Helgoland
Wappen | Karte |
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Wappen von Helogland | Deutschlandkarte, Position von Helgoland hervorgehoben |
Wahl- und Wappenspruch | |
Grün ist das Land, rot ist die Kant', weiß ist der Sand, das sind die Farben von Helgoland. | |
Basisdaten | |
Bundesland: | Schleswig-Holstein |
Landkreis: | Pinneberg |
Fläche: | 1,7 km² |
Einwohner: | 1.478 (29.5.2004) |
Bevölkerungsdichte: | 869 Einwohner je km² |
Amtssprache: | Deutsch, Friesisch |
Umgangssprachen: | Helgoländisch Halunder Niedersächsisch Platt |
Höhe: | 61 m ü. NN |
Postleitzahlen: | 27483 - 27498 |
Vorwahlen: | 04725 |
Geografische Lage: | 54° 10' n. Br. 07° 53' ö. L. |
Kfz-Kennzeichen: | PI |
Gemeindeschlüssel: | 01 0 56 025 |
Gemeindegliederung: | Oberland, Mittelland und Unterland |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Lung Wai 28 27498 Helgoland |
Offizielle Website: | www.helgoland.de |
E-Mail-Adresse: | info@helgoland.de |
Politik | |
Bürgermeister: | Frank Botter |
Helgoland (niederdeutsch Heiliges Land, friesisch und Halunder (Deät) Lun, bei antiken Schriftstellern Abalus oder Basileia genannt) ist Deutschlands am weitesten vom Festland entfernte Nordsee-Insel in der Deutschen Bucht.
Helgoland gehört nicht zum Zollgebiet der Europäischen Union.
Geografie
Lage
Helgoland, dessen Hauptinsel zusammen mit der benachbarten "Strandinsel" Düne eine Gemeinde im Kreis Pinneberg im Bundesland Schleswig-Holstein bildet, stellt innerhalb der obig genannten Bucht die nordwestliche Begrenzung der Helgoländer Bucht dar. Beide Inseln liegen im Naturschutzgebiet Helgoländer Felssockel.
Helgoland, das aus der rund 1,0 km² großen Hauptinsel sowie der etwa 0,7 km² großen Düne besteht, liegt etwa 70 km südwestlich der Südspitze von Sylt, 43 km westlich der Westküste der Eiderstedt-Halbinsel, 62 km nordwestlich der Elbemündung, 55 km nordwestlich der niedersächsischen Küste bei Cuxhaven, 43 km nördlich von Wangerooge und 95 km nordöstlich von Borkum. Die genaue Lage von Helgoland ist 54°10' nördliche Breite und 7°53' östliche Länge.
Hauptinsel
Die Hauptinsel von Helgoland wird in das Oberland, das Mittelland und das Unterland unterteilt. Sie besitzt im Süden und im Norden einen kleinen Nicht-Bade-Strand und fällt im Norden, Westen und Südwesten in steilen Klippen gut 50 m zum Meer hin ab; im Meer fällt das Gelände in der zuletzt genannten Himmesrichtung im Helgoländer Becken bis 56 m unter NN ab. Am Nordwestende der Hauptinsel befindet sich das wohl bekannteste Wahrzeichen Helgolands - die Lange Anna.
Düne
Die benachbarte Insel Düne befindet sich jenseits der kleinen Meeresstraße Reede, die in Nord- und Südreede unterteilt wird, nur etwa 1,5 Kilometer östlich der helgoländischen Hauptinsel. Sie wird als so genannte Badeinsel bezeichnet bzw. als eine flache Strandinsel und war früher mit Helgoland verbunden.
Volksmund
Helgoland wird umgangssprachlich als "Deutschlands einzige Hochseeinsel" bezeichnet, was geografisch gesehen jedoch nicht korrekt ist, weil sie zwar "auf offener See", nicht jedoch "auf Hoher See" (also im Tiefsee-Bereich wie z.B. im Atlantik) liegt.
