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Heinrich von Kleist

deutscher Dramatiker, Erzähler, Lyriker und Publizist

Bernd Heinrich Wilhelm von Kleist (* 10. [nach eigener Angabe][1] oder 18. Oktober 1777 [laut Kirchenbuch] in Frankfurt (Oder), Brandenburg, Preußen; † 21. November 1811 am Stolper Loch, heute Kleiner Wannsee) war ein deutscher Dramatiker, Erzähler, Lyriker und Publizist.

Heinrich von Kleist, Reproduktion einer Illustration von Peter Friedel, die der Dichter 1801 für seine Verlobte Wilhelmine von Zenge anfertigen ließ
Frankfurter Geschichten: Der rastlose Heinrich

Heinrich von Kleist stand als „Außenseiter im literarischen Leben seiner Zeit […] jenseits der etablierten Lager“[2] und der Literaturepochen der Weimarer Klassik und der Romantik. Bekannt ist er vor allem für das „historische Ritterschauspiel“ Das Käthchen von Heilbronn, seine Lustspiele Der zerbrochne Krug und Amphitryon, das Trauerspiel Penthesilea sowie für seine Novellen Michael Kohlhaas und Die Marquise von O....

Biographie

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Familie, Ausbildung und Militärdienst (1777–1799)

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Wappen der Familie von Kleist
 
Gedenktafel am Ort des Geburtshauses in Frankfurt (Oder)

Heinrich von Kleist, geboren am 10. oder 18., getauft am 27. Oktober 1777,[3] entstammte einer Familie des pommerschen Uradels, dem in Preußen eine herausgehobene Stellung zukam. Er wurde als fünftes Kind und erster Sohn seines Vaters geboren. Seine Familie brachte zahlreiche Generäle und Feldmarschalle, viele Gutsbesitzer, aber auch etliche Gelehrte, hohe Diplomaten und Beamte hervor. Kleists Vater, der Offizier Joachim Friedrich von Kleist (1728–1788), diente als Stabskapitän beim Regiment zu Fuß Prinz Leopold von Braunschweig in der Garnisonsstadt Frankfurt an der Oder. Aus einer ersten Ehe mit Caroline Luise Kleist, geborene von Wulffen († 1774), gingen die beiden Halbschwestern Kleists, Wilhelmine, genannt Minette, und Ulrike Philippine hervor, der Kleist später sehr nahestand. Joachim Friedrich heiratete 1775 in zweiter Ehe Juliane Ulrike von Pannwitz (1746–1793). Sie gebar die Kinder Friederike, Auguste Katharina, Heinrich und schließlich noch dessen jüngere Geschwister Leopold Friedrich und Juliane Kleist, genannt Julchen.

Nach dem Tod seines Vaters 1788 wurde Kleist in Berlin in der Pension des reformierten Predigers Samuel Heinrich Catel erzogen. Kleist wurde wahrscheinlich durch Catel, der zugleich Professor am Französischen Gymnasium war, auf die Werke der klassischen Dichter und der zeitgenössischen Philosophen der Aufklärung aufmerksam, mit denen er sich während seiner Militärzeit weiter auseinandersetzte. Vor dem Eintritt in die Preußische Armee brach er sein an der Brandenburgischen Universität Frankfurt begonnenes Studium ab, weil er der herkömmlichen Militärlaufbahn den Vorrang geben wollte.

Im Juni 1792 trat der junge Kleist getreu seiner Familientradition in das 3. Bataillon des Garderegiments zu Potsdam als Gefreiter-Korporal ein. Unter Generalinspekteur Ernst von Rüchel nahm er am Rheinfeldzug gegen Frankreich sowie an der Belagerung der ersten bürgerlichen Republik auf deutschem Boden in Mainz teil. Trotz wachsender Zweifel am Soldatendasein verblieb Kleist im Militär und wurde 1795 zum Fähnrich und 1797 zum Leutnant befördert. Privat jedoch nahm er zusammen mit seinem Freund Rühle von Lilienstern mathematische und philosophische Studien in Potsdam auf und erwarb sich den Universitätszugang. 1797 verkauften er und seine Geschwister den ererbten väterlichen Besitz, das kleine Rittergut Guhrow im Spreewald, für 30.000 Taler, von dem er nach seiner Großjährigkeit im Oktober 1801 über ein Siebtel verfügte.

Im März 1799 äußerte er die Absicht, den als unerträglich empfundenen Militärdienst aufzugeben und seinen Lebensplan – auch gegen den zu erwartenden Widerstand der Familie – zu verwirklichen. Dieser sollte nicht auf Reichtum, Würden und Ehren gegründet sein, sondern auf die Ausbildung des Geistes und ein wissenschaftliches Studium.

Studium und erste Anstellung (1799–1801)

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Wilhelmine von Zenge, Kleists Verlobte, anonyme Miniatur (um 1800)

Nach seiner erbetenen und gegen den Widerstand Ernst von Rüchels bewilligten Entlassung aus dem Militärdienst begann Kleist im April 1799 an der Universität Frankfurt an der Oder neben Mathematik als Hauptfach Physik, Kulturgeschichte, Naturrecht, Latein und – zur Beruhigung seiner Verwandten – Kameralwissenschaften zu studieren. Besonders interessierte er sich für den Physikunterricht bei dem als Professor tätigen Christian Ernst Wünsch, der ihm auch Privatunterricht in Experimentalphysik erteilte. Wie für nicht wenige andere Autoren der Zeit (beispielsweise Goethe, Achim von Arnim und Novalis) waren für ihn die Naturwissenschaften im Sinne der Aufklärung ein objektives Mittel, sich selbst, die Gesellschaft und die Welt zu erkennen – und zu verbessern. Die hoffnungsvoll begonnene wissenschaftliche Ausbildung vermochte Kleist jedoch schon bald nicht mehr voll zu befriedigen; das Buchwissen reichte ihm nicht aus. Mit dieser Haltung fand Kleist wenig Verständnis in seiner Umwelt. 1799 lernte er Wilhelmine von Zenge, die Tochter eines Garnisonskommandanten, kennen, mit der er sich Januar 1800 verlobte.

1800 brach er nach nur drei Semestern das Studium wieder ab und begann eine Tätigkeit als Volontär im preußischen Wirtschaftsministerium in Berlin, obwohl dies seinem Verständnis eines Lebensplanes „freier Geistesbildung“ nicht entsprach. Hintergrund der Entscheidung war seine Verlobung. Die Familie der Braut forderte, dass Kleist ein Staatsamt bekleide.

Nach Gesprächen mit hohen Beamten in Berlin am 28. August schrieb er sich am 1. September 1800 an der Universität Leipzig unter falschem Namen ein. Am 3. September desselben Jahres kam er nach Dresden, wo er sich bei dem englischen Botschafter Lord Elliot um ein Visum für das Habsburgerreich bemühte. In der Botschaft, so schrieb er seiner zu Hause gebliebenen Verlobten, habe er Dinge gehört, „die uns bewegen, nicht nach Wien zu gehen, sondern entweder nach Würzburg oder nach Straßburg“.[4]

Für das Ministerium war Kleist im Sommer 1800 in geheimer Mission, vielleicht politisch (im Hinblick auf eine möglicherweise angestrebte Anstellung in Berlin) als Industrie- bzw. Wirtschaftsspion (mit dem Decknamen Klingstedt[5]) unterwegs (von 9. September bis 22. Oktober in Würzburg,[6] wo er mit seinem Freund Ludwig von Brockes zunächst im Hotel Fränkischer Hof[7] in der heutigen Theaterstraße 1 unter falschem Namen Quartier nahm, eine Woche später bei dem Stadtchirurgen Joseph Wirth am Marktplatz (Schmalzmarkt 3), und sich möglicherweise auch einem chirurgischen oder urologischen Eingriff unterzog). Weitere Vermutungen zum Zweck des sechswöchigen Aufenthalts in Würzburg sind die Behandlung einer Vorhautverengung[8] oder Impotenz (im Hinblick auf seine Verlobung bzw. anstehende Heirat) und der Kontakt zu einflussreichen Freimaurern. In Würzburg besuchte er wie andere Sensationslustige[9] das Krankenhaus der Stiftung Juliusspital.[10] Seine Eindrücke vom Besuch des Juliusspitals im September 1800, die er in einem Brief an seine Braut[11] bzw. damalige Verlobte Wilhelmine von Zenge geschildert hat,[12] mögen Einfluss auf seine Schilderung des Irrenhauses seiner Erzählung Die heilige Cäcilie oder die Gewalt der Musik (1810) genommen haben. In diesem Sommer und Herbst geschriebene fünf Briefe an Wilhelmine von Zenge sowie an seine jüngere Schwester Ulrike zeigen erstmals die dichterische Begabung des damals noch unbekannten Kleist. Am 22. Oktober[13] 1800 verließ Kleist die Stadt am Main wieder[14][15][16] und kehrte nach Preußen zurück. Zu einer Heirat seiner Verlobten kam es danach nicht.

