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  • Die Prädikatur (mittellateinisch praedicare „predigen“) ist ein in der alten Kirche von Laien gestiftetes kirchliches Amt, das der Predigt im Gottesdienst zu einem höheren Rang verhelfen soll.
  • Der Amts- oder Wohnsitz des Prädikanten wird ebenfalls Prädikatur genannt.
  • Auch die Tätigkeit eines protestantischen Geistlichen, das ampt des verkuendens,[1] wurde Prädikatur genannt.

Prediger und Stifter

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Die Inhaber der seit dem Beginn des 15. Jahrhunderts von Privatleuten oder Korporationen gestifteten Prädikaturen nannte man Prädikanten oder Prediger. Als Priester hatten sie manchmal auch Messverpflichtungen, ihre Hauptaufgabe war aber die Predigttätigkeit. Fast alle Prediger hatten eine Universität besucht und zumindest den Grad eines Magisters der Artistenfakultät erworben. Damit waren sie für ihre Aufgabe weit besser gerüstet als die häufig recht schlecht ausgebildeten Pfarrer, von denen sie im Allgemeinen auch nur wenig abhängig waren.

Vor allem in Südwestdeutschland besaß um 1500 fast jede Stadt eine Prädikatur.[2][3] Aber auch in manchen Dörfern gab es Prädikaturen, beispielsweise in Gemmingen im Kraichgau.[4] Die meisten der im Kraichgau tätigen Prediger wurden durch Luthers Heidelberger Disputation für die Reformation gewonnen.

Jakob Fugger (1459–1525), der Reiche, wollte in Augsburg für eine bessere Predigt sorgen und schuf bei der Kollegiat- und Pfarrkirche St. Moritz eine Prädikatur.[5] Als Prediger wurden hier namhafte Theologen eingesetzt, die – wie Johannes Eck – für die alte Kirche stritten.

Fast alle Prädikaturen fielen der Säkularisation zum Opfer, aber am Ulmer Münster beispielsweise gibt es noch immer das seit 1398 bestehende Amt der Prädikatur, das seinen Inhaber bis heute zu besonders qualifizierter Predigt verpflichtet.

Literatur

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  • Bernhard Neidiger: Wortgottesdienst vor der Reformation. Die Stiftung eigener Predigtpfründen für Weltkleriker im späten Mittelalter. In: Rheinische Vierteljahrsblätter. Band 66 (2002) S. 142–189.
  • Bernhard Neidiger: Prädikaturstiftungen in Süddeutschland (1369–1530). Laien – Weltklerus -Bettelorden. In: Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Stuttgart. Band 106. Hrsg. von Roland Müller; Hohenheim-Verlag Stuttgart/Leipzig 2011 (ab 3/2017: Verlag Regionalkultur).
  • Bernhard Neidiger: Spätmittelalterliche Prädikaturstiftungen in Süddeutschland. In: Rottenburger Jahrbuch für Kirchengeschichte. Band 29 (2010), Ostfildern 2012, S. 13–23.
  • Volker Mertens et al. (Hrsg.): Predigt im Kontext. Berlin/Boston 2013.
  • Matthias Figel: Der reformatorische Predigtgottesdienst. Eine liturgiegeschichtliche Untersuchung zu den Ursprüngen und Anfängen des evangelischen Gottesdienstes in Württemberg. Epfendorf/Neckar 2013, S. 189–195 (Liste: Die Prädikaturen in Württemberg vor der Reformation).
  • Matthias Figel: Predigtgottesdienst. In: Württembergische Kirchengeschichte. 2014 – Online-Publikation

Einzelnachweise

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  1. Prädikatur. In: Heidelberger Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Deutsches Rechtswörterbuch. Band 10, Heft 7/8 (bearbeitet von Heino Speer u. a.). Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 2000, ISBN 3-7400-0988-8, Sp. 1190 (adw.uni-heidelberg.de).
  2. Andreas Wagner: Das Falsche der Religionen bei Sebastian Franck. Zur gesellschaftlichen Bedeutung des Spiritualismus der radikalen Reformation. Digitale Dissertation FU Berlin, S. 72–74.
  3. Ulrich Zimmermann: Die Predigtkirche und die Querkirche - Protestantischer Kirchenbau in Württemberg. Eine Studie zur Geschichte und Theologie des Kirchenraums und zur Entstehung zweier Kirchenbautypen; Neulingen 2023, S. 79–81 (Kapitel 7.2 Die Prädikaturen und ihre Häufung im Raum Württemberg) - ISBN 978-3-949763-29-8.
  4. Gerhard Kiesow: Von Rittern und Predigern. Die Herren von Gemmingen und die Reformation im Kraichgau (PDF; 21 MB). verlag regionalkultur, Ubstadt-Weiher 1997, S. 38 und 52.
  5. Benjamin Scheller: Memoria an der Zeitenwende. Die Stiftungen Jakob Fuggers des Reichen vor und während der Reformation (ca. 1505–1555) (= Stiftungsgeschichten. Band 3).