Geologie
Geologische Entstehung der Felseninsel
Zechsteinmeer im ausgehenden Erdaltertum
Die geologisch relevante Geschichte der Entstehung Helgolands beginnt vor etwa 260 Millionen Jahren. Somit beginnt die Entstehung Helgolands im ausgehenden Erdaltertum, genauer im geologischen Zeitalter des Perm. Im beginnenden Zechstein, der zweiten Abteilung des Perm, kam es auf dem Urkontinent Pangäa zu Meereseinbrüchen in Europa und Amerika und so zum Vordringen des arktischen Meeres im Gebiet des heutigen Mitteleuropa. Die Region Helgolands lag in diesem Zechstein-Meer, im so genannten Elbe-Trog. Auf Grund des ariden Klimas verdampfte das Wasser jedoch wieder mit der Zeit und hinterließ Kalke, Dolomite, Anhydrite und Salze als Verdunstungsrückstände, so genannte Evaporite, die im Norddeutschen Raum als Zechstein-Sedimente untersucht und bestimmt worden sind.
Gesteinsbildung im Erdmittelalter
Im frühen Erdmittelalter fanden die für Helgoland wichtigsten gesteinsbildenden Prozesse statt. Das zu Beginn der Trias herrschende tropische und subtropische Klima dominierte die Verwitterung der variskischen Gebirge im umgebenden Festland. Das Klima begünstigt eine lateritische Verwitterung, die im Endprodukt hohe Eisen- und Aluminiumgehalte vorweist. Die Oxidation dieser Verwitterungsprodukte führt zu einer starken Rotfärbung der typischen Buntsandstein-Sedimente in Mitteleuropa.
Im Buntsandstein wurden große Mengen des Verwitterungsmaterials in den Hochländern abgetragen und in tiefer liegenden Regionen sedimentiert. Im Gebiet Helgolands haben diese Ablagerungen eine Mächtigkeit von mehr als 1000 m. Sie bilden den sichtbaren Teil der heutigen Felseninsel.
Auch in der folgenden erdgeschichtlichen Abteilung des Muschelkalk war das Gebiet Helgolands Sedimentationsgebiet. Die Ablagerungen aus dieser Zeit haben eine Mächtigkeit von mehr als 300 m. Eine große Zahl von Fossilienfunden aus dieser Zeit belegt zudem die günstigen Lebensbedingungen zu dieser Zeit. So wurden verschiedene Fische, Meeressäuger, Muscheln und Schnecken gefunden.
Auch aus der vor 140 Millionen Jahren beginnenden Kreidezeit sind im Helgoländer Raum Sedimentschichten zu finden. In dieser Zeit war der gesamte Nordseeraum Meeresgebiet. Im marinen Bereich bildete sich unter warmen und feuchten Klimabedingungen eine reichhaltige Flora und Fauna, so dass die Kreideschichten heute äußerst fossilienreich sind.
Salz-Aufstieg im Tertiär
Die große Mächtigkeit der Sedimentschichten im Nordseeraum – auch schon im Mesozoikum – sind auch darin begründet, dass der Nordseeraum Senkungsgebiet war. Somit konnten selbst in den flacheren Meeren des Buntsandstein und Tertiär diese Senkungsgebiete immer wieder von dem aus den Gebirgen verfrachteten Verwitterungsmaterial aufgefüllt werden. Unter dem Druck des auflagernden Materials verfestigten sich die darunter liegenden Schichten zunehmend.
Im direkten Zusammenhang mit dieser Verfestigung und somit der Zunahme der Dichte sowie des Drucks auf die unteren Schichten ist auch die Heraushebung des Helgoländer Buntsandsteinfelsens zu sehen.
Im Laufe der Zeit lagerten sich über den permischen Salzgesteinen im Erdmittelalter die Schichten des Trias, der Kreide sowie des Tertiär ab. Jede neue Sedimentationsschicht hatte auch zur Folge, dass die jeweils unterlagernden Sedimente durch die Last der darüber lagernden Sedimente weiter verfestigt und verdichtet wurden.
Die unten liegenden Salzgesteine lassen sich jedoch nur bis zu einer Dichte von maximal 2,2 g/cm³ verdichten. Mit zunehmender Tiefe und somit mit zunehmendem Druck erhöht sich der Dichtewert einer Schicht, so dass es im Bereich der Zechsteinsalze zu einer Dichteanomalie kam. Das Salzgestein reagierte plastisch auf den immer stärkeren Druck und neigte dazu, bevorzugt an Schwächezonen, wie Verwerfungen, aufzusteigen, um so zu einer Druckentlastung zu gelangen. Beim Aufstieg kommt es aber auch dazu, dass die aufliegenden Schichten mit gehoben werden. Man spricht bei diesem Phänomen von Salzkissen, in dessen Scheitelbereich Helgoland sich befindet.