Die berufliche, soziale und individuelle Problematik („das Leben ist ein schweres Spiel […], weil man beständig und immer von neuem eine Karte ziehen soll und doch nicht weiß, was Trumpf ist;“ – Brief an die Halbschwester Ulrike vom 5. Februar 1801)[17] verdichtete sich vermutlich vor dem Hintergrund der Lektüre von Kants Kritik der Urteilskraft zur „Kant-Krise“ – so ein umstrittener Begriff der älteren Kleistforschung. Durch die Grenzen der Vernunfterkenntnis, die Kant aufgezeigt hatte, sah Kleist seinen geradlinigen, rein vernunftorientierten Lebensplan in Frage gestellt. In einem berühmten Brief an Wilhelmine vom 22. März 1801 notierte Kleist:

„Wir können nicht entscheiden, ob das was wir Wahrheit nennen, wahrhaftig Wahrheit ist oder ob es uns nur so scheint […] Mein einziges, mein höchstes Ziel ist gesunken, ich habe nun keines mehr.“[17]

Kritikern zufolge berief Kleist sich allerdings lediglich auf eine durch die Lektüre Immanuel Kants ausgelöste Krise, um einer von Zögern, Scheitern und falschen Entscheidungen geprägten Lebensphase eine philosophische Rechtfertigung zu geben. Briefe, die er vor dem 22. März 1801 geschrieben habe, würden deutlich erkennen lassen, dass „er sich schon Monate vor der sogenannten Kant-Krise von den Wissenschaften abwandte, und keineswegs, weil er grundsätzlich an den Möglichkeiten sicherer Erkenntnis zweifelte, sondern weil die Beschäftigung mit den Wissenschaften den Reiz für ihn verloren hatte.“[18] Die von der älteren Forschung postulierte These der vollständigen Wandlung der kleistschen Persönlichkeit ausschließlich aufgrund philosophischer Lektüre wurde relativiert. Diese Lebenskrise sei wesentlich einem Überdruss an einengenden Spezialisierungszwängen geschuldet gewesen. Mittels einer ausgedehnten Reise nach Frankreich suchte Kleist sie zu überwinden.

 
1801 weilte H. v. Kleist im Gleimhaus zu Halberstadt

Paris und Thun (Schweiz) (1801–1804)

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Im Frühjahr 1801 reiste er zusammen mit seiner Schwester Ulrike über Dresden nach Paris. Angesichts der von ihm als ‚sittenlos‘ empfundenen französischen Hauptstadt schreibt Kleist an Wilhelmine von Zenge:

„… ein wenig froh sein, so wie ich es jetzt bin, da ich … schreibe. Ja, vielleicht werde ich diese Reise nach Paris, … doch noch segnen. Nicht wegen der Freuden, die ich genoß, denn sparsam waren sie mir zugemessen; aber alle Sinne bestätigen mir hier, was längst mein Gefühl mir sagte, nämlich daß uns die Wissenschaften weder besser noch glücklicher machen, und ich hoffe daß mich das zu einer Entschließung führen wird. O ich kann Dir nicht beschreiben, welchen Eindruck der erste Anblick dieser höchsten Sittenlosigkeit bei der höchsten Wissenschaft auf mich machte. Wohin das Schicksal diese Nation führen wird –? Gott weiß es. Sie ist reifer zum Untergange als irgend eine andere europäische Nation. Zuweilen, wenn ich die Bibliotheken ansehe, wo in prächtigen Sälen und in prächtigen Bänden die Werke Rousseaus, Helvetius, Voltaires stehen, so denke ich, was haben sie genutzt? Hat ein einziges seinen Zweck erreicht? Haben sie das Rad aufhalten können, das unaufhaltsam stürzend seinem Abgrund entgegeneilt? O hätten alle, die gute Werke geschrieben haben, die Hälfte von diesem Guten getan, es stünde besser um die Welt. Ja selbst dieses Studium der Naturwissenschaft, auf welches der ganze Geist der französischen Nation mit fast vereinten Kräften gefallen ist, wohin wird es führen? Warum verschwendet der Staat Millionen an alle diese Anstalten zur Ausbreitung der Gelehrsamkeit? Ist es ihm um Wahrheit zu tun? Dem Staate? Ein Staat kennt keinen andern Vorteil, als den er nach Prozenten berechnen kann. Er will die Wahrheit anwenden – Und worauf? Auf Künste und Gewerbe. Er will das Bequeme noch bequemer machen, das Sinnliche noch versinnlichen, den raffiniertesten Luxus noch raffinieren. – Und wenn am Ende auch das üppigste und verwöhnteste Bedürfnis keinen Wunsch mehr ersinnen kann, was ist dann –?“[19]

Abermals verarbeitete Kleist seine enttäuschenden Erfahrungen als Zweifel an der Eindeutigkeit der Vernunft und dem geschichtlichen Wollen. Durch seine Rousseau-Lektüre sah er sich angeregt, ein bäuerliches Leben zu führen: „Ein Feld zu bebauen, einen Baum zu pflanzen, und ein Kind zu zeugen“ (Brief vom 10. Oktober 1801 an Wilhelmine).[17]

Ab April 1802 wohnte er auf der Scherzliginsel in der Aare in Thun in der Schweiz.[20] Das Häuschen wurde 1940 abgebrochen.[21] Die Erinnerung an einen Besuch seines Jugendfreundes Ernst von Pfuel in Thun dürfte ihn zu dem idyllischen Dramolett Der Schrecken im Bade (1808) angeregt haben. Es kam zum Bruch mit Wilhelmine, die nicht seinen Vorstellungen gemäß als Bäuerin mit ihm zusammenleben wollte, und er löste 1802 die Verlobung mit ihr. Er arbeitete nun an dem bereits in Paris unter dem Titel Die Familie Ghonorez begonnenen Trauerspiel Die Familie Schroffenstein, schrieb weiter an seinem Trauerspiel Robert Guiskard, Herzog der Normänner und begann mit dem Lustspiel Der zerbrochne Krug.

Ende 1802 kehrte Kleist zurück nach Deutschland. In Dresden lernte er unter anderen Friedrich de la Motte Fouqué kennen und traf Ernst von Pfuel wieder. Lange hielt er es dort jedoch nicht aus; zusammen mit von Pfuel reiste Kleist abermals nach Paris. Dort verbrannte er die fertiggestellten Teile des Guiskard in tiefer Verzweiflung darüber, seine konzeptionellen Vorstellungen nicht realisieren zu können, und erlebte eine Schaffenskrise: „Der Himmel versagt mir den Ruhm, das größte der Güter der Erde!“ schrieb er am 26. Oktober 1803 an Ulrike. Kleist fasste daraufhin den Entschluss, in der französischen Armee gegen England zu kämpfen, „um den Tod in der Schlacht zu sterben“, wurde aber durch einen Bekannten dazu überredet, nach Potsdam zurückzukehren. Im Dezember 1803 war Kleist wieder in Deutschland und beantragte in Berlin eine Anstellung im diplomatischen Dienst.

Königsberg (1804–1807)

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Nach einer kurzen Tätigkeit im von Karl Freiherr vom Stein zum Altenstein geleiteten Finanzdepartement Mitte 1804 arbeitete er ab dem 6. Mai 1805 auf dessen Empfehlung als Diätar (Beamter im Vorbereitungsdienst ohne festes Gehalt) in Königsberg und sollte sich bei dem Staats- und Wirtschaftstheoretiker Christian Jacob Kraus in Kameralistik ausbilden lassen. In Königsberg traf er unter anderen die inzwischen mit dem als Philosophieprofessor tätigen Wilhelm Traugott Krug verheiratete Wilhelmine wieder. Kleist vollendete den Zerbrochnen Krug und arbeitete an dem Lustspiel Amphitryon, dem Trauerspiel Penthesilea und an den Erzählungen Michael Kohlhaas und Das Erdbeben in Chili.

Im August 1806 teilte Kleist seinem Freund Rühle von Lilienstern seine Absicht mit, aus dem Staatsdienst zu scheiden, um sich nunmehr durch „dramatische Arbeiten“ zu ernähren. Auf dem Weg nach Berlin wurden Kleist und seine Begleiter im Januar 1807 von den französischen Behörden als angebliche Spione verhaftet und zunächst in das Fort de Joux bei Pontarlier und dann in das Kriegsgefangenenlager Châlons-sur-Marne transportiert. Dort schrieb er vermutlich die Novelle Marquise von O.... und arbeitete weiter an der Penthesilea.

