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Breitinger, Johann Jakob

Lebensdaten
1701 – 1776
Geburtsort
Zürich
Sterbeort
Zürich
Beruf/Funktion
Philosoph ; Ästhetiker ; Philologe ; Klassischer Philologe ; Theologe ; Schriftsteller
Konfession
reformiert
Normdaten
GND: 118514881 | OGND | VIAF: 12356549
Namensvarianten

  • Breitinger, Johann Jakob
  • B.
  • B., J. J.
  • Breitinger, J. J.
  • Breitinger, Johann Jacob
  • Breitingerus, Iohannes Iacobus
  • Breitingerus, Joannes Jacobus
  • Breitingerus, Johannes Jacobus
  • J. J. B.
  • Breitingerus, Joannes Jakobus
  • Breitingerus, Johannes Jakobus

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Zitierweise

Breitinger, Johann Jakob, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118514881.html [03.12.2024].

CC0

  • Breitinger, Johann ]akob

    Philologe und Ästhetiker, * 1.3.1701 Zürich, 14.12.1776 Zürich. (reformiert)

  • Genealogie

    V Franz Casp. (1665–1742), Knopfmacher, zeitweise geheimer Sekretär bei Herzog Georg von Württemberg-Mömpelgard, dann Major der Miliz, S des Pfarrers Konrad (1632–99); Vorfahr Jakob ( 1548, Ur-Gvv des Johann Jakob, s. 1), Gerber;
    M Verena Schobinger;
    Uster 25.10.1735 Esther Schinz ( 1785) aus Zürich;
    2 T (beide mit Zürcher Geistlichen verheiratet).

  • Biographie

    Die persönliche Zurückhaltung, die wir bei gebildeten Altzürchern häufig antreffen, war auch das Erbteil B.s, und dies bis zu dem Grade, daß uns sein Profil unter den Zeitgenossen immer wieder entwischt. Es ist bezeichnend, daß der anscheinend einzige Nekrolog, der auf ihn erschienen ist, eine kleine anonyme Lobschrift, sich so gut wie keiner Charakteristik bedient: nur von seinen Verdiensten ist die Rede. Er verdankte seine Geistesrichtung seinem ältern Bruder Johann Heinrich, der 1744 als Pfarrer in Uster starb. In dessen Fußtapfen wurde B. Geistlicher und Chorherr des Stifts zum Großmünster in Zürich. Als Professor am Collegium Carolinum lehrte er Hebräisch und Griechisch. Er erwarb Ansehen mit seiner Neuausgabe der Septuaginta (1730 ff.). Seit seiner frühen Freundschaft mit dem um drei Jahre ältern J. J. Bodmer erfreute er sich dessen Mitarbeit, wie er anderseits dessen im Einzelnen nicht immer erkennbarer Anreger ist. Aus einer Gemeinschaftsarbeit, aber mit besonderem Anteil B.s, ging 1735 eine für das auflebende Geschichtsstudium wichtige Sammlung chronikalischer und historischer Arbeiten hervor, betitelt „Thesaurus Historiae Helveticae“. Mit einer Vorrede Bodmers versehen erschien 1740 B.s „Critische Dichtkunst“, die einen Markstein in der Geschichte der deutschen Poetik darstellt. Es kommen darin neben französischen Quellen entscheidend italienische und englische zur Geltung, sowie im Resultat eine das alte Prinzip der Nachahmung der Natur überschreitende Lehre von der freien Schöpferkraft der Phantasie: Lessing schritt auf dieser Bahn weiter. Goethes rückschauende Beurteilung ist zwiespältig, aber er sagt doch: „B. war ein tüchtiger, gelehrter, einsichtsvoller Mann, dem, als er sich recht umsah, die sämtlichen Erfordernisse einer Dichtung nicht entgingen.“ („Dichtung und Wahrheit“, 7. Buch).

  • Werke

    Weitere W Verteidigung d. Schweiz. Muse Dr. A. Hallers, Zürich 1744;
    Hss. in d. Nachlässen v. J. J. Bodmer u. J. J. B., vgl. Kat. d. Hss. d. Zentralbibl. Zürich II, 1527 ff.;
    s. a. Goedeke IV/1, 1916, S. 17 f. (L).