Die Aufwölbung des Buntsandsteins sowie der weiteren Schichten durch den Aufstieg des Salzes (Salztektonik) wird auch in der heutigen tektonischen Struktur Helgolands sichtbar. Der Scheitel der Salzstruktur verläuft von Nordwesten (Nordnordwest - NNW) nach Südosten (Südsüdost - SSO). Dies gibt die Streichrichtung der auflagernden Deckschichten an, die an den Abrasions-Plattformen im nördlichen Felswatt zu erkennen sind. Die Schichten sind bei der Aufwölbung gekippt worden, so dass heute eine Neigung der Buntsandsteinfelsen von circa 17 bis 20° zu erkennen ist. Somit finden wir an der Westseite Helgolands nach oben zeigende Schichten, während die Schichten an der Ostseite nach unten zeigen.
Überprägung der neu entstandenen Felseninsel im Quartär
Ausgangspunkt der Überprägung im Quartär ist die Klimaverschlechterung im ausgehenden Tertiär. Drei große Vereisungen haben bis in den nordmitteleuropäischen Raum zu einer starken Veränderung der Landschaft geführt.
Während der Elster-Eiszeit (vor etwa 480.000 bis 300.000 Jahren) und der Saale-Eiszeit (vor etwa 280.000 bis 130.000 Jahren) wurde auch Helgoland von der Vergletscherung erfasst, wovon abgelagerte Geschiebelehme bis heute zeugen. Das Vordringen des Eises dürfte in dieser Zeit auch zu einer starken Abtragung der gehobenen und gekippten Schichten bis hin zu einer Freilegung der Salzstruktur im Bereich des westlich vorgelagerten Görtels. Das zwischen den Kaltzeiten vordringende Meer hat weiter zur Abrasion dieser Schichten beigetragen.
Erst lange nach dem Ende der letzten Kaltzeit begann Helgoland im Zuge des ansteigenden Meeresspiegels sich vor etwa 3.500 bis 4.000 Jahren vom Festland zu lösen, nachdem es zuvor lange Zeit über eine westlich verlaufende Landbrücke mit dem Festland Mitteleuropas verbunden war.
Heutige Inselform
Natürliche Veränderungen
Die hauptsächlichen gestaltenden natürlichen Kräfte, die auf die Felseninsel einwirken, sind die Verwitterung sowie die Abrasion durch die Meeresbrandung.
Bei der Verwitterung ist besonders das kühle Winterklima von Bedeutung. Die Kälte fördert die physikalische Verwitterung des Gesteins. Die Frosteinwirkung zerklüftet und zersprengt das Gestein und fördert Gesteinsschutt als Verwitterungsrest zu Tage, der am Fuß der Klippen angelagert wird. Hierbei wird das Kliff langsam zurückgedrängt und so die Insel verkleinert.
Typisch für Helgoland war hierbei auch die Entstehung von Felsvorsprüngen (Hörner) mit dazwischen liegenden Buchten (Slaps). Im Laufe der Zeit und unter weiterem Meeres- und Wettereinfluss können diese Vorsprünge von Brandungstoren durchbrochen werden, die beim Einsturz der Bogenverbindung einzelne Felstürme (Stacks) hinterlassen. Der "Hengst", heute als Lange Anna bezeichnet, ist mit einer Höhe von gut 48 m ein derartiger Stack, der einzige, der sich bis heute gehalten hat.
Anthropogene Veränderungen
Die ersten menschlichen Eingriffe auf Helgoland sind auf die Gewinnung von Rohstoffen zurückzuführen. So konnte das so genannte Helgoländer Kupfererz im Buntsandstein nachgewiesen werden. Hierbei handelt es sich um Rohkupfer in Sekundärlagerstätten, d.h. diese sind Restvorkommen, die sich in der Helgoländer Region in Folge der Umlagerung von Ablagerungsmaterial aus dem variskischen Gebirge des Erdaltertums akkumuliert haben. Auch geringe Eisenerzanteile konnten hier nachgewiesen werden. Von einer vorgeschichtlichen Nutzung zeugen die vor dem Südhafen entdeckten Reste eines Schmelzofens.