Dresden (1807–1809)

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Die Hermannsschlacht, Theaterankündigung von 1923
 
Neues Kleistdenkmal von Dezember 2011 in Dresden-Altstadt, Pillnitzer Str. Ecke Gerichtsstr., am Ort seines ehemaligen Wohnhauses „Äußere Rampische Gasse“ (später Pillnitzer Str. 29; am 13. Februar 1945 zerstört) mit den Relikten der Gedenktafeln der Tiedgestiftung von 1909
 
Detail des obigen neuen Dresdner Kleistdenkmals

Nach seiner Freilassung reiste er über Berlin nach Dresden (ab Ende August 1807), wo er unter anderem Schillers Freund Christian Gottfried Körner, die Romantiker Ludwig Tieck, Gotthilf Heinrich von Schubert, Caspar David Friedrich und vor allem den Staats- und Geschichtsphilosophen Adam Heinrich Müller sowie den Historiker Friedrich Christoph Dahlmann kennen lernte. Zusammen mit Müller gab Kleist ab Januar 1808 das Journal für die Kunst (so der Untertitel) Phöbus heraus. Das erste Heft mit dem Beitrag Fragment aus dem Trauerspiel: Penthesilea sandte er unter anderem Goethe zu, der in einem Antwortschreiben seine Verwunderung und sein Unverständnis bekundete.

Im Sommer 1808 muss sich Kleist in der westfälischen Stadt Hamm aufgehalten haben, denn dorthin ist ein auf den 4. August datiertes Schreiben der französischen Generalpostdirektion Düsseldorf gerichtet, das auf eine Bewerbung Kleists antwortete und diese abschlägig beschied. Kleist war von Dresden nach Düsseldorf gereist und hatte sich mündlich als ehemaliger „Premier Lieutenant au Serv[ice] Pruss“ unter anderem auf die freigewordene Stelle eines Postdirektors in Lünen (Westfalen), das damals an der bedeutenden Postroute von Holland nach Berlin lag, beworben.[22]

Im Dezember 1808 vollendete Kleist unter dem Eindruck des Widerstands Spaniens gegen Napoleon, der Besetzung Preußens und der Anfänge des österreichischen Freiheitskampfes das Drama Die Hermannsschlacht. Gegenstand des Dramas, mit dem Kleist den seit dem 16. Jahrhundert bestehenden Arminius-Kult in der deutschen Literatur aufgriff, war die Varusschlacht, in der im Herbst des Jahres 9 n. Chr. drei römische Legionen in einer vernichtenden Niederlage gegen ein germanisches Heer unter Führung des Arminius untergegangen waren.

In der Hoffnung auf einen erstarkenden Widerstand gegen Napoleon reiste Kleist zusammen mit Dahlmann über Aspern, wo Napoleon einige Tage zuvor besiegt worden war, am 21./22. Mai 1809 nach Prag. Hier bekamen Kleist und Dahlmann Zugang zu österreichisch-patriotischen Kreisen und planten, ein Wochenblatt mit dem Titel Germania herauszugeben. Es sollte ein Organ der „deutschen Freiheit“ werden. Wegen der Kapitulation Österreichs blieb das Projekt unverwirklicht. In dieser Zeitschrift sollten seine sogenannten politischen Schriften Was gilt es in diesem Kriege?, Katechismus der Deutschen abgefasst nach dem Spanischen, zum Gebrauch für Kinder und Alte, das Lehrbuch der französischen Journalistik, Satiren und die Ode Germania an ihre Kinder erscheinen.

Im November traf Kleist in Frankfurt (Oder) ein und fuhr einen Monat später wieder nach Berlin, wo er sich mit einer kurzen Unterbrechung bis zu seinem Tod aufhielt.

Berlin (1809–1811)

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Kleists Abschiedsbrief
 
Gedenktafel am Kleisthaus in Berlin-Mitte, Mauerstraße 53. An gleicher Stelle stand das Gebäude, in dem Kleist zuletzt wohnte.

In Berlin schloss Kleist unter anderen Bekanntschaft mit Achim von Arnim, Clemens Brentano, Joseph von Eichendorff, Wilhelm Grimm, Karl August Varnhagen von Ense und Rahel Varnhagen. Im April 1810 erschien der erste Band seiner Erzählungen (Michael Kohlhaas, Die Marquise von O...., Das Erdbeben in Chili) und im September Das Käthchen von Heilbronn, dessen Aufführung Iffland als Direktor der Berliner Bühne jedoch ablehnte.

Nach der Einstellung des Phöbus initiierte Kleist ab dem 1. Oktober 1810 ein neues Zeitungsprojekt: die Berliner Abendblätter. Die Abendblätter waren ein täglich erscheinendes Zeitungsblatt mit lokalen Nachrichten, als dessen Zweck die Unterhaltung aller Stände des Volkes und die Beförderung der Nationalsache angegeben wurde. Als Autoren schrieben hier so Prominente wie Ernst Moritz Arndt, Achim von Arnim, Clemens Brentano, Adelbert von Chamisso, Otto August Rühle von Lilienstern, Friedrich Karl von Savigny und Friedrich August von Staegemann. Kleist selbst veröffentlichte unter anderem seine Abhandlungen Gebet des Zoroaster, Betrachtungen über den Weltlauf, Brief eines Malers an seinen Sohn, Allerneuester Erziehungsplan und vor allem Über das Marionettentheater in den Abendblättern. Als Besonderheit und Publikumsmagnet erwies sich Kleists Veröffentlichung aktueller Polizeiberichte.

Im Frühjahr 1811 musste die Herausgabe der Zeitung wegen verschärfter Zensurbestimmungen eingestellt werden. Als sein Versuch scheiterte, eine Anstellung in der preußischen Verwaltung zu erlangen, und auch sein 1809 begonnenes Schauspiel Prinz Friedrich von Homburg bis 1814 mit einem Aufführungsverbot durch Friedrich Wilhelm III. belegt wurde, musste Kleist innerhalb kurzer Zeit einige Erzählungen schreiben, um sich den Lebensunterhalt zu sichern. Diese Werke wurden postum in einem zweiten Band mit Erzählungen zusammengefasst, der unter anderem Das Bettelweib von Locarno und Die Verlobung in St. Domingo enthält.

Nahezu mittellos und innerlich „so wund, daß mir, ich möchte fast sagen, wenn ich die Nase aus dem Fenster stecke, das Tageslicht wehe tut, das mir darauf schimmert“ (Brief an Marie von Kleist vom 10. November 1811) nahmen die Gedanken an einen Suizid aufgrund von Geldsorgen und der stetigen Kritik an seinen Werken überhand. In seinem Bemühen um ein Darlehen hatte er mehrere Bitt- und Bettelbriefe verschickt, unter anderem an den König, an den Prinzen von Preußen und vor allem an den Staatskanzler Karl August von Hardenberg, ohne jedoch eine Antwort zu erhalten. Einzig die Nachricht am Rande des Gesuchs ist überliefert „Zu den Akten, da der p.v. Kleist 21.II.II. nicht mehr lebt“.[23]

Kleist suchte und fand für den Weg des Suizids eine Begleiterin, die unheilbar an einem Karzinom erkrankte Henriette Vogel. Mit ihrem Einverständnis erschoss Kleist am 21. November 1811 am Stolper Loch, dem heutigen Kleinen Wannsee im Südwesten Berlins, zuerst sie und dann sich selbst. In seinen Abschiedsbriefen äußerte Kleist hinsichtlich seiner Bestattung keine Wünsche; es war Henriette Vogel, die um eine gemeinsame Bestattung „in der sicheren Burg der Erde“ bat.[24][25] Begraben wurden Kleist und Henriette Vogel an Ort und Stelle, da eine kirchliche Bestattung wegen des Suizids unmöglich gewesen wäre.[26]

Abschiedsbrief an Ulrike

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Grab von Heinrich von Kleist und Henriette Vogel am Kleinen Wannsee vor der 2011 erfolgten Renovierung
 
Ehrengrab von Heinrich von Kleist und Henriette Vogel am Kleinen Wannsee nach der 2011 erfolgten Renovierung

An Ulrike von Kleist, 21. November 1811.

