Karsibór

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Kaseburg)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Karsibór (deutsch Kaseburg, auch Caseburg auf Usedom) ist ein Teil der Stadtgemeinde Świnoujście (Swinemünde) in der polnischen Woiwodschaft Westpommern.

Geographische Lage

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Kaseburg südöstlich der Ostsee-Hafenstadt Swinemünde auf einer Karte von 1910
Karsibor als künstliche Insel zur Verkürzung des Schifffahrtsweges
Dorfkirche
Marina von Karsibór

Die Ortschaft liegt auf der Insel Kaseburg am Stettiner Haff, die bis ins 19. Jahrhundert ein Teil der Insel Usedom gewesen war. Die Entfernung zum Stadtzentrum von Swinemünde im Nordwesten beträgt etwa acht Kilometer, nach Stettin im Süden etwa 50 Kilometer.

In der Nähe des Ortes wurde eine Münze aus dem Jahr 718 gefunden, die als das älteste datierbare Fundstück auf der Insel Usedom gilt. Der Ort wurde erstmals 1242 urkundlich erwähnt, als das Kloster Dargun hier und im benachbarten Garz Besitzrechte erwarb. Das Kloster richtete in Kaseburg eine Vogtei ein. Neben Kaseburg gehörten die Orte Woitzig, Faulensee und Swine dazu. Nach Einführung der Reformation 1534 in Pommern und der nachfolgenden Säkularisation wurde die Kaseburger Hofmeisterei dem herzoglichen Amt in Wolgast unterstellt. Auch kirchlich gehörte Kaseburg bis 1720 zur Synode Wolgast.

Nach der Landung des schwedischen Heeres während des Dreißigjährigen Krieges 1630 bei Peenemünde soll König Gustav II. Adolf von Schweden in der Zeit vom 14. bis zum 19. Juli im Kaseburger Pfarrhaus seine Unterkunft bezogen haben. Als die Insel Usedom nach dem Westfälischen Frieden 1648 zu Schwedisch-Pommern kam, gelangte das Gut Kaseburg an Johan Axelsson Oxenstierna. Die Schweden ließen in der Mitte des 17. Jahrhunderts bei Kaseburg eine Schiffswerft errichten, die ihr Holz aus der Kaseburger Heide bezog. Die Werft ging nach dem Abholzen des Baumbestands wieder ein.

In der Dorfkirche von Kaseburg wurde 1653 der schwedische Seeheld Admiral Lars Mathson Strußhielm beigesetzt, Befehlshaber der in der Swine stationierten Flottenabteilung, der sich für einige Jahre in Kaseburg niedergelassen und für die Dorfkirche zwei Kirchenglocken, die Turmuhr und ein Taufbecken gestiftet hatte. Eine noch wertvollere Stiftung erhielt die evangelische Gemeinde von dem in Kaseburg geborenen, 1798 verstorbenen Schiffskapitän David Kröning und dessen Ehefrau, die der Dorfkirche ihr gesamtes Vermögen vererbten, jedoch mit der Auflage, dass ein Teil desselben als eiserner Bestand verbleiben und aus den Zinsen alljährlich bedürftige Kaseburger Einwohner unterstützt werden sollen. Als mit der restlichen Geldanlage bis 1825 ein Betrag in Höhe von 3250 Thalern angespart worden war, wurde damit im selben Jahr ein massiver Neubau der Kirche und ihres Turms finanziert.[1]

Mit dem Bau der Kaiserfahrt wurde der östliche Teil der Insel Usedom mit Kaseburg abgetrennt und zu einer eigenen Insel. Im Juli 1942 wurde in Swinemünde die Schnellboot Schulflottillie gebildet, ab dem 1. November 1943 Schnellboot-Lehr-Division. Zur Ausbildung des seemännischen Personals wurde in Swinemünde-Eichstaden die 1. Ausbildungs-Abteilung und auf der Insel Kaseburg die 2. Ausbildungs-Abteilung für das technische Personal eingerichtet.[2] Zu sehen sind noch heute die Reste des Aubildungshafens der 2. Ausbildungs-Abteilung, eine Nutzung durch die 4. U-Flottille Stettin hat nicht stattgefunden. Die Entmagnetisierungsanlage befand sich seewärts am Westufer Wollin/Werder.[3]

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Kaseburg zusammen mit Hinterpommern von der Sowjetunion gemäß dem Potsdamer Abkommen der Verwaltung der Volksrepublik Polen unterstellt. Anschließend begann die Zuwanderung ausländischer Migranten, vornehmlich Polen aus Gegenden östlich der Curzon-Linie sowie aus Zentralpolen. Der Ort und die Insel wurden in Karsibór umbenannt, was der Bezeichnung Carisubour aus der Ersterwähnung nahekommt, welche Schöner Wald bedeuten soll. Die einheimische (deutsche) Bevölkerung wurde in der Folgezeit von der örtlichen polnischen Verwaltungsbehörde vertrieben.

Im Jahr 1966 wurde die einspurig befahrbare Piastowski-Brücke über die Stara Świna (Alte Swine) fertiggestellt, die den Ort mit der Insel Wollin verbindet. Die Brücke wurde zwischen 2011 und 2012 zweispurig neu aufgebaut, die alte Brücke 2013 abgerissen. Von Świnoujście (Swinemünde) wurde eine Buslinie eingerichtet.

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Anzahl Einwohner Anmerkungen
1818 737 [4]
1867 1220 am 3. Dezember[5]
1871 1183 am 1. Dezember, sämtlich Evangelische[5]
1925 1160 [6]
1933 1195 [6]
1939 1459 [6]
Alte Kate im Dorf

Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Kirche der Unbefleckten Empfängnis der Heiligen Jungfrau Maria, mit Anfängen aus dem 15. oder 16. Jahrhundert, 1826 nach Plänen Karl Friedrich Schinkels umgebaut – das älteste Bauwerk im heutigen Swinemünder Stadtgebiet. Von 1535 bis 1945 evangelisch, 1946 katholisch geweiht
  • ehemaliges Pfarrhaus, in dem 1630 Gustav II. Adolf genächtigt haben soll
  • Alter deutscher Friedhof, einer der wenigen Friedhöfe im alten Pommern, der noch gut erhalten ist. Besonderheit sind die schmiedeeisernen Grabeinfassungen, leider in den letzten Jahren durch Schrottdiebe stark dezimiert.[7]
  • Beobachtungsturm im Vogelschutzgebiet auf der Insel Karsiborska Kępa
  • Mole der Kaiserfahrt im Süden der Insel

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogthums Pommern und des Fürstenthums Rügen, Teil II, Band 1, Anklam 1865, S. 553.
  2. Martin Husen: Die Kriegsmarine auf Usedom und Wollin. GRIN-Verlag, 2020, ISBN 978-3-346-22444-6, S. 44.
  3. Martin Husen: Die Kriegsmarine auf Usedom und Wollin. GRIN-Verlag, 2020, ISBN 978-3-346-22444-6, S. 45.
  4. Leopold Krug und Alexander August Mützell: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 2: G–Ko, Halle 1821, S. 310, Ziffer 1329.
  5. a b Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 14–15, Ziffer 14.
  6. a b c Michael Rademacher: Usedom. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  7. Touristenkarte - Insel Wollin und Umgebung, Warschau 2012
Commons: Karsibór Island – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 53° 51′ 14″ N, 14° 18′ 44″ O