Von größerer Bedeutung war jedoch ab dem Mittelalter der Muschelkalk- und Gipsabbau am damaligen Wittekliff. Dieser Abbau trug zu einer raschen Zerstörung der Steilfelsen bei, die 1721/1721 schließlich so instabil waren, dass sie einer Sturmflut nicht mehr standhalten konnten.
Weitere Rohstoffprospektionen blieben erfolglos, so dass über die Vorkommen fossiler Brennstoffe im Bereich Helgolands bislang keine weiteren Angaben getroffen werden können.
Weitere Veränderungen der Morphologie der Insel wurden durch Schutzmaßnahmen verursacht: Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts war die Felseninsel ungeschützt und hatte durch Abrasion und Verwitterung einen Flächenverlust von jährlich ca. 0,37 km² zu verzeichnen.
Zum Ende des 19. Jahrhunderts begannen im Zuge einer zunehmenden Bebauung Planungen für einen wirksamen Brandungs- und Sturmflutschutz. Vorangetrieben wurden diese Planungen durch eine starke militärische Nutzung der Insel. So wurde bereits im Jahr 1903 mit dem Bau einer Schutzmauer auf der stärker witterungs- und brandungsgefährdeten Westseite begonnen, die 1927 fertig gestellt war. Im weiteren Verlauf wurden auch der Norden und der Osten der Hauptinsel in die Schutzmaßnahmen einbezogen, die die Grundlage für die Erschließung des Ostlandes waren. Später wurde auch die Düne in die Schutzmaßnahmen mit einbezogen.
Vor der weiterhin voranschreitenden Verwitterung können jedoch auch die Schutzmauern nicht schützen. Davon zeugt der Verwitterungsschutt am Sockel der Steilküsten, der stellenweise schon bis an die Schutzmauern angelagert ist. Wurde dieser früher noch von den Sturmfluten fortgetragen, so staut er sich heute an den Ufermauern. Infolge dieser Entwicklung wird Helgoland zwar nicht mehr flächenmäßig kleiner, doch nun droht es auf lange Sicht unter den Schuttkegeln der Verwitterung, die sich langsam begrünen, zu versinken.
Der letzte bedeutende und bis heute markante Eingriff in die Gestalt der Insel hat während und nach dem Zweiten Weltkrieg stattgefunden: Am 18. April 1945 war der damalige U-Boot-Stützpunkt Ziel eines massiven Luftangriffs der Engländer, die die Insel in den Folgejahren als Übungsziel für die britische Luftwaffe nutzten. Vor den Bombardierungen zeugen die Bombenkrater im heutigen Oberland.
Zwei Jahre später, am 18. April 1947, sollten in einer Sprengung sämtliche militärischen Anlagen auf und unter der Insel sowie alte Munitionsbestände vernichtet werden, um so eine weitere Nutzung Helgolands aus militärischer Sicht unmöglich zu machen. Die Sprengung von ca. 4.000 Tonnen Munition ließ die Insel mit ihrem Sockel bis in eine Tiefe von mehreren Kilometern erschüttern und führte zu einer nachhaltigen Veränderung ihres Aussehens.
Geschichte
Frühzeit und Antike
Früheste Kulturspuren auf Helgoland reichen bis in die Jungsteinzeit zurück; auf dem Oberland sind mehrere Hügelgräber nachgewiesen. Eine früher bestehende Landverbindung zum Festland ist aufgrund des nacheiszeitlichen Meeresspiegelanstiegs schon vor 4.000 v. Chr. abgebrochen.
Aus der Antike sind uns nur wenige Nachrichten über Nordeuropa überliefert. Aber in der Naturgeschichte Plinius d. Älteren wird mehrfach der heute nicht mehr erhaltene Reisebericht des Pytheas von Massilia (325 v. Chr.) zitiert. In folgender Textstelle ist offenbar von Helgoland die Rede:
- "Pytheas gibt an, ein germanisches Volk, die Guionen, wohne an einer Versumpfung des Ozeans, ... eine Tagesreise von da liege die Insel Abalus ; dorthin werde der Bernstein im Frühling von den Wellen getrieben und sei eigentlich eine geronnene Ausscheidung der See; die Anwohner gebrauchten ihn statt Holz zum Feuer und verkauften ihn an die benachbarten Teutonen. Timaeus stimmt ihm darin bei, nennt aber die Insel Basileia ."
