Atlas Network

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Atlas Network
Logo
Rechtsform Nichtregierungsorganisation
Gründung 1981
Gründer Antony Fisher
Sitz Arlington, Virginia
Zweck Marktwirtschaft
Vorsitz Debbi Gibbs
Umsatz 19.446.645 US-Dollar (2022)
Website www.atlasnetwork.org

Das Atlas Network (zuvor Atlas Economic Research Foundation) ist eine 1981 durch den britischen Unternehmer und Lobbyisten Antony Fisher gegründete Organisation mit Sitz in Arlington, Virginia, die sowohl selbst wie ein Thinktank agiert als auch ein Verbindungsglied von Hunderten zumeist libertären Partnerorganisationen darstellt.[1] In der wissenschaftlichen Literatur wird das Atlas Network dem Neoliberalismus[2] bzw. dem Libertarismus oder Proprietarismus zugeordnet.

Nach eigenen Angaben dient das Netzwerk zum Aufbau und zur internationalen Vernetzung klassisch-liberaler Denkfabriken. Für Hayek als zentrale Netzwerk-Figur im Sinne von Adrienne Héritier stand nicht aktuelle Einwirkung auf die Tagespolitik, sondern kontinuierliche Beeinflussung der Wirtschaftswissenschaft und der öffentlichen Meinung im Vordergrund.

Es hat nach eigener Aussage 500 Partner in 100 Staaten.[3]

Positionen und Wirken

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Zu dem Netzwerk gehören viele Thinktanks, die aktiv an der Verbreitung „klimaskeptischer“ Positionen arbeiten.[2][4] Gemäß Susanne Götze und Annika Joeres ist das Atlas Network „Partner von so ziemlich allen neoliberalen Thinktanks […], die klimaskeptische Thesen vertreten“.[5] Zudem gilt es als „strategischer Verbündeter“ der Tabakindustrie.[1]

Der damalige britische Premierminister Rishi Sunak bedankte sich 2023 beim Atlas-Mitglied „Policy Exchange“ für die Hilfe bei der Formulierung von Gesetzen („helping us draft legislation“), welche die häufigen Straßenblockaden der Klimaschutzgruppe Extinction Rebellion als willentliche Störung der Autobahn („willful obstruction of the highway“) unter Strafe stellen. In der Folge kam es zu diversen Verhaftungen und Verfahren gegen Aktivisten von Extinction Rebellion. Die Gruppe verkündete in der Folge von derart störenden Protestformen Abstand zu nehmen.[6]

Finanziert wird das Atlas Network unter anderem von libertären Akteuren wie den Stiftungen der Brüder Charles G. Koch, David H. Koch und John Marks Templeton, die alle zu den regelmäßigen Spendern gehören. Ebenfalls erhielt das Atlas Network Geld von diversen Unternehmen wie z. B. ExxonMobil, Royal Dutch Shell, MasterCard, Pfizer und Procter & Gamble. Auch Richard Mellon Scaife trug zur Finanzierung bei.[7] Ein weiterer langjähriger Finanzier war der Tabakkonzern Philip Morris,[1] weitere Gelder flossen von den Tabakkonzernen British American Tobacco und Japan Tobacco International.[8]

Nach den politischen Erfolgen des Neoliberalismus in Großbritannien, Chile und den USA bis 1980 richtete sich das Augenmerk Fishers auf die globale Vernetzung von Thinktanks und den Aufbau liberaler Stiftungen auch in peripheren Regionen der Welt. Das Atlas Network koordiniert die Kommunikation zwischen einigen hundert Denkfabriken. 2024 sind dadurch 581 free-market organizations (d. h. freie Marktwirtschaft fördernde Organisationen) in weltweit vernetzt.[9][10] Das Budget der Organisation betrug 2001 etwa 2,5 Millionen US-Dollar.

Atlas Network verleiht seit 1990 jährlich den Sir Anthony Fisher International Memorial Award sowie seit 2004 jährlich den nach John Marks Templeton benannten Templeton Freedom Award.[11] Benannt wurde die Organisation nach dem Roman Atlas wirft die Welt ab von Ayn Rand.[12] Das Netzwerk veranstaltet regelmäßige Treffen in den verschiedenen Weltregionen und vergibt verschiedene Preise, teilweise in Kooperation mit nationalen Partnern. In Europa trifft sich das Netzwerk regelmäßig zum jährlichen Europe Liberty Forum, dem Transatlantic Thinktank CEO Summit und dem Europe Liberty Award.[13] Seit 2021 vergibt es in Spanien einen Preis für Nachwuchsjournalismus, den Carlos Alberto Montaner Young Journalism Prize (vormals Young Journalism Award).[14]

Anzahl der Organisationen im Netzwerk[9]
Region Anzahl
USA 181
Kanada 11
Südamerika/Karibik 121
Europa/Zentralasien 157
Afrika 59
Ostasien/Pazifik 21
Südasien 21
Australien/Neuseeland 10

Im deutschen Sprachraum arbeitet Atlas Network u. a. mit den folgenden Organisationen zusammen:

Im europäischen Raum:

  • Epicenter (Belgien)

Im angelsächsischen Raum wirkt das Atlas Network als verbindender Überbau für:

In Südamerika ist Atlas vertreten durch:

  • Fundación para el Desarrollo de Guatemala (Guatemala)
  • Instituto Libertad y Democracia (Peru)
  • Fundación Libertad y Progreso (Argentinien)
  • Fundación Atlas (Argentinien)
  • Centro de Estudios para el Desarrollo (Uruguay)
  • Instituto Liberal de São Paulo (Brasilien)

In Afrika vertritt die Interessen:

  • Center for African Prosperity[17]
  • African Students for Liberty (Kenia)

In Asien:

  • Foundation for Economic Freedom (Philippinen)
  • Ideas Beyond Borders (Irak)
  • Institute for Democracy and Economic Affairs (Malaysia)
  • Marie Laure Djelic & Reza Mousavi: „How the Neoliberal Think Tank Went Global: The Atlas Network, 1981 to the Present“, in: Plehwe, Dieter; Slobodian, Quinn & Mirowski, Philip (Hrsg.): Nine Lives of Neoliberalism, ISBN 978-1-78873-255-0, Verso Books, London u. New York/NY 2020, S. 257–282.
  • Globalization and the Opportunities for Developing Countries. In: International Monetary Fund [IMF] (Hrsg.): IMF, World Economic Outlook. Washington D.C. Mai 1997, S. 72–92.

Einzelnachweise

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  1. a b c Julia Smith et al.: The atlas network: a “strategic ally” of the tobacco industry. In: The International Journal of Health Planning and Management. 2016, doi:10.1002/hpm.2351.
  2. a b Dieter Plehwe: Think tank networks and the knowledge–interest nexus: the case of climate change. In: Critical Policy Studies. Band 8, Nr. 1, 2014, S. 101–115, doi:10.1080/19460171.2014.883859.
  3. The Network. Abgerufen am 14. September 2023 (englisch).
  4. Núria Almiron, Maxwell Boykoff, Marta Narberhaus, Francisco Heras: Dominant counter-frames in influential climate contrarian European think tanks. In: Climatic Change. September 2020, doi:10.1007/s10584-020-02820-4.
  5. Susanne Götze, Annika Joeres: Die Klimaschmutzlobby. Wie Politiker und Wirtschaftslenker die Zukunft unseres Planeten verkaufen. München 2020, S. 74.
  6. Amy Westervelt, Geoff Dembicki, Amy Westervelt, Amy Westervelt, Kate Aronoff, Kate Aronoff, Alexander Zaitchik, Alexander Zaitchik, Kate Aronoff, Kate Aronoff, Kate Aronoff, Kate Aronoff, Marek Makowski, Marek Makowski, Kate Aronoff, Kate Aronoff: Meet the Shadowy Global Network Vilifying Climate Protesters. In: The New Republic. 12. September 2023, ISSN 0028-6583 (newrepublic.com [abgerufen am 14. September 2023]).
  7. Sphere of Influence: How American Libertarians Are Remaking Latin American Politics. In: The Intercept, 9. August 2017. Abgerufen am 31. August 2020.
  8. Jessica Glenza, Sharon Kelly and Juweek Adolphe: Free-market groups and the tobacco industry - full database. In: The Guardian. Abgerufen am 25. Februar 2021.
  9. a b Andreas Maus, Julia Regis und Silke Diettrich: Wie ein weltweites Netzwerk den Weg für radikale Populisten bereitet In: Monitor, Westdeutscher Rundfunk, Juli 2024, 11 Minuten.
  10. Stephan Schulmeister, Von der Aufklärung zur Gegenaufklärung, in Die Presse, Wien am 30. August 2016.
  11. Übersicht über die vom Atlas Network vergebenen Awards (englisch)
  12. Timothy Mitchell: How Neoliberalism Makes its World: The Urban Property Rights Project in Peru. In: Mirowski, Plehwe (Hrsg.): The Road from Mont Pelerin – The Making of the Neoliberal Thought Collective. Harvard Univ. Pr., 2009, S. 386–416, hier: S. 396.
  13. Atlas Network. Abgerufen am 9. Juli 2024.
  14. Atlas Network and Cátedra Vargas Llosa announce the Carlos Alberto… 24. Mai 2024, abgerufen am 9. Juli 2024 (englisch).
  15. Prometheus – Lobbypedia. Abgerufen am 7. Februar 2017 (deutsch (Sie-Anrede)).
  16. Amy Westervelt, Geoff Dembicki, Amy Westervelt, Amy Westervelt, Kate Aronoff, Kate Aronoff, Alexander Zaitchik, Alexander Zaitchik, Kate Aronoff, Kate Aronoff, Kate Aronoff, Kate Aronoff, Marek Makowski, Marek Makowski, Kate Aronoff, Kate Aronoff: Meet the Shadowy Global Network Vilifying Climate Protesters. In: The New Republic. 12. September 2023, ISSN 0028-6583 (newrepublic.com [abgerufen am 14. September 2023]).
  17. Atlas Network. Abgerufen am 14. September 2023.