Theodor Leschetizky

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Theodor Lescheti(t)zky (vor 1894)
Theodor Leschetitzky, carte de visite Emilie Bieber, Hamburg um 1880
Theodor Leschetizky, Radierung von Ferdinand Schmutzer, 1911

Theodor Leschetizky, auch Theodor Leschetitzky, eigentlich Teodor Leszetycki (* 22. Juni 1830 in Łańcut, Galizien, Kaisertum Österreich; † 14. November 1915 in Dresden),[1] war ein polnisch[2][3]-österreichischer Pianist, Komponist und Musikpädagoge.

1841 debütierte Theodor als Pianist mit einem Klavierkonzert von Carl Czerny in Lemberg. Im Alter von zwölf Jahren ging Leschetizky nach Wien und lernte Klavier bei Carl Czerny und Komposition bei Simon Sechter und wurde bereits im Alter von 14 Jahren Klavierlehrer und Pianist.

1854 ging er nach Sankt Petersburg, wo er 1862 zusammen mit Anton Rubinstein das dortige Konservatorium gründete. Leschetitzky gilt neben Nikolai Rubinstein als Ahnherr der sogenannten Russischen Schule des Klavierspiels.

In St. Petersburg lehrte er bis 1878 und war Konzertmeister am Hofe der Großfürstin Helena, gab zahlreiche Konzerte und war auch als Dirigent tätig. 1878 siedelte er zurück nach Wien und war inzwischen mit der Pianistin Anna Jessipowa verheiratet, die seine Schülerin war. Nach der Konzertsängerin Friedburg war sie bereits seine zweite Frau. 1892 ließ er sich scheiden und war von 1894 bis 1908 mit Donimirska Benislawska und ab 1908 mit Marie Gabriele Rozborska verheiratet.

Zahlreiche bekannte Pianisten gehörten zu seinen Schülern, so Ignacy Jan Paderewski, Artur Schnabel, Ossip Gabrilowitsch, Franz Schmidt, Elly Ney, Mieczysław Horszowski, Benno Moiseiwitsch, Paul Wittgenstein, Ignaz Friedman, Anna Hirzel-Langenhan, Antonina Szukiewicz, Richard Buhlig, Dmitri Klimow, Mark Hambourg und Isabelle Vengerova[4]. Leschetizky war einer der bedeutendsten und einflussreichsten Klavierpädagogen seiner Zeit. Leopold Godowsky widmete ihm einige seiner Studien über die Etüden (Chopin). Um 1899 unterrichtete er unter anderem auch die Sängerin Clara Clemens, die Tochter von Mark Twain.

1882 erwarb Leschetizky einen Konzertflügel von Bösendorfer (2,50 lang, Wiener Mechanik mit Patentauslösung, Geradsaiter, keine Gußplatte) mit der Nummer 9625. Dieser Flügel steht heute konzertfähig restauriert im Clavier-Salon in Göttingen und wird laufend in Konzerten vorgestellt.

Am 18. Februar 1906 nahm er zwölf Klavierstücke für das Reproduktionsklavier Welte-Mignon im Leipziger Aufnahmestudio von Welte auf, davon sieben eigene Werke. Außerdem gibt es eine Edisonwalze von ca. 1900, auf der er über „Kein Leben ohne Kunst“ spricht.

Grabmal auf dem Wiener Zentralfriedhof

Begraben wurde er in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 0, Reihe 1, Nummer 94).

Im Jahr 1932 wurde in Wien-Währing (18. Bezirk) die Leschetitzkygasse nach ihm benannt. Ebenso führt in Bad Ischl eine Straße seinen Namen.

Ein Leschetizky-Verein mit einem umfangreichen Archiv wurde 1991 in Bad Ischl durch Leschetizkys Urenkelin Margeret Tautschnig und den belgischen Pianisten Peter Ritzen gegründet. Im Ortsteil Ahorn befindet sich ein Denkmal sowie eine nach ihm benannte Höhe.

Leschetizky-Höhe in Bad Ischl
Denkmal für Theodor Leschetizky in Bad Ischl

2010 wurde in Gießen die Deutsche Leschetizky-Gesellschaft e. V. gegründet, die sich zum Ziel gesetzt hat, Theodor Leschetizky und sein Werk auch in Deutschland bekannter zu machen. Dazu begründete sie eine eigene Buchreihe (Studien, Beiträge und Materialien zur Leschetizky-Forschung) und beginnt mit der kritischen Neuausgabe seiner Kompositionen. Auf Anregung der Deutschen Leschetizky-Gesellschaft e. V. führte die Karlsruher Salonoper am 100. Todestag Leschetizkys, dem 14. November 2015, in Gaggenau seine komische Oper „Die erste Falte“ wieder auf.