Mittelalter
Im 7. Jahrhundert war Helgoland von Friesen bewohnt. 700 gab es einen Bericht über einen Aufenthalt des Friesenherrschers Radbod auf Helgoland in der Heiligenlegende des Willibrord, der zwischen 690 und 714 vergeblich versuchte, die Helgoländer Friesen zu missionieren.
Die Christianisierung gelang erst 100 Jahre später durch Luidger, damit wurde Helgoland früher als angrenzende Regionen missioniert. Kunde vom frühmittelalterlichen Heiligland gibt auch Adam von Bremen in seiner res gestae aus dem Jahre 1076.
Häufig wird Helgoland auch mit der Piraterie in Verbindung gebracht. Im Jahr 1401 nahm ein Hamburger Flottenverband in der Nähe von Helgoland Klaus Störtebeker gefangen. Ob dieser die Insel aber je betreten hat, ist nicht belegt.
1720 zerstörte eine Sturmflut den Woal, die Landzunge zwischen dem roten Buntsandsteinfelsen der Hauptinsel und dem östlich gelegenen Witte Kliff, einem Kalkfelsen, dessen Abtragung durch die Nordsee aufgrund des dort bis ins 17. Jahrhundert betriebenen Steinbruchs beschleunigt wurde. Über den verbliebenen Klippen bildete sich die für den heutigen Badebetrieb wichtige Düneninsel.
Von 1714 bis 1807 gehörte die Insel dann zu Dänemark.
Während der Kontinentalsperre - 1806 von Napoleon gegen England verfügt - entwickelte sich Helgoland zu einem lebhaften Schmuggelplatz.
Britische Herrschaft
1807 besetzten englische Truppen die Insel und gliederten sie als Kolonie in Großbritannien ein.
Im Frieden von Kiel 1814 verbleibt Helgoland bei den Briten (siehe Geschichte Dänemarks). Helgoland wurde 1826 Seebad. Es kamen viele Schriftsteller und Intellektuelle auf die Insel. Der Verleger Campe machte regelmäßig auf der Insel Sommerurlaub. Heinrich Heine rühmte die Insel; wichtig war auch Ludolf Wienbargs Helgolandbuch. Der Dichter Hoffmann von Fallersleben machte auf Helgoland Urlaub und dichtete hier 1841 das Deutschlandlied nach einem "fröhlichen Besäufnis". In der Helgoländer Urschrift gab es noch die Variante zur dritten Strophe: Stoßet an, und lasset leben ...!
Früher Höhepunkt der Popularität der Insel als Reiseziel waren die fünfziger Jahre des 19. Jahrhunderts.
Übergang von Großbritannien auf Deutschland
1890 ging Helgoland im Sansibar-Vertrag von Großbritannien an das Deutsche Reich (und dort an das Königreich Preußen) über, wofür Großbritannien die bis dahin vor der Küste Deutsch-Ostafrikas liegende Insel Sansibar erhielt, bzw. das Deutsche Reich verzichtete selbst auf seine Ansprüche auf das Sultanat Sansibar und auf andere Rechte in Ostafrika. Die Bevölkerung nannten es "Knopf gegen Hose", womit sie ihre Meinung ausdrückten, da nicht nur die Größe sondern auch die Fruchtbarkeit beider Inseln sehr verschieden ist. (Witu). In den Gewässern Helgolands fanden während des Ersten Weltkrieges das erste Seegefecht bei Helgoland 1914 sowie das zweite Seegefecht bei Helgoland 1917 statt.
Militärische Bedeutung
Kaiser Wilhelm II. ließ Helgoland, das nahe der Mündung des damals neu erstellten, wirtschaftlich und strategisch wichtigen Kaiser-Wilhelm-Kanal liegt, zu einem Marinestützpunkt ausbauen. Diese militärische Funktion hatte die Seefestung Helgoland auch noch im Zweiten Weltkrieg und erreichte ihren Höhepunkt mit dem Unternehmen Hummerschere, durch welches das heutige Nord-Ost-Gelände entstand.