„An Fräulein Ulrike von Kleist Hochwohlgeb. zu Frankfurt a. Oder.“

„Ich kann nicht sterben, ohne mich, zufrieden und heiter, wie ich bin, mit der ganzen Welt, und somit auch, vor allen Anderen, meine theuerste Ulrike, mit Dir versöhnt zu haben. Laß sie mich, die strenge Äußerung, die in dem Briefe an die Kleisten enthalten ist laß sie mich zurücknehmen; wirklich, Du hast an mir gethan, ich sage nicht, was in Kräften einer Schwester, sondern in Kräften eines Menschen stand, um mich zu retten: die Wahrheit ist, daß mir auf Erden nicht zu helfen war. Und nun lebe wohl; möge Dir der Himmel einen Tod schenken, nur halb an Freude und unaussprechlicher Heiterkeit dem meinigen gleich: das ist der herzlichste und innigste Wunsch, den ich für Dich aufzubringen weiß.“

 Stimmings bei Potsdam.
    d. – am Morgen meines Todes.
Dein
Heinrich.
[17]

Literaturgeschichtliche Bedeutung

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Kleists Leben war geprägt vom ruhelosen Streben nach idealem Glück,[27][28] das sich jedoch immer wieder als trügerisch erwies, und dies spiegelt sich in seinem Werk wider. Geistesgeschichtlich lässt sich Kleist allerdings nur schwer einordnen: Weder in den Kreis der romantischen Theorie noch in den klassischen Diskurs kann man Autor und Werk ohne weiteres eingliedern. Es sei an dieser Stelle auf Kleists kurze Erzählung Über das Marionettentheater hingewiesen. Die frühe Kleist-Forschung hat diesen Text stets als mehr oder minder theoretische Abhandlung Kleists gelesen und versucht, denselben im Sinne der ästhetischen Programmatik des romantischen Diskurses zu deuten. Neuere Versuche der Interpretation – insbesondere jene, die einem dekonstruktivistischen Interesse entspringen – betonen dementgegen das subversive Potenzial des Textes und sehen den zentralen Gehalt in der spielerisch-ironischen Demontage des zeitgenössischen ästhetisch-idealphilosophischen Diskurses. So werden die Marionetten etwa als „das Gegenteil des Ichs“ und „die im Text erzählten Episoden [als] Bilder der Unidentität“ im Sinne fehlender Autonomie interpretiert.[29]

Ebenso wie man versucht, Kleist in die Strömungen der Romantik einzuordnen, wird auch eine Affinität zwischen den Dramen Kleists und der klassischen Dichtung betont. Diese Zuordnung beruht auf der stofflichen Wahl, denn mehrmals adaptiert Kleist antike mythologische Inhalte und hält sich bei seiner Bearbeitung an den klassischen Dramenaufbau. Zugleich werden aber in Kleists Dramen die klassischen Stilprinzipien in hohem Maße verletzt, wie schon die Stoffwahl belegt: Nicht mehr das allgemein-menschliche, zivilisierende, klassisch-befriedete Element antiker Dichtung, sondern das Besondere, Extreme und Grausame rückt in den Vordergrund. Dabei steht in vielen Werken „auf der Ebene des Sujets der subjektive Innenraum des humanistischen bzw. klassischen Individuums zur Debatte“;[30] das Subjekt, dem – zumindest als Postulat im Idealismus – Identität und Autonomie inhäriert, wird radikal in Frage gestellt: „Die implizite Theorie der Wunschproduktion, welche das Fühlen und das Unbewußte als soziale Produktionen auffaßt, macht die Modernität Kleists aus“[31] und setzt ihn zur literarischen Klassik und Romantik in Gegensatz.

Dramatisches Werk

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Der zerbrochne Krug, Titelblatt der Erstausgabe (1811)

Kleists erste Tragödie Die Familie Schroffenstein (fertiggestellt 1803, uraufgeführt 1804 am Grazer Nationaltheater) orientiert sich am Dramenstil Shakespeares und thematisiert die für Kleists Schaffen zentralen Themen Schicksal vs. Zufall und subjektives (Vor-)Urteil vs. objektive Wirklichkeit. Seine zweite Tragödie Penthesilea (1808) ist inspiriert von drei antiken Tragödien des Euripides (Medea, Hippolytos und Die Bakchen). Sie handelt von der Amazonenkönigin, die in kriegerischer Weise auf einem Schlachtfeld vor Troja um den griechischen Helden Achilles wirbt und dabei scheitert. Wegen der stilistisch gehobenen Sprache, der damals nicht darstellbaren Kriegsszenen und der der antiken Tragödie nachempfundenen Grausamkeit war dem Stück zu Kleists Lebzeiten kein Erfolg beschieden, es wurde erst 1876 in Berlin uraufgeführt. Erfolgreicher als diese beiden Tragödien war damals sein romantisches Schauspiel Das Käthchen von Heilbronn oder Die Feuerprobe 1808, ein poetisches Drama voller Rätsel und mittelalterlichem Treiben, das sich seine Popularität erhalten hat.

Kleists Komödie Der zerbrochne Krug gehört zum Kanon der deutschen Literatur.[32] Die Hermannsschlacht (1809) behandelt ein historisches Thema und ist zugleich voller Referenzen auf die politischen Verhältnisse seiner Zeit. In der Hermannsschlacht verleiht Kleist seinem Hass auf die Unterdrücker seines Landes Ausdruck. Zusammen mit dem Drama Prinz Friedrich von Homburg (siehe auch Friedrich II. (Hessen-Homburg)), einem Höhepunkt des Kleist’schen Schaffens, wurde das Stück erstmals 1821 von Ludwig Tieck in Heinrich von Kleists hinterlassene Schriften veröffentlicht. Robert Guiskard, ein in großem Maßstab konzipiertes Drama, blieb Fragment.

Erzählerisches Werk, Lyrik und weitere Schriften

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Erzählungen Heinrich von Kleists 1810 und zweiter Teil 1811 im Erstdruck

Kleist war ein Meister in der Kunst der Erzählung. Michael Kohlhaas gilt als eine der wichtigsten deutschsprachigen Erzählungen ihrer Zeit. Darin gibt der berühmte Brandenburger Pferdehändler Kohlhase aus Luthers Tagen seine Familie, die gesellschaftliche Position und sein sonstiges Hab und Gut auf, verletzt schließlich sogar selbst die Rechtsnormen, nur um in einem relativ geringfügigen Streitfall, bei dem ihm ein klares Unrecht zugefügt worden ist, Recht zu erhalten; ihm wird in der Erzählung ein ambivalentes Denkmal gesetzt. Bedeutend sind weiterhin die Erzählungen Das Erdbeben in Chili, Die Marquise von O...., Die heilige Cäcilie oder die Gewalt der Musik.

Kleist war zudem ein vaterlandsliebender, franzosenfeindlicher Dichter, was sich deutlich in seinen Gedichten Germania an ihre Kinder und Kriegslied der Deutschen äußert. Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation bestand zu seiner Zeit zum Teil aus von Frankreich besetzten und somit abhängigen Vasallenstaaten, die unter anderem Truppenkontingente für die napoleonischen Eroberungskriege stellen mussten oder direkt von Napoleon annektiert worden waren.

Im Gegensatz zu zeitgenössischen Gepflogenheiten hat Heinrich von Kleist keine offenkundig ästhetisch-programmatische Schrift hinterlassen. Insbesondere das Marionettentheater wurde auf seinen theoretisch-poetologischen Gehalt hin untersucht. Doch wurde hierbei generell der fiktive Charakter des Gesprächs vernachlässigt: Es handelt sich um einen Bericht über ein Gespräch, das zum Zeitpunkt der Wiedergabe bereits einige Jahre zurückliegt. Nur unter Vorbehalt lässt sich in dem kurzen Aufsatz die Proklamation der Wiedererlangung eines paradiesischen Zustandes erkennen. Besonders Hanna Hellmann, die das Marionettentheater im Jahre 1911 wiederentdeckte, deutete diesen Text im Sinne der romantischen Triade, die die dritte Stufe der menschlichen Entwicklung – d. h. die Wiedererlangung des paradiesischen Zustandes – im Bereich der Kunst verwirklicht sieht. „Übersehen“ habe sie allerdings wie viele nach ihr die „Ironie, mit der diese, für den Haufen erfundene, Spielart als schöne Kunst anerkannt wird, ausgerechnet Bauernfiguren gelten für vorbildlich; übersehen die Ironie, mit welcher die Bewegungen derer, die ihre Schenkel verloren haben – am häufigsten ja im Krieg – und nun mechanische Beine besitzen, mit Ruhe, Leichtigkeit und Anmuth ablaufen sollen.“[33]

Das literarische Schaffen von Heinrich von Kleist hat auf seine Zeitgenossen und auf spätere Leser eine widersprüchliche, aber nachhaltige Wirkung ausgeübt. „Die Zeitgenossen wurden durch die Gewaltsamkeit der Bilder, die Maßlosigkeit der Gefühlsausbrüche, die Krassheit der Situationen, die Missachtung schöner Konventionen mehr schockiert als durch die Kraft, die rhythmische Dynamik, die weiten dramatischen Spannungsbögen und die poetische Schönheit dieser Sprache angezogen.“[34] Denn: „Solche Texte hatte man noch nicht gelesen, solche Stücke noch nicht gesehen. Seine Analysen waren der Geschichte, seine Bilder und Formen der Literaturgeschichte voraus.“[35] Im Laufe der widersprüchlichen Rezeptionsgeschichte wurde Kleist von weltanschaulich gewissermaßen konträren Gruppierungen für sich in Anspruch genommen. Er wurde gleichermaßen als verkannter Vorbote der literarischen Moderne wie auch als bedeutender Streiter im Sinne der nationalistischen und chauvinistischen Strömungen des Deutschen Kaiserreichs gedeutet. Insbesondere seit der deutschen Reichsgründung von 1871 kam es zu wechselnden Renaissancen und einer immer stärker werdenden politischen Inanspruchnahme Kleists.[36]

