz 35) Standort.

Ehrungen

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Sophie Menter wurde als erste Frau Ehrenmitglied der Philharmonischen Gesellschaft in London. Der Musikverein Innsbruck ernannte sie ebenfalls zu seinem Ehrenmitglied.

Nach ihr ist die Sofie-Menter-Straße in der Künstlerkolonie Stockdorf und die Menterstraße in München benannt.

Werke (Auswahl)

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  • Ungarische Zigeunerweisen für Klavier und Orchester (Uraufführung 1893 in Odessa)
  • Tarantella op. 4 für Klavier solo (1907)
  • Romanze op. 5 für Klavier solo (1907)
  • Mazurka op. 6 für Klavier solo (1909)
  • Petite valse op. 7 für Klavier solo (1909)
  • Etude en sextes op. 8 für Klavier solo (1910)
  • Etüde As-Dur op. 9 für Klavier solo (1910)
  • Consolation op. 10 für Klavier solo (1911)
  • Walzer o. op. (Claudio Arrau gewidmet) für Klavier solo

Schüler (Auswahl)

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Literatur

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  • Sigfrid Karg-Elert: Sophie Menter. Biographische Skizze. In: Die Musik-Woche, 3 (1904), S. 18f.
  • Lev Vinocour: Liszt – Menter – Čajkovskij. Zur Geschichte des Konzertstücks ,Ungarische Zigeunerweisen‘. In: Mitteilungen der Tschaikowsky-Gesellschaft 13 (2006), S. 37–130.
  • Judith Wieser: Sofie Menter. Pianistin, Komponistin und Pädagogin mit Bezug zu Tirol. AV Akademikerverlag, Saarbrücken 2016, ISBN 978-3-639-87005-3.
  • Diemut Boehm: Eine Pianistenfamilie aus drei Jahrhunderten: die Münchener Pianistin Sofie Menter, Franz Liszt und ihr musikalisches Erbe. In: Tijdschrift van de Franz Liszt Kring 2017, S. 45–52.
  • Diemut Boehm: (K)eine vergessene Münchnerin: Die Pianistin, Klavierprofessorin und Komponistin Sofie Menter (1846-1918). In: Musik in Bayern, Bd. 82/83 (2017/18), S. 92–111. ISBN 978-3-96233-100-9.
  • Cord Garben: Am Glück vorbei... Kunst und Schicksal legendärer Pianistinnen. Wilhelmshaven 2018, 2. Auflage. S. 35–54. ISBN 978-3-7959-1013-6.
  • Stephanie Hodde-Fröhlich: Beruf Pianistin. Facetten kulturellen Handelns bei Marie Wieck (1832–1916) und Sofie Menter (1846–1918). Hannover 2018. ISBN 978-3-86525-652-2

Einzelnachweise

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  1. a b (Zeitungsannonce für ein Konzert im städtischen Theater Troppau). In: Troppauer Zeitung, 20. April 1870, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/okf
  2. a b Nachrichten. In: Neue musikalische Zeitung für Berlin / Neue Berliner Musikzeitung, 12. Juni 1872, S. 191 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/bmz
  3. Concertrevue.Signale für die musikalische Welt, Jahrgang 1869, S. 331 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/smw
  4. Lemberger Theater. In: Neue Freie Presse, 10. April 1872, S. 7 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nfp
  5. Leipzig. In: Musikalisches Wochenblatt. Organ für Tonkünstler/Musiker und Musikfreunde / Musikalisches Wochenblatt. Organ für Musiker und Musikfreunde. Neue Zeitschrift für Musik. Vereinigte musikalische Wochenschriften, 21. Februar 1873, S. 11 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/muw
  6. Wien. In: Musikalisches Wochenblatt. Organ für Tonkünstler/Musiker und Musikfreunde / Musikalisches Wochenblatt. Organ für Musiker und Musikfreunde. Neue Zeitschrift für Musik. Vereinigte musikalische Wochenschriften, 10. Juli 1874, S. 11 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/muw
  7. Stockholm, 1. Febr..Signale für die musikalische Welt, Jahrgang 1882, S. 189 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/smw
  8. Herr Ullmann. In: Neues Wiener Blatt, 9. Februar 1874, S. 5 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/srb
  9. Aus Wien. In: Neue musikalische Zeitung für Berlin / Neue Berliner Musikzeitung, 28. Jänner 1875, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/bmz
  10. Königsberg, 1. Januar.Signale für die musikalische Welt, Jahrgang 1876, S. 76 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/smw
  11. Ehescheidung Popper-Menter. In: Morgen-Post, 30. Juli 1885, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/mop
  12. Ehescheidung. In: Neue Freie Presse, 15. Jänner 1886, S. 5 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nfp
  13. Ludwig Berchtold: Stockdorf. Geschichte und G'schichtn des Ortes an der Würm. Buchendorfer Verlag, München 1997, ISBN 978-3-927984-66-0, S. 91 f.
  14. Pianistin Sophie Menter gestorben. In: Neue Freie Presse, 26. Februar 1918, S. 9 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nfp
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Sophie Menter (1846–1918), Abbildung in der Neuen Musik-Zeitung 1888, 9. Jg., Nr. 5, S. 53
Commons: Sophie Menter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Ausstellung BSB München: „(K)eine vergessene Münchnerin: Die Pianistin Sofie Menter und Franz Liszt.“ 2. Juli – 21. September 2018. (Abgerufen am 4. Juli 2018)
  • (K)eine vergessene Pianistin - Sofie Menter Ausschnitten aus einem Konzert mit Werken von Sofie Menter und Franz Liszt gespielt von dem Nachwuchspianisten Michael Andreas Häringer, der Urururenkel von Sofie Menter und Franz Liszt.
  • Video bei ARD-Alpha, 16 Min. (Online bis 20. April 2022) Geschichten Großer Geister: Roter Teppich für die Kunst Franz von Lenbach (1836–1904/Maler), Paul Heyse (1830–1914/Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger) und Sophie Menter (1846–1918/Pianistin) diskutieren auf einer Bühne im alten Südlichen Friedhof.