Ursprünglich wurde die Insel als Ziel für eine Nordsee-Seereise des einfachen Forschers gedeutet. Bald kamen aber auch rassistische Gedanken auf. Aus den Helgoländer guten Menschen wurden langsam die urdeutschen Friesen. Aus dieser Zeit stammen Phantasien über die Bedeutung Helgolands in einer germanischen Urgeschichte, die 1930 ihren Höhepunkt in der Gleichsetzung Helgolands mit einem arischen Atlantis hatten.
1945 war die Insel nach einem verheerenden Bombardement der britischen Luftwaffe unbewohnbar und wurde evakuiert. Es folgte am 18. April 1947 der erfolglose Versuch der Engländer, die Insel zu sprengen - die bis heute größte nichtnukleare Sprengung der Geschichte. Schließlich blieb Helgoland militärisches Sperrgebiet und Übungsgelände für die britische Luftwaffe.
Die evakuierten Helgoländer bewiesen Zusammenhalt und starteten verschiedene politische Initiativen bis hinauf zur gerade in das Amt getretenen Bundesregierung. Die Studenten Georg von Hatzfeld und René Leudesdorff konnten am 20. Dezember 1950 unbemerkt auf die Insel gelangen und hissten dort die Helgoländer, die deutsche und die europäische Flagge. Sie verbrachten Weihnachten und Sylvester alleine, bekamen jedoch im neuen Jahr Verstärkung von weiteren Helgoländern, bis sie vom britischen Militär wieder auf das Festland zurück verbracht wurden. Am 1. März 1952 wurde der Bevölkerung Helgolands erlaubt, wieder auf ihre Insel zurückzukehren. Seitdem blüht dort der Tourismus und der Kurbetrieb.
Tourismus
Geologische Sehenswürdigkeiten sind unter anderem die "Lange Anna" und der Lummenfelsen.
Die der Hauptinsel vorgelagerte und per Fähre zu erreichende Düne ist bevorzugtes Ziel derjenigen Urlauber, die nicht nur als Tagestouristen auf Helgoland verweilen und vor dem täglichen Touri-Anstrom dorthin "flüchten". Auf der Düne teilen sich die Badegäste an manchen Tagen den Strand mit einigen Robben, die ihre Scheu gegenüber Menschen weitgehend abgelegt haben. Trotzdem ist Vorsicht geboten, weil sie nicht-domestizierte Tiere bleiben, die sehr ungemütlich werden können, wenn man Ihnen zu nah kommt. Es empfiehlt sich entsprechenden Abstand zu halten. Auf der Düne befindet sich auch der kleine Flugplatz (Flugplatz Helgoland-Düne), von dem aus in etwa 20 bis 30 Minuten das deutsche Festland erreicht werden kann.
- Für weiterführende Informationen zum Fremdenverkehr auf der Düne siehe Düne-Tourismus.
Eine in Deutschland einmalige Touristenattraktion ist das Ausbooten von den Fähren zur Landungsbrücke. Dies ist erforderlich, da der Hafen nicht genügend Platz für die bis zu 10 Seebäderschiffe bietet. Eine Ausnahme bilden die schnellen Katamaranfähren, die den Südhafen direkt ansteuern.
Weiterhin sind gut 400 m der alten unterirdischen und mehrere Kilometer langen Bunkeranlagen und Schutzräume in Führungen begehbar. Die genaue Zahl und Länge der unterirdischen Gänge auf der Insel sind nach wie vor unbekannt.
Ein sehenswertes Gebäude ist die St. Nicolai-Kirche auf dem Oberland mit einigen alten und neuen künstlerischen Ausstattungen.
Nicht als Sehenswürdigkeit gedacht, aber bei nautischem Interesse sehenswert, ist der größte Seenotkreuzer der DGzRS, die "Hermann Marwede", sowie als Beispiel für ein SWATH der Lotsen-Tender (abwechselnd "Duhnen" und "Döse").
In einer Ausgabe der Sendung Genial Daneben wurde behauptet, es gäbe am Strand von Helgoland eine Fußgängerampel, die vor zur Landung ansetzenden Privatflugzeugen warnen soll. Für den Wahrheitsgehalt dieser Geschichte finden sich allerdings nur wenige Anhaltspunkte.