Kleist im Urteil seiner Zeitgenossen

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Schon die erste Veröffentlichung Kleists, Die Familie Schroffenstein in „der Geßnerischen Buchhandlung beym Schwanen“ 1802, zog skeptische wie gleichermaßen wohlwollende Urteile der Zeitgenossen auf sich. Eine erste ausführliche Rezension des anonym veröffentlichten Kleist-Erstlings stammt aus der Feder des Dramatikers Ludwig Ferdinand Huber. Huber bekräftigte im März 1803, der unbekannte Dichter habe seine anfängliche Skepsis durch die begeisterte Hoffnung zu ersetzen vermocht, „daß endlich doch wieder ein rüstiger Kämpfer um den poetischen Lorbeer aufstehe, wie ihn unser Parnaß gerade jetzt so sehr braucht“.[37] Trotz der einhellig anerkannten, allerdings weiterer Entwicklung bedürftigen Begabung des Dichters fand das Stück kaum Beachtung auf deutschen Bühnen. Vier Jahre vergingen, bis ein weiteres Werk Kleists veröffentlicht wurde, das Lustspiel Amphitryon (1807), herausgegeben von Adam Müller. Der Amphitryon, eine weitreichende Bearbeitung einer Vorlage von Molière und ein Grenzgang zwischen den Nationalliteraturen, konnte angesichts des Einzugs Napoleons in Berlin (27. Oktober 1806) nur geringe Resonanz verzeichnen. Die Kette der kleistschen Veröffentlichungen riss dennoch bis Mitte 1811 nicht mehr ab.

Als folgenreich erwies sich die Uraufführung des Zerbrochnen Krugs am Weimarer Hoftheater unter der Leitung Johann Wolfgang von Goethes, der dem Stück nach zweimaliger Lektüre „außerordentliche Verdienste“ zugesprochen hatte.[38] Das von den Zeitgenossen in seiner Weimarer Uraufführung am 2. März 1808 als langatmig und sperrig empfundene Werk prägte die Haltung des zeitgenössischen Publikums Kleist gegenüber nachhaltig. Kleists Schicksal als zeitgenössischer Bühnenautor war nach der missglückten Uraufführung, zumal auf Goethes anspruchsvoller Reformbühne, weitgehend besiegelt.

Eine stark verfremdete, pantomimische Inszenierung von Ausschnitten der Penthesilea in Berlin 1811 fiel ebenfalls beim Publikum durch, und auch als politischer Publizist („Phöbus“) blieb Kleist der Erfolg versagt. Einzig die Erfolgsgeschichte des Kleist-Dramas Das Käthchen von Heilbronn begann schon zu Lebzeiten des Dichters mit einer Wiener Aufführung vom 17. März 1810: „Allerdings war das Publikum – wie im übrigen das gesamte neunzehnte Jahrhundert hindurch – von diesem Stück sehr viel stärker angetan als die Kritik, die allein dem Genre schon skeptisch gegenüberstand. […] Diese immer wieder gemachte Beobachtung faßte der Rezensent des Morgenblattes für gebildete Stände schließlich beinahe lakonisch in der Formel ‚Kleist’s Käthchen von Heilbronn wird sehr verschieden beurtheilt, aber immer stark besucht‘ zusammen […].“[39]

Nicht zuletzt wurde Kleist zu Lebzeiten zum Verhängnis, dass ihm die Sympathien der urteilsbildenden und die öffentliche Kultur prägenden intellektuellen Elite seiner Zeit überwiegend verwehrt blieben. Teilweise brachte er gerade potenzielle Förderer, auf deren Unterstützung er angewiesen gewesen war, gegen sich auf. Durch gezielte Indiskretionen über August Wilhelm Iffland, den mächtigen Generaldirektor der Königlichen Schauspiele in Berlin, der eine Inszenierung des Käthchens abgelehnt hatte, verbaute er sich den Zugang zu Berliner Theater und Publikum. Bis auf wenige Ausnahmen blieben dem Dramatiker Kleist die Schauspielhäuser als zentrale Wirkungsstätten verschlossen.

Kleist-Renaissancen und Kleist-Mythos

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Kleist-Denkmal von Gottlieb Elster in Frankfurt (Oder), 1910
 
Herme von Kleists am Leibniz-Gymnasium in Berlin

Neben Kleists spektakulärem Suizid prägten vor allem die Folgen seines Ungeschicks im Werben um geeignete Förderer Kleists Renommée und das Kleist-Bild über Jahrzehnte hinweg negativ. Insbesondere Goethes Abwendung und der postume Abdruck nicht autorisierter Goethe-Sentenzen über die „nordische Schärfe des Hypochonders“ Kleist durch Johann Daniel Falk[40] wirkte in dieser Hinsicht negativ nach. Erst unter gewandelten historischen Rahmenbedingungen kam es zu nachhaltigen Renaissancen der Kleist-Rezeption, die die Wahrnehmung des Dichters dauerhaft verändern sollten. Seit der zweiten Hälfte und verstärkt seit Ende des 19. Jahrhunderts wurden Kleists Dramen und Erzählungen in den sehr unterschiedlichen Bezugsfeldern der deutschen Einigung wie auch der literarischen Moderne Gegenstand gegensätzlicher Strömungen der Neuentdeckung. „Innerhalb des seit den 1860er Jahren einsetzenden ideologischen Feldzuges, mit dem die Befürworter Preußens die Deutschen zur Beförderung der geeinten Nation überzogen, wurde Kleist ein gewichtiger […] Part angetragen: in ihm wollte man den Propheten des werdenden Reiches erkennen und zugleich vorbildliches Preußen- wie Deutschtum verkörpert sehen.“[41]

Die nationalistisch und chauvinistisch geprägte Vereinnahmung Kleists während des späten 19. Jahrhunderts fand später ihre Fortsetzung in der Vereinnahmung des Dichters durch die NS-Kulturpolitik, die die „zeitbedingte Bejahung des großen Einzeltäters in der ‚Hermannsschlacht‘ und den absoluten Gehorsamsanspruch des Kurfürsten in ‚Prinz Friedrich von Homburg‘ als Vorwegnahme des faschistischen Führerkults deutete.“[42]

 
5-Mark-Gedenkmünze der DDR zum 175. Todestag von Heinrich von Kleist aus dem Jahr 1986
 
Briefmarke der Deutschen Bundespost (1961) aus der Serie Bedeutende Deutsche

Neben der ausgiebigen Rezeption des politischen Dichters Kleists als Inbegriff des deutschen Patrioten (Hermannsschlacht, Prinz Friedrich von Homburg) im Sinne des Deutschen Kaiserreichs wandten sich um die Jahrhundertwende auch die jungen Autoren der literarischen Moderne programmatisch dem Werk Kleists zu. Angesichts seiner weitgehenden Entfremdung von den Vertretern der Weimarer Klassik bot Kleist sich mustergültig als Vorbild für die Ablösung einer neuen Schriftstellergeneration von Goethes übermächtiger Erscheinung an. „Daraus resultierte, daß Kleist eine gleich zweifache Vorreiterrolle zugewiesen wurde: in seiner eigenen Gegenwart als Kämpfer gegen die Klassik und – achtzig Jahre später im Zeichen der literarischen Avantgarde als Vorkämpfer der Moderne, der zugleich Opfer der Klassik wurde.“[43] Im Gefolge dieser nachhaltigen zweiten Welle der Kleist-Wiederaneignung entdeckte im frühen zwanzigsten Jahrhundert eine Generation junger Schriftsteller, darunter Gerhart Hauptmann, Frank Wedekind, Carl Sternheim und Georg Kaiser, den Dichter als wichtigen Wegbereiter experimenteller und subjektivierter literarischer Ansätze für sich.[44]

Gedenken

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Begräbnisstätte

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Das Kleistgrab unterhalb der Bismarckstraße am Kleinen Wannsee wurde nach einem von der Kulturstiftung des Bundes ausgeschriebenen Wettbewerb ab 2009 neu gestaltet.[45][25] Dank einer Spende der Berliner Verlegerin Ruth Cornelsen (Cornelsen Kulturstiftung) und Zuschüssen der Kulturstiftung des Bundes und des Berliner Senats wurden das Grabmal und seine Umgebung zum zweihundertsten Todestag des Paares 2011 renoviert und mit Informationstafeln ausgestattet.[45][46][47] Der 1936 aufgestellte Grabstein aus Granit und ein schmiedeeisernes kniehohes Eisengitter als Einfriedung blieben erhalten. Das Geburtsdatum Kleists wird nun mit dem 10. statt mit dem 18. Oktober angegeben. Henriette Vogels – bisher auf einem eigenen Stein befindliche – Daten sind neu in den Grabstein eingemeißelt. Darunter steht wieder der während der Zeit des Nationalsozialismus aus ideologischen Gründen entfernte Gedenkspruch des jüdischen Dichters Max Ring mit dem Hinweis auf die fünfte Vaterunser-Bitte: „‚Er lebte, sang und litt / in trüber, schwerer Zeit. / Er suchte hier den Tod / und fand Unsterblichkeit‘. Matth. 6 V.12“. Die Rückseite des um 180 Grad gedrehten Steins zeigt die vorherige heroisierende Inschrift von 1941 mit der Zeile aus Kleists Prinz von Homburg: „Nun, o Unsterblichkeit, bist du ganz mein.“[48][49][50] Das Grab ist als Ehrengrab der Stadt Berlin ausgewiesen.