Werke (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werke mit Opuszahl

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werke ohne Opuszahl

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Lied ohne Worte für Violine, Spina, Wien, 1867 OCLC 699790013
  • Mendolinata für Klavier
  • Variationen für Oboe und Klavier über ein Thema von Beethoven OCLC 165295437
  • Filmszenen für Orchester, Universal Edition, Wien OCLC 725089473
  • Nocturne für Klavier, Edward Schubert & Co OCLC 898310236
  • Scherzo für Horn und Orchester, Universal Edition, Wien OCLC 725089488
Unterschrift von Leschetizky auf dem Resonanzboden des Konzertflügels Nr. 9625 von Bösendorfer
  • Angèle Potocka: „Theodor Leschetizky. Eine Studie des Menschen und Musikers aus persönlicher Bekanntschaft“. Aus dem Amerikanischen ins Deutsche übertragen und kommentiert von Burkhard Muth (= Studien, Beiträge und Materialien zur Leschetizky-Forschung, hrsg. von der Deutschen Leschetizky-Gesellschaft, Band 2). 320 Seiten, 13 Abbildungen, Fernwald, Muth, 2. Auflage 2016, ISBN 978-3-929379-41-9
  • Moritz von Bredow: Rebellische Pianistin. Das Leben der Grete Sultan zwischen Berlin und New York. (Biographie, 368 S., 60 Abb. – Viele Bezüge zu Teodor Leszetycki und dem Wiener Musikleben) Schott Music, Mainz, 2012, ISBN 978-3-7957-0800-9
  • Comtesse Angèle Potocka: Theodore Leschetizky, an intimate study of the man and the musician. New York, The Century co.,1903
  • Annette Hullah: Theodor Leschetizky. Bilinguale Neuausgabe/Bilingual New Edition. Herausgegeben und kommentiert/Edited and commented von/by Burkhard Muth (=Studien, Beiträge und Materialien zur Leschetizky-Forschung, Band 1). Fernwald, Muth. 2020, ISBN 978-3-929379-50-1
  • Burkhard Muth: Theodor Leschetizky – der bedeutendste Klavierlehrer, den die Welt je gesehen hat? Eine Einführung in Leben, Werk und Wirken des Pädagogen, Pianisten und Komponisten. Fernwald, Muth 2003, ISBN 3-929379-09-0.
  • Burkhard Muth (Hg.): „Theodor Leschetizky – seine letzten Jahre, Ruhm und Nachruhm“. Mit den Aufzeichnungen „Aus dem Leben Leschetizkys“ von Eugenie Leschetizky (= Studien, Beiträge und Materialien zur Leschetizky-Forschung, hrsg. von der Deutschen Leschetizky-Gesellschaft, Band 3). 279 Seiten, 55 Abbildungen, Fernwald, Muth 2019, ISBN 978-3-929379-48-8
  • Malwine Brée: Die Grundlage der Methode Leschetizky. Mit Autorisation des Meisters herausgegeben von seiner Assistentin Malwine Brée. Mit 47 Abbildungen der Hand Leschetizkys (zahlreiche Auflagen).
  • Malwine Brée: The Leschetizky method: a guide to fine and correct piano playing. Mineola, New York 1997.
  • Stanislaw Tichonow: Leschetizky und sein Wiener Kreis. Sein Leben und Wirken. Band I. Theodor Leschetizky-Gesellschaft, Wien 2001.
  • Antonicek: Leschetitzky Theodor. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 5, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1972, S. 154.
  • Christa Harten-Flamm: Leschetizky, Theodor. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 14, Duncker & Humblot, Berlin 1985, ISBN 3-428-00195-8, S. 325 f. (Digitalisat).
  • Tobias Bigger: Gedanken und Hinweise im Rahmen der Interpretation der auf der SACD BIS 2518 eingespielten Leschetizky-Klavierwerke opp.36, 38, 43, 44, 47 (Aufnahme 2019, veröffentlicht als Hybrid-SACD 2020); PDF-Datei unter dem Arbeitstitel „Mit Theodor Leschetizky in der Klavierwerkstatt“, verlinkt unter https://tbigger.12hp.de/seite8.html.
  • Simon Arnold. „Ein bedeutender Mensch, ein großer Künstler, ein vergötterter Lehrer“. Zur Klaviermethode und Persönlichkeit Theodor Leschetizkys (= Studien, Beiträge und Materialien zur Leschetizky-Forschung, herausgegeben von der Deutschen Leschetizky-Gesellschaft, Band 4). 272 Seiten, 10 Abbildungen 15 Notenbeispiele, Fernwald, Muth 2021, ISBN 978-3-929379-51-8
Commons: Theodor Leschetizky – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Deutsche Leschetizky-Gesellschaft

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Theodor Hermann Leschetitzky im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  2. Eintrag der Encyclopædia Britannica, abgerufen am 2. September 2010
  3. Merriam-Webster's collegiate encyclopedia, Merriam-Webster 2000, S. 938. hier online
  4. Aufbau : an American weekly published in New York = Reconstruction – Freitag, 16.04.1948 – Deutsches Zeitungsportal. Abgerufen am 20. Mai 2022.