Wirtschaft
Die Bevölkerung Helgolands lebt heute größtenteils von Einnahmen aus dem Tourismus. Auf Helgoland gibt es nach wie vor Duty-free-Shops. Daneben gibt es Handwerksbetriebe und seit 1892 eine weltweit angesehene Forschungseinrichtung: Die Biologische Anstalt Helgoland (BAH). Diese erforscht die Grundlagen des Lebens im Meer mit Schwerpunkten in der Nordsee und im Wattenmeer. Seit 1998 gehört die BAH zum Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) mit Sitz in Bremerhaven. Eine weitere Forschungseinrichtung die früher Teil der BAH war, heute aber selbstständig ist ist die Vogelwarte Helgoland die eine Aussenstelle in Wilhelmshaven betreibt.
Es bestehen diverse Fährverbindungen zum Festland und zu anderen Inseln, so z.B. nach Bremerhaven, Cuxhaven, Büsum oder nach Wilhelmshaven, von denen nur eine einzige (nach Cuxhaven alle 2 Tage) auch im Winter betrieben wird.
Politik
Die Insel Helgoland bildet eine Gemeinde im Kreis Pinneberg (Schleswig-Holstein).
Mit Ausnahme einiger Rettungs-, Feuerwehr- und Gemeindefahrzeuge ist die Insel verbrennungsmotorfrei. Selbst für das Fahrradfahren benötigt man eine Sondergenehmigung, denn § 50 StVO (Straßenverkehrsordnung) besagt: Auf der Insel Helgoland sind der Verkehr mit Kraftfahrzeugen und das Radfahren verboten.
Sprachen
Neben dem Standard-Hochdeutsch und dem auch Halunder genannten Helgoländisch, einem eigenständigen, nordfriesischen Dialekt, beherrschen viele vor allem ältere Helgoländer auch noch Plattdeutsch bzw. Niedersächsisch.
Mit Landesgesetz vom 24. Dezember 2004 wurde Friesisch neben Deutsch Amtssprache auf Helgoland.
Siehe auch: Friesen-Droapen
Bauwerke
Auf Helgoland befindet sich ein Richtfunkturm sehr ungewöhnlicher Bauweise. Er ist als Stahlfachwerkkonstruktion mit dreieckigem Querschnitt ausgeführt, die noch zusätzlich mit Pardunen gesichert ist. Bild: [1]
Sport
Am Pfingstwochenende findet jedes Jahr die Nordseewoche, Deutschlands größte Segelregatta für Tourensegler in der Nordsee statt.
Ende Juli/Anfang August findet seit 2003 der Störtebeker Opti Cup statt, eine Regatta für Optimisten.
Im Rahmen der allgemeinen Begeisterung am Ausdauersport wird auf Helgoland alljährlich ein Marathonlauf veranstaltet, zu dem einige Hundert eventhungrige Sportler auf die Insel reisen. Außerdem bietet der VFL Fosite Helgoland noch ein großes Angebot von Sportarten an. Im Sommer findet neben einem alljährlichen Beachvolleyball-Turnier auch der O'Land Skimboard Contest (OSC), ein Wettbewerb im Wellenreiten statt.
Verkehr
Außer von denen durch StVO §35 mit Sonderrechten ausgestatteten Rettungskräften dürfen auf Helgoland nach StVO §50 keine Kraftfahrzeuge oder Fahrräder geführt werden.
Literatur
- Albert Panten: Helgoland im Mittelalter. Helgoland 2002
- Erich Lüth: Helgoland, die unzerstörbare Insel. Ullstein TB-Vlg., B. 1984, ISBN 3548204244
- Thorsten Berndt: Helgoland - Ansichten einer Hochseeinsel. S/W Bildband ISBN 3-529-02777-4
Weblinks
- Der Internetauftritt der Insel Helgoland
- Die britische Version der Flagge Helgolands
- Bilder des Photographen Thorsten Berndt zum Thema Helgoland und Sylt
- Gesetz zur Förderung des Friesischen im öffentlichen Raum (Friesisch-Gesetz – FriesischG)
- Reisebericht mit vielen Fotos
- Helgoland-Impressionen bei www.torzursee.de
Vorlage:Navigationsleiste Deutsche Inseln in Nordsee und Ostsee