Benennung von Straßen, Plätzen und Parks

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Nach Heinrich von Kleist wurden Straßen z. B. in Frankfurt am Main, Mannheim, Bonn, Wien, Graz, Potsdam, Köln, Mülheim an der Ruhr, Leipzig, Berlin, Braunschweig, Bad Homburg v. d. Höhe, Wolfsburg, Limburg a. d. Lahn, Weimar und Dresden benannt, ebenso Plätze in Kitzingen, Leverkusen, Würzburg und Wuppertal sowie der Heinrich-von-Kleist-Park in Berlin, der Kleistpark in Frankfurt (Oder) und das Kleist-Inseli in Thun.

Benennung von Gebäuden

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Heinrich-von-Kleist-Institutionen

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Das Kleist-Museum in Frankfurt (Oder) und das Kleist-Archiv Sembdner in Heilbronn widmen sich dem Leben und Werk Heinrich von Kleists.

Die Heinrich-von-Kleist-Gesellschaft verleiht jährlich den Kleist-Preis und erhält das Andenken an ihn aufrecht.

In der DDR vergab die Stadt Frankfurt/Oder seit 1977 den Heinrich-von-Kleist-Kunstpreis, dessen erste Preisträger Wieland Förster und Gerhard Goßmann waren.

Ausstellungen

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Lesungen

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Musikalische und weitere Adaptionen

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Entstehungszeit und Originalausgaben

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Titelblatt der Erstausgabe 1810

Erzählungen und Anekdoten

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Theoretische Schriften

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Gesamt- und Werkausgaben

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  • Heinrich von Kleist: Erzählungen. Mit Einleitung, Nachwort und einem Verzeichnis der Setzfehler versehen und herausgegeben von Thomas Nehrlich. Nachdruck der Ausgabe Berlin 1810/11. 2 Bände. Olms, Hildesheim 2011 (= Historia Scientiarum).
  • Heinrich von Kleist: Erzählung. Einführung Dr. Walther Linden 1942 Wiesbadener Volksbücher Nr. 36
  • Heinrich von Kleist: Sämtliche Werke. Herausgegeben und eingeleitet von Arnold Zweig. 4 Bände. Rösl & Cie, München 1923.
  • Heinrich von Kleists gesammelte Schriften. Hrsg. von Ludwig Tieck. 3 Bände. G. Reimer, Berlin 1826.
  • Heinrich von Kleists Sämtliche Werke. Vollständige Ausgabe in vier Bänden. Mit drei Bildnissen des Dichters, einer Abbildung seiner Grabstätte und einem Briefe in Faksimile. Hrsg. von Prof. Dr. Karl Siegen. 4 Bände. Max Hesses Verlag, Leipzig um 1900.
  • Kleists sämtliche Werke. Hrsg. von Arthur Eloesser. 5 Bände. Tempel-Verlag, Leipzig um 1920.
  • Heinrich von Kleist: Werke und Briefe. Hrsg. von Siegfried Streller. 4 Bände. Aufbau, Berlin/Weimar 1978.
  • Heinrich von Kleist: Sämtliche Werke und Briefe. Hrsg. von Ilse-Marie Barth, Klaus Müller-Salget, Stefan Ormanns und Hinrich C. Seeba. 4 Bände. Deutscher Klassiker Verlag, Frankfurt am Main 1987–1997.
  • Heinrich von Kleist: Sämtliche Werke. Hrsg. von Roland Reuß und Peter Staengle. Stroemfeld, Basel / Frankfurt am Main 1988–2010 (Berliner Ausgabe; ab 1992: Brandenburger Ausgabe).
  • Heinrich von Kleist: Sämtliche Werke und Briefe. Hrsg. von Helmut Sembdner. 9., vermehrte und revidierte Auflage. Hanser, München 1993; auch Deutscher Taschenbuchverlag, München 2001 (= dtv. Band 2001), ISBN 3-423-12919-0.
  • Heinrich von Kleist: Sämtliche Werke und Briefe. Münchner Ausgabe. Hrsg. von Roland Reuß und Peter Staengle. 3 Bände. Hanser, München 2010, ISBN 978-3-446-23600-4.

Literatur

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Einführung

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Zu Einzelwerken

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  • Ludwig Börne: Dramaturgische Blätter: Das Käthchen von Heilbronn (1818). In: Sämtliche Schriften. Band I. Melzer, Düsseldorf 1964.
  • Gerhard Dünnhaupt: Kleists Marquise von O. and its Literary Debt to Cervantes. In: Arcadia 10 (1975).
  • Günther Emig, Peter Staengle (Hrsg.): Amphitryon. „Das faßt kein Sterblicher“. Interdisziplinäres Kolloquium zu Kleists „Lustspiel nach Molière“. Kleist-Archiv Sembdner, Heilbronn 2004 (Heilbronner Kleist-Kolloquien; Band 4), ISBN 3-931060-74-8.
  • Bernhard Greiner: Kleists Dramen und Erzählungen: Experimente zum „Fall“ der Kunst. – 2. Aufl. – Universitätsbibliothek Tübingen, Tübingen 2010 [1. Aufl. Francke, Tübingen 2000 (UTB; 2129 : Germanistik)].
  • Walter Hinderer (Hrsg.): Kleists Dramen. Reclam, Stuttgart 1997 (Reclams Universal-Bibliothek. Literaturstudium. Interpretationen; Band 17502), ISBN 3-15-017502-X.
  • Peter Horn: Heinrich von Kleists Erzählungen. Eine Einführung. Sprache+Literatur+Didaktik. Scriptor, 1978.
  • Peter Horn: Verbale Gewalt oder Kleist auf der Couch. Über die Problematik der Psychoanalyse von literarischen Texten. Athena Verlag, Oberhausen 2009, ISBN 978-3-89896-346-6.
  • Anette Horn/Peter Horn: „Ich bin dir wohl ein Rätsel?“ Heinrich von Kleists Dramen. Athena, Oberhausen 2013, ISBN 978-3-89896-532-3.
  • Jochen Schmidt: Heinrich von Kleist. Die Dramen und Erzählungen in ihrer Epoche. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003, ISBN 3-534-15712-5.
  • Helmut Sembdner: Die Berliner Abendblätter Heinrich von Kleists, ihre Quellen und ihre Redaktion. Reprint der Ausgabe Berlin 1939. Kleist-Archiv Sembdner, Heilbronn 2011. (Heilbronner Kleist-Reprints), ISBN 978-3-940494-41-2.
  • Hans Steffen: Das Gesetz des Widerspruchs als Kleists Dichtungsgesetz. Demonstriert an seinem Lustspiel „Der zerbrochene Krug“. In: Europäische Komödie. Hrsg. von Herbert Mainusch. Wissenschaftl. Buchges., Darmstadt 1990. S. 304–354.
  • Rolf Tiedemann: Ein Traum von Ordnung. Marginalien zur Novellistik Heinrichs von Kleist. In: Ders.: Niemandsland. München 2007, S. 34–59.