  • Literatur

    ADB III;
    H. Bodmer, J. J. B., Diss. Zürich 1897;
    R. Veroste, Der Phantasiebegriff b. d. Schweizern, Progr. Wien 1908;
    E. Ermatinger, Dichtung u. Geistesleben d. dt. Schweiz, 1933, S. 314 ff.;
    Frels;
    J. Bräker, Der erzieher. Gehalt in J. J. B.s „Crit. Dichtkunst“, Diss. Zürich 1950;
    s. a. Körner, S. 206.

  • Porträts

    in d. Graph. Slg. d. Zentralbibl. Zürich; s. a. Singer I, 1930, S. 62.

  • Autor/in

    Fritz Ernst
  • Zitierweise

    Ernst, Fritz, "Breitinger, Johann Jakob" in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 578 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118514881.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Breitinger, Johann Jakob

  • Biographie

    Breitinger: Joh. Jakob B., geb. 1701, 15. Decbr. 1774, ist mit Bodmer in der Geschichte der deutschen Litteratur unauflöslich verbunden. Die Erscheinung kommt auf litterarischem Gebiete kaum zum zweiten Male vor, daß der feinere, scharfsinnigere und gründlichere Arbeiter seinem Mitgenossen in solchem Grade sich bei- und unterordnet, daß er sein Leben lang dessen Anregungen und Aufgaben folgt und die mitgetheilten Ideen mit einer Freiheit und Eigenthümlichkeit, mit einem Gedankenreichthum und einer durchgebildeten Organisation ausführt, wie es der Anregende nicht vermocht hätte. Das aber ist das Verhältniß zwischen B. und Bodmer. Der Erstere, ursprünglich Theologe, war ein gründlich gebildeter Philologe und daher Professor der griechischen Sprache in Zürich. Als solcher besorgte er unter anderem eine vortreffliche kritische Ausgabe der Septuaginta (1730—32). Die Bekanntschaft seines Namens beruht jedoch auf seinen mit Bodmer vereinten Bemühungen für die deutsche Litteratur, welche, mit den „Discursen der Maler" beginnend, dann unausgesetzt lebenslang fortdauerte. Beide vereint gaben im Fragment: „Vom Einfluß und Gebrauche der Einbildungskraft zur Ausbesserung des Geschmacks" (1727) den ersten Versuch einer Theorie der schönen Künste, auf die Seelenlehre gegründet, den Werth der Einbildungskraft in der Poesie nachweisend, während Gottsched meinte, diese bestehe wesentlich in einer Verstandesoperation. Das Hauptwerk der Züricher ist Breitinger's „Kritische Dichtkunst" (1740), eine nach philosophischen Grundsätzen durchgeführte Aesthetik, worin sich der Verfasser die Ansichten der Alten und der Neuen über die Poesie gründlich zu eigen gemacht. Der erste Theil handelt vom Wesen der Poesie, indem namentlich Poesie und Malerei mit einander verglichen werden und der Phantasie ihr Recht widerfährt. Besonders werthvoll ist die Auseinandersetzung über Epos und Fabel. Im zweiten Theil wird die poetische Sprache erörtert, mit Hervorhebung der von Gottsched Verbannten „Machtwörter“. Bei aller Mangelhaftigkeit und Schwerfälligkeit von Breitinger's Arbeit enthielt dieselbe doch das Ergebniß der Einsicht und Gelehrsamkeit seiner Zeit über Dichtkunst und Aesthetik, und blieb in Geltung, bis Lessing neue Bahnen brach. Der endliche Sieg der Schweizer beruhte nicht nur auf ihrer gründlichen Einsicht, sondern auch auf ihrem gefunden und freien Blick ins Leben; denn Kleist nennt auch Breitingern einen „Weltmann und Erz-Politikus“, der demnach auch den Takt hatte, sich von Bodmer's Klopffechtereien fern zu halten. Dagegen stand er ihm in Herausgabe der ältern deutschen Dichtungen geschickt zur Seite: daher sich Boner's Fabeln durch Breitinger's fleißige Bearbeitung vor den übrigen Stücken auszeichnen. — Ueber B. s. Jördens, Manso, Gervinus und meine Schweiz. Litteratur d. 18. Jahrh.

  • Autor/in

    Mörikofer.
  • Zitierweise

    Mörikofer, "Breitinger, Johann Jakob" in: Allgemeine Deutsche Biographie 3 (1876), S. 295 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118514881.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA