NF8U
Die NF8U sind Niederflur-Stadtbahnwagen der Rheinbahn Düsseldorf auf Basis des Fahrzeugtyps Combino. Sie sind die ersten niederflurigen Stadtbahnwagen der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt. Das Fahrzeug verfügt über insgesamt acht Radpaare: die beiden Kleinraddrehgestelle (KRD) an den Fahrzeugköpfen sind zweiachsige Laufdrehgestelle, die übrigen vier Radpaare sind angetriebene Losradsätze. Die Triebwagen wurden speziell für die Wehrhahn-Linie konstruiert.[2]
Stadtbahnwagen NF8U | |
---|---|
Stadtbahnwagen NF8U
| |
Hersteller: | Siemens |
Baujahr(e): | 2006–2007, 2010–2012 |
Achsformel: | 2’Bo’Bo’2’ |
Spurweite: | 1435 mm |
Länge: | 30 040 mm |
Höhe: | 3200 mm |
Breite: | 2400 mm |
Drehgestellachsstand: | 1800 mm (Triebfahrwerke)
1100 mm (Laufdrehgestelle)[1] |
Leermasse: | 35,5 t |
Höchstgeschwindigkeit: | 70 km/h |
Stundenleistung: | 4 × 100 kW |
Treibraddurchmesser: | 600 mm[1] |
Laufraddurchmesser: | 430 mm[1] |
Stromsystem: | 750 V = |
Stromübertragung: | Oberleitung |
Anzahl der Fahrmotoren: | 4 |
Zugbeeinflussung: | IMÜ ZUB 222c |
Sitzplätze: | 50 + 4 |
Stehplätze: | 120 |
Fußbodenhöhe: | 300–330 mm |
Niederfluranteil: | 100 % |
Fahrzeug
BearbeitenDie NF8U sind unechte Zweirichtungswagen mit nur einem Führerstand und Türen auf beiden Seiten und verfügen über eine Vielfachsteuerung. Wie die zuvor für die Straßenbahn Düsseldorf beschafften Typen NF8 und NF10 bieten sie niederflurige Einstiege in 300 mm Höhe. Die beidseitig vier Doppeltüren haben eine lichte Weite von je 1200 mm.[1] Je Seite liegt eine Tür nicht direkt einer anderen Tür gegenüber.
Die Wagenkästen bestehen wie beim Combino aus Aluminium und sind, anders als die ersten Combino-Generationen, geschweißt.[1] Die drei Mittelteile folgen dem Konzept der Multigelenkwagen. Zwei Module laufen auf angetriebenen Combino-Laufwerken, dazwischen befindet sich ein laufwerksloses Mittelteil mit beidseitig je einer Tür. Die beiden Endteile laufen dagegen, wie auch bei den Typen NF8 und NF10, auf je einem Laufdrehgestell, das relativ klein ausgeführt ist und somit an der Front unter den Führerstand passt, so dass es die Gestaltung des Fahrgastraums möglichst gering einschränkt. In den Laufdrehgestellen sind klassische Radsätze verbaut, die nur bei Gefahrenbremsungen mit zum Verzögern genutzt werden.[1]
Die ersten 15 Fahrzeuge wurden ohne Klimaanlage ausgeliefert. Auch bei den folgenden 61 Fahrzeugen wird auf eine Klimaanlage verzichtet, da Siemens keine Garantie übernehmen wollte, dass die zulässige Achslast von 10 Tonnen nicht überschritten wird.[3]
Der Typ wird auch „Silberpfeil II“[1] oder „Hamsterbacke“ genannt.
Geschichte
BearbeitenZur Inbetriebnahme der Wehrhahn-Linie im Jahr 2016 wurden neue Stadtbahnwagen benötigt. Die folgenden Grundeigenschaften sollten dabei zum Tragen kommen:
- Niederflurwagen
- Einrichtungswagen mit Türen auf beiden Seiten (»unechte Zweirichtungswagen«)
- Wagenkastenbreite nicht größer als 2,40 Meter
Aufgrund der geringen Gleisabstände auf den Außenstrecken der Wehrhahn-Linie kommt ein Einsatz von hochflurigen Stadtbahnwagen mit einer Breite von 2,65 m nicht in Frage, zumal man auch die Bahnsteige nicht auf 90 cm erhöhen wollte. Damit die Fahrzeuge auch in Fahrtrichtung links liegende Bahnsteige wie den Mittelbahnsteig im U-Bahnhof Heinrich-Heine-Allee bedienen können, mussten sie beidseitig Türen erhalten. Man beließ es jedoch bei einem Führerstand, statt normale Zweirichtungswagen zu beschaffen. Im Mai 2006 kamen die ersten Wagen des Typs auf die Gleise der Rheinbahn, wo sie seit April 2007 eingesetzt werden.