Weitere Einzelaspekte

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  • Heinrich Banniza von Bazan: Die Ahnen des Dichters Heinrich von Kleist. In: Familie, Sippe, Volk, 7, 1941, S. 2–4.
  • Günter Blöcker: Heinrich von Kleist oder Das absolute Ich. Argon, Berlin 1960.
  • Diethelm Brüggemann: Drei Mystifikationen Heinrich von Kleists. Lang, New York / Bern / Frankfurt am Main 1985 (= Germanic Studies in America. Band 51).
  • Erotik und Sexualität im Werk Heinrich von Kleists. Internationales Kolloquium des Kleist-Archivs Sembdner, 22.–24. April 1999 in der Kreissparkasse Heilbronn. Kleist-Archiv Sembdner, Heilbronn 2000 (Heilbronner Kleist-Kolloquien; Band 2), ISBN 3-931060-48-9.
  • Robert Floetemeyer: Entromantisierte Romantik – Kleist vor Friedrichs „Mönch am Meer“. In: Von Altdorfer bis Serra – Schülerfestschrift für Lorenz Dittmann, hrsg. v. I. Besch. St. Ingbert 1993, S. 97–115.
  • Ulrich Fülleborn: Die frühen Dramen Heinrich von Kleists. Fink, München 2007, ISBN 978-3-7705-4331-1.
  • Dirk Grathoff: Kleist. Geschichte, Politik, Sprache. Aufsätze zu Leben und Werk Heinrich von Kleists. Heilbronn: Kleist-Archiv Sembdner 2008. (Heilbronner Kleist-Reprints), ISBN 978-3-940494-12-2. (Reprint der 2., verbesserten Auflage Wiesbaden 2000)
  • Barbara Gribnitz, Wolfgang de Bruyn (Hrsg.): Hier wird das Herz von Sorgen leer. Das Hirschberger Tal um 1800. Sonderheft der Vierteljahresschrift Silesia Nova zur Ausstellung Über den Häuptern der Riesen – Kleists schlesische Reise des Kleist-Museums Frankfurt (Oder) und des Städtischen Museums Gerhart-Hauptmann-Haus Jelenia Gora. Neisse Verlag, Dresden 2008, ISBN 978-3-940310-45-3.
  • Johannes Hilgart: Heinrich von Kleist am Rhein, Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 2013, ISBN 978-3-95462-025-8 (= Stationen 2).
  • Klaus Jeziorkowski (Hrsg.): Kleist in Sprüngen. Mit Beiträgen von Annette Linhard, Kay Link, Sigurd Martin, Klaus Jeziorkowski, Mareike Blum und Ingo Wintermeyer. Iudikum Verlag, München 1999, ISBN 3-89129-626-6.
  • Kevin Liggieri, Isabelle Maeth, Christoph Manfred Müller (Hrsg.): „Schlagt ihn todt!“ Heinrich von Kleist und die Deutschen. Dokumentation der Tagung Bochum 29. April 2011. Kleist-Archiv Sembdner, Heilbronn 2013, ISBN 978-3-940494-62-7.
  • Gerd Hergen Lübben, Kleist und die Emphase der Tarantella. In: 'rohrblatt – Magazin für Oboe, Klarinette, Fagott und Saxophon; 2000, Heft 3 (Schorndorf)
  • Michael Mandelartz: Goethe, Kleist. Literatur, Politik und Wissenschaft um 1800. Berlin: Erich Schmidt Verlag 2011, ISBN 978-3-503-12271-4.
  • Martin Maurach: „Betrachtungen über den Weltlauf“. Kleist 1933–1945. Berlin: Theater der Zeit, 2008, ISBN 978-3-940737-12-0.
    • ders.: „Ein Deutscher, den wir erst jetzt erkennen“. Heinrich von Kleist zur Zeit des Nationalsozialismus. Kleist-Archiv Sembdner, Heilbronn 2011, ISBN 978-3-940494-52-8.
  • James M. McGlathery: Desire’s Sway: The Plays and Stories of Heinrich Von Kleist. Wayne State University Press, Detroit 1983, ISBN 978-0-8143-1734-1.
  • Katharina Mommsen: Kleists Kampf mit Goethe. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1979.
  • Walter Müller-Seidel (Hrsg.): Heinrich von Kleist. Aufsätze und Essays. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1967 (= 4. Auflage 1987) (= Wege der Forschung; Band 147), ISBN 3-534-03989-0.
  • Thomas Nehrlich: „Es hat mehr Sinn und Deutung, als du glaubst.“ Zu Funktion und Bedeutung typographischer Textmerkmale in Kleists Prosa. Olms, Hildesheim: Olms 2012.
  • Joachim Pfeiffer: Die zerbrochenen Bilder. Gestörte Ordnungen im Werk Heinrich von Kleists. Königshausen + Neumann, Würzburg 1989, ISBN 3-88479-436-1.
  • Poesiealbum 296. Märkischer Verlag, Wilhelmshorst 2011, ISBN 978-3-931329-96-9.
  • Sigismund Rahmer: Das Kleist-Problem aufgrund neuer Forschungen zur Charakteristik und Biographie von Heinrich von Kleist. Reimer, Berlin 1903. Reprint: Kleist-Archiv Sembdner, Heilbronn 2009, ISBN 978-3-940494-26-9.
  • Viola Rühse: ‚dies wunderbare Gemählde‘. Ästhetische und kunstpolitische Aspekte in Texten von Clemens Brentano, Achim von Arnim und Heinrich von Kleist zu Caspar David Friedrichs Landschaftsgemälde ‚Mönch am Meer‘ In: Kleist-Jahrbuch 2013, S. 238–255
  • Johann Karl von Schroeder: Der Geburtstag von Heinrich v. Kleist. In: Der Herold, NF 11, 1984/86, S. 389–391.
  • Horst Schumacher: Das Kleist-Grab am Kleinen Wannsee. Kleist-Archiv Sembdner, Heilbronn 2010, ISBN 978-3-940494-34-4.
  • Helmut Sembdner (Hrsg.): Heinrich von Kleists Lebensspuren. Dokumente und Berichte der Zeitgenossen. 7. erweiterte Neuauflage. Hanser, München 1996.
  • Stefan Zweig: Der Kampf mit dem Dämon. Hölderlin – Kleist – Nietzsche (= Die Baumeister der Welt. Band 2). Insel Verlag, Leipzig 1925.
  • Robert Labhardt: Metapher und Geschichte – Kleists dramatische Metaphorik bis zur „Penthesilea“ als Widerspiegelung seiner geschichtlichen Position. Dissertation an der Universität Basel, Scriptor, Kronberg im Taunus 1976, ISBN 3-589-20509-1.
  • Albert Gessler: Heinrich von Kleist und Basel. In: Basler Jahrbuch 1908, S. 246–283.

Bibliographien

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  • Günther Emig, Arno Pielenz (Hrsg.): Kleist-Bibliographie. Teil 1: Bis 1990. Kleist-Archiv Sembdner, Heilbronn 2007 (Heilbronner Kleist-Bibliographien, Band 2).
  • Günther Emig: Kleist-Bibliographie. Teil 4: 2001–2015. Kleist-Archiv Sembdner 2018, Heilbronn (Heilbronner Kleist-Bibliographien, Band 6).
  • Kleist im Spiegel der Presse. Hrsg. vom Kleist-Archiv Sembdner, Heilbronn. Erschienen: Band 1 (1993–1995) bis Band 10 (2010/11). Fortsetzung im Internet (www.kleist.org)
  • Adolf Wilbrandt: Heinrich von Kleist, Beck, Nördlingen 1863 (Google Books).

Eine laufende Kleist-Bibliographie ist erschienen in:

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Commons: Heinrich von Kleist – Album mit Bildern
Commons: Heinrich von Kleist – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Heinrich von Kleist – Quellen und Volltexte