Im August 2009 bestellte die Rheinbahn AG bei Siemens und Vossloh Kiepe weitere 26 niederflurige Stadtbahneinheiten. Dies ist die letzte Optionseinlösung des Vertrages über insgesamt 76 Fahrzeuge. Die Lieferung und Inbetriebsetzung dieser Fahrzeuge wurde im zweiten Quartal 2012 abgeschlossen.[4]
Im Februar 2010 begann die Auslieferung von weiteren 61 Fahrzeugen. Insgesamt wurde diese Baureihe nun bis April 2012 auf 76 Fahrzeuge vergrößert. Am 26. März 2010 wurde mit dem Wagen 3316 der erste der zweiten Bauserie offiziell vorgestellt.[5] Die weiteren Wagen sollten in einem achttägigen Lieferrhythmus an die Rheinbahn geliefert werden. Die neuen NF8U ersetzten bis 2011 die letzten GT8S und auch alle „gelben“ DUEWAG-Züge (GT8 und B4). Die Unterschiede zur ersten Bauserie liegen in den neuen orangefarbenen LED-Anzeigen für Liniennummer und Fahrtziel und der Videoüberwachung des gesamten Fahrgastraums.
Einsatz
BearbeitenDie ersten drei Wagen (3301–3303) wurden am 18. April 2007 erstmals auf der Linie 715 im Fahrgastbetrieb eingesetzt. Bis zur Inbetriebnahme der Wehrhahn-Linie wurden die Triebwagen auf oberirdischen Straßenbahnlinien eingesetzt. Seit April 2008 wurden die NF8U auf den Linien 703 (zeitweise in Doppeltraktion), 704, 706, 708, 709, 711, 713 und 715 eingesetzt.
Nach Umbau der Straßenbahnstrecke nach Ratingen auf Niederflur-Stadtbahnstandard[6] wurden seit dem 27. Oktober 2010 NF8U in Doppeltraktion auch auf der Linie 712 (heute U72) eingesetzt.[7]
Heute fahren die Wagen fast ausschließlich auf den Linien U71, U72, U73 und U83. Sie können durch Kuppeln am jeweils führerstandslosen Ende wie Zweirichtungsfahrzeuge eingesetzt werden. Prinzipiell lässt die Bahnsteiglänge im Tunnel auch Dreifachtraktionen zu, allerdings sind die Bahnsteige auf den oberirdischen Zulaufstrecken nicht dafür ausgelegt. Im Unterschied zu den TW 2000/2500 in Hannover und U5-Triebwagen in Frankfurt ist allerdings kein Übergang zwischen den beiden Fahrzeugen möglich.
Auslieferung
BearbeitenBis März 2011 waren 47 Wagen ausgeliefert worden.[8] Bis Mai 2011 folgten die Fahrzeuge bis 3350. Im April 2012 wurde der letzte Wagen (3376) der Baureihe ausgeliefert. Der Rheinbahn stehen jetzt insgesamt 76 Wagen zur Verfügung.[9]
- Baujahr 2006 3301–3303
- Baujahr 2007 3304–3315
- Baujahr 2010 3316–3344
- Baujahr 2011 3345–3369
- Baujahr 2012 3370–3376 (Stand April 2012)
Auszeichnung
BearbeitenDas Fahrzeug wurde im März 2007 mit dem IF Design Award in der Kategorie Transportation ausgezeichnet.[10][11]
Siehe auch
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c d e f g Harry Hondius: Der Niederflurgelenktriebwagen NF8U der Rheinbahn. In: stadtverkehr. Nr. 9/2007. EK-Verlag, 2007, ISSN 0038-9013, S. 21 ff.
- ↑ Niederflur-U-Bahn NF8U „Silberpfeil II“. In: rheinbahn.de. Rheinbahn AG, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 3. Juni 2018; abgerufen am 3. Juni 2018.
- ↑ Jörn Tüffers: Rheinbahn verärgert über Siemens: Silberpfeile ohne Klimaanlagen. In: Rheinische Post. Rheinische Post Mediengruppe, Düsseldorf 11. Juli 2008 (rp-online.de [abgerufen am 3. Juni 2018]).
- ↑ Martin Schmitz: Rheinbahn bestellt weitere Silberpfeile für Düsseldorf. Hrsg.: Vossloh-Kiepe GmbH. Düsseldorf 1. Juli 2009 (Online [PDF; abgerufen am 3. Juni 2018]).
- ↑ Linie D: 26. März 2010: Neue NF8U-„Silberpfeile“ rollen an.
- ↑ Rheinbahn AG: Umbau der Straßenbahnlinie 712: Baufirmen erneuern zwölf Haltestellen und fast neun Kilometer Gleise ( des vom 11. September 2010 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (aufgerufen am 5. September 2010)
- ↑ Rheinbahn Pressemitteilung: Rheinbahn baut Haltestelle „Aachener Platz“ für 60-Meter-Fahrzeuge aus ( des vom 6. Dezember 2010 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Rheinbahn AG: Fuhrparkübersicht ( des vom 27. März 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (abgerufen am 14. Januar 2011)
- ↑ RP Online, 8. April 2010: Das sind die neuen Silberpfeile ( des vom 12. November 2010 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (abgerufen am 14. April 2012)
- ↑ Website büro+staubach gmbh, Konzeption und Gestaltung
- ↑ Geschäftsbericht 2007 der Rheinbahn AG, S. 48. (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 4,9 MB)