Anmerkungen

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  1. In einem Brief vom 10./11. Oktober 1800 an Wilhelmine von Zenge schrieb Kleist: „Ja, mein Geburtstag ist heute, […]“.
  2. Wolfgang Beutin, Klaus Ehlert, Wolfgang Emmerich, Helmut Hoffacker, Bernd Lutz, Volker Meid, Ralf Schnell, Peter Stein und Inge Stephan: Deutsche Literaturgeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Fünfte, überarb. Auflage. Stuttgart, Weimar: Metzler 1994. S. 188.
  3. www.heinrich-von-kleist.org.
  4. Martin Droschke: Leipzig ist die erste Station einer der rätselhaftesten Reisen der Literaturgeschichte. In: Franken 2024. Franken-Wissen für das ganze Jahr. Emons Verlag, Köln 2023, ISBN 978-3-7408-1797-8, Blatt 1. September und Blatt 3. September.
  5. Sein ihn begleitender, zehn Jahre älterer Freund Ludwig von Brockes nannte sich Bernhoff
  6. Vgl. auch Max Morris: Heinrich von Kleists Reise nach Würzburg. Skopnik, Berlin 1899.
  7. 1848 umbenannt in Russischer Hof.
  8. Martin Droschke: Hat Heinrich von Kleist gestern das Würzburger Juliusspital aufgesucht, weil […]? und Heinrich von Kleist In: Franken 2024. Franken-Wissen für das ganze Jahr. Emons Verlag, Köln 2023, ISBN 978-3-7408-1797-8, Blatt 14. September, Blatt 27. September und Blatt 22. Oktober.
  9. Das (auch gegen Entgelt erfolgende) „Begaffen der Geisteskranken“ am Juliusspital untersagte bald darauf erst Anton Müller, der Direktor der dortigen Irrenanstalt.
  10. Konrad Rieger: Aus dem Julius-Spital und der ältesten psychiatrischen Klinik. In: Hundert Jahre bayerisch. Ein Festbuch, herausgegeben von der Stadt Würzburg. Würzburg 1914, S. 303–334, hier: S. 305.
  11. Vgl. Karl Biedermann (Hrsg.): Heinrich von Kleist: Briefe an seine Braut. Breslau/Leipzig 1884, S. 71–75.
  12. Magdalena Frühinsfeld: Anton Müller. Erster Irrenarzt am Juliusspital zu Würzburg: Leben und Werk. Kurzer Abriß der Geschichte der Psychiatrie bis Anton Müller. Medizinische Dissertation Würzburg 1991, S. 9–80 (Kurzer Abriß der Geschichte der Psychiatrie) und 81–96 (Geschichte der Psychiatrie in Würzburg bis Anton Müller), S. 109–110 und 120.
  13. Martin Droschke: Heinrich von Kleist und Ludwick von Brockes – vielleicht ein Liebespaar, vielleicht Spione […]. In: Franken 2024. Franken-Wissen für das ganze Jahr. Emons Verlag, Köln 2023, ISBN 978-3-7408-1797-8, Blatt 22. Oktober.
  14. Thomas Vogel: Krankheit und Dichtung. Heinrich von Kleist. In: Auf den Spuren der Dichter in Würzburg. Hrsg. von Kurt Illing. Eigenverlag (Druck: Max Schimmel Verlag), Würzburg 1992, S. 25–36, hier: S. 26–32.
  15. Andreas Mettenleiter: Das Juliusspital in Würzburg. Band III: Medizingeschichte. Herausgegeben vom Oberpflegeamt der Stiftung Juliusspital Würzburg anlässlich der 425jährigen Wiederkehr der Grundsteinlegung. Stiftung Juliusspital Würzburg (Druck: Bonitas-Bauer), Würzburg 2001, ISBN 3-933964-04-0, S. 320–326 (Exkurs: Die berühmte Schilderung der juliusspitälischen Geisteskranken in Kleists Brief an seine Verlobte von 1800 aus medizinhistorischer Sicht).
  16. Vgl. auch Diethelm Brüggemann: Die Würzburger Reise. In: Diethelm Brüggemann: Drei Mystifikationen Heinrich von Kleists. Lang, New York / Bern / Frankfurt am Main 1985 (= Germanic Studies in America. Band 51), S. 15 ff.
  17. a b c d Heinrich von Kleist. Sämtliche Werke und Briefe. Hrsg. von Ilse-Marie Barth, Klaus Müller-Salget, Stefan Ormanns und Hinrich C. Seeba. 4 Bände. Frankfurt am Main: Deutscher Klassiker Verlag 1987–1997.
  18. Jochen Schmidt: Heinrich von Kleist. Die Dramen und Erzählungen in ihrer Epoche. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2003. S. 13. – „Wissenschaften“ sind hier im Sinne der Aneignung von Grundkenntnissen, die für die Ausübung eines praktischen Berufs erforderlich waren, zu verstehen.
  19. Brief an Wilhelmine vom 15. August 1801@kleistdaten.de, abgerufen am 21. Februar 2015
  20. Heinrich von Kleists Scherzliginsel. Abgerufen am 28. Februar 2023.
  21. Kleist on the Road, ZDF-Dokumentation, 2011 bei crew united, abgerufen am 19. Dezember 2022.
  22. Wilhelm Beck: Heinrich von Kleists Bewerbung um französische Postdienste in Westfalen, in: Archiv für deutsche Postgeschichte (Hrsg. Gesellschaft für deutsche Postgeschichte e. V.), Heft 1 (S. 14–25), Frankfurt 1958, S. 15
  23. Reich-Ranicki, Marcel: Meine Geschichte der deutschen Literatur, Deutsche Verlagsgesellschaft, 2014, S. 138
  24. (19. Dez. 2012) (Memento vom 30. Juni 2013 im Internet Archive)@archive-org.com/, abgerufen am 21. Februar 2015
  25. a b Ingeborg Harms: Was wird aus Kleists Grab? Nun, o Unsterblichkeit, bist du ganz mein, FAZ-online vom 24. Juli 2009
  26. Michael Bienert, Wie Kleist Berlin erlebte, Der Tagesspiegel vom 27. Februar 2011, Nr. 20901, S. 7
  27. Quelle?
  28. Vgl. auch Heinrich von Kleist: Aufsatz, den sicheren Weg des Glücks zu finden. In: Sämtliche Werke und Briefe. Band 2. München 1985.
  29. Herbert Kraft, S. 182
  30. Wolf Wingenfeld, S. 66
  31. Wingenfeld, S. 67
  32. Zahlreiche logische Inkonsistenzen der Handlungsführung des Zerbrochnen Krugs, die eine Täterschaft von Dorfrichter Adam allenthalben unwahrscheinlich machen, offenbart Gerhard Stadelmaier in dem ausführlichen Essay: Adams Alibi oder Wer war in Eves Kammer? In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29. November 2008.
  33. Kraft, S. 182. – Kursivierung im Original.
  34. Siegfried Streller: Einleitung. In: Heinrich von Kleist. Dramen 1. Die Familie Schroffenstein, Robert Guiskard, Der zerbrochene Krug, Amphitryon. Frankfurt am Main: Insel 1986 (Heinrich von Kleist. Werke und Briefe in vier Bänden. Hrsg. von Siegfried Streller in Zusammenarbeit mit Peter Goldammer und Wolfgang Barthel, Anita Golz, Rudolf Loch). S. 5–96, hier S. 5.
  35. Kraft, S. 207
  36. Anett Lütteken: Heinrich von Kleist – Eine Dichterrenaissance. Max Niemeyer, Tübingen 2004, S. 27.
  37. Ludwig Ferdinand Huber: Erscheinung eines neuen Dichters. In: Der Freimüthige, oder Berlinische Zeithung für gebildete, unbefangene Leser, 4. März 1803, Nr. 36, S. 141 f. Zitiert nach: Anett Lütteken: Heinrich von Kleist – Eine Dichterrenaissance. Tübingen: Max Niemeyer 2004, S. 40.
  38. Johann Wolfgang von Goethe an Adam Müller, 28. August 1807, in: Jakob Baxa (Hrsg.): Adam Müllers Lebenszeugnisse. 2 Bände. München; Paderborn; Wien 1966. Bd. I, S. 345 f., Nr. 236. Zitiert nach: Anett Lütteken: Heinrich von Kleist – Eine Dichterrenaissance. Tübingen: Max Niemeyer 2004, S. 66.
  39. Anett Lütteken: Heinrich von Kleist – Eine Dichterrenaissance. Tübingen: Max Niemeyer 2004, S. 58.
  40. Anett Lütteken: Heinrich von Kleist – Eine Dichterrenaissance. Tübingen: Max Niemeyer 2004, S. 74–77, hier S. 75.
  41. Anett Lütteken: Heinrich von Kleist – Eine Dichterrenaissance. Tübingen: Max Niemeyer 2004, S. 151.
  42. Siegfried Streller: Einleitung. In: Heinrich von Kleist. Dramen 1. Die Familie Schroffenstein, Robert Guiskard, Der zerbrochene Krug, Amphitryon. Frankfurt am Main: Insel 1986. S. 5–96, hier S. 7. – Dazu ausführlicher: Rolf Busch: Imperialistische und faschistische Kleist-Rezeption 1890–1945. Eine ideologiekritische Untersuchung. Frankfurt am Main 1974.
  43. Anett Lütteken: Heinrich von Kleist – Eine Dichterrenaissance. Tübingen: Max Niemeyer 2004, S. 84.
  44. Dazu ausführlicher: Klaus Kanzog (Hrsg.): Text und Kontext. Quellen und Aufsätze zur Rezeptionsgeschichte der Werke Heinrich von Kleists. Berlin [West] 1979.
  45. a b Heinrich von Kleists Grab wird neu gestaltet. In: Hamburger Abendblatt. 23. November 2009, S. 6.
  46. FAZ vom 8. Oktober 2010, S. 34
  47. morgenpost.de vom 21. November 2011
  48. kleinezeitung.at vom 15. November 2011
  49. Ingeborg Harms: Nun, o Unsterblichkeit, bist du ganz mein. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24. Juli 2009.
  50. Vergleiche auch die zusammenfassende Darstellung „Rückblick: Kleist-Jahr 2011“ in: Fachdienst Germanistik. Sprache und Literatur in der Kritik deutschsprachiger Zeitungen. Ausgabe 02, 2012, S. 1–7, hier S. 1.
  51. Interia - Polska i świat: informacje, sport, gwiazdy. Abgerufen am 30. Mai 2022 (polnisch).
  52. 21.11.2011 – Weltweite Lesung in Erinnerung an Heinrich von Kleist — Worldwide Reading. In: www.worldwide-reading.com. Abgerufen am 29. März 2016.
  53. Erhielt den Preis: „Geisteswissenschaften International. Preis zur Förderung der Übersetzung geisteswissenschaftlicher Literatur,“ 2012. Koordination Börsenverein des Deutschen